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Cushing und Hufrehe... Wie geht es weiter?!

30.04.2018, 05:40

Hallo,
Ich möchte mich gerne zunächst bei euch vorstellen. Meine Stute hat Cushing und daraus resultierend auch Hufrehe. Beides habe ich Mitte letzter Woche erfahren.
Sie ist 23 und ein New Forest x KWPN. Sie steht im Offenstall mit Stundenweise Weide. ( Wie das genau weiter geht, müssen wir schauen, steht aktuell nur auf dem Paddock.)
Ich habe mich jetzt etwas eingelesen, aber es sind auch noch viele fragen offen. ZB bezüglich des Cushings. Ich habe jetzt schon viel von Prascend gehört. Ebenso aber von Corticosal. Mein Gedanke war, vielleicht mal zu schauen, ob man mit dem Corticosal vielleicht schon Erfolg hat.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure Erfahrungen berichtet.
Im Anhang der aktuelle ACTH Wert.

Liebe Grüße
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Re: Cushing und Hufrehe... Wie geht es weiter?!

30.04.2018, 08:19

Hallo und herzlich Willkommen im Forum :hallo:

Zunächst einmal ist zu sagen das dieser geringe Wert so nur für sich betrachtet diagnostisch nicht als ECS Beweisführend anzusehen ist, eindeutige Werte Werte siedeln sich eher im mehrere Hunderterbereich an...der Grauwertbereich ist um die 100.
Eigentlich würde man raten bei diesem Wert der bei deinem Pferd ermittelt wurde in drei Monaten nach zu testen, allerdings kann auch bei niedrigen Werten ein ECS vorliegen weshalb man die klinische Beurteilung sowie die Werte aus dem Kohlenhydratstoffwechsel mit zu Rate ziehen muß.

Gibt es denn bis auf das Alter und die jetzige Hufrehe weitere eindeutig dem ECS zuzuordnende Symptome wie sich überlagernder Fellwechsel , Hirsutismus (Yetifell zumeist lockig) Sehnen und Bänderprobleme, schwer therapierbare Infekte, Zahnprobleme, atrophierte Rückenmuskulatur und daraus resultierendes Pendelabdomen und Hängerücken usw. die ein sofortiges Antherapieren erfordern?

Wir raten soweit noch nicht geschehen immer das EMS/ECS Gesamtprofil zu veranlassen um einen Status Quo zu haben und passend agieren zu können.
Da ACTH ein Stresshormon ist kann dieses auch bei Blutabnahme aus Furcht vorm TA oder eben durch die Schmerzen der Hufrehe ansteigen, daran sollte man auch immer denken wenn der Wert nur so geringfügig erhöht ist.

Ich vermute mal das nur ACTH ermittelt wurde und nicht wie immer dringend anzuraten das EMS/ECS Gesamtprofil (im ABC meiner Signatur nachzulesen) um die Stoffwechselerkrankungen EMS, IR (Insulinresistenz) und das ECS wegen sich überlagernder Symptome gegeneinander abzugrenzen?

Leider kann jeder Organismus Läuse und Flöhe gleichzeitig haben, soll also das "Jucken" aufhören muß einmal durchdiagnostiziert und Ergebnisorientiert das spätere Gesamtmanagement erarbeitet werden um allen Stoffwechselschräglagen Rechnung zu tragen und dem Pferd wieder zu Wohlbefinden und relativer Gesundheit zu verhelfen.

Die Insulinresistenz ist nicht nur als eigenständige Erkrankung unterwegs sondern auch Rassebedingt bei Robustrassen anzutreffen um deren Überleben in Kargheit zu sichern aber auch als häufiges Symptom des EMS und ECS.
Diese ist zumeist auch ursächlich für die Hufrehen weshalb man unbedingt Kenntnis über den Kohlenhydratstoffwechsel mittels o.g. Gesamtprofil haben sollte.


Nun aber noch einige Fragen an dich die für unsere Arbeit wichtig in der Beantwortung sind um überhaupt weiterhelfen zu können:

*Gibt es weitere Blutwerte?

*Welche Maßnahmen wurden jetzt bezüglich der Hufrehe sowohl am Huf selbst als auch therapeutisch mit Hufunterstützung und Medikamenten veranlasst?

*Warum steht dein Rehelein auf dem Paddock und nicht in einer tief und weit eingestreuten Box?

*Wie sieht die genaue Fütterung bisher und wie jetzt aus? (Heu in Kilo, Weidegang in Stunden und Mengen und Bezeichnung anderer Futtermittel und Mineral)

*Wie ist der Ernährungszustand deines Pferdes?

*Hast du aktuelle Huffotos (evtl. falls vorhanden auch gerne Röntgenbilder) und Körperbilder für uns? (wie diese optimaler Weise gemacht werden findet sich im ABC meiner Signatur)

Un zu guter Letzt die Beantwortung deiner eigentlichen Frage, den denkbaren therapeutischen Möglichkeiten vom ECS......

Zunächst einmal möchte ich dir sagen warum ich persönlich dafür bin kein Corticosal zu füttern der übrigens preislich dem Prascend nahe kommt und mit dem einen Inhaltsstoff, dem Mönchspfeffer, bei einem Hypophysenadenom sogar eher kontraindiziert ist.

eff-eins hat geschrieben:Mönchspfeffer und andere vermeintliche Alternativen sind nachweislich durch Studie belegt nicht befähigt ACTH zu senken, dies obliegt einzig dem Goldstandart Prascend.
Wenn also ein ECS diskutiert wird kann fachlich und wissenschaftlich belegt nur zum Antherapieren mit Prascend geraten werden um das ECS adäquat behandelt zu wissen.

