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Hafi-Stute mit Rehe und Verdacht auf ECS

09.11.2015, 13:27

Hallo zusammen,

ich schleiche schon eine Weile als Gast in diesem Forum herum und hab mich heute aus der Verzweifelung angemeldet :(

Es geht um meine 18,5 Jahre alte Hafi-Stute Lisha. Vor 4,5 Jahren hatte sie den ersten Reheschub. Damals war sie fett, richtig fett. Das muss ich zu meiner Schande gestehen. Zusätzlich kam kurzes, fruktanreiches Gras und Naschen an Lebensbäumen hinzu. Wir haben den Schub gut gemeistert, auch wenn es schwierig war.

Dann hatten wir Ruhe. Alles war gut. Lisha nahm ab, Gras gab es nur noch streng reduziert und mit Mauli. Röntgenbilder waren gut, keine Rotation oder Senkung. Bis sie mir in diesem Frühjahr (Mai) ausbüxte und sich das junge Gras sicherlich eine Stunde reinzog :( Trotz aller Gegenmaßnahmen kam ein neuerlicher Reheschub. Der war furchtbar für uns beide. Sie lag und wollte nicht mehr aufstehen und ich hab zwischendurch fast die Hoffnung aufgegeben. Aber ich wusste ja, dass Rehe dauert und so ging es langsam bergauf.
Im Juli hatte sie wieder einen Schub. Ohne erkennbaren Grund. Mir war nur aufgefallen, dass sie lange im Fellwechsel steckte und Fetteinlagerungen über den Augen hat.
Jeder Tierarzt lachte mich aus, wenn ich meinen Verdacht auf ECS aussprach.

Kurz und gut. Seit 15 Tagen steht sie wieder lahm mit neuerlicher Rehe. Ich könnte heulen. Endlich habe ich einen Tierarzt gefunden, der meinen Verdacht ernst nimmt und morgen wird Blut abgenommen. Hatte mir das Datenblatt von hier ausgedruckt und mitgenommen zur Besprechung. Er war davon nicht verschreckt, sondern fand es gut und hat es direkt für sich beschlagnahmt :grin:

Meine Maus bekommt jetzt seit 15 Tagen Metacam und wenn die Blutabnahme durch ist auch wieder Heparin. Füßchen werden gekühlt. Wobei sie diesmal eine atypische Rehe zeigt. Also weder erwärmte Hufe hat noch deutliche Pulsationen. Heu bekommt sie insgesamt 7 kg auf 5 Mahlzeiten, davon werden 2-3 gewaschen (30-60) Minuten. Abends gibt es Kwikbeets (150g) mit Bierhefe. Sie steht mit ihrer Kumpeline im Offenstall. Wobei derzeit nur der Stall zur Verfügung steht (extradick eingestreut + Stallmatten) und ein Mini-Auslauf von 12 qm. Wenn ihre Kumpeline in den großen Auslauf darf, bleibe ich bei ihr und das ist okay.
Achso, sie läuft Barhuf bzw zur Zeit bekommt sie Verbände an, die ich im zwei-Tages-Rhytmus wechsele.

Der Witz an der Sache ist, dass sie funkelnde Augen hat, mit den Ohren spielt und offensichtliche Lebensqualität hat, trotz dieser miesen Situation. Ganz "einknasten" kann ich sie nicht, auch wenn es das beste für sie wäre. Sie ist seit Geburt an Offenstall gewöhnt und zerlegt mir jede Box bzw verletzt sich selber.

Hab ihr vielleicht noch einen Tipp? Ich bin manchmal echt am überlegen, ob ich ihr den ganzen Stress weiter antun soll... und dann brabbelt sie mich an und schaut mich aus ihren Koboldaugen an und ich sehe wie viel Willen dieses Pferd noch hat. Dann kann ich doch nicht aufgeben...

Liebe Grüße,
Dani

PS.: Gras hat sie seit ihrem "Ausflug" im Mai keins mehr gesehen.

Re: Hafi-Stute mit Rehe und Verdacht auf ECS

09.11.2015, 15:19

Ersteinmal ein Herzliches Willkommen bei uns, auch wenn der anlass unschön ist!
Als erstes: die funkelnden augen sagen doch alles!!!!

Okay, bitte veranlasse in jedem Fall das EMS/ECS Gesamtprofil; Cushing hat leider häufig eine Insulinresistenz im Gepäck.
auch Röntgenbilder sind ein absolutes Muss um zu wissen, was im Huf passiert ist.
Aktuell kannst du großes Glück gehabt haben weil EMS/ECS häufig schleichende Reheschübe mit sich bringen.

