Nathalie Anja Sarah Brüssow
Effekte verschiedener Futtermittel und –bearbeitungsformen auf die Futteraufnahmedauer, die Kaufrequenz und die Kauintensität beim Pferd
http://elib.tiho-hannover.de/dissertati ... _ss06.html
In der vorliegenden Studie wurden die Effekte verschiedener Futtermittel und deren Bearbeitungsformen auf die Futteraufnahmedauer, Kaufrequenz und Kauintensität beim Pferd untersucht und welche Einzelfuttermittel oder welche Kombinationen der vorliegenden Futtermittel dazu geeignet sind, die Pferde durch eine längere Futteraufnahmezeit zu beschäftigen. Untersucht wurden sowohl mechanisch, thermisch und unbehandelte Getreide (Hafer und Gerste) als auch verschiedene Mischfuttermittel und Raufuttermittel (Heu, Heulage und Stroh-Luzerne-Häcksel) sowie Kombinationen aus Hafer und Luzernehäckseln.
Material und Methoden: Für die Studie standen 4 klinisch gesunde Pferde, davon drei Traber und ein Mecklenburger Warmblut im Alter von 10 bis 11 Jahren, zur Verfügung, die teils blockweise, teils randomisiert die Testfuttermittel erhielten. Die Getreidezubereitungen und Mischfutter wurden in einer Dosierung von 2 g Stärke/kg KM, die Trockenschnitzel jeweils in der Menge von 1 kg TS/Tier über 13 Tage gereicht. Die Raufutter wurden restriktiv (1 kg TS) und über 21 Tage ad libitum gefüttert. In drei Kombinationen aus Hafer und Luzerne (Gabe von Hafer vor, nach und gemischt mit Luzerne) wurde Hafer mit 2 g Stärke/kg TS und Luzerne mit 0,5 g RF/kg TS restriktiv gefüttert. In den restriktiven Varianten erhielten die Pferde zusätzlich zu der einmal täglich morgens verabreichten Testfutterration dreimal täglich Heu. Die Messungen der Kaufrequenz erfolgten mittels eines mechanischen Handzählers, vier modifizierter Halfter und eines Myografen. Im Myogramm entspricht die Kauintensität der Höhe der Amplitude und das Kauintervall der Dauer der Amplitude. Die Myografiemessung wurde zweimal während des jeweiligen Versuchsdurchganges, frühestens jedoch ab Tag 5, durchgeführt. Zeitgleich liefen Messungen mittels Handzähler und Halfter. Es wurden die Aufnahmedauer, die Kaufrequenz sowie die Dauer eines Kauzyklus und die Kauintensität gemessen.
Ergebnisse: Die Verfütterung von Raufutter war mit den längsten Futteraufnahmezeiten, den niedrigsten Futteraufnahmemengen, den höchsten Kaufrequenzen und den höchsten Intensitäten verbunden. Umgekehrt wurden die Mischfutterzubereitungen sowie die Getreidevarianten signifikant schneller, mit einer höheren Futteraufnahmemenge, einer deutlich geringeren Kaufrequenz und mit einer geringeren Intensität als die Raufutter aufgenommen. Die Trockenschnitzel-zubereitungen wiesen mittlere Futteraufnahmezeiten und Intensitäten auf. Die vorherige Zulage von Luzernehäckseln vor der Haferfütterung erniedrigte die Futteraufnahmegeschwindigkeit, die Futteraufnahmemenge und steigerte die Kaufrequenz bei gleich bleibender Intensität von Hafer allerdings nicht signifikant. Das Vermischen von Luzernehäckseln mit Hafer erhöhte hingegen signifikant die mittlere Futteraufnahmegeschwindigkeit, jedoch nicht die Futteraufnahmemenge, Frequenz und Intensität (p>0,05). Die Dauer der Muskelaktionspotentiale hingegen wiesen kaum Unterschiede zwischen den verschiedenen Futtermittelgruppen auf (p>0,05, Ausnahme mikronisierte und gerollte Gerste).
Schlussfolgerungen: Die Verfütterung von Raufutter intensiviert den Kauvorgang, welches mit einer erhöhten Speichelproduktion, aber auch mit einer längeren Beschäftigung mit der Futteraufnahme im Zusammenhang steht. Auch führt die vorherige Zulage von Luzernehäckseln vor der Haferfütterung zu einem gewissen Sättigungseffekt und somit zu einer Verlangsamung der nachfolgenden Haferaufnahme. Das Vermischen von gehäckselter Luzerne zu Hafer besitzt aber eher nachteilige Effekte, da die Futteraufnahme insgesamt beschleunigt wird.