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Z.Zt.: Vestibular Syndrom, Magengeschwüre, Botulismus
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Der Kolikpatient in der täglichen Praxis

03.09.2010, 23:09

http://www.pferdepraxis-reisinger.at/Se ... 200903.pdf

Re: Der Kolikpatient in der täglichen Praxis

04.09.2010, 08:26

... auch sehr interessant:

Die Haltung des Pferdes unter dem Aspekt der Minimierung des Kolikrisikos von: Dr. Mathias Litsch, Wiesbaden (Mai 2001)

Durch Schädigung der Natur des Pferdes durch falsche Haltung können psychische (Widersetzlichkeit, Hysterie, Schreckhaftigkeit) oder auch psychosomatische Störungen (bestimmte Kolikformen, Hautstörungen, Apathie, Bewegungsstörungen etc.) auftreten. Hinzu kommen besonders im Verdauungsapparat die direkte Schädigung durch falsche, häufig übermäßige oder mangelhafte Ernährung oder durch verdorbene oder qualitativ minderwertige Futtermittel.

Deshalb ist die Optimierung des Umgangs und der Haltung im Sinne des Schutzes der Kreatur und der Liebe zu ihr wichtig. Dies nicht nur aus ethischen und moralischen Gründen sondern auch im Sinne der Gesunderhaltung und der Erhaltung der Leistungsfähigkeit.

Als Kolikursachen kommen nicht nur Fütterungsfehler, sondern auch Fehler im Umgang mit dem Pferd in Frage. So kann es nach erheblichen nervlichen Belastungen wie Transport, Unfall, Turnier oder Weideauftrieb zu Krampfkoliken kommen.

Eine Optimierung des Umfeldes und eine langsame Gewöhnung der Tiere an solche Reize im Sinne einer positiven Konditionierung (d.h. das Pferd soll lernen solche Ereignisse nicht als erschreckend sondern als mit angenehmen Dingen im Zusammenhang stehend zu erleben) kann zur Verhinderung solcher Koliken beitragen. Im deren Fall treten nach einiger Zeit Begleit- und Folgeerkrankungen wie Magengeschwüre, Dickdarmödeme oder chronische Durchfälle auf. Wie verbreitet dieses Problem ist, zeigt uns die Tatsache, dass der Weltreiterverband bei international startenden Pferden die Anwendung von speziellen Medikamenten gegen Magenschleimhautentzündungen erlaubt, die normalerweise als dopingrelevant eingestuft wären.

Als prophylaktische Maßnahme ist besonders die Erfüllung der Grundansprüche des Pferdes zu werten. Diese sind, wie bereits mehrfach in anderen Veröffentlichungen von mir erwähnt, das Recht auf Licht, Luft, gutes Wasser, angemessenes Futter, ausreichend Bewegung und Sozialkontakte.

Der Faktor der ausreichenden Bewegung spielt auch hier eine große Rolle, da durch lange Stehphasen der Kreislauf des Pferdes leidet und dadurch eine Mangeldurchblutung im Darm entstehen kann, die wiederum zu Darmträgheit und Verstopfungen führt. Wir haben also eine Kolik. Die manchmal nur ½ stündige Bewegung pro Tag ist auf keinen Fall genug und bei korrekter Beurteilung sogar ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Pferde, die sich am Tag mehrere Stunden bewegen können, sind auch psychisch ausgeglichener und hier schließt sich der Kreis zum Problem der Magengeschwüre etc..

