So, also gut, hier ist die Geschichte von Nudel:
Sie wurde geboren Ende April 1992, als erstes und einziges Fohlen meines geliebten Reitpferds Dadja, die damals 14 war. Es war eine schreckliche Geburt - es ging alles schief, was schief gehen kann: sie kam 1 Woche zu früh, nach einer Kolik der Mutter, und statt in der Diver-Haltung den Bauch ihrer Mutter zu verlassen, hatte sie den Kopf zur Seite gedreht und auch noch einen Vorderfuß abgeknickt. Der TA musste reinfassen, sie gerade richten und herausziehen, denn da waren keine Presswehen - eine fürchterliche Quälerei für die Mutterstute. Ganz am Schluss liess die Mutter sich erst hinfallen, und sie hatte so hyperventiliert, dass sie kurzfristig gar keine Luft mehr kriegte - und ich dachte, es ist vorbei. Als Nudel endlich raus war, musste die Dadja erst noch an der Scheide genäht und die Eisen vorne abgenommen werden, dann durften Mutter und Fohlen erst zusammen.
Nudel war ein Wunschkind, den Hengst hatte ich sorgsam ausgesucht und dann fuhr ich ihre Mutter fast 900 km durch Deutschland zur Deckstation - denn damals gab es im Landgestüt Celle noch keinen Samenversand.
Und als sie auf der Welt war, wollte ich sie die erste Zeit nicht mehr haben - ich hing so an der Mutter, sie war da 11 Jahre bei mir, und sie hatte sie fast getötet und war so ein unverschämtes Fohlen, sie schlug schon am 2. Tag mit beiden Hinterbeinen nach der Mutter, pinkelte ihr beim Fressen aufs Heu, und haute ständig ab. In den ersten Wochen schlug sie auch nach uns, rannte uns über den Haufen und war einfach nur rüpelig.
Naja, wir rauften uns zusammen, das dauerte natürlich nicht lange - wer kann schon einem Fohlen widerstehen?
Und sie wurde sehr bald auch immer lieber und wickelte jeden um den Finger. Sie war weiterhin sehr selbständig, ging ihre eigenen Wege, aber ärgerte ihre Mutter wenigstens nicht mehr...
Sie wuchs auf auf riesigen Weiden auf einem Trabergestüt. Nach dem Absetzen kam ihre Mutter zu mir in den Reitstall und wir organisierten für Nudel ein zweites Stutfohlen, das zur Aufzucht zu uns kam. Im Laufe der Zeit wurde es dann eine kleine gemischte Herde mit einem älteren Wallach, und Nudels Mutter, die nach einem Jahr wieder zurück kam. Zeitweise hatten wir dann auch noch das eine oder andere Reitpferd für ein paar Monate zur Erholung bei uns. Unsere Pferde kamen täglich rein und raus, waren also täglich in der Hand und wurden bedarfsgerecht zugefüttert.
Mit 2,5 Jahren etwa fingen wir an, mit Nudel zu arbeiten. Wir machten Tteam-Bodenarbeit und sie lief ab und zu als Handpferd beim ausreiten oder bei den Trabern oder ihrer Mutter neben dem Sulky mit. Ab 3-jährig wurde sie zusätzlich longiert mit Doppellonge und mit 4 Jahren angeritten.
Als sie 5 war, ging sie die ersten Turniere und kam von Anfang bei den Richtern gut an, trotzdem sie mit 1,58 nicht die Größte war. Das Schleifensammeln ging so bis zur Klasse M weiter. Sie war auf den Turnieren von Anfang an im Viereck oftmals klemmig, ging nicht richtig vorwärts und zeigt e nicht ihr ganzes Gangpotential. Obwohl sie immer völlig cool wirkte, allein auf den Hänger ging, niemals rumhampelte oder hektikte, war sie wohl doch sehr aufgeregt. Das wurde eine Zeitlang immer schlimmer, also fuhr ich mindestens 1 Stunde früher aufs Turnier, und ging mit ihr vor dem Reiten dort überall spazieren, damit sie sich alles anschauen konnte - darauf wurde das wieder besser.
Irgendwann kam dann doch der Zeitpunkt (
vor ca. 7 Jahren, Nudel war 10) da ging im Viereck so gut wie gar nichts mehr - und wir waren in den M-Dressuren statt wie gewohnt unter den ersten drei erst nur noch grade in der Platzierung, dann nur noch Reserve. Das Pferd hatte schon auf dem Hänger Durchfall, war schon beim Abreiten nur noch mit Mühe vorwärts zu reiten und natürlich dadurch völlig schwunglos - so kriegt man in einer M-Dressur keinen Blumentopf...
