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 Betreff des Beitrags: Hauterkrankungen beim Pferd
BeitragVerfasst: 15.07.2010, 20:48 
Zitat:
Wissenswertes zur Haut der Pferde

Die Haut – nicht nur des Pferdes – ist bei allen Lebewesen das grösste Organ! Sie wird leider von den meisten Menschen in Ihrer Funktion und Bedeutung für den Körper unterschätzt. Wenn gesagt wird „ohne Huf kein Pferd“ kann mit Fug und Recht gesagt werden „ohne Haut kein Leben!“.

Die Haut hat folgende Aufgaben:

Sie ist ein Schutzorgan für die innen liegenden Organe gegen mechanische Einwirkungen (federt Stösse ab usw.) gegen Infektionen jeder Art (Parasiten, Viren, Bakterien) gegen Kälte und Wärme und reguliert so die Körpertemperatur.Damit ist sie auch ein Regulierungsorgan für den Feuchtigkeitshaushalt (Austrocknung von Innen wie Benetzung von Aussen) Atmungsorgan zur Entsorgung von Abfallstoffen, auch über die SchweissabgabeSinnesorgan z.B. über die Sinneshaare – die übrigens NIE abgeschnitten werden dürfen! Es verstösst nicht nur gegen das Tierschutzgesetz in vielen Ländern sondern nimmt den Pferden einen wesentlichen Tastsinn!. Als Sinnesorgan ist die Haut auch für den sozialen Kontakt von Pferd zu Pferd a.o. wichtig genauso für den Kontakt von Mensch zu Tier!

Hauterkrankungen

Der Volksmund sagt, dass die Haut die Seele widerspiegelt. Darin steckt viel Wahrheit ist es in der Tiermedizin doch bekannt, dass bestimmte Hautregionen einzelnen inneren Organen zuzuordnen sind (z.B. Head’sche Zone ). Die Haut kann damit Ausdruck innerer Organe und deren Störungen sein, aber auch Ausdruck reduzierter Abwehrkraft durch Stress (Transportstress!, Leistungsstress, Turnierstress usw.), falsche Fütterung, falsche Haltung, mangelnde Sozialkontakte usw.. Denken Sie an das atopische Ekzem (Neurodermitis) beim Menschen!

Die Haut ist tagein, tagaus einem richtigen Bombardement von äusseren aber auch inneren schädigenden Einflüssen ausgesetzt:
UV-Strahlen (Sonnenstrahlen), Pilze, Bakterien, Viren, Parasiten, Insekten wie Stechfliegen, Mücken, Bremsen, Zecken usw, Kontakt mit allergieauslösenden Pflanzen oder Stoffen, bestimmte chemische Substanzen oder Pflanzen die reizend oder ätzend wirken, usw. aber auch zuviel oder zuwenig bestimmter Futteranteile, wirken schädigend auf Haut und Haarkleid ein.

Die Symptome sind entsprechend vielfältig und die Diagnostik sehr schwierig und oft nur nach eingehenden Laboruntersuchungen von Haut, Haarkleid und Blut möglich.

Zur richtigen Diagnostik ist ein umfangreicher Bericht des Besitzers oder Betreuers notwendig:

Dauer, Verlauf der HautveränderungÖrtliches oder generalisiertes AuftretenFutterwechselStandortwechselWeidewechselVorangegangene und bestehende Krankheiten innerer OrganeÄhnliche Veränderungen bei verwandten und/oder benachbarter PferdeUsw.
Häufigste Auslöser von Hautveränderungen sind Pilze! Sie befallen meist den obersten Abschnitt der Haut, die Haare brechen an der Wurzel ab, dann entstehen zuerst kleinste, oberflächliche haarlose Stellen mit Hautveränderungen. Juckreiz und das daraus resultierende Scheuern vergrössert diese Stellen.