Ein ebenso wichtiger Faktor sind die Sozialkontakte, da Pferde, die intensive Kontakte pflegen können, ebenfalls ausgeglichener und weniger anfällig für psychisch bedingte Erkrankungen sind. Hierbei muss jedoch darauf geachtet werden, dass schwächere Individuen bei der Gruppenhaltung geschützt werden. Da Pferde kein Sozialempfinden kennen, kann es sonst dazu kommen, dass diese Tiere von der Gruppe isoliert , misshandelt werden und ihnen das Futter weggefressen wird. Dies führt zum Stress beim betroffenen Individuum und kann wiederum die oben bereits beschriebenen Folgen nach sich ziehen. Die Futterqualität, -zusammensetzung und -menge müssen einwandfrei sein. Vor allem während der Hochträchtigkeit, mit Fohlen bei Fuß und im Wachstum ist auf ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen zu achten. Auch Überfütterung kann zu schwersten Gesundheitsschäden führen, die später kaum noch auszugleichen sind. Die Überfütterung ist heute häufiger als die Mangelernährung, da besonders im Ballungsgebiet der Pferdebesitzer dazu neigt, seinen teuren Sportpferd sehr viele verschiedene Pulver und Zusätze beizufüttern, die sich häufig besonders im Vitamingehalt addieren und damit zu Überversorgung führen.

Der Verdauungsapparat des Pferdes ist so beschaffen, dass er auf kontinuierliche, mindestens aber mehrmals tägliche Futterzufuhr angewiesen ist. Zur artgemäßen Ernährung des Pferdes gehört ein ausreichender Anteil an strukturiertem Futter. Die Futteraufnahme dient beim Stallpferd nicht nur der Ernährung, sondern auch als Mittel gegen die Langeweile durch das Eingesperrt sein.

Das Futter sollte so dargereicht werden, dass die Pferde bei der Nahrungsaufnahme eine entspannte, der Tierart entsprechende Haltung einnehmen können, damit durch verkrampfte Haltungen mit ständiger Anspannung der Bauchmuskulatur keine Verdauungsstörungen auftreten.

In jedem Fall sollte, so wie das Tierschutzgesetz es fordert, die Fütterung artgemäß und angemessen sein. Dazu gehört eine ausreichende Zufuhr von Nahrungskomponenten, die für die Funktionen des Verdauungskanals unentbehrlich sind. Hierzu zählen vorrangig Raufutter (Heu, Stroh), z.T. auch Silage, wenn sie nicht zu stark verkleinert ist (mindestens 0,5 kg Raufutter mit mind. 88% Trockensubstanz/100kg Lebendgewicht/Tag). Die Wirkung des Raufutters ist einerseits die Regulation der Nahrungs- und Energieaufnahme und dadurch die Minderung der Gefahr einer langfristig überhöhten Futter- und Energieaufnahme (Beschäftigung, Sättigung). Und andererseits die Regulation der Aufnahme pro Zeiteinheit. Dies führt kurzfristig zur Minderung der Gefahr einer Überfütterung (Magenüberladung, Dickdarmüberlastung) bzw. einer zu kurzen Futteraufnahmezeit mit nachfolgenden Verhaltenstörungen aus Langeweile (z.B. Koppen führt zu Gaskoliken etc.). Hinzu kommt die Regulation des Zahnabriebes durch länger dauernde Kautätigkeit, die Stimulation der Speichelbildung (das Pferd hat keinen Pawlow Reflex sondern produziert Speichel nur beim Kauen), die Optimierung der Magenverdauung, die Senkung des Risikos für Fehlgärungen mit Gasbildung im Magen und Dünndarm. Auch die Motorik des Darmes wird angeregt und damit der Transport des Futterbreies durch den Darm normalisiert.
Um die positive Wirkung des Raufutters sich voll entfalten zu lassen, müssen die Pferde einen physiologischen Kauvorgang durchführen können (schmerzfrei Kauen und viele Kauschläge pro Bissen) denn die Verdauung beginnt bereits mit dem Kauvorgang. Dies nicht nur wegen der Zerkleinerung des Futters sondern auch wegen der im Speichel vorhandenen Verdauungssäfte (Enzyme), welche die weitere Aufschlüsselung der Futterbestandteile im Magen und Darm erst ermöglichen. Außerdem beeinflusst die Menge des Speichel den Säurewert im Verdauungstrakt und ist entscheidend für den Flüssigkeitsgehalt des Verdauungsbreies.

