Arco ist in der Nacht vom 4. auf den 5. Juli gestorben, er hatte eine schwere kolik mit Kreislaufversagen.
Ich werde demnächst das Tagebuch abschließen mit dieser schlimmen Nacht, aber nun muß ich mich erst einmal sammeln. Es wird nicht besser, sondern immer schlimmer mit der Traurigkeit.
Traurige grüße Maike
Ich schließe jetzt heute Arcos Tagebuch. Es ist ein sehr langer Bericht und ich bin euch nicht böse wenn ihr vorher aufhört zulesen, aber es musste mal alles raus...
Es ist jetzt cirka 1 Jahr her, als alles seinen Lauf nahm. Ich kam aus dem Urlaub und mein Vater meinte, Arco läuft sehr schlecht. Ich sagte noch, ja er ist ja alt, das ist bestimmt Arthrose, hatte er vorher schon... so fing alles an.
Heute ein Jahr später lasse ich alles Revue passieren, es ist seitdem viel passiert. Vor einem viertel Jahr ist mein Arco verstorben.
04.07.2006 Es war ein sehr heißer Tag, an dem Arco morgens, sehr apathisch war. Er hat mich gar nicht richtig war genommen, da er das schon mal hatte, dachte ich mir nicht das schlimmste, denn es hatte sich ja wieder gebessert. Dieses mal war es aber nicht so, als ich gegen 17.00 Uhr von der Arbeit zurück kam, hatte er eine sehr schwere Atmung und Sekret aus den Nüstern laufen, aber er reagierte auf mein Rufen und kam mir entgegen. Ich alarmierte sofort den TA, er kam wie immer im Fluge. Der TA hat Arco untersucht, einen Magenschlauch gelegt, um zuschauen, ob die Magen- Darmpassage durchgängig ist, und auch rektal abgetastet. Einen wackeligen Zahn hat er auch noch gezogen. Er meinte es wäre wohl eine Magen-Darmkolik und gab ihm Buscopan und Novalgin iv. Arco beruhigte sich kurzzeitig. Plötzlich aber ging sein Atem stakkatomüßig, er wurde sehr tachykard und schweißig. Der TA hat noch Blutproben entnommen, sein Zustand verschlimmerte sich zusehends, wie auch meine Migräne die ich schon den ganzen Tag hatte. Der TA war ratlos. Er ließ mich mit dem kranken Pony alleine, kam aber eine Stunde später noch einmal vorbei um zuschauen. Sein Zustand war auch da, unverändert schlecht. Er meinte wir müssten warten, er könnte nichts mehr tun, ist alles noch mal durchgegangen und hat sich dann verabschiedet. Ich habe Arco kühl abgewaschen und ihm beruhigend zugeredet. Sein Schweiß lief wie in Strömen über seinen Körper, ich habe nur geweint, wie auch jetzt wo ich diese Zeilen schreibe. Ich habe extra lange gewartet, bis ich das Tagebuch abschließe, ich dachte ich wäre soweit, aber nun kommt alles wieder hoch. Im Viertelstundentakt habe ich nach ihm geschaut und ihn kühl abgerieben, bis er irgendwann anfing zufrieren, es waren aber immer noch, bestimmt 25 Grad an dem Abend. Ich habe ihn dann warm eingedeckt und ihn zu seiner Box gebracht, vorher stand er noch im Auslauf. Damit er sich nicht aufregt, habe ich die Tür offen gelassen, er sollte das Gefühl haben, das er zu seiner Herde könnte, wenn er wollte. Dann habe ich noch lange bei ihm gesessen, es war mittlerweile nach Mitternacht. Deutschland hatte gerade gegen Italien verloren, aber das interessierte mich nicht wirklich. Meine Migräne hatte ihren Höhepunkt erreicht, mir war übel, schwindelig und ich konnte nicht mehr aus den Augen gucken. Heute wünschte ich, ich hätte mich einfach zu ihm ins Stroh gelegt und einwenig geschlafen, aber es waren auch so viele Mücken um uns herum und ich war schon arg zerstochen, ich wollte einfach nur die Augen kurz schließen und habe ihn alleine gelassen, wofür ich mich heute treten könnte. Ich hab dann schlichtweg verschlafen, bin einige Stunden später aus dem Bett