Hallo Zusammen, ich bräuchte dringend eine zweite Meinung bzgl. meine Stute und EMS. Es fällt mir sehr schwer einzuschätzen, wie schlimm es jetzt wirklich um sie steht und wie ihr Leben so in Zukunft auszusehen hat. Am besten ich fange mal ganz von vorne an: Letzte Woche habe ich unsere TÄ gerufen, weil meine Maus relativ apathisch in ihrer Hütte stand, nichts fressen wollte und die ganze Zeit mit dem Kopf nickte. Die Hufe waren nicht warm, Darmgeräusche auch normal, kein Fieber - es hat also erstmal nichts Dingdingding!!! geschrien. Die TÄ meinte es wäre vermutlich ein leichter allergischer Schock und hat ein Antihistaminkum gespritzt. Darauf folgte allerdings das dicke Ende: Sie meinte das ihr geringstes Problem die allergische Reaktion wäre, sie hätte definitiv EMS. Ich wurde regelrecht fertig gemacht, wie ich es soweit kommen lassen konnte (und sie hatte natürlich recht). Kili wäre der schlimmste Fall, den sie je gesehen hätte und sie würde das Pony so nicht einmal impfen wollen, weil das einen Reheschub auslösen würde. Nach 15 min "und DA ist Fett und DA ist Fett und DA und DA und DA!!!!" und einem neuen Futterplan (nurnoch 4h Weide am Tag 2h morgens, 2h abends, kein Kraftfutter, nurnoch irgendwelche Pavo Weidebricks(?)) fuhr sie dann wieder und ich war erstmal fertig mit der Welt. Seitdem checke ich jeden Tag, ob die Hufe wärmer werden und ob ich ein Pochen spüren kann. Außerdem muss sie sich jetzt jeden Tag im Kreis drehen, damit ich sehe, ob sie bei Wendungen die Vorderhand entlastet. Es fällt mir schwer ihren Puls am Vorderbein zu ertasten, deshalb gehe ich davon aus, dass nichts pocht (habe noch nie ein Rehepferd während eines Schubs in Natura gesehen, deshalb muss ich da recht theoretisch rangehen). Die engen Wendungen macht sie ganz normal. Ich habe jetzt sehr viel im Internet geforscht und bin auf eine ziemliche Bandbreite an Informationen gestoßen. Von halb so wild bis früher, qualvoller Tod war da alles vertreten. Ich muss sagen sie hat schon wirklich die typische Figur. Massiger Hals, Fett an der Kruppe und auch sehr viel an der Schulter. Über den Augen hat sie die Dellen und hinter der Schulter wo der Gurt normalerweise sitzt, ist auch ein Fettdepot. Ich habe immer nach der Faustregel gelebt, wenn man die Rippen fühlen kann und der Bauch von hinten nicht seitlich raussteht, ist alles ok. (wenn ich die Rippen nicht mehr fühlen konnte, wurde immer diätet - gesehen hat man ihre Rippen allerdings noch nie muss ich zugeben) Irgendwie war ich mega betriebsblind (wenn ich sie jetzt anschaue, verstehe ich echt nicht, wie mir das nicht auffallen konnte - es tut mir so Leid!) Ich habe alle digitalen Fotos von ihr jetzt nochmal gesichtet und die Fettbollen über den Augen hat sie mind. seit wir Digitalfotos gemacht haben (9Jahre), das Fett an Schulter und Kruppe schwankte immer wieder. War schon schlimmer, aber auch schon etwas besser. Ist auch nicht immer optimal zu sehen.Warum die Tierärztin erst jetzt Alarm geschlagen hat, weiß ich auch nicht. Vielleicht noch etwas zu Kili und ihrer Haltung: Sie ist 20 Jahre alt (bei mir seit ca. 12,5 Jahren), ein Fjordpferd und 152cm groß. Die TÄ hat sie auf 600kg geschätzt und mind. 100kg müsste sie abspecken. Hufrehe hatte sie meines Wissens nach noch nie. Ihre Hufe sind gut - relativ niedrige Trachten, Sohlenwölbung in Ordnung, so gut wie keine Wachstumsringe, weiße Linie überall annähernd gleich breit. Sie hatte vor 6 Jahren mal vorne rechts ein Hufgeschwür oben am Kronrand (TÄ meinte damals sie wäre vermutlich irgendwo sehr stark angestoßen), seitdem hat sie an dieser Stelle eine Hornsäule, die sie aber nicht weiter behindert. Seit ca. 3/4 Jahr wird sie nach NHC bearbeitet, davor war sie aber auch schon Barhufer. Ihre Hufe werden alle 4 Wochen bearbeitet. Im Sommer steht sie 24h auf der Wiese, aber mit radikaler Portionsweide (jeden Tag wird ein Stück aufgemacht und hinten wieder ein Stück zu, sodass sie nicht zu viel von dem kurzen,fruktanreichen Zeug knibbeln können. Nur ein Gang zur Hütte bleibt natürlich immer offen.) Im Winter gibt es Heu und Stroh aus engmaschigen Netzen - abgewogen habe ich das leider