Der Krankheitsverlauf von Medi ist lange nicht so schwerwiegend, wie die sonstigen Patienten hier.
Da ich aber hier wirklichen Rat finde und nicht gleich aus der Hüfte geschossen wird, möchte ich euch Medi vorstellen.
Er macht mir seit August immer wieder Sorgen. Er bessert sich im Erscheinungsbild, doch finde ich er sollte besser im Futter stehen und vor allem mehr Vitalität zeigen. Immerhin ist er mit 1,5 Jahren in einem Alter, wo man vor einem Jungspund schon mal Angst haben kann.
Medi ist im Juni 08 in Spanien geboren und ein PRE Hengst.
Gekauft habe ich ihn, als ich Enano gekauft habe. Enano sollte einen Kumpel bekommen, den ich eigentlich nicht in Spanien kaufen wollte. Schon gar nicht weil Enano aus so schlechten Haltungsbedingungen kam und wir kaum Hoffnung hatten, dass er es schaffen würde.
Als Enano schon nach kurzer Zeit wieder wie ein Pferd aussah und dadurch klar wurde, dass er bald die lange Reise nach Deutschland antreten konnte, bekam ich ein Angebot.
Ein PRE Jährling und dazu wenig aussagekräftige Bilder. Ich bekam nur ungenaue Informationen zu dem Fohlen aber das wichtigste er war artgerecht aufgewachsen und gepflegt.
Da ich des spanischen nicht mächtig war, hatte ich mit dem Kauf im Grunde nichts zu tun, außer die Bezahlung.
Mir war zwar nicht wohl aber ich dachte an Enano, der so zusammen mit seinem neuen Kumpel auf die lange Fahrt gehen konnte.
Eins habe ich vergessen, was bei dem Kauf natürlich auch eine Rolle spielte. Ich stamme aus der ehemaligen DDR und habe als kleines so wieso schon pferdeverrücktes Mädchen einen Bericht über Spaniens schöne Pferde gesehen und noch heute sehe ich den weißen Hengst vor Augen. Ich hatte mich hoffnungslos in diese Pferde verliebt und in der DDR einen Andalusier? Undenkbar!
Also kaufte ich Medi und war von nun an stolzer Besitzer eines PREs. Als der LKW auf den Hof fuhr, war ich so was von Aufregt, ich musste ständig weinen
Überhaupt war die Zeit sehr aufregend, alles war kompliziert und es kam ständig zu Verzögerungen.
Als erstes trottete Enano vom LKW, wie ein Dackel und absolut unbeeindruckt. Noch immer extrem dünn aber gesund und munter!
Dann kam Medi, der ging nicht vom LKW, er Sprang wie eine Garzelle von der Bordwand und ich hatte fast einen Herzinfarkt. Ihm war nichts passiert, seine Lippe blutetet, weil Enano so lieb war ihm beim fressen zu zwicken.
Da waren sie und ich war platt. Medi war ein ganz anderer Typ als Enano und war etwas ängstlich. Medi hatte einen tollen Körperbau, sehr kurz im Typ mit schönem Hals und sehr feinem Kopf. Das Pferd schien nur aus Muskeln zu bestehen. Sehr festes Bindgewebe und irre harte Hufe (auch die weißen). Seine Bewegungen sind sehr versammelt und durch seinen kurzen Rücken ist er sehr wendig. Enano ist dagegen eher ein kleines Rennpferd.
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Da die beiden aus Spanien kamen, gab es erst nur Heu und Hafer zu fressen. Ich hatte am Unterstand eine sehr kleine Fläche abgetrennt, damit sie auch etwas Grün fressen konnten.
Das funktionierte sehr gut. Die Eingewöhnung hatte ich mir viel schlimmer vorgestellt.
Doch die ersten Probleme kamen bald. Mitte Mai stellte ich fest, dass Enano eine fette Mauke hatte und Medi Sonnenbrand, der dann auch noch Mauke bekam.