Das Raufutter führt auch zur erhöhten Wasseraufnahme. Dadurch steht dem Organismus mehr Flüssigkeit zur Verfügung. Dies ist wichtig für die Funktion der Muskeln/Sehnen/Gelenk, Nieren, Leber und anderer Organe Zu geringer Flüssigkeitsgehalt führt schnell zu Verstopfungskoliken und Darmträgheit. Hierfür benötigen sie ein einwandfreies Gebiss. Dieses muss mindestens 1 - 2 mal jährlich überprüft und bei Bedarf von einem kompetenten Tierarzt eine Behandlung (Zähneraspeln, Haken entfernen, Wolfzähne entfernen, Milchzahnkappen ziehen) durchgeführt werden.

Auch die Zusammensetzung der Raufutterration spielt eine große Rolle. Raufutter soll viel Rohfaser enthalten. Dies ist jedoch eine Sammelbegriff für verschiedene chemische Verbindungen wie z.B. Cellulose(aus Heu), Hemicellulose, Lignin(Holzfaser)und Pektine (Rohfaser aus Karotten und Äpfeln).

Heu ist die für ein Pferd beste Rohfaserquelle !
Stroh enthält sehr viel Lignin, Heu relativ viel Cellulose als Rohfaser. Heu enthält damit die für die Dickdarmbakterien (Symbionten) des Pferdes am leichtesten verdauliche und damit beste Rohfaserquelle. Die "guten" Darmsymbionten sind auf Cellulose angewiesen, um sich ausreichend vermehren zu können und damit ihrer Aufgabe der Aufschlüsselung und Umwandlung der ansonsten nicht verdaulichen Futterbestandteile gerecht zu werden.

Ist die in Form von Heu dargereichte Rohfasergabe langfristig zu gering, wird sich die Gesamtzahl der Darmsymbionten reduzieren. Kurzfristig kann dieses Defizit durch Stroh ausgeglichen werden. Nach einiger Zeit bilden sich jedoch vermehrt ligninabbauende Bakterien (Stroh enthält viel Lignin=Holzfaser), so dass die Symbionten noch weiter zurückgedrängt werden. Dies führt bei empfindlichen Pferden nicht nur zu Koliken, sondern auch zu verlängerten Lösungsphasen und Rückenproblemen, da die Verdauungsstörungen Druck im Bauchraum erzeugen, den die Pferde durch Anspannen der Rückenmuskulatur auszugleichen versuchen.

Eine häufige haltungsbedingte Ursache für Koliken als Folge von Haltungsfehlern sind auch ungeeignete Futtermittel.
Ungeeignete Futtermittel mit kurzfristig nachteiligen Folgen sind verdorbene Nahrungsmittel (Heu, Silage, Stroh, Hafer), die Schimmelpilze und ihre Toxine (Giftstoffe), Milben und krankmachende Bakterien (Fehlgärung bei Silage) enthalten. Außerdem giftige Beimengungen (Mutterkorn im Getreide, Herbstzeitlose im Heu), Kontaminationen (Ratten und Schädlingsbekämpfungsmittel) und Futterzusatzstoffe (Ionophore) die in Futtermitteln vorkommen, die für andere Tierarten bestimmt sind (Kaninchenpellets an Pferde). Auch ungeeignete Darreichungsformen gefährden die Gesundheit z.B. zu heißes Mash an unerfahrene Tiere machen Verbrennnungen, uneingeweichte Trockenschnitzel oder zu kleine Pellets auch Pelletkrümel führen zu Schlundverstopfungen. Im Zusammenhang der Schlundverstopfung sei hier noch einmal auf die Wichtigkeit der regelmäßigen Zahnkontrolle hingewiesen!

Ungeeignet mit langfristig nachteiligen Folgen können Futtermittel mit erhöhtem Sand-, Fluor-,Blei- und Cyangehalt (Blausäure-Leinsamen) sein.

Bei der Fütterung muss auf jeden Fall ein Überangebot vermieden werden!