noch nie. Sie steht dann im Offenstall mit einem kleinen befestigten Bereich und knapp 3000qm Winterweide. Momentan wird sie jeden Tag gute 1,5h im Schritt ohne Reiter bewegt, im Winter sind es nur etwa 1h15min. Sie steht maximal 15 Tage im Jahr (vereiste Straßen, 40 Grad und schwül, ich bin wirklich krank und finde keinen, der mit ihr geht). Von Muskelabbau und verringerter Leistungsfähigkeit habe ich nichts bemerkt, aber sie verbringt jetzt auch keine sportlichen Höchstleistungen. Ihr Fell verliert sie gut, allerdings hatte sie in den letzten 3 Jahren längeren Fesselbehang (ich habe es auf die Leinsamen und den Hanf geschoben (das passte zeitlich zusammen), aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher). Sie trinkt nicht mehr als früher und auch absolut gesehen nicht übermäßig. Jetzt bei ziemlich hohen Temperaturen und sehr trockener, brauner Weide (das meiste Gras ist schon abgestorben) trinken sie und ihre Weidekumpanin (106cm groß) zusammen knapp 70 Liter am Tag. Im Winter sind es zwischen 30 und 40 Liter. Wenn es geregnet hat und das Gras feucht ist, trinken sie so gut wie nichts aus dem Trog. Zugefüttert bekommt sie im Moment: 50g Hafer ganz 18g Ingwer 90g reine Bierhefe 5g Seealgenmehl (ascophyllum nodosum) 40g geschrotete Mariendistelsamen alle 2 Tage 50g geschroteter Leinsamen (aufgekocht) an den Tagen ohne Leinsamen 40g geschrotete Hanfsamen außerdem noch 3-4 Möhren (ich habe mich nicht an die Anordnung der Tierärztin gehalten, weil ich gegen künstliche Vitamine und Mineralstoffe bin - auch bei mir. Meine Mutter ist Ernährungswissenschaftlerin, deshalb habe ich dazu vieles gelesen (Mensch und Tier) und möchte davon nur im Notfall abrücken.) Der Hafer wurde auf ein Minimum reduziert (sie frisst es jetzt wirklich nurnoch sehr sehr widerwillig) - vorher gab es über 400g (ja, ich weiß: shame on me) und die Ölsaaten habe ich auch um die Hälfte gekürzt. Sie bekam vorher noch mehr Möhren und immer 2 Äpfel, die jetzt auch weggekürzt wurden. Beim Kraftfutter wurden also schonmal über 2000kcal eingespart. Die Mariendistelsamen sind neu - das war eine Empfehlung der TÄ - zur Unterstützung der Leberfunktion. Die Portionsweide wurde noch mehr eingeschränkt, aber das mit den 2x 2h schaffe ich zeitlich nicht. (Habe kein Auto und die Weide ist 6km weit weg. 4x täglich zum Pferd ist da leider nicht drin) 4h am Stück und dann wegsperren halte ich für äußerst ungünstig für die Verdauung.
Mir fehlt es hier einfach an Erfahrung, die Lage richtig einzuschätzen. Die TÄ hat mir schon mega Angst eingejagt. Allerdings bin ich jetzt mal mit Kili die Weiden der Umgebung abgelaufen und die Hälfte der Robustpferde sieht auch nicht wirklich besser aus. Im Internet gibt es ja richtig schockierende Bilder zu sehen, aber das werden wohl eher die Extremfälle sein. Unsere TÄ neigt grundsätzlich zu Schwarzseherei und Übertreibung - vielleicht hat sie es auch dramatischer dargestellt, als es wirklich ist, damit ich die Lage ernst nehme. Wie viele Pferde mit EMS bekommen tatsächlich Rehe? Bei wie vielen kann man die IR wieder in den normalen Bereich bekommen (also das Pferd wieder komplett gesund)? Hat jedes Pferd mit diesen typischen Fettpolstern auch eine IR? Oder anders gefragt: Kennt jemand Fälle in denen die Blutwerte absolut ok waren, aber das Pferd diese Fettpolster hatte? Auch wenn meine Maus jetzt nicht wirklich viel Leisten muss, laufen wir ja doch jeden Tag einiges an Kilometern zusammen. Bei den Ursachen steht ja auch immer Bewegungsmangel ganz oben, den hat sie aber meiner Meinung nach, seit sie bei mir ist, nie gehabt.
Ich denke ihr werdet ein deutlich besseres Auge und mehr Wissen haben und würde mich sehr freuen, wenn ihr mir sagen könntet, wie drastisch ihr die Lage tatsächlich einschätzt. Einen Bluttest habe ich natürlich noch nicht. Die TÄ meinte aber, ihre Fettpolster wären wie im Lehrbuch, deswegen könne ich definitiv von EMS ausgehen. Abspecken müsse sie und zwar schnell. Das sehe ich auch absolut ein, es würde mir aber sehr helfen die Risiken besser abschätzen zu können.
Vielen Dank schonmal, Tina
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