gesprungen und hatte kein gutes Gefühl, ich mochte nicht um die Büsche zum Stall gehen, aber wollte auch zu ihm. Da lag er vor seiner Boxe und war schon von mir gegangen, er war erlöst von seinen Schmerzen. Ich hätte ihn so gerne begleitet, es tut so weh... nicht bei ihm gewesen zusein. Ich war zu egoistisch und wollte schlafen und ließ ihn allein, das ist das schlimmst für mich, ihn im Stich gelassen zu haben. Ich habe lange bei ihm gekniet und ihn gestreichelt, 27 Jahre waren wir zusammen und in der letzten Stunde nicht... Dann habe ich seine beiden Kumpels zu ihm gelassen, um Abschied zu nehmen. Sie waren sehr aufgeregt. Wolan wollte erst gar nicht näher treten. Falco war ganz mutig und stark. Sie haben ihn dann angestupst und an ihm gerochen, haben ihn immer wieder umkreist. Ich habe ihn dann abgedeckt und die Beiden wieder in den Auslauf gebracht. Die Stelle ist von der Straße her einsehbar gewesen und ich wollte nicht das ihn einer so daliegen sieht. Die anderen Beiden haben mir immer wieder zugewiehert, wenn sie mich sahen, es war so schrecklich. Mittlerweile war es 6.00 morgens, ich habe mich direkt um den Viehverwertungswagen gekümmert, aber leider meldete sich dort noch niemand. Ich weiß, das der morgens meist schon ab 6.00 vorbei fährt und ich wollte das Arco nicht zulange liegt. Es sollte wieder über 30 Grad werden, es waren auch schon viele Fliegen bei ihm. Ab 8.00 Uhr habe ich dann jemanden erreicht:" Oh der ist gerade noch bei ihnen vorbei gefahren, hätten wir das gewusst." Um 15. 00 wollte er dann noch mal kommen. Ich bin schnell in den Salon, habe meine Hunde frisiert und bin zurück. Mein Mann hatte unterdes, den Verwerter auf 14.00 bestellt, er wollte nicht, das ich dabei bin und leide. Meine Kollegin hatte mir aber Gott sei Dank noch Kunden abgenommen, so das ich rechtzeitig um 13.00 wieder bei meinem toten Arco war. Es hätte mir auch das Herz gebrochen, wenn er schon abgeholt worden wäre, wenigsten auf seinen letzten Weg vom Hof, wollte ich ihn begleiten. Ich habe dann noch eine Stunde mit ihm und seinen Kumpels verbracht.
Dann kam der Wagen, ich muss sage, das ich ganz ruhig, klar und realistisch war. Der Mann war sehr nett und hat mir alles erklärt. Da sein Wagen bis mit 'zig Kühen bis zum Bersten gefühlt war, konnte er nicht bis ran an den Stall fahren, die Pflasterung würde nicht aushalten. Er sagte es wäre sein drittes Pferd in Folge, läge wohl an der starken Hitze waren alles Koliker.
Froh bin ich, das Arco sich noch aus seiner Box geschleppt hat, den sonst hätten wir ihn nicht dort rausbekommen, ohne ihm die Beine zubrechen. Nur der Gedanke daran...
Ich habe ihm dann ein schweres Abschleppseil um die Vorderbeine gelegt und mein Mann hat ihn ganz langsam mit dem Geländewagen an die Straße gezogen, ich bin hinter ihm her, als letzte Geleit. Er wurde dann mit der Kralle aufgenommen, gewogen, es öffneten sich die Klappen und mein Arco verschwand im inneren des LKW's. Der Viehverwerter war ganz vorsichtig mit ihm. Ich konnte das alles mit ansehen, war ganz stark. Der Zusammenbruch bei mir kam dann abends und in der Nacht.
Arco hatte ein langes schönes Leben und war bis zuletzt nie Krank gewesen.
Er fehlt mir so sehr... Während ich diese vielen Zeilen geschrieben habe, kam alles wieder hoch, aber es hat auch gut getan es aufzuschreiben und zu weinen...
Ich werde nun nichts mehr hier schreiben, das Tagebuch ist beendet...
Die TA -Rechnung bekam ich dann, erst netter Weise 2 Monate später, es waren 80,02-.
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