Über Fütterung mit GefühlWeil Stute Hannah bei diesen Minusgraden so verfroren wirkt oder Wallach Herrmann fleißig gearbeitet hat, kriegen sie noch ein Schäufelchen Kraftfutter obendruaf. Es ist wirklich einfacher einen Knopf auf einen Quarkkuchen zu nähen, als seine Gefühle bei der Pferdefütterung zu überwinden. Zu tief sitzt die Neigung, die Vierbeiner zu vermenschlichen und unsere eigenen Bedürfnisse zu pferdischen zu verbiegen. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, behauptet der Volksmund, und liefert damit einen willkommenen Vorwand, um sich einen Ranzen anzufressen. Und wer erinnert sich nicht, als Kind einen weiteren Schöpflöffel auf dem Teller kassiert zu haben, damit man groß und stark werde? Gelobt sei, was dumm ist und dick macht. Die Ernährungswissenschaftler raufen sich vergeblich die Frisur, die Regenbogenpresse lebt lustig mit ihren Diätkuren, die niemand wirklich ernst nimmt, denn sonst gebe sie es nicht mehr.
Ein Pferd ist, was es ißt. Aber leider hat es nur Stroh im Kopf, was seine Ernährung angeht. Deshalb beäugt es nie seine Figut selbstkritisch im Spiegel und oder sagt mal erschöpft "Danke, ich bin satt". Ganz im Gegenteil, wenn man es lässt, mampft es solange Mais und Mash, bis es mit einer Kolik umkippt. Jede Futterportion, die wir ihm unnötig verabreichen, stehen in umgekehrten proportionalen Verhältniss zur Fürsorgepflicht. Wenn sie liebgewordene Gewohnheiten in die Krippe kippen, werden sie fortan mit mehr Überlegung füttern. Denn auch das sagt der Volksmund ja so treffend: Was man gefressen hat, hat man begriffen.
(Aus: Gegen den Strich gebürstet - 88 unfrisierte Bemerkungen über Pferde und Reiter, Hannes Scholten)
Sollte der Tread hier falsch sein, dann könnt ihr den gerne verschieben!