Dieser Punkt betrifft besonders den Energiegehalt. Ist er zu hoch, führt er vor allem bei Ponies zu Verfettung und den Folgekrankheiten wie Kolik, Hufrehe, Hyperlipidämie u.ä.. Aber auch ein Überangebot an Vitaminen , hier die fettlöslichen (A, D, E) und Spurenelementen (Jod, Selen) führt zu Störungen im Stoffwechsel und damit in der Verdauung.

Ein Unterangebot kommt bei unseren modernen Haltungsformen besonders in den Ballungsgebieten, selten vor. Dennoch muss beim wachsenden, tragenden, laktierenden Tier und bei großer Kälte (Offenstallhaltung, Gebirgslagen) das Energieangebot über Erhöhung der Kraftfuttergabe (hier besonders Hafer geeignet als leichtverdaulicher Stärketräger) angepasst werden.

Relativ häufig kommt ein Unterangebot bei Natrium, Kalium, Chlorid, Kupfer und Zink vor da die intensiv genutzten Böden in Mitteleuropa geringere Mengen dieser Stoffe im Futter liefern und über den Einsatz der Pferde als Leistungssportler viel von diesen Substanzen, besonders über den Schweiß, verloren geht. Da Natrium, Chlorid und Kalium bei der Tätigkeit der Muskulatur, auch Herz und Darmmuskeln von Bedeutung sind treten bei Mangelzuständen schnell Probleme an diesen Organen auf, die sich auch in einer Koliksymptomatik äußern können.

Zum Abschluss einige (idealisierte und nicht immer einzuhaltende) Forderungen an die Fütterung zur Verhinderung einer Kolik:

- Reichlich Heu, besonders bei Turnier und Belastung(bindet Elektrolyte und Wasser)
- Kein Pilzbefall, keine Fäulnis, einwandfreie Qualität und Verdaulichkeit
- Futter muss Kautätigkeit anregen (Wasser und Säuregehalt, Gefahr der Schlundverstopfung, kein Pawlowscher Reflex)
- Pellets mindestens 1cm groß, Trockenschnitzelgehalt geringer als 10%
- Zahnkontrolle durch Tierarzt 2 mal im Jahr
- Portionierte Fütterung. Das Pferd hat keine Dehnungsfühler im Magen und kann sich "Überfressen"
- Bedarfsgerechte Kraftfuttergabe, da ansonsten Gasbildungen (bes. Einweiß zu hoch) entstehen. Portion nicht größer als 0,5 kg Konzentrat/Fütterung/100kg Lebendgewicht. Bei großen Kraftfuttermengen also 3 -4 Fütterungen pro Tag (Hinweis: Hafer ist noch immer das am besten verdauliche Kraftfutter)
- Vorsicht bei konzentrierten Kohlehydraten und jungem Gras (Kolik, Rehe)
- Vorsichtige Eiweißverfütterung da die Verstoffwechselung von Eiweiß Energie verbraucht!!! Und zur Übersäuerung des Organismus führt (sauer füttern)
- Regelmäßige Fütterungsintervalle nicht über 8 Stunden da sonst Darmbakterien absterben können (wenn die Pferde ausreichend Heu oder Stroh zur Verfügung haben kann dies natürlich nicht passieren)
- Regelmäßige Entwurmung mit für den Bestand "passenden" Wurmmittel mindesten 4 mal pro Jahr (60 % der Koliken sind Folge alter Strongylideninfekte)
- Reichlich Wasser und Elektrolyte wenn das Pferd schwitzt. In 1 l Schweiß sind ca. 3g Kochsalz enthalten. Das Pferd verliert bei einer Außentemperatur von 18 - 22 Grad und leichter Arbeit im Trab ca 5 l Schweiß pro Stunde, bei mittlerer Arbeit ca 20 l pro Stunde. Das heißt bei mittlerer Arbeit müssen nach 1 Stunde ca 40 - 60g Kochsalz ersetzt werden !!!!
- 4 - 5 Stunden vor einem Transport keine Kraftfuttergabe mehr, um der Transportkolik vorzubeugen.

