Ihr Lieben,
ich möchte mich und mein Rehepony Leni vorstellen. Leider fehlte mir bis dato immer die Zeit oder ich war so abgekämpft, dass ich keine Nerven mehr hatte etwas abzutippen. Mein Pony Leni ist ca. 14 Jahre alt und eine Shetland-Welsh-Isi Mix Stute. Ich heiße Stefanie und bin 33 Jahre alt.
Ich habe Leni im April 2013 aus sehr schlechter Haltung übernommen. Leni hatte zum Zeitpunkt der Übernahme extrem starke Schnabelhufe und keinerlei Trachten und das was an Trachten da war, war total untergeschoben. Die Vorbesitzer meinten ganz lapidar, dass Leni ihre Hufeisen ruhig ein ganzes Jahr drauf haben könne und es ihr damit gut geht. Da blieb mir damals fast der Atem weg.
In den ganzen Jahren vorher musste Leni mit diesem Schnabelhufen laufen und die Vorbesitzer fanden das normal. Als ich sie bekam hatte sie ihre Hufeisen gerade mal 3 Wochen drauf und sie sah damit aus wie ein Ente und lief auch so. Warum ich dieses Pony gekauft habe? Sie sah mich an und ihr Blick wich nicht von meinem ab, als wollte sie sagen bitte hilf mir. Ich konnte einfach nicht anders, sie tat mir so unendlich leid. Mir war damals klar, dass Leni ein Rehepony ist. Ich fand es zwar erst abschreckend aber nachdem ich mein 2tes Pony auch mit einer Hufrehe übernommen hatte, glaubte ich das ganze in den Griff zu bekommen, schließlich habe ich es bei meinem Großen auch geschafft. Ich habe ihn vor fast 5 Jahren übernommen und er ist seither Rehefrei - auf Holz klopf, klopf, klopf. Ich achte penibelst auf das Anweiden auf überstehendem Gras, Heu über Heunetze und nur erster Schnitt Bio Heu, viel Bewegung im Offenstall, matschfreie Böden, kein Müsli, immer mal wieder Kräuterkuren, Blutegel...
Bei Leni ging erstmal alles sehr gut, wir nahmen die Eisen ab, versuchten die Hufe langsam zu korrigieren, haben einen Sandauslauf angelegt und sie erholte sich mit jedem Tag mehr. Aus dem verängstigten und verwahrlosten Pony wurde mit der Zeit ein wunderschönes stolzes Pony, das anfing sein Leben zu genießen.
Bald wurde Leni zum Liebling der ganzen Nachbarschaft und nachdem der gefürchtete Hofhund der Stallbesitzer im Juli starb kamen immer mehr Besucher zu unserem kleinen Stall.
Im September letzten Jahres ging es Leni dann plötzlich schlechter, ich habe sofort den Tierarzt geholt. Wir haben Röntgenaufnahmen gemacht und mussten feststellen, dass Leni eine extrem dünne Sohle hatte. Mir fiel vorher schon auf, dass ihr Horn von der Qualität etwas brüchig wurde aber ich schob es auf den Sommer, den trockenen Sand... Der Tierarzt diagnostizierte damals eine Huflederhautentzündung. Leni bekam Hufverbände und Metacam. Das Metacam schlug allerdings nicht an und Leni ging immer schlechter. Wir wechselten nach 10 Tagen das Schmerzmittel auf Equipalazone und Leni lief wieder gut. Wir konnten dann eine Woche später die Hufverbände abmachen und Leni bekam Hufschuhe, damit ihre Sohle nachwachsen konnte. Mitte Oktober lief sie wieder komplett lahmfrei, galoppierte freudig über die Koppel. Nachdem es ja „nur“ eine Huflederhautentzündung war durfte Leni mit Maulkorb und extra Diätplatte täglich ca. 1/2 Std unter Rücksicht auf die Nachttemperatur, Sonneschein... auf die Graskoppel. Alles schien gut und dann ging es Leni plötzlich wieder schlechter. Ich entdeckte im Paddock vom Offenstall beim abmisten Reste von Karotten, Erdbeeren, Weintrauben, Brot... Im Nachhinein stellte sich heraus, dass trotz Verbotsschilder regelmäßig Besucher kamen und meine Ponys fütterten. Ich glaube speziell Leni - ein kleines weißes Pony ist einfach ein unglaublicher Anziehungspunkt und sie war mittlerweile so zutraulich, das sie jegliche Streicheleinheiten genossen hat und mit Sicherheit auch das Futter nahm.
Ich habe damals sofort den TA geholt, weil die Hufe warm waren und ich ein leichtes pulsieren spürte. Der TA bestätigte das alles und diagnostizierte Hufrehe. Hufe wurden wieder in Verbände eingepackt und Leni bekam Entzündungshemmer und Blutverdünner gespritzt. Ab dem nächsten Tag bekam Leni täglich ein Päckchen Equipalazone und eine Hufrehekräutermischung, die ich mir im Kräuterhaus Hamburg speziell zusammenstellen habe lassen. Leni erholte sich vom Reheschub nach knapp 2 Wochen einigermaßen und die Schmerzmittel konnten nach und nach abgesetzt werden und die Verbände abgenommen werden. Leni lief darauf hin wieder relativ gut. Mein TA meinte allerdings, dass ich um einen orthopädischen Beschlag diesen Mal nicht herum komme und so lies ich den Schmied kommen. Der Schmied war vom orthopädischen Beschlag allerdings nicht recht angetan und meinte, dass sie so gut läuft, dass wir normale Eisen drauf machen können. Mit Bauchschmerzen lies ich mich darauf ein.