Aktuell ohne Blutwerte ist halt wichtig, dass die Notfalldiät gefüttert wird. Sinnvoll wäre es aktuell, wirklich alle Portionen gewaschen zu verfüttern, denn der neue schuib kommt ja nun irgendwo her. Leider ist das diesjährige Heu scheinbar sehr zuckerreich.
Kann eventuell mit Äpfeln fremdgefüttert worden sein?

ansonsten machst du ja wirklich alles richtig ;na ja, bis auf die Sache mit größerer Bewegungsfreiraum unter Schmerzmitteln, bei manchen Sachen muss man halt abwägen.

Vielleicht beschreibst du uns die Veränderungen bei Deinem Pferdchen einmal genauer, manchmal erkennt man auf Bildern auch einen sich senkenden Rücken z.B. oder einen mehr hängenden Bauch. Schau dazu einmal in Püppes Tagebuch.

Und ansonsten: Kopf hoch und packt es an!

Liebe Grüße
Eddi

Re: Hafi-Stute mit Rehe und Verdacht auf ECS

09.11.2015, 16:51

Hallo Dani, auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum :hallo:

Das deine Süße noch den Schalk im Nacken hat sollte als gutes Zeichen gewertet werden, dann ist doch deine Frage ob das alles ihr noch zumutbar ist doch schon hinreichend beantwortet. :mrgreen:

Ein Hafi ist genetisch bedingt Insulinresistenz (IR) prädisponiert weshalb dieser auf Kargheit ausgerichtete Organismus der dieses tolle Phänomen inne hat um in freier Wildbahn zu überleben unter einem falschem Gesamtmanagement irgendwann Schaden nimmt.
Was lange noch kompensiert werden konnte eskaliert durch den berühmten Tropfen der in diesem Fall das Stoffwechselfass zum überlaufen bringt.

Es freut mich zu hören wieviel ihr jetzt schon richtig gemacht habt was natürlich in Teilen noch optimiert werden kann wie JEDE Mahlzeit EINSTÜNDIG zu waschen und konsequentes Beibehalten dieser Maßnahme :2daumenhoch:
Zusammen mit einer fachlich adäquat ausgeführten Hufunterstützung/Zubereitung die bei einem schweren Pferd wie einem Hafi meist unumgänglich ist sollte deine Lisha wieder zu ihrer Hufgesundheit zurück finden können.

Die Rehe-Hufunterstützung ist besonders wichtig um ein späteres nachrotieren/nachsinken des Hufbeines zu vermeiden.
Wenn man sich vorstellt das das Hufbein mehr oder weniger haltlos innerhalb der Hornkapsel liegt weil der Hufbeinträger (Reissverschlußartige Verbindung von Hufbein zur Hufkapsel, unten als weiße Linie zu sehen) durch die Rehe ge oder sogar gänzlich zerstört ist lässt sich nachvollziehen warum dazu geraten wird.
Eine Animation darüber was genau bei einer Hufrehe passiert findest du HIER

Dies kann z.B. durch einen modifizierten Rehebeschlag nach Bolz oder den Reheduplo der für sich schon alle Anforderungen eines Rehehufes bedient geschehen.
Näheres dazu findest du in dieser Fachinformation , das dort Gesagte umgesetzt in die Praxis als Film vom Mitentwickler selbst durchgeführt auch HIER was sich neben anderen wirklich wissenswerten Infos hinter dem ABC meiner Signatur verbirgt. Ein darin stöbern lohnt in jedem Fall.

Und ja, bitte unbedingt das EMS/ECS Gesamtprofil veranlassen das ein gewisses Procedere im Probenumgang erfordert sollen keine falsch erniedrigten und somit falsche Werte im Ergebnis stehen. Sowohl ACTH als auch Insulin haben nur eine kurze Halbwertzeit von ca. 4 Minuten die dies zwingend erfordern, also bitte zuvor mit dem TA absprechen ob er dies leisten kann/will damit er u.a. eine Zentrifuge an Bord hat.

Dazu darf und sollte das Pferd als Dauerfresser heunüchtern sein.
Eine Nahrungskarenz die einen gewissen Stress bedeuten würde und ACTH (ECS diagnostischer Wert) erhöhen kann da dies sehr Stressanfällig ist ist also NICHT erforderlich auch wenn dies gerne vom TA gesagt wird.
Anderes sähe das bei Funktionstests aus wovon man aber bei einem Rehelein eher Abstand nimmt.