Pilze werden durch Kontakte übertragen, d.h. Putzzeug, Decken, Geschirr, andere bereits befallene Pferde aber auch Personen übertragen die Pilzsporen sehr leicht und schnell. Da die befallenen Stellen praktisch nicht durchblutet sind, ist mit einer Therapie über die Blutbahn kaum etwas zu erreichen. Bleiben also nur Waschungen, Sprays und Salben. Nur die konsequente und lang andauernde Behandlung führt zum Ziel. Vorher aber ist das Pferd von anderen Tieren aber auch Personal, Ausrüstung und Putzzeug zu separieren.

Abgegrenzte Rötungen und lokale Schwellungen mit möglicherweise Juckreiz sind in der Regel die Folge von Insektenstichen wie von Bremsen, Zecken u.a. Solche Symptome treten auch bei Sonnenbrand meist um die Nüstern, aber auch am Gesäuge oder Schlauch auf, vor allem nach längerem Weidegang ohne Unterstellmöglichkeiten. Aber auch der Kontakt mit reizenden oder sogar ätzenden Stoffen (chemische Substanzen, Giftpflanzen wie Jakobskreuzkraut, Brennesseln etc.) können verantwortlich sein.

Besonderes Augenmerk des Pferdebesitzers sollte allen Verdickungen oder Knotenbildungen zugewandt werden. Diese Veränderungen sind oft Versuche des Körpers die Ursache (eingedrungener Fremdkörper, aber auch Absondern von Krankheitserregern beim Blutsaugen durch Insekten) abzukapseln und eine weitere Verbreitung des Erregers im Körper zu verhindern. Der Erreger versucht diese Kapsel zu durchdringen . Wenn dies nach INNEN geschieht entsteht eine Phlegmone > sogenannter Einschuss! Dieser kann zu einer sich unkontrolliert ausbreitenden Entzündung der Haut und der darunter liegenden Schichten führen. Es handelt sich um eine aggressive Form der Erkrankung die einer schnellen und konsequenten Behandlung durch den Tierarzt bedarf.

Blutsaugende Insekten übertragen auch Viren die die Papillomatose auslösen. Kleine Warzen, meist auf dünner Haut.

Eine spezielle Form von Warze ist das so genannte Equine Sarcoid. Eine lokal begrenzte Veränderung der Haut. Wenn sie an ungünstigen Stellen auftreten – Augen oder Sattelbereich – sollten sie chirurgisch entfernt werden. Sie sollten durch den Tierarzt genau überwacht werden.

Meistens aber sind Knotenbildungen die Folge von Insektenstichen (Speichel) die eine allergische Reaktion provozieren können (= endogene Eiweissallergie). Der Körper versucht auch hier, den eingedrungenen Speichel zu verkapseln was zu den bekannten Knötchen oder Pusteln führt. Ohne allergische Sensibilisierung verschwinden diese Knötchen normalerweise nach wenigen Stunden, allenfalls Tagen. Nur bei stark allergisch reagierenden Pferden die heftigen Juckreiz verspüren, wird die Haut durch das Scheuern des Pferdes geöffnet und so Krankheitserregern wie Pilzen und Bakterien zugänglich gemacht. Dies führt zum so genannten „Sommerekzem“. Als Auslöser dieser allergischen Ueberreaktion gelten die Kriebelmücken und Gnitzen die in riesigen Schwärmen auftreten und vor allem Dämmerungsaktiv sind, d.h. morgens vor bis kurz nach Sonnenaufgang, abends kurz vor bis etwa 1 Stunde nach Sonnenuntergang. Die Behandlung der Symptome führt nicht zum Erfolg solange das Pferd nicht vor weiteren Stichen geschützt wird. Dies geschieht am Besten durch die Verwendung eines guten Repellents und das Auflegen einer leichten Decke während den Dämmerungsstunden. Tagsüber während der Sonnenscheindauer ist die Decke nicht notwendig.

Durch die Erkrankung bestimmter Hautstellen ist dort die Abwehrkraft der Haut bereits beschädigt. Bakterien treten daher als Folge vermehrt auf mit nässenden Hautstellen, massivem Haarausfall usw. Antibiotika, aber auch das neu entwickelte DECALYTE ® führen hier normalerweise zum Erfolg.