Gleichzeitig fing sie an mit Kotwasser und Blähungen, deswegen schob ich ihre Bewegungsunlust darauf - und das Ganze auf dem Turnier verstärkt durch Aufregung. Ich stellte sie dann 1 Jahr später um in einen Offenstall, dort kam sie nach einer Eingewöhnungszeit in eine gemischte Herde mit 15 Pferden. Ich wollte mein Pferd endlich artgerecht halten, aber das war in ihrem offensichtlich gesundheitlich angeschlagenen Zustand für sie nur anstrengend. Sie wurde immer apathischer und unmotivierter. Damals hatte sie auch schon die Shivering-Anfälle, dh. sie zog das rechte Hinterbein ruckartig hoch, hielt es da oben und als sie endlich wieder runterkriegte, knallte der Huf ziemlich unsanft auf den Boden. Das geschah beim Putzen oder wenn sie länger unbeweglich an einer Stelle stand - nie beim Reiten.
Ich ließ sie trotzdem von einem renommierten Tierarzt, der auch Chiropraxis machte, untersuchen und behandeln. Er fand einiges an Blockaden, auch ziemlich alte. Nach der Behandlung durfte ich sie erst nur spazierenführen, hatte aber das Gefühl, dass sie da schon viel dynamischer lief. Denn sie hatte eigentlich immer einen Riesenschritt (8,0) gehabt, der in der letzten Zeit nur noch steif und mühsam war.
Als ich dann wieder anfing zu reiten, war sehr bald alles beim alten. Also nächstes ließ ich den Kot untersuchen und siehe da, sie hatte einen Pilz im Darm. Zusätzlich machte ich einen Futtertest bei IWEST und es stellte sich heraus, dass ich sie viel zu eiweißreich gefüttert hatte in meinem Wahn, sie irgendwie flott zu kriegen. Nach langen Beratungsgesprächen mit Frau Dr. Meyer von IWEST gab es Diät: nur Heu, kein Kraftfutter und ich kochte ihr jeden Abend, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, 3 kg Karotten, um den PH-Wert im Darm wieder auf die Reihe zu kriegen. Zusätzlich fütterte ich von IWEST Magozym, das waren hunderte von Euro - wie ihr sicher auch wisst...
Es hat alles nichts geholfen, monatelang kam ich abends, holte sie aus der Box, denn sie war inzwischen nur noch tagsüber in der Herde, damit sie gezielter gefüttert werden konnte und ihre Ruhe hatte, und sie hatte einen mega aufgeblähten Bauch, und war völlig teilnahmslos, täglich war die Hinterhand verklebt vom Kotwasser.. Durch das Reiten wurden der Blähbauch besser und auch ihr Allgemeinzustand,. also ritt ich sie - aber Spaß machte das nicht, ich kam mir oft vor wie ein Tierquäler, so musste ich sie oft anschieben. Nach einem halben Jahr wurde es langsam ein wenig besser, aber weit entfernt von der alten Form und eigentlich auch nicht turnierreif, trotzdem fuhr ich aus alter Gewohnheit noch das eine oder andere Mal los mit mäßigem Erfolg natürlich...
Ich wechselte nach 1 1/2 Jahren wieder den Stall, weil die Diskussionen bezüglich Fütterung meines Pferdes mit den Stallbesitzern unerträglich wurden und in dem neuen Stall ging es ihr dann trotz Umstellung nochmal ein wenig besser, wahrscheinlich weil es mir dort auch besser gefiel? Bald fingen dort jedoch auch die Diskussionen an - Dein Pferd ist völlig gesund, füttere sie doch normal und wieso braucht sie soviel Heu...(Einstreu war dort ausschließlich Sägespäne) Es gab damals (heute ja leider auch noch) genug Leute, die soviel wie möglich Müsli und Heu-macht-dick- also-sparen für die einzig wahre Fütterungs-Philosophie hielten.
Also mussten wir dort auch wieder weg - und kamen dann endlich in den richtigen Stall - oh Wunder, ein Stall voller Westernreiter! Nudel bekam eine Paddockbox, ging mit 3 anderen Stuten täglich stundenweise bei (fast) jedem Wetter auf die Koppel, Futter bekam sie das, was ich wollte und eigentlich auch genug Heu (naja, man musste immer mal wieder nachhaken, aber