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Ich bin mir heute sicher, dass ich den Beiden mehr Vitamine und Mineralfutter hätte füttern müssen. Mauke und Sonnenbrand führe ich auf die Umstellungsprobleme zurück. Auch wenn die Tiere auf dem Transport gut versorgt waren und auch großzügige Pausen eingelegt wurden, gehe ich davon aus dass sie dehydriert waren. Wenn ihr euch erinnert, hatten wir im April und Mai bereits sehr hohe Temperaturen, dass war wohl zuviel.
Nach dem ich anfangs überfordert war, habe ich die Mauke bald in den Griff bekommen. Medi hatte seine Mauke wohl durch Sonnenbrand meinte mein Tierarzt. Denke ich jetzt auch, er hat wenig Fell in der Fesselbeuge und die Haut ist rosa. Etwas Sonne paar stachlige Halme und fertig.
Den Sonnenbrand habe ich morgens mit Baby Sonnencreme behandelt und abends mit Melkfett.
Insgesamt hatte Medi eine trockene Haut am Maul, im Nachhinein ein Hinweis auf Dehydrierung?
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Auf die Cremerei konnte ich nach einiger Zeit sogar ganz verzichten, war allerdings ein laaaanger Weg. Trotz Sonne bekam Medi keinen Sonnenbrand mehr.
Dafür endlos lange Beine. Neckische Zungen behaupteten Medi sei bereits kastriert und die langen Beine daher normal
Was normal war oder nicht, keine Ahnung!
Bis Juli entwickelten Enano und Medi sich prächtig. Mauke und Sonnenbrand kommen mir jetzt fast banal vor...
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Irgendwann ging Medi lahm aber nicht schlimm und nicht lang. Ich hatte auch keinen Tierarzt geholt, es sah mir nach einer Zerrung aus. Ich hatte den Beiden eine kleinere Fläche abgeteilt damit Medi sich schont.
Im August stand Medi plötzlich beim fressen da und würgte. Ich wusste in dem Moment gar nicht was los war. Ich rief den Tierarzt an und brachte Enano mit den Stuten auf die hintere Weide.
Mir holte ich eine Decke und setzte mich drauf, wobei Medi neben mir stand und „kotzte“. Nach 10 langen Minuten war es vorbei und er stand sichtlich erschöpft neben mir und ließ sich kraulen. Dann begann er wieder Gras zu fressen, als der Tierarzt kam, war alles vorbei. Schlundverstopfung!
Die Lymphknoten waren deutlich angeschwollen. Medi wurde ein Antibiotikum verschrieben.
An diese Tag begann das Drama...
Etwa eine Woche später wieder Schlundverstopfung und mein Tierarzt im Urlaub, erfuhr ich vom AB.
Ich war am Ende... Ich habe gesehen wie scheiße es Medi ging und konnte nichts machen. Ich habe ihm seinen Quetschhafer eingeweicht und trotzdem bekam er eine Schlundverstopfung. Wie sollte ich ihm nun seine Medizin verabreichen?
Ich telefonierte mir Tierärzten... entweder waren sie im Urlaub oder wollten nicht kommen. Wenn ich daran denke, bekomme ich wieder eine Wut in den Bauch....
Medi wirkte richtig schlapp...
Endlich erreichte ich einen Tierarzt, der wenigstens bereit war mich telefonisch zu beraten. Ich sollte Apfelmus versuchen und schlimmsten Falls mir eine Spritze besorgen und ihm das Zeug wie eine Wurmkur geben.
Apfelmus war der Lacher, meine Spanier fressen nicht alles kein Brot, keine Äpfel. Also mit der Spritze, daran gewöhnte sich Medi sogar.
Die Lymphknoten waren immer noch geschwollen und Medi gefiel mir gar nicht.
Mein Futterhändler riet mir zu Fohlenpellets, die lösen sich im Wasser auf. Nun gab es für Medi grauen Babymoder...
Die anderen Pferde begannen nun Medi zu mobbben, was mich nicht einmal wundert. Dies führte jedoch dazu, dass Medi weiter abbaute.
Ich konnte inzwischen Medi die Pellets ganz verfüttern, er bekam keine Schlundverstopfung.
Als ich dachte, dass schlimmste sei vorbei, kam es noch dicker.
Ich kam zu den Pferden der Zaun war an einer Stelle defekt, Medi hatte überall Verletzungen und ging lahm. Ich war absolut am Ende mit den Nerven.