Erstmal lief Leni relativ gut damit. Nach ca. 3 Wochen waren wir allerdings schon beim nächsten Reheschub. Unter Schmerzen mussten Leni die Eisen abgenommen werden und der Vertretungs TA spritze wieder Entzündungshemmer, Schmerzmittel... Die ganze Prozedur wieder von vorne. Was mir immer auffiel, dass Leni in der Hinterhand total steif ging, aber alle TÄ die da waren, also Vertretungen von meinem Haupttierarzt, meinten dass sie hinten nur so steif geht, weil sie vorne entlastet. Mein Bauchgefühl sagte mir aber immer, dass sie hinten auch Hufrehe hatte, dazu aber später. 4 Tage nach dem letzten Reheschub haben wir Leni wieder geröngt. Beim röntgen kam heraus, dass das Hufbein beidseitig mittlerweile sehr stark rotiert war und kurz vorm Sohlendurchbruch war - die Sohle hatte sich glücklicherweise seit September aber fast verdoppelt. Mein TA bestand dann weitere 2 Tage später auf Hufcasts. Mit den Castverbänden lief Leni insgesamt 4 Tage, allerdings mit jedem Tag schlechter und dann kam auch schon der nächste Reheschub. Leni stand zitternd im Paddock und ihr Kreislauf kolabierte fast als ich zum Stall kam. Ich rief dieses Mal einen anderen Tierarzt, da mein TA wieder nicht in der Klinik war. Ich lies Leni die Casts runter schneiden und Hufverbände drauf machen. Das war am 22.12.14 Seither läuft Leni mit den Hufverbänden. Der Reheschub war so stark, dass wir 2 Equipalazone am Tag geben mussten. Mittlerweile sind wir auf ½ Päckchen am Tag. Leni läuft geradeaus im Schnee und weichen Untergrund einigermaßen gut, sie trabt hin und wieder und hat auch schon 2 Galoppbuckler gemacht. Die Wendungen sind allerdings nach wie vor schlecht und die Hinterhand viel zu steif. Heute beim Hinterhufe auskratzen habe ich durch die Sohle einige blutunterlaufende Stellen gesehen, ich denke dass sich mein Verdacht bestätigt hat, dass Leni sowohl vorne wie hinten eine Rehe hatte. Ich fühle mich so schuldig, weil ich nicht mehr darauf bestand, dass die TÄ ihre Hinterhufe auch anschauen sollten.
Was ich noch erwähnen sollte, dass Lenis Hufe noch lange nicht in der richtigen Stellung sind und mein TA eher ein mechanisches Problem vermutet, da er sie auch nicht übergewichtig findet.
Ich habe nach dieser ganzen Prozedur aber das Vertrauen in sämtliche Fachkräfte verloren und manchmal habe ich das Gefühl dass jeder nur Geld abrechnen möchte und es weniger um die Gesundheit von meinem Pony geht. Vielleicht sehe ich das aber auch nur im Moment so, weil ich einfach von allem so mitgenommen bin. Es zermürbt mich, nicht zu wissen ob Leni das ganze schafft oder nicht. :cry: Abgesehen davon ist mein ganzes Erspartes aufgebraucht und ich weiß gar nicht wie ich das alles alleine schaffen soll. Im Dezember war ich zeitweise Nachts um 03:30 Uhr im Stall um Leni das Equipalazone zu geben und am Abend wieder. Ich muss zum Stall hin und zurück knapp 35km fahren und arbeite 120km entfernt - das geht langsam alles sehr an meine Substanz.
Cushing habe ich testen lassen, das war glücklicherweise negativ, EMS haben wir uns gespart, da sie eh schon wie ein EMS Pferd behandelt wird – ich wüsste daher nicht, was dieser Test für einen Sinn macht. Oder was meint ihr? Leni bekommt gewaschenes Heu, allerdings nicht abgewogen, da ich immer eher froh bin wenn sie frisst. Sie hat sehr stark abgenommen durch die Hufrehe und war aber auch vorher nie ein Pony, das zu dick war. Des Weiteren bekommt sie von St. Hippolyt das Hesta Zink, da sie einen Zinkmangel hatte, 40g Gingko und 40g Weiderinde täglich und ihre Hufrehekräutermischung. Das alles mische ich unter unmelassierte Rübis. Im Grunde ist die Mischung das Gleiche, was sie vorher auch bekommen hat, bis auf die hochdosierte Weiderinde und den Gingko. Mit dem Mineralfutter haben wir unsere Probleme, da sie das Actom Rehe Vital und auch das Formula 4 Feet nicht frisst. Ich finde die Mineralisierung aber sehr wichtig und überlege ständig was ich ihr anstelle geben könnte. Habt ihr da eine Idee?
Wie oft habt ihr denn die Verbände bei euren Rehepferden gewechselt? Wie lange habt ihr sie drauf gelassen, also wie gut konnten eure Pferde schon laufen als ihr sie abgenommen habt? Und wann habt ihr wieder mit der Hufpflege angefangen? Für die, die ihre Pferde beschlagen haben, wann habt ihr den orthopädischen Beschlag drauf gemacht - lief das Pferd schon lahmfrei? Habt ihr noch eine Idee was ich machen könnte? Meint ihr dass ich Leni besser aufstallen sollte? Ich denke mir nur immer, das die Bewegung für den Stoffwechsel gut ist aber ich bin mir nicht sicher ob es mit der Rotation nicht doch ungut ist. Jeder rät mir dazu was anderes - sas meint ihr?
Tut mir leid für den langen Text, ich hoffe ich schreibe nicht all zu verwirrt, mein Kopf ist nur so voll, dass ich manchmal nicht mehr klar denken kann.
Ich danke euch aber schon mal allen, die es bis zum Ende meiner Zeilen geschafft haben
Viele liebe Grüße
Steffi & Lenilein