Weisse bis graue Hautflöckchen und Schuppen bevorzugt am Mähnenkamm aber auch am ganzen Körper auftretend sind in kleinen Mengen normal! Die Haut des Pferdes (wie auch des Menschen) regeneriert sich dauernd. Die alte abgestorbene Haut wird abgestossen. Durch das regelmässige Bürsten sichtbar werden diese Schuppen besonders beim Fellwechsel im Frühjahr. Pflegende Oele (wie sie z.B. im BRUM! enthalten sind) lösen diese Hautteile aus dem Fell und führen der Haut Feuchtigkeit zu und wirken rückfettend. Wenn die Schuppenbildung allerdings stark zunimmt, sollte die Haut von einem Tierarzt untersucht werden um die Ursache und damit Therapie bestimmen zu können.



Allergien

Es würde zu weit führen, hier auf alle heute bekannten Einzelheiten und die diversen Typen von Allergien einzugehen. Deshalb nur das Wichtigste:

Unterschieden werden muss zwischen:

Endogenen (von Innen) bzw. Exogenen (von Aussen) wirkenden bzw. auslösenden Stoffen. Endogene Stoffe werden vor allem durch das Futter aufgenommen und können bei entsprechend konditionierten Pferden unterschiedlichste Reaktionen der Haut auslösen, wenn eine Allergie gegen einen der Futterbestandteile entwickelt wurde. Denken sie an die Erdbeerallergie bei vielen Menschen: Die Symptome können hier Rötungen des Halses sein aber auch Bläschen an der Schleimhaut (z.B. im Mund) u.v.a.

Exogene Stoffe wirken über den Kontakt mit der Haut von aussen. Bei einer Kontakt-allergie wird die Allergiesymptomatik also durch direkte Berührung des Allergens mit der Haut oder der Schleimhaut ausgelöst. Der Erstkontakt verläuft ohne Symptomatik, der Organismus wird sensibilisiert. Bei erneutem Kontakt mit dem auslösenden Stoff, kommt es zu einer allergischen Reaktion in deren Verlauf das Immunsystem der Haut aktiviert wird. Auf der Haut beginnt eine Entzündungsreaktion, um das Allergen abzuwehren. Typischerweise tritt die allergische Reaktion bei einer Kontaktallergie scharf begrenzt an den Hautstellen auf, die in direktem Kontakt mit dem auslösenden Stoff standen. Ein Stoff der mit der ganzen Hautoberfläche in Kontakt kommt (also z. B. ein Shampoo, oder ein Pflegeoel) löst eine allergische Reaktion dann überall dort aus wo er in Kontakt zur Haut stand, nie aber nur an einer Stelle z.B. der Brust oder dem Gesäuge usw. Wenn dies der Fall ist kann der Stoff der auf dem ganzen Körper verteilt wurde, als auslösendes Allergen ausgeschlossen werden.

Kontaktreaktionen sind aber in der überwiegenden Mehrheit keine allergischen Reaktionen, d.h. das Pferd hat keine Hypersensibilisierung entwickelt. Nicht alle Arten von Nesselsucht und Kontaktekzemen sind daher auf eine allergische Reaktion zurückzuführen. Der Kontakt mit bestimmten Reizstoffen (z.B. Brennessel!) führt zu einer direkten Hautreizung mit nesselartigem Ausschlag oder Ekzem. Hier sind die Hautreaktionen direkt auf die giftige, reizende oder sogar ätzende Wirkung eines Stoffes zurückzuführen.

Häufige Auslöser von allergischen Reaktionen:

Die häufigsten Auslöser von allergischen Reaktionen sind die Metalle Nickel und Kobalt (Gurtschnallen, Deckenschnallen etc.) Lösungsmittel und/oder Konservierungsmittel in Pflegeprodukten sowohl für das Tier wie auch für das Geschirr! , Duft- und Aromastoffe aber auch ätherische Oele , Reinigungsmittel, Arzneimittel und Pflanzen.