So trennte ich die Vier, ich weiß gar nicht mehr wie. Ich glaube Jungs und Mädels getrennt. Die Lahmheit wurde aber nicht besser und Enano scheuchte Medi immer mehr.
So kam Medi in eine provisorische Box, in den Stall. Es war wohl Anfang – Mitte September. Ich hatte noch kein Heu nur einen Rest Stroh.
Ich mähte mit der Sense für Medi täglich zwei mal Gras. Ging mit ihm täglich eine kleine Runde spazieren.
Ich war total angespannt, alles blieb liegen...
Von August bis Ende Oktober habe ich keine Bilder gemacht. Ich wollte dieses Elend einfach nicht auf Bildern festhalten, dass ärgert mich heute. Mir fehlen so wertvolle Details zu seiner Entwicklung.
Er bekam ein homöopathisches Mittel, was gut für die Muskulatur sein sollte und entzündungshemmend
Als ich Medi im Schritt und Trab vorführte, zeigte er keine Anzeichen von Lahmheit mehr. Bei einem Spaziergang stellte ich fest, dass er bergauf Schmerzen haben muss.
Ich behielt die Boxenruhe bei, nur stundenweise ließ ich ihn zu den anderen Pferden. Mittlerweile hatte ich auch Heu und somit für mich weniger Belastungen. Die Lymphknoten waren endlich abgeschwollen. Ich danke der Homöopathie!
Ende Oktober schafften wir den Berg lahmfrei! Da machte ich wieder Bilder.
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Von meinem süßen Medi war nicht mehr viel übrig.
Trotz Kraftfutter und Heu ohne Ende.... und das vor dem Winter. Ein Bekannter kommt ab und zu und schaut nach den Pferden. Er hatte keine Ahnung, was ich mit Medi bereits alles gemacht habe und meinte nur, dass Medi ein trauriger Anblick ist, war doch mal so ein Schöner.
Meine Antwort: Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich schon geweint habe.
Medi baute nun aber wieder auf, wenn auch wieder sehr langsam. Durch das Winterfell ist es schwierig zu sagen, wie er im Futter steht aber er wurde deutlich runder.
Seine Fohlenpellets tauschte ich gegen „normale“ und gab noch Möhren und Leinöl dazu. Trotzdem er runder wurde, sah sein Fell scheußlich aus.
Es war struppig und rau. Außerdem bewegt er sich noch immer viel zu wenig.
Ich war so sehr unzufrieden, dass ich sein Futter komplett umstellte. Ich überlegte lange wie und was, weil eine erneute Schlundverstopfung wäre eine Katastrophe.
Seit Anfang Januar wurde er langsam umgestellt. Anfang Januar erst Leinöl, kurz darauf habe ich die Pellets gegen Haferflocken getauscht.
Seit 28.01. bekommt Medi Mangostar von Iwest.
Derzeit sind wir bei:
500 g Haferflocken in Wasser aufgeweicht
50 g Weizenkleie
ca 500 g Möhren
50 g Mangostar von Iwest
einige Maisflocken, die ich aus einem Müsli sortiere
Seit dieser Umstellung macht er Fortschritte. Das Fell ist weicher, steht aber noch immer in alle Richtungen.
Er wird frecher! Er spielt mit mir ein wenig. Er beginnt zu toben, wenn auch kein Vergleich mit Enano.
3 Sachen habe ich für mich auf der Uhr, bin unschlüssig, was ich machen soll. Alle drei kann ich mir nicht leisten, jedenfalls nicht sofort.
Osteopathin: Könnte er noch Probleme aus seinem Unfall haben?
Bahrhufpfleger: seine harten Hufe lassen ihn eher ausrutschen, ist aber teurer als ein Hufschmied. Kann aber warten meine ich.
Tierarzt: großes Blutbild? Hätte mir der Tierarzt nicht schon dazu geraten, als er Medi gesehen hatte, wenn er es für notwenig gehalten hätte?
Jetzt wo ich das so schreibe, merke ich mal wieder wie ungeduldig ich bin. Wenn ich mir seine Fortschritte der letzten Wochen ansehe, kann ich doch eigentlich ganz zufrieden sein oder?