Ich hoffe mit diesen Ausführungen einige Hinweise zur Vermeidung von Koliken gegeben und damit der Gesunderhaltung unseres, uns von der Natur anvertrauten Kameraden Pferd gedient zu haben.

Quelle: www.tierklinik-wiesbaden.de

Re: Der Kolikpatient in der täglichen Praxis

04.09.2010, 08:28

... und dies:

Retrospektive Studie der Koliken bei Pferden:

http://www.qucosa.de/recherche/frontdoo ... s4frontend[id]=3694

Diese Studie ist besonders im Hinblick auf die Laborparameter interessant. Ferner wird auf die verschiedenen Kolikformen Bezug genommen.

Re: Der Kolikpatient in der täglichen Praxis

04.09.2010, 09:12

*wein* :? den letzten Link kann ich nicht öffnen....

Bei uns am Stall ist aktuell gerade ein Kolikpferd. Es ist eine Araberstute, bei der Haltung, Fütterung und Bewegung, der Umgang und alles was dazu gehört , eigentlich optimal ist.
Nun hat dieses Pferd öfter mal ne leichte Kolik gehabt. Hat auch während der Weidezeit oft einen aufgeblähten Bauch..ansonsten ist sie unauffällig.

Nun wr es so, dass letztes WE eine Kolik kam, TA zuerst mal notfallmäßig behandelte, diese Kolik aber wieder kam. Dann wurden Infusionen gemacht, auf Magengeschwür getippt, Antibiotika gegeben, das Pferd dann von der Weide gelassen.
Die Kolik blieb dann zwei Tage aus und wiederholte sich...wieder TA , kein Antibiotika mehr, und es besserte sich nach kurzer Zeit wieder.
Tags darauf wurde die Araberstute in die Klinik gebracht, wegen Ursachenforschung.
Ergebnis ergab vorläufig, nach einer Blutbilduntersuchung und Magen-Darmspiegelung:
Magengeschwüre Stufe 2 (die Stufen gehen bis 5 )...dazu eine Darmschleimhautentzündung.
Im Darm wurden die Darmbakterien untersucht nach Anzahl der guten und "schlechten"..wobei die schlechten Bakterien weit überwogen, was auch Fehlgärungen verursacht und auch den öfter mal aufgeblähten Bauch erklärt.
Außerdem war das Phosphat stark überhöht, die Eierstöcke bilden statt nur eines Follikels mehrere aus...was ungewöhnlich zu sein scheint.
Die Hormone wurden auch überprüft, das Ergebnis steht aber noch aus, Blutbild war anscheindend unauffällig.

Die Behandlung besteht nun erst mal in der Heilung der akuten Probleme von Magengeschwür und Darmschleimhaut, mit Ombremazol und .....den Rest hab ich vergessen. :haukopf:

Vorgestern kam sie wieder aus der Klinik, hatte nur 1 1/2 Stunden Weidegang...und gestern abend dann wieder ein leichter Anfall einer Kolik, bei der sie sich öfter mal hinlegte, gleich aber wieder aufstand, auch wälzte...und nachdem dann die Besiterin Colosan gab, sich das ganze besserte...und das Pferd nur noch ab und an mal scharrte und typische Anzeichen des Magengeschwürs sichtbar waren...eben Leerkauen, Gähnen, Flehmen und Scharren...und auch recht verspannt ne ganze Weile dastand.
Anscheinend waren grad die Schmerzen für das Pferd akut , typisch wohl bei Magengeschwür...und nach Abklingen verhielt sie sich wieder ganz normal und begann auch wieder Heu zu fressen.