Häufige Ursachen für nichtallergische Hautveränderungen

Wie erwähnt handelt es sich dabei um begrenzte Stellen der Haut mit Symptomen wie Rötungen, Fellverlust, Ablösung der obersten Hautschicht usw. Nebst den bereits beschriebenen Ursachen wie Insektenstiche, Pilze usw. sind Auslöser sehr oft:

mechanische Verletzungen durch Scheuern nach Insektenstichen, oder sonstigen Juckreiz auslösenden Einwirkungen wie Kontakt zu Giftpflanzen oder Holzschutzmitteln an Weidezäunen usw.Lokaler begrenzter Kontakt zu stark reizenden oder sogar ätzenden Stoffen.
Generell gilt für den Pferdebesitzer folgendes:

Hautveränderungen genau beobachten. Normalerweise verschwinden diese nach 1-2 Tagen wieder, d.h. die Haut hat den Abwehrkampf gegen was auch immer gewonnen. Wenn nicht, die Kosten für den Tierarzt und wenn notwendig für eine genaue Diagnostik nicht scheuen!

Noch ein Wort zu den blutsaugenden Insekten

In der warmen Sommerzeit lauern sie überall und schlagen gnadenlos zu – die geflügelten Plagegeister Insekten. Die Bekanntesten sind:

Stechfliegen. Sie gehören zu den Vollfliegen und einige der Art sind Blutsauger die häufig auf Rinderweiden anzutreffen sind. Sie schwärmen tagsüber bis in die Dämmerung. Und sie sind Ueberträger von Krankheitserregern und Zwischenwirt für parasitäre Würmer!

Bremsen. Es gibt etwa 3000 Arten dieser zur Familie der Fliegen gehörenden Plagegeister. Nur die Weibchen sind Blutsauger. Aktive Zeit ist ab etwa Mittag bis Einbruch der Nacht. Bei schwülem Wetter sind sie ganz besonders aggressiv.

Kriebelmücken. Sie treten in riesigen Schwärmen auf. Auch hier saugen nur die Weibchen Blut. Die Mücke gilt als wahrscheinliche Auslöserin des Sommerekzems (endogene Eiweissallergie). Sie sind Dämmerungsaktiv, d.h. schwärmen vor allem morgens vor bis kurz nach Sonnenaufgang und abends kurz vor bis nach Sonnenuntergang.

Stechmücken. Sie sind ebenfalls gefährliche Krankheitsüberträger und schwirren ab Mittag bis zum Einbruch der Nacht umher.

Zecken. Das sind parasitär lebende Milben. Sie übertragen sehr gefährliche Krankheiten (auch für den Menschen!) wie Borreliose oder Hirnhautentzündung. Die Zecken halten sich überwiegend im Schatten auf und gelangen über das Gras oder niedrige Sträucher auf ihre Opfer und nicht wie behauptet von Bäumen fallend.

Wer Pferde auf der Weide beobachtet, sieht auf den ersten Blick ob Insekten aktiv sind oder nicht. Sind diese aktiv schlagen die Pferde mit allem was sie haben, Schweif, Beine und Kopf gegen die Plagegeister. Aber der Kampf ist aussichtslos. Werden die Pferde reingeholt, kann man die „erfolgreiche Arbeit“ der Insekten unschwer erkennen: Diverse Schwellungen der Haut vor allem im Brust und Bauchbereich (Bremsenstiche) viele kleine Knötchen am Hals, an der Brust am Kamm oder der Schweifrübe (Stechfliegen, Stechmücken).

Auch wenn wir unberücksichtigt lassen, dass die blutsaugenden Insekten oft Krankheiten übertragen, sind wir es unseren vierbeinigen Freunden m.E. schuldig, sie so weit es möglich ist vor Insektenstichen zu schützen. Natürlich ist eine Decke an einem heissen Sommermittag keine Wahl. Aber vielleicht holt man die Pferde dann von der Weide und lässt sie halt spätabends wieder raus, oder man nutzt ein gutes Insektenschutzmittel um ihnen wenigstens ein paar unbeschwerte Stunden auf der Weide zu ermöglichen. Ein im Bereich der Sattellage oder des Sattelgurtes mit Insektenstichen geplagtes Pferd lässt sich ja auch nicht ausreiten!

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