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Krippenfuttermittel für Pferde, Entwicklungen

21.10.2007, 12:11

Ulrike Bernemann

Krippenfuttermittel für Pferde, Entwicklungen vom Beginn des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts (Mitteleuropa und Nordamerika)

http://elib.tiho-hannover.de/dissertati ... _ss05.html

In der vorliegenden Dissertation wurden die Veröffentlichungen in der einschlägigen Literatur (Zeitschriften, Bücher) über Krippenfuttermittel, die ab 1800 zusätzlich zu den konventionellen Produkten (Hafer, Kleie, Leguminosen) in der Pferdefütterung verwendet wurden, analysiert.

Der Einsatz neuer Futtermittel wurde ermöglicht durch veränderte Anbaumethoden in der Landwirtschaft (Übergang von der Dreifelderwirtschaft zur ertragreicheren Fruchtfolgewirtschaft mit Kartoffel-Rübenanbau), aber auch durch neue Technologien bei der Verarbeitung verschiedener Rohstoffe und den anfallenden Nebenprodukten. Andererseits bestand vor allem in den nichtlandwirtschaftlichen Betrieben und im militärischen Bereich, in denen mehr als ein Drittel aller Pferde gehalten wurde, das Interesse an einer kostengünstigen Fütterung und der Sicherung einer ausreichenden Versorgung und vereinfachten Logistik.

Zu den neuen Futtermitteln zählen Rüben, Möhren, Kartoffeln, Futtermittel tierischer Herkunft (Fleischmehl und Blut), später auch Mais, Rückstände aus der Brauerei, Brennerei und Ölproduktion und insbesondere aus der Zuckerrübenverarbeitung (Melasse, Schnitzel).

Bei der Auswertung mussten überwiegend nicht objektivierbare Erfahrungsberichte, oft mit Beobachtungen bei wenigen Pferden, berücksichtigt werden. Dabei wurden z.T. kontroverse Erfahrungen über Akzeptanz oder Verträglichkeit der Futtermittel deutlich. Aus der großen Zahl der Beobachtungen, in einigen Fällen auch mit großen Tierzahlen und exakten Versuchsbedingungen, schälen sich jedoch einige sichere Erkenntnisse, die auch durch neuere wissenschaftliche Daten gestützt werden.

Die zeitliche Einführung der genannten Futtermittel ergibt sich aus Tabelle 9 sowie aus der Behandlung dieser Futtermittel in den einschlägigen Büchern zur Pferdefütterung (Tab. 10).

Aus den diversen Angaben können für einige Einzelfuttermittel Empfehlungen für den quantitativen Einsatz bei mittelschweren Pferden abgeleitet werden:

(Tabelle siehe Link)


Die Verträglichkeit dieser Futtermittel in den angegebenen Mengen hing jedoch von der Mahlzeitengröße, der Zubereitung (quetschen, mahlen, brühen, quellen, kochen, schnitzeln) sowie von der Kombination mit anderen Futtermitteln ab. Bei den meisten stärkereichen neuen Futtermittel, insbesondere Mais und Kartoffeln fiel bei verstärktem Einsatz eine vermehrte Wärmeproduktion und Schweißbildung auf. Wenn auch die Ursache (erhöhte mikrobielle Verdauung im Dickdarm) damals nicht bekannt war, wurden z. T. doch sinnvolle Maßnahmen getroffen, um dieser Erscheinung entgegen zu wirken, wie geringerer Einsatz im Sommer als im Winter, Fütterung nur zur Abendmahlzeit, Zubereitung der Futtermittel oder Verteilung auf mehrere Mahlzeiten.

Der Wunsch nach leicht handhabbaren, konzentrierten Futtermitteln vom Militär aber auch von städtischen Pferdehaltern führte zur Entwicklung von Futtermischungen und schließlich zu Mischfuttern.

