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BeitragVerfasst: 21.07.2007, 09:43 
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Bakterielle Futtermittelvergiftung Botulismus – Gefahr

Botulismus wurde erstmals im Jahr 1820 von Justinus Kerner anlässlich einer Epidemie bei Menschen beschrieben, die durch den Verzehr von verunreinigter Wurst verursacht wurde (botulus: Lateinisch: «Würstchen»). Erst 1897 gelang die Isolation beziehungsweise der Nachweis des Botulinumtoxins, welches von dem stäbchenförmigen Bakterium Clostridium botulinum gebildet wird.

Dr. Birgit van Damsen

Andere Vertreter dieser Bakterien-familie, die durch Toxinbildung lebensgefährliche Erkrankungen auslösen können, sind zum Beispiel Clostridium tetanie (Tetanus) oder Bacillus anthracis (Milzbrand). Beim Pferd wird Botulismus durch das Toxin von Clostridium botulinum, Typ A, B, C, D, E, F und G verursacht (sie können einzeln oder zusammen auftreten).
Die Bakterien Clostridium botulinum kommen weltweit vor und sind vor allem in der oberen, humusreichen Bodenschicht von Wiesen und Weiden vorhanden. Verbreitet werden sie durch kontaminierten Dünger (z.B. Biokompost), Klärschlamm, Festmist oder Gülle. Besonders Hühnergülle aus Massentierhaltungen stellt ein besonderes Risiko dar, weil sich das Bakterium gerne im Darmbereich von Vögeln bzw. Hühnern aufhält. Einmal kontaminierte Weiden oder Ackerland bleiben jahrelang ein Risiko für Mensch und Pferd. Finden sie ungünstige Lebensbedingungen vor, bilden sich Sporen (inaktive Dauerformen), die sehr resistent gegen Umwelteinflüsse sind und jahrzehntelang im Boden überleben können.
Das Bakterium selbst vermehrt sich beziehungsweise bildet das bedrohliche, geruchs- und geschmackslose Botulinumtoxin (Gift) besonders gern in verwesendem tierischem Gewebe, bei Temperaturen ab 25 °Celsius sowie in sauerstoffarmer, feuchter und eiweissreicher Umgebung. Tierkadaver wie tote Mäuse, Ratten oder Vögel in Heu- und Strohballen oder Getreidespeichern sind genauso potenzielle Gefahrenquellen wie eiweissreiche, sehr feuchte und mit Erde verunreinigte Grassilagegrossballen.
Der Gefährlichkeitsgrad des Botulinum-Bakteriums ist differenziert zu betrachten. Auf der einen Seite bilden die Bakterien bei ihrer Vermehrung nicht immer und in jedem Fall Gift – warum, bleibt die Forschung noch schuldig – auf der anderen Seite ist das Botulinumtoxin beispielsweise eine Milliarde Mal giftiger als Cyankali! So reichen bereits 50 bis 100 Gramm Grassilage aus einem kontaminierten Silagegrossballen aus, um ein Grosspferd zu töten. In einer Region Spaniens starben 35 Maultiere aus 24 Höfen an Botulismus. Ursache war ein Katzenkadaver im Getreidelager der örtlichen Landwirtschaftsgenossenschaft.

Erscheinungsformen und Symptome
Ein vermehrtes Auftreten in den letzten Jahren lässt sich statistisch nicht absichern, da jahrelang nur wenige Labordiagnosen gestellt wurden. Nach Aussagen von Tierärzten und einzelner Tierseuchenkassen ist ein teilweise dramatisches Ansteigen der Todesfälle bei Haustieren erkennbar.
Botulismus äussert sich beim Pferd in drei Erscheinungsformen, dem muskulären und dem toxikoinfektiösen Botulismus (Wundbotulismus), die in den meisten Fällen tödlich verlaufen, und dem visceralen Botulismus mit gemässigtem Krankheitsverlauf.

Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht dieser drei Formen der Botulismus-Erkrankungen hinsichtlich ihrer Entstehung und deren Folgen
muskulärer Botulismustoxikoinfektiöser Botulismus (Wundbotulismus)visceraler Botulismus (visceral: zu den Eingeweiden gehörend)
Entstehung Aufnahme des Botulinumtoxins über das Trinkwasser und/oder Futter Das Botulinumtoxin wird von den Bakterien im eigenen Pferdekörper gebildet und gelangt über das Blut an die NervenendenDauerhafte Aufnahme von kleinen Mengen des Botulinumtoxins; Befall der Verdauungsorgane
Folgen, Abläufe, Symptome Generalisierte Lähmung der Skelett- und Kaumuskulatur, Die Botulinumtoxine verhindern die Freisetzung von Acetyl-cholin (wichtige Überträgersub-stanz im Nervensystem) an den Nervenenden. Die dadurch fehlende Übertragung in der Erregungsleitung zwischen Nerv und Muskulatur führt zu Muskelschwäche bis hin zur Lähmung Bleibt in Wunden totes Gewebe zurück und herrschen luftarme Verhältnisse, kann sich das Clostridium botulinum vermehren und Toxin bilden Die gebildete Menge Botulinumtoxin ist nicht tödlich. Verdauungsstörungen (Verstopfung wechselnd mit
Durchfall), eine nicht infektiöse chronische Hufrehe (Laminitis), gestaute Venen, Abmagerung und Abgeschlagenheit; die betroffenen Pferde ziehen den Bauch ein; Nachweis der Botulinumtoxine im Darm, nicht im Blut!

An Botulismus erkrankte Pferde gehen steif und schwankend, begleitet von motorischen Lähmungen. Beim Laufen schleifen die Hufzehen am Boden. Kopf und Hals werden im Stehen tief hängen gelassen. Infolge der Lähmung der Gesichtsmuskulatur fehlt die Mimik, die Pupillen sind weit geöffnet. Die Pferde machen einen schläfrigen, abwesenden Eindruck. Der Appetit ist unverändert, durch die Schwäche der Kaumuskulatur fällt beim Fressen immer wieder halb gekautes Futter aus dem Maul. Die Pferde können nicht richtig abschlucken, so dass Speichel und Futter aus der Nase laufen (nicht zu verwechseln mit der Schlundverstopfung). In manchen Fällen zeigen betroffene Pferde auch kolikähnliche Erscheinungen. Im fortgeschrittenen Stadium fällt ihnen die Atmung schwer, sie zittern und kommen schliesslich zum Festliegen bei vollem Bewusstsein. Wie schnell der Tod eintritt, hängt von der Toxinmenge ab, die von den Pferden aufgenommen werden. Dabei erkranken junge Tiere scheinbar schwerer als ältere. Da das an den Übertragungsstellen der Nerven gebundene Gift nur sehr langsam abgebaut wird, wirkt die wiederholte Aufnahme kleiner Toxinmengen überproportional. Das bedeutet, dass sich kleine Mengen – die für sich noch keine Symptome auslösen – so lange ansammeln bis eine Giftmenge erreicht ist, die die Erkrankung auslöst.
Je nachdem wie viel Gift aufgenommen wird, entwickelt sich die Krankheit rascher oder langsamer. Die Dauer der Erkrankung variiert von einigen Stunden bis zu zwei Wochen und verläuft meistens tödlich. Schafft es ein Pferd jedoch die ersten 8–10 Tage zu überleben, erhöhen sich seine Überlebenschancen erheblich.
Die offizielle Sterblichkeit von an Botulismus erkrankten Pferden kann niemand genau sagen. Eine Quelle geht von 100 nachgewiesenen Fällen in Deutschland aus (bei 1 Million Pferden und 80’000 Sterbefällen pro Jahr sind das 0,125 Prozent oder von 1000 Todesfällen kommen 1,25 Pferde durch Botulismus zu Tode). Man schätzt die Dunkelziffer allerdings auf das Zehnfache (also immerhin etwa ein Prozent), da die diagnostische Abgrenzung von Erkrankungen mit verwandter Symptomatik nicht einfach ist (zum Beispiel «Grass Sickness»: Störungen beim Schlucken, reduzierte Darmperistaltik, Muskelzittern, lokales Schwitzen, unphysiologische Körperhaltung).
Erschwerend hinzu kommt, dass beim muskulären bzw. Wundbotulismus trotz klarer klinischer Symptome der direkte Toxinnachweis nur selten gelingt, da die Mengen im Pferdekörper ausserordentlich gering sind. Beim visceralen Botulismus hingegen kann Toxin im Enddarm und im Kot gefunden werden.

