Hi,
glaube da kann ich Einiges zu beitragen, da gerade Mulis - falsch gehändelt - zu solchen Dingen neigen.
Treten: Kenne ich sowohl bei Equiden, die schlecht behandelt wurden, als auch wenn sie relativ "roh" sind, kaum Bekanntschaft mit dem Menschen gemacht haben, und ihn daher kaum einschätzen können. Somit wird er behandelt wie ein fremdes Pferd, das die Intimsphäre eines anderen verletzt. In dem Fall ist es eine natürliche Reaktion, der man mit Desensibilisierung (Nähe, Berührung....) begegnen sollte.
Hier kann ich auch ein eigenes Beispiel bringen: Mein Jungmuli Naomi hatte ich 2,5jährig übernommen. Die Vorbesitzerin (Bereiterin FN) gab sie für nen Appel und n Ei ab, da die Kleine dort gnadenloses Regiment führte, und sie sich nicht mehr zu helfen wusste. Naomi jagte dort alles was sich irgendwie fortbewegen konnte (egal ob 2- oder 4-Beiner) keilend aus ihrem Areal, und letztendlich getraute sich fast niemand mehr da hin. Auch bei uns versuchte sie solche Scherze. Durch Ruhe, Sicherheit und Konsequenz bekam ich sie so weit, dass sie dieses Verhalten zumindest bei mir und in meinem Beisein ablegte. Dagegen hat sie meiner Freundin, die ihre Pferde bei uns stehen hat, und die ihr gegenüber recht unsicher ist, in einem passenden Moment eine ans Knie getreten, dass sie einen Bänderriss hatte. ABER - meine Freundin hat in dem Moment eine ganz wichtige Regel missachtet: Nämlich, von Naomis Hinterhand wegzubleiben, wenn sie ihr "Krippenfutter" frisst. Daraus schliesse ich, dass die "Desensibilisierung der Intimsphäre" durchaus personenbezogen ist. Dies bestätigt auch der Bericht von Friesin.
Beissen: Das häufigste Beissen bei Equiden, das ich kennengelernt habe, rührt nicht von schlechter Behandlung, sondern von unkontrolliertem Ausderhandfüttern! Dies ist meiner Meinung nach die einfachste Methode, sich einen Beisser heranzuziehen. Im Nu "verlangt" das Tier ein Leckerlie, droht, schnappt und beisst auch zu.
Genau wie Friesin ihr Stütchen beschreibt, ist mein Sancho. Er ist die Sanftheit in Person, im normalen Umgang würde er nie auf die Idee kommen, zu treten oder zu beissen. Kommt der Tierarzt (Hufschmied klammern wir aus, da mein Mann sich die ganzen huftechnischen Kenntnisse wegen Sancho selbst angeeignet hat
), sucht Sancho sein Heil in der Flucht. Wird er dazu gezwungen, es ertragen zu müssen, dass der Tierarzt in seine (in dem Moment riesengrosse) Intimsphäre eindringt, und er kann nicht flüchten (er ist sozusagen in die Ecke gedrängt), wird er um Leib und Leben kämpfen - davon bin ich überzeugt!
Ich denke, die sicherste Methode gegen ein Treten und Beissen bei eigenen bzw. bekannten Pferden ist ein sicheres Auftreten, Förderung des Vertrauens, klare - für das Pferd erkennbare Regeln im Umgang. Bei fremden Pferden achte ich immer auf einen Sicherheitsabstand (vorne und hinten
); zum Einen - um aus der "Schusslinie" zu sein, zum Anderen - um die (mir in dem Moment noch nicht bekannte) Intimsphäre des Pferdes nicht zu verletzen. Und wie oben geschrieben - Desensibilisierung lässt den Raum der Intimsphäre "schmelzen".
Gruss
Beate