Bitte NICHT in den Tagebüchern diskutieren.
18.05.2013, 15:03
Isiwallach Baeringur, 26 Jahre, ECS-Diagnose
Im Dezember 2012 bekamen wir die Diagnose EOTRH dazu, als ob ECS nicht reichen würde...
EOTRH (Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis)
Darunter versteht man eine sehr schmerzhafte entzündliche Zahnerkrankung, von der Schneide- und Hengstzähne betroffen sein können.
Es ist ein schleichender Prozess, bei dem sich zum Beispiel das Zahnfleisch zwischen den Schneidezähnen zurückbildet, viel Zahnstein bildet, Eiterfisteln auftreten, die Zahnwurzeln können regelrecht aufquellen und lösen sich schließlich auf...
Uns ist aufgefallen, dass Baeringur nicht mehr richtig von einer Karotte abbeißen wollte/ konnte und manchmal beim Gebiss nehmen kleine Verweigerungsversuche machte. Außerdem drehte er Heuwickel und als wir ihm selbst ins Maul geschaut haben, mussten wir feststellen, dass ein Zahn stark wackelte und einer abgebrochen war. Das war erst einmal ein Schreck und wir haben sofort einen Zahn-Termin beim TA vereinbart.
Leider kam dabei heraus, dass es nicht reichen würde diese zwei besagten Zähne ziehen zu lassen, sondern nach den Röntgenaufnahmen stand es fest: EOTRH, das hieß aufgrund des fortgeschrittenen Stadiums entweder das Entfernen aller Schneidezähne oder Einschläfern... Von außen sah es nicht einmal so schlimm aus, aber im Inneren dagegen übel!
Puhh! Das war ein ganz schöner Schock sag ich euch! Bei diesem Termin wurden die Backenzähne abgeschliffen, und erstmal nur die zwei Zähne entfernt. Danach hieß es Recherchieren und über alles gründlich nachdenken.
Habe mir die Nummer von einer anderen EOTRH-Patientin in unserer Nähe geben lassen, die die OP bereits hinter sich hatte und bin sogar zu ihrem Pferd gefahren, dem ich ins Maul und beim Fressen zu schauen durfte.
Letztendlich stand der Entschluss zur Extraktion der Zähne fest.
Diese wurden trotz abraten der Pferdeklinik auf zwei Termine aufgeteilt (erst Unter- dann Oberkiefer jeweils ca. 3Stunden, im Abstand von fast 2Monaten) bei uns im Stall entfernt.
Danach hieß es etwa zwei wochen arnika globuli, schmerzmittel und antibiotikum verabreichen.
Die Antibiotikumtupfer wurden bei einem Nachsorgetermin 2-3 Tage darauf ausgetauscht und die Wundhöhlen nocheinmal aufgekratzt zur besseren Heilung. gezogen hab ich sie eine Woche darauf immer selber, um eine meinem kleinen eine erneute Sedierung zu ersparen.
Ab da hieß es jeden Tag spülen, popeln, spülen, popeln....
Die Nachsorge besteht darin die Wundhöhlen (und das sind echt ganz schöne Krater) immer wieder sauber zu machen, sprich Heu- und Futterreste daraus zu entfernen, bis sich das Kiefer wieder geschlossen hat.
Viele benutzen hierfür den Gartenschlauch, da unsere Eingriffe jedoch im kalten Winter waren, hab ich mir aus dem Baumarkt so einen Kanister mit handpumpe und Schlauch dran geholt, mit dem man normal Blumen spritzt, hat erstaunlich gut funktioniert und hat den Vorteil das Wasser temperieren zu können und mobil zu sein. Am Schluss hat auch eine größere Einwegspritze ausgereicht.
Andere Hilfsmittel waren Gummihandschuhe, antibakterielle Mundspüllösung, wattestäbchen und Pinzette.
Die TÄ warnte uns, dass sich viele Pferde nach dieser Op nicht mehr am Maul oder Kopf anfassen lassen wollen und dass wenn es gar nicht geht sie in größerem Abstand kommen würde und unter Betäubung das Reinigen vornehmen würde.
Glücklicherweise hat es Baeringur ohne größere Allüren über sich ergehen lassen, am Anfang hat ihn einer gehalten und die Zweite gespült, am schluss ging es sogar alleine ohne festhalten einfach Lippe hoch und losgehts. Der Kleine is gegen Ende hin immer regelrecht dabei weggepennt, hat einfach gemerkt, dass es ihm hilft und es ihm gut tut.
19.05.2013, 09:54
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Er genießt die Sonne, es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Von außen erinnern nur die kahl rasierten Stellen an die OP.
19.05.2013, 10:03
Wir haben gott sei dank alles gut überstanden! Die Wochen nach den beiden OPs waren wirklich nicht einfach, aber es hat sich echt gelohnt!
Es hängt ihm auch nicht die Zunge aus dem Maul oder so, wie es in vielen Artikeln als Nebeneffekt beschrieben wird. Von außen ist nicht zu erkennen, dass er keine schneidezähne mehr hat. Auch beim spielen mit seinem freund auf der koppel "beißt" er diesem in die brust, und dieser quiekt wie wenn nichts wäre...
Und man glaubt es nicht aber er kann immer noch gras abrupfen wie ein wilder
nur beim kurzen abgefressenen Gras tut er sich schwer und erwischt nicht mehr viel, was aber angesichts seiner ECS Diagnose nicht unbedingt von Nachteil ist...
Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen, aber ich würde diesen schritt wieder wagen - es lohnt sich und das Pferd ist endlich wieder schmerzfrei!