Symptome des muskulären Botulismus
Allgemeinzustand, Verhalten: Ataxie, Festliegen bei vollem Bewusstsein
Nervensystem: Zittern und motorische Lähmungen beginnend an den Hintergliedmassen, gefolgt von vollständigen motorischen Lähmungen
Oberer Magen-Darm-Trakt:Lähmung der Zunge (heraushängende Zunge), später Lähmung der Kaumuskulatur, des Rachens und des Kehlkopfes; Kau- und Schluckbeschwerden, Rückfluss des Speisebreis aus dem Magen in die Mundhöhle
Unterer Magen-Darm-Trakt: Verstopfung
Nasen-Rachen-Raum: Atemnot, Lungenentzündung ohne Infektion, später Tod durch Atemlähmung
Bewegungsapparat: Lähmung der Skelettmuskulatur
Augen, Augenlider: Sehstörungen
Sterberate: 90 Prozent

Behandlungsmöglichkeiten
Gegen die Vermehrung der Bakterien kann Antibiotika (Penicillin G) eingesetzt werden. Weitere Therapiemöglichkeiten bestehen darin, das Pferd zu stabilisieren und zu erleichtern, zum Beispiel durch Darmtätigkeit anregende Medikamente (Parasympathomimetika, zum Beispiel Neostigmin, Aktivkohle und/oder Glaubersalz) und Sondenernährung. Ausserdem können Infusionen mit dem Nervenvitamin B durchgeführt und Leber stärkende Mittel verabreicht werden. Können die Pferde nicht mehr schlucken, müssten sie über eine Nasenschlundsonde (Magensonde) ernährt werden, was sich in der Praxis als sehr schwierig erweist. Zur Vermeidung von Festliegen (Dekubitus) kann das Pferd in der Klinik in eine Aufhängevorrichtung verbracht werden.

Impfung/Immunisierung
Hinsichtlich der vorbeugenden Schutzimpfung bei gesunden Pferden (aktive Immunisierung) als auch der Behandlung mit Antiserum bei bereits leicht erkrankten Pferden (passive Immunisierung) bestehen sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland irritierende und zum Teil widersprüchliche Angaben. Auch in Bezug der Auslöser für Botulismus (Bakterien: Typ A, B, C, D, E, F und G) gibt es unterschiedliche Angaben. Eine Quelle nennt die häufigsten Toxine beim Pferd das A-, B- und C-Toxin, andere haben in verseuchten Silageballen und Bodenuntersuchungen vermehrt C2- und D-Toxine festgestellt (erhältlicher Impfstoff Schweiz: ebenfalls Clostridium botulinum, Typ C und D).

Im sehr frühen Stadium kann man mittels Injektion von spezifischen Antikörpern die Toxinwirkung abpuffern (Antidot-Therapie: Polyvalentes Antitoxin (Impfstoff mit antigenen Bestandteilen verschiedener Stämme), 5000 Einheiten intramuskulär, aufgeteilt auf verschiedene Orte). Das Antitoxin kann jedoch nur frei zirkulierendes, noch nicht an die Neurone gebundenes Toxin neutralisieren. Sobald nämlich eine Bindung des Toxins an die Nerven erfolgt ist, dauert es lange (ca. 47 Tage; Veterinärmedizinische Universität Wien), bis sie völlig abgebaut sind. Das für einen Therapieversuch nötige Antiserum soll $ 2500 pro Dosis kosten und sei nur in kleinen Mengen verfügbar (aus den USA).

Therapie nur bedingt hilfreich
Dennoch: Das an den Nervenenden gebundene Gift ist so fest verankert, dass es durch Botulismus-Antiseren kaum mehr abgelöst werden kann. Die Gabe des Antiserums wäre also nach Ausbruch der Erkrankung relativ sinnlos. Gegen einige der bekannten Typen von Botulismuserregern sind auf dem Weltmarkt Impfstoffe erhältlich. Da leider keine Gruppenresistenz besteht, muss für jede spezielle Erregerart (A–G) der passende Impfstoff eingesetzt werden. Eine Therapie erkrankter Pferde kann nur dann zum Erfolg führen, wenn die aufgenommene Toxinmenge klein war. Bei Aufnahme grosser Toxinmengen ist jede Therapie hoffnungslos.