Schon vor 1800 wurden erste Futtermischungen im Form von Brot, Kuchen, Biskuit oder Zwieback hergestellt zur Geschmacksverbesserung des Futters, zur Verbesserung der Verträglichkeit, zur Nutzung von verdorbenen und/oder nicht schmackhaften Futtermittel (hierzu zählen auch die vielfach eingesetzten tierischen Produkte, wie Fleisch- und Blutmehl) und zur Vereinfachung des Transports. Aus diesem Ansatz entwickelten sich ab etwa 1865/70 die ersten kommerziellen Mischfutter. Die Entwicklung wurde durch die Einführung der Melassen als Futtermittel (um 1890) verstärkt.

Ab 1870 wurde beim deutschen Militär versucht, Alleinfutter für Pferde zu entwickeln, was auch bis zum 1. Weltkrieg eingeschränkt (Pressfutter) und im 2. Weltkrieg uneingeschränkt (Heeresfutterkonserve) gelang. Auch Russland stand im 2. Weltkrieg ein gebackenes Alleinfutter für die Pferde zur Verfügung. Die USA formten während des 2. Weltkrieges Pellets aus Rauh-, sowie Krippenfutter und mischten sie zu einem Alleinfuttermittel.

Zeitgleich mit den neuen Futtermitteln traten verschiedene Erkrankungen auf, die z. T. relativ einfach auf die veränderte Fütterung zurückzuführen (Schlundverstopfung nach Schnitzelfütterung, Verschlag nach starker Zuckerfütterung) z. T. aber in ihrer pathogenetischen Entwicklung (Tympanien, Koliken) nicht leicht zu erkennen waren. Sie erweiterten in jedem Fall aber das tierärztliche Wissen und Handeln.

Die zahlreichen Beobachtungen bei der Fütterung diverser Futtermittel einschließlich von Not- und Ersatzfuttermitteln bei Kriegen und Missernten aus der Zeit von 1800 bis 1950 geben auch heute noch viele Anregungen für Wissenschaft und Praxis.
Zuletzt geändert von Friesin am 21.10.2007, 17:04, insgesamt 2-mal geändert.

21.10.2007, 16:09

Wenn auch nicht ind der Einleitung die Hufrehe erwähnt wird, ist mir doch folgender Absatz förmlich ins auge gesprungen:
Zitat: "Zeitgleich mit den neuen Futtermitteln traten verschiedene Erkrankungen auf, die z. T. relativ einfach auf die veränderte Fütterung zurückzuführen (Schlundverstopfung nach Schnitzelfütterung, Verschlag nach starker Zuckerfütterung) z. T. aber in ihrer pathogenetischen Entwicklung (Tympanien, Koliken) nicht leicht zu erkennen waren."

Weiterhin wird sehr ausführlich über Versuchsreihen von Hafer,Gerste,Roggen,Weizen, Kartoffeln usw. berichtet.

Topinambur:
Nach DEGORCE (1831) wurde Topinambour in Frankreich in großer Menge angebaut, weil
die Wurzeln deutlich frostunempfindlicher sind als die Kartoffelknollen. Sie wird von Pferden
gerne gefressen und in großen Mengen gefüttert wirkt sie erhitzend und bringt einen der
Trunkenheit ähnlichen Zustand hervor, außerdem löst sie bisweilen Rehe aus.

Zuckerrübe (+-Schnitzel)
Er wies darauf hin, dass bei dem Ersatz von 1 kg Hafer durch 3 kg
Zuckerrüben bzw. 1 kg Trockenschnitzel der geringere Mineralstoff-, Eiweiß- undVitamingehalt in der Ration ausgeglichen werden muss. SCHOLZ (1933) bemerkte eine bessere Verdaulichkeit der Rohfaser und der N-freien Extraktstoffe der übrigen Futtermittel in der Ration bei der Zuckerrüben- und Trockenschnitzelfütterung.

Biertreber
STEWART (1839, S. 262) berichtet, dass Biertreber zuweilen an Pferde verfüttert wurden,warnt aber davor, nur Biertreber als Krippenfutter zu verwenden, weil diese Fütterung zu Leberkrankheit ... Schwindel und Rehe führen könne.
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