Und bitte vorsichtshalber möchte ich das noch erwähnen:
Auch im Anfangsstadium eines ECS gibt es keine anderen Alternativen, ECS bleibt egal wie ausgeprägt ECS genauso wie eine Schwangerschaft in den ersten Wochen genau wie im letzten Monat eine Schwangerschaft ist und bleibt.

eff-eins hat geschrieben: ........schade das Mönchspfeffer oder diesen Wirkstoff beinhaltende Präparate immer wieder als Prascend Ersatz im WWW und den Köpfen vieler Pferdeleute gehandelt wird und leider oft fatal für das betreffende Pferd :( ....

Nachweislich (sogar durch unten verlinkte Studie belegt) ist ausschliesslich Prascend befähigt ACTH zu senken und gilt als der Goldstandart in der Therapie des ECS.
Auf dem Markt befindliche, viel gelobte und clever beworbene Zufutter können allenfalls als Ergänzungsfutter Erwägung finden wobei auch das wegen der Kontraindikation von Mönchspfeffer bei Hirntumoren (Pferd=ECS=Hypophysenadenom) abzuwägen ist


Der unten angeführte Satz der rot gemarkert ist stammt übrigens aus genau DER von mir genannten und oft von Mönchspfeffer Bejahenden zitierten Studie !!
Gemeiner Weise wird sie vorwiegend englischsprachig von gewissen Anbietern verlinkt und nur der Absatz der genehm ist und für das eigene Produkt vorteilhaft scheint ist in seiner ursprünglichen Fassung nämlich in Deutsch. :drunter:

Nochmal: XYZ ist allenfalls ein Ergänzungsfutter aber nachweislich keineswegs als Therapeutikum beim ECS einsetzbar, ACTH zu senken und damit das ECS therapiert zu wissen obliegt derzeit einzig dem Goldstandart Prascend.

Mönchspfeffer ist zudem ein sehr starkes "Phytohormon" (es enthält selber keine Phytohormone, dessen Inhaltstoffe Testosteron, Aucubin, und Agnuside üben aber Einfluss auf das hormonelle Geschehen aus, brauchst du das bei deinem Pferd??

In USA wird MP allerdings in Reinform ( EquiLife Vitex 4Equids) bei hochdosierten Cushis gegeben wo das Prascend auch über 5 mg keine weitere Verbesserung erreichen kann.

Auszug aus der Studie:

Bei einem Vergleich mit Pergolid konnte jedoch keine Verbesserung der ACTH-Werte, des Dexamethason-Suppressionstests oder der klinischen Symptome erzielt werden (Beech et al. 2002). Für das Pferd ist in Deutschland derzeit das Ergänzungsfuttermittel XYZ®, Hersteller ABC, Deutschland, auf dem Markt erhältlich, das neben verschiedenen anderen Bestandteilen Mönchspfeffer enthält und zur unterstützenden Behandlung beim PPID ( Pituitary Pars Intermedia Dysfunction= ECS) eingesetzt wird.
QUELLE DER STUDIE
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Mönchspfeffer:

Gegenanzeigen
In welchen Fällen darf das Arzneimittel Mönchspfeffer nicht angewendet werden?
•Das Arzneimittel darf nicht angewendet werden ◦bei Patienten mit östrogenabhängigen Tumoren und Tumoren der Hypophyse (Hirnanhangdrüse).
QUELLE

Da Mönchspfeffer einen Einfluss auf die dopaminsensiblen Rezeptoren haben können, kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen (Östrogene, Antiöstrogene, Dopaminagonisten, Dopaminantagonisten).
QUELLE

ACTH unterliegt sowohl tages als auch jahreszeitlichen Schwankungen und erfährt im September auch bei gesunden Pferden sein jahreszeitliches Hoch (beginnt ab Sommersonnenwende kontinuierlich zu steigen.
Gegenüber früherer Ansicht ist der September übrigens ein geradezu idealer Zeitpunkt einem ECS auf die Spur zu kommen weil das ACTH bei Cushis oftmals ungleich höher ansteigt als bei Gesunden.

Tageszeitlich ist das ACTH am Morgen am höchsten um zum Abend hin abzufallen, dieses Gefälle hat aber ein Cushi nicht mehr.
Verabreicht man abends idealer Weise zwischen 18 und 20 Uhr das Prascend wird das ACTH dadurch gesenkt und somit wieder der Natur entsprochen.

Wenn ein ECS wirklich als eindeutig diagnostiziert wurde sollte zu Gunsten des Pferdes immer einschleichend antherapiert werden.
Dies hat sich bewährt weil man sich von unten der individuellen Wirkstoffmenge annähert die DEIN Pferd braucht um das ACTH wieder in die jahreszeitliche Referenz zurück zu führen (das ist weder Gewichts oder ACTH- Werthöhe abhängig!!) und ist so gegenüber der unsinnigen Empfehlung in der Packungsbeilage kaum bis gar nicht Nebenwirkungsbehaftet.

Von daher lohnt es erst recht nicht über "halbgare" vermeintliche Alternativen nachzudenken die allenfalls in der klinischen Beurteilung die ein oder andere Verbesserung zeigen aber das ECS weiter im Verborgenen brodeln lassen, mit all seinen Gefahren für Wohlbefinden und letztlich auch das Überleben.
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