Wie kann Botulismus verhindert werden?
• Keine Bekämpfung von Ratten und Mäusen mit Giften im Stallbereich; die Tiere könnten sich besonders im Heulager oder anderen Futterlagerstätten verkriechen, verenden und somit Botulinum-Bakterien bilden.
• Bei Verdacht Probenentnahmen im Weide- und Paddockboden, Einstreu und Tränkewasser vornehmen (Erregernachweis).
• Infektionskette unterbrechen: Boden-Futter-Tier-Mist/Gülle-Boden; also zum Beispiel keine Silagegewinnung auf mit Mist oder Gülle gedüngten Wiesen.
• Je weniger Erde in das Futter gelangt, um so geringer ist die Zahl der Bodenkeime.
• Im Frühjahr Abschleppen und Walzen der Flächen, die der Silagegewinnung dienen, da sie die Menge an Erde im Wickelgut verringern; Gleiches gilt für Heuwerbung.
• Einstellung des Mähwerkes auf eine Schnitthöhe von 8 cm über Boden.
• Das gemähte Gras ausreichend mit ordentlichen Maschinen wendeln.
• Möglichst rasche Trocknung des Silageguts, was den Abbau des notwendigen Zuckers beschleunigt (Clostridium botulinum mag saure Umgebung überhaupt nicht).
• Einsatz von Wildrettern beim Mähen vermindert die Gefahr, Tierkadaver mit einzupressen.
• Ein umsichtiger Transport ist besonders wichtig; kein Aufspiessen mit dem Frontlader.
• Lagerflächen und Silos sind vor Vögeln und Nagern zu schützen, zum Beispiel durch Netze.
• Grassilagegrossballen sind ca. 40-mal so gross wie normale, kleine Heuballen. Sie werden in der Regel gleichzeitig an alle Pferde eines Bestandes verfüttert. Hieraus erklären sich Häufungen von Todesfällen in einem Bestand mit nur einem Botulinumtoxin verseuchten Silageballen, während ein verseuchter Heuballen lediglich ein bis zwei Pferde bedrohen kann.
• Nur einwandfreie Grassilage füttern.
• Für kleine Pferdebestände eignen sich 50-Kilogramm-Silageballen; ein geöffneter Ballen muss innerhalb weniger Tage verfüttert werden.
• Silage aus so genannten Fahrsilos sind für Pferde nicht geeignet, da es meist Nasssilagen sind und diese eine offene, in der Regel nicht luftdicht abgeschlossene Schnittfläche haben.

Da die Anhäufung der Botulismusfälle in der letzten Zeit auffällig ist und alle Erkrankungen mit Fütterung von Silage verbunden waren, muss letztlich empfohlen werden, die Futterqualität von Grassilage ausserordentlich kritisch zu beachten. Bei einer qualitativ guten Silage ist das Risiko für Botulismus vermutlich nicht höher als bei Heufütterung.
Die landwirtschaftlichen Lehr- und Versuchsanstalten in Deutschland und der Schweiz bieten interessante Lehrveranstaltungen zur Pferdefütterung und Futtermittelbeurteilung an. Es ist sehr wichtig, die Qualität von Futtermitteln beurteilen zu können, um so sein Pferd vor vermeidbaren Gesundheitsschäden durch verdorbenes Futter zu schützen.

Impfstoff aus der Schweiz
Weiterhin besteht in der Schweiz und Deutschland die Möglichkeit, bestandsspezifische Impfstoffe für Pferde herzustellen. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine vorhergehende Identifizierung und Isolierung des spezifischen Erregers. Informationen bezüglich der Bewilligungen zum Import von Arzneimitteln sind in der Schweizer Tierarzneimittelverordnung (TAMV) geregelt. In begründeten Einzelfällen kann ein Import von Arzneimitteln aus dem Ausland mit einer Sonderbewilligung ermöglicht werden. In einem aktuellen Fall in der Schweiz mit einigen erkrankten Pferden (2004) konnten die noch gesunden Pferde durch ein aus Südafrika stammendes Antitoxin-Serum gerettet werden (Impfstoff aus der Schweiz: Innere Pferdeklinik der Universität Bern, Länggassstrasse 124, 3012 Bern, Tel. 031 631 22 43).
http://www.kavallo.ch/artikel.asp?artikelID=272

_________________
sorry, ich kann durchaus die Großschreibung; aber mein rechter Arm schmerzt nach wie vor und die rechte Hand ist im Zusammenspiel einfach langsamer als die linke Hand....
----->zum Hufrehe-ECS-EMS ABC
Bitte erstellt bei Cushingpferden einen ACTH sowie IR Verlauf als extra Thema mit Laborergebnissen (wenn vorhanden), der aktuellen Fütterung unter denen die Werte ermittelt wurden und aktualisiert diesen immer damit man darauf jederzeit Zugriff hat, Fragen gezielt beantworten und wertvolle Zeit für den Patienten wegen Rückfragen einsparen kann. Bild

Hufrehe
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ECS Tagebuch Sputnik †12.12.2008

ECS Tagebuch Püppe
Diskussion Püppe

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