...und jetzt hab ich mal ganz unwissenschaftlich nachgedacht....und meine dazu...kann es denn sein, dass durch eine Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenunterfunktion , zu solchen Problemen kommen kann`
In der Nebenschilddrüse wird der Hormonhaushalt für die Rosse und Follikelbildung durch das Parathormon geregelt...die Schilddrüse regelt den Stoffwechsel mit Jod.
Aber bei zu geringer Tyroxinbildung (Jod) wird das Parathormon mehr...und beides zusammen regelt so auch den Calciumhaushalt.
Die Arachidonsäure,(die wiederum aus Omega6 Fettsäuren gebildet wird und Entzündungsfördernd ist) die zusammen mit Vitamin E wichtig ist , für die Sexualhormone, wird von der Schilddrüse bestimmt, da diese auch zur Bildung von Tyroxin Vitamin E benötigt.

Diesen Phosphatüberschuss hatte die Araberstute schon vor Jahren mal durch den TA attestiert bekommen, aber da war sie noch nicht bei uns am Stall...von daher denke ich, dass es nun nicht mit Haltung und fütterung zusammenhängt, sondern eben eine Hormonstörung oder eine genetische Fehlsteuerung der Schilddrüse und Nebenschilddrüse sein könnte??

Re: Der Kolikpatient in der täglichen Praxis

04.09.2010, 19:22

Doro hat geschrieben:*wein* :? den letzten Link kann ich nicht öffnen....


Mmh, bei mir geht es auf, ist eine PDF. Vielleicht kann Eddi helfen. Hattest Du nicht neulich auch mal ein Problem mit pdf files?

Liebe Grüße
Gaby

Re: Der Kolikpatient in der täglichen Praxis

13.09.2010, 17:06

Leider nicht, nur dies:
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:15-qucosa-36940