Zudem hat sich ACTH wegen einer einzelnen Blutabnahme und dem Umstand das man das Hormon sowohl diagnostisch als auch Threapieüberprüfend heranziehen kann längst etabliert.

Welches Schmerzmittel hat deine Hafiline bekommen?
Phenylbutazon steht im Verdacht bei Nichtvertragen Hufrehen auslösen bzw. Bestehende unterhalten zu können obwohl es ein preiswertes, hocheffizientes Schmerzmittel bei Indikation Hufrehe ist.
Das haben User hier im Forum, unter anderem ich selbst an meinem Pony, schon beobachten können.
Sollte da bei euch ein Verdacht bestehen wäre mit dem TA ein Wechsel auf ein anderes Medi wie Metacam oder Finadyne zu erörtern.
PS:
Upps, Eddi machte mich gerade aufmerksam das du geschrieben hast das du Metacam gibst :oops: aber die Info über Phenylbutazon kann ja generell nicht schaden.

Re: Hafi-Stute mit Rehe und Verdacht auf ECS

10.11.2015, 09:56

Danke, ihr Zwei.

Ich schau mal, ob ich alles beantwortet kriege.

Bewegung: ich hatte sie im Sommer in einer Einzelbox, eben damit sie sich weniger bewegt. Ganz blöde Idee. Sie lief und lief und lief. Immer im Kreis. Als das nichts brachte hat sie versucht über die Tür zu klettern :drunter: als nächstes folgten dann Tritte gegen die Tür.
Das war mir alles zu heikel. Jetzt im Laufstall mit Minipaddock geht sie mal ein paar Schritte und gut ist. Sie legt sich hin, wenn ihr danach ist und stresst sich nicht. Ich denke für sie ist es so am besten.
Das arme Pony wird videoüberwacht, deshalb kann ich das so sagen :wink:

Röbis hatten wir im August machen lassen. Hatte ich gestern vergessen. Sah soweit gut aus.

Hufpfleger kommt alle 4-6 Wochen. Den Duplobeschlag hatten wir vor 4 Jahren. Sie kam damit nicht klar und lief noch schlechter. Auch jede andere Art der Hufbearbeitung hatte zur Folge, dass es der Madame besser ging. Also bleiben wir bei Barhuf mit aktuell Hufverbände. Sowohl Tierarzt als auch Hufmensch sind mit meinen Verbänden zufrieden :)

Ich wasche so viele Portionen Heu wie es möglich ist, leider schaffe ich nicht immer alles. Aber ich kann mir morgen eine zweite Badewanne besorgen :2daumenhoch: damit passen alle Netze gleichzeitig.

ECS/EMS-Gesamtprofil wird nach dem Datenblatt aus diesem Forum gemacht. Unser Doc hat ne mobile Zentrifuge und Trockeneis an Bord.
Ich hoffe, es klappt alles. Mausi hasst nämlich Spritzen :(

Eine Frage hätte ich wegen dem Metacam. Überall heißt es Therapiedauer 14 Tage, wir sind jetzt an Tag 16. Ohne geht es nicht. Die Schmerzen soll sie nicht aushalten müssen. Ich bin der Meinung, dass es das Risiko Wert ist. Wie seht ihr das? Gibt es Erfahrungswerte?

Liebe Grüße,
Dani

Re: Hafi-Stute mit Rehe und Verdacht auf ECS

10.11.2015, 10:13

Hallöchen,

meine alte Shetty-Dame hat Metacam teils viel länger bekommen. Bei ihr hab ich keine Schäden jeglicher Art feststellen können, aber ich kann natürlich auch nicht ins Pferd reinschauen. Leider hat man bei Metacam eben auch die Nebenwirkung auf Magen und Darm. Magengeschwüre sind leider auch eine Nebenwirkung. Auch habe ich immer zugesehen, sie auf dem kleinst möglichen Level zu halten, also so wenig wie irgend möglich. Solch langen Therapiedauern sollten auf jeden Fall auch mit einem TA abgesprochen sein. Ich würde einen Magenschoner zusätzlich empfehlen.

Problem bei der Schmerzmittelgabe ist leider auch, dass die Pferdchen sich mehr bewegen als es ihnen gut tut. Aber das hast Du ja im Blick mit der Überwachung.
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