Interessantes Thema.
Aber irgendwie erscheint mir die Abhandlung, und auch die Einteilung etwas sehr "starr".
Ich kannte diese Einteilung der Bestärkungen und Strafen nicht, hab' sie mir gerade mehrmals durchgelesen und habe echt Probleme, eine konkrete Zuordnung zu finden. Denn - wie z.B. Spirits Beispiel zeigt, kommt es sehr auf die Einstellung von Mensch und Tier drauf an, in welche Kategorie welches Verhalten einzuordnen ist - die Grenzen sind oft fliessend.
Von daher mag ich nun nicht einzelne Situationen aufdröseln, sondern eher generell schreiben, wie ich zur (Pferde)Erziehung stehe.
Zunächst @ Karin: Nein, ich finde keinesfalls, dass wir mit den Pferden hinter den Hunden und Kindern - erziehungstechnisch - hinterherhinken. Ich erinnere nur an den Horsemanship-Gedanken. Ehemals von den Brüdern Tom und Bill Dorrance (Gott hab' sie selig) ins Leben gerufen, anfänglich nur in der Westernszene bekannt, erobert er in letzter Zeit immer mehr die gesamte Reiterei und das Leben mit Pferden. Dies bringt ein Umdenken, ein Arbeiten an sich selbst, ein wirkliches Analysieren von Problemen unter Berücksichtigung des Individuums Pferd, mit sich. Im Gegensatz zum Schema "Hau drauf", was in meiner Kindheit vermittelt wurde. Ich denke, es hat sich sehr viel getan in letzter Zeit - und es wird sich noch mehr tun.
Was in den bisherigen Ausführungen noch nicht zur Sprache kam, und was eigentlich mein persönlicher Leitsatz ist (dank der Dorrance-Brüder
): "Nicht korrigieren, sondern vermeiden!" Das heisst für mich, dass ich versuche, von vornerein die Situation so zu beeinflussen, dass ich mit dem Tier positiv heraus gehe. Ich möchte nicht - sofern es in meiner Macht liegt - falsches Verhalten korrigieren müssen (nun mal egal, wie), sondern ich will falsches Verhalten VERMEIDEN! Praktisch den Weg ebenen für das richtige Verhalten.
Als sehr wichtig sehe ich in einer Lernphase immer wieder Pausen an. In diesen Pausen finde ich ganz wichtig, die Spannung aus mir genauso wie aus dem Tier herauszunehmen, kurz zu relaxen, vielleicht dem Tier meine Zuneigung bekunden, um dann frisch wieder weiterzuarbeiten. Überhaupt arbeite ich sehr viel mit Körperspannung.
Ebenso wichtig finde ich Abwechslung in der Arbeit - den Übungen. Denn nichts ist tötlicher, als immer wieder die gleichen Übungen abzuspulen. Abwechslung erhält die Aufmerksamkeit und Frische des Tieres. Dies ist dann z.B. mein Weg, um Langeweile und Unaufmerksamkeit zu VERMEIDEN. So brauche ich kein unaufmerksames Pferd zu korrigieren
).
Ich denke, ich arbeite so indirekt an den Dingen, die viele von Euch direkt angehen.
Noch kurz zu dem "Vorwegnehmen" von Übungen, was Jinie beschreibt. Im Prinzip - wenn man es genau nimmt, handelt es sich hier um eine Ungehorsamkeit (wenn auch zugegebenermassen um eine "nette"
). Denn eigentlich sollte eine bestimmte Übung mit einem bestimmten Kommando verknüpft sein. Wenn dann ein Kommando gegeben wird, auf das keine Übung folgt, wäre das genauso "falsch", wie eine Übung ohne Kommando. Peter Kreinberg sagte mal, die "3 W's" machen ein gutes Pferd aus - Willigkeit, Weichen und Warten. Beim "Vorwegnehmen" wurde das "Warten" vernachlässigt.
Noch kurz zum Arbeiten mit Lekkerlies: Ich finde, damit schafft man sich nur Probleme, die man ohne sie nicht hätte! Und ich wünsche mir von meinen Tieren eigentlich, dass sie gewisse Dinge für MICH tun, und nicht für's Lekkerlie.
Zu Karin's Vorschlag, um "Missverständnisse" zu vermeiden, den Tieren unregelmässig Lekkerlies zu geben, bin ich etwas skeptisch. Denn ich denke, wenn schon Lekkerlies, dann sollten diese an bestimmte Bedingungen bzw. Regeln geknüpft sein. Werden sie "nach Lust und Laune" gegeben, ist die Gefahr gross, dass das Tier immer bettelt, weil es nicht weiss, wann was kommt, und wann nicht. Aber hier kann ich nicht aus eigener Erfahrung schreiben, sondern es ist eher ein Gefühl meinerseits.
Gruss
Beate