Kurzfassung in Deutsch
In der vorliegenden Studie wurden Befunde von 583 Pferden mit Kolik retrospektiv untersucht. In die Auswertung gingen dabei Daten der Anamnese, der klinischen und labormedizinischen Befunde, der parasitologischen und gastroskopischen Untersuchung, der Behandlungsart sowie des Heilungserfolges ein. Die Daten der Kolikformen wurden entweder nach Feststellung der Normalverteilung mit Normalwerten für Pferde mittels t-Test für eine Stichprobe oder mit dem Mann-Whitney-Test verglichen. Zusammenfassend konnte festgestellt werden, daß Pferde mit einem Durchschnittsalter von 6 Jahren (xM) und insbesondere Stuten häufiger an Kolik erkrankten. Dabei wiesen die Kolikpatienten gering- bis mittelgradige, diskontinuierliche Kolik sowie eine signifikant höhere Herz- (HF) und Atmungsfrequenz auf. Typisch waren eine Verminderung der Peristaltik und ein Sistieren des Kotabsatzes. Endo-parasiten (59,6 %) und Magenschleimhautläsionen (51,9 %) stellten prädisponierende Faktoren dar. Die häufigsten Kolikformen waren Obstipation der linken ventralen Längslage (LVLL; 21,4 %), Dis-locatio coli (19,8 %), Dünndarmstrangulation (12,0 %) und Krampfkolik (9,4 %), wobei 62,3 % konservativ, 32,9 % operativ behandelt und 4,8 % der Patienten wegen Aussichtslosigkeit euthanasiert wurden. Die Mortalität aller Kolikpatienten lag bei 23,2 %. Eine klinisch relevante Geschlechtsabhängigkeit bei Kolikpferden konnte nicht nachgewiesen werden. Jedoch traten signifikant häufiger Torsio coli totalis und Obstipation der LVLL bei Stuten sowie akute Kolitis und Krampfkolik bei männlichen Pferden auf. Für die Entscheidung zur Operation waren der kontinuierliche mittlere Grad der Kolik und die Herz-frequenz (xM = 68/min) von klinischer und statistisch abgesicherter Bedeutung. Stuten mit Fohlen wurden signifikant häufiger operiert. Die Kolikform war ausschlaggebend für die Wahl der Behandlungsart. Bei den operativ behandelten Pferden fielen insbesondere eine Hypovolämie und Azotämie auf. Faktoren für eine schlechte Prognose bei Kolikpferden waren der postpartale Zeitraum, ein zunehmendes Alter, hochgradige kontinuierliche Kolik und ein erhöhtes Flüssigkeitsdefizit. Eine Kolik mit tödlichem Ausgang war durch hochgradige metabolische Azidose, Dehydratation und akutes Nierenversagen gekennzeichnet. Pferde mit Krampfkolik, Magenschleimhautläsionen oder einfachen Obstruktionen des Dickdarmes zeigten nur geringe klinische Symptome. Auffallend war eine Hyperbilirubinämie bei Kolikformen mit einer Kolikdauer von mehr als 24 Stunden. Pferde mit Krampfkolik, Obstipation der LVLL oder Magenschleimhautläsionen wurden ausschließlich konservativ behandelt und geheilt. Von den Pferden mit Dislocatio coli wurden 54,8 %, mit Meteorismus intestini 73,9 %, mit Obstipation des Zäkums 85,0 % oder des kleinen Kolons 82,4 % konservativ behandelt und geheilt. Pferde mit Dünndarmstrangulation oder Torsio coli totalis sowie akuter Kolitis zeigten eine hochgradige Hypovolämie und Endotoxämie. Meist lag die HF > 80/min. Bei Pferden mit Dünndarmstrangulation kam es ab einer Kolikdauer von 10 Stunden zur einer starken Ausprägung der metabolischen Azidose, Hypovolämie, Azotämie und zu einer schlechten Prognose. Die Überlebensrate lag bei < 20 %. Pferde mit akuter Kolitis wiesen eine Leukopenie mit Linksverschiebung auf. Die Prognose war auch bei diesen Pferden schlecht, die Überlebensrate betrug aber 40 %. Da die HF einen statistisch abgesicherten Indikator für die Entscheidung zur Operation bzw. für die Prognose darstellte, wurden auf der Grundlage spezieller labormedizinischer Blutparameter bei Pferden mit Dünndarmstrangulation, Dislocatio coli, Torsio coli totalis und akuter Kolitis in Abhängigkeit von der HF intravenös zu verabreichende Infusionsmengen, bezogen auf eine Körpermasse von 500 kg, berechnet, die für die Notfalltherapie vor der Überweisung erforderlich sind: · Pferde mit Dislocatio coli weisen bei einer HF > 60/min ein intravaskuläres Defizit von 2 bis 7 Litern Flüssigkeit sowie ein Basendefizit von ca. 250 mmol auf. · Pferde mit Dünndarmstrangulation benötigen mindestens 5 Liter, bei einer HF > 80/min jedoch 7 bis 20 Liter Flüssigkeit und 400 bis 1000 ml 8,4%ige Natriumbikarbonatlösung. · Pferden mit Torsio coli totalis sind mindestens 7 Liter, bei einer HF > 80/min jedoch 20 bis 27 Liter Flüssigkeit und 500 bis 1800 ml 8,4%ige Natriumbikarbonatlösung zu infundieren. · Pferde mit akuter Kolitis weisen ein Defizit von mindestens 6 Litern, bei einer HF > 68/min von 11 bis 16 Litern Flüssigkeit sowie von 400 bis 1100 mmol Bikarbonat auf. Die klinische Untersuchung, kontinuierliche klinische Kontrollen sowie eine gezielte medikamentelle Notfallbehandlung sind letztendlich Grundlage für zufriedenstellende, der Kolikform und dem individuellen Verlauf entsprechende, Überlebensraten bei Kolikpferden. Für die praktizierenden Tierärzte können aus den vorgelegten Untersuchungsergebnissen folgende Empfehlungen zur Versorgung von Kolikpatienten vor dem Transport in die Tierklinik getroffen werden: 1. klinische Untersuchung nach dem Kolikuntersuchungsgang einschließlich einer genauen rektalen Untersuchung und Entleerung des Magens mittels Nasenschlundsonde 2. Schaffung eines venösen Zuganges über eine ausreichend große Flexüle (mindestens 12 G) 3. wenn möglich Bestimmung von Hämatokrit, Gesamteiweißkonzentration und/oder Säure-Basen-Status 4. ausreichende Analgesie 5. gezielte Infusionstherapie in Abhängigkeit von der Kolikform, den klinischen und/oder labormedizinischen Veränderungen zum Ausgleich von Flüssigkeits- und Elektrolytdefiziten, Säure-Basen-Imbalancen sowie zur Verhinderung eines akuten prärenalen Nierenversagens

Re: Der Kolikpatient in der täglichen Praxis

14.09.2010, 07:46

Doro hat geschrieben:*wein* :? den letzten Link kann ich nicht öffnen....

Bei uns am Stall ist aktuell gerade ein Kolikpferd. Es ist eine Araberstute, bei der Haltung, Fütterung und Bewegung, der Umgang und alles was dazu gehört , eigentlich optimal ist.



Hallo Doro,

vielleicht kann die Besitzerin des Pferdes die Datei öffnen, es sind 120 Seiten. Oh, da fällt mir was ein... ich gebe das mal eben einem Mitarbeiter, wenn es klappt könnte ich Dir eine Word Datei per email schicken.

Liebe Grüße
Gaby

Re: Der Kolikpatient in der täglichen Praxis

14.09.2010, 08:21

Hat geklappt, hätte jetzt eine Word Datei. :2daumenhoch:

Re: Der Kolikpatient in der täglichen Praxis

06.09.2011, 08:28

Habe mal dies bestellt, nachdem die Colosan-Preise in schwindelerregende Höhe gestiegen sind: 250 ml kosten über 50 Euro :shock: :shock:

http://www.lexa-pferdefutter.de/index.php?Digestol

Ich sollte mich mal zeitnah an meine Eigenmischung machen..... eigentlich habe ich alles daheim, bisher fehlte nur die Zeit :kinn:

Re: Der Kolikpatient in der täglichen Praxis

06.09.2011, 11:13

Derzeit gibt es Colosan günstig hier:
http://www.besamex.de/keywordsearch/~so ... eb1.plweb1
Das wirkt auf den ersten Blick zwar deutlich teurer als der Nachbau von Lexa, wenn man sich die Dosierempfehlungen ansieht ist der Preisunterschied aber nicht mehr erheblich für ein Produkt das ja, (hoffentlich), nicht allzu oft eingesetzt wird.
Trotzdem bin ich auf Erfahrungen mit dem Lexaprodukt gespannt.

Re: Der Kolikpatient in der täglichen Praxis

06.09.2011, 13:03

Mich stört die unzureichende Deklaration:

I
nhaltsstoffe
Zusammensetzung:
Leinöl
Zusatzstoffe:

aroma- und apetittanregende Stoffe (Anis-, Fenchel- und Kümmelöl)


Im Extremfall kann das heißen: 99,9ml Leinöl und jeweils 1 Tropfen Aroma pro Sorte! :drunter:

Re: Der Kolikpatient in der täglichen Praxis

06.09.2011, 13:30

Eddi hat geschrieben:Im Extremfall kann das heißen: 99,9ml Leinöl und jeweils 1 Tropfen Aroma pro Sorte! :drunter:


Beim Colosan sind von dem Anis-, Fenchel- und Kümmelöl auch nicht viel mehr drin. Der größte Teil ist Leinsamenöl.

Re: Der Kolikpatient in der täglichen Praxis

06.09.2011, 16:37

Allerdings gibt es eine Deklaration dazu und es ist vom Öl die Rede gegenüber Aroma:
Zusammensetzung:
(100 g bzw. 105 ml Lösung enthalten):
Wirkstoffe: Anisöl 1 g, Bitterfenchelöl 1 g, Kümmelöl 1 g,
Chinesisches Zimtöl 1,7 g, Schwefel 2,5 g.
Weiterer Bestandteil: Raffiniertes Leinsamenöl.

Auf das Leinsamenöl entfallen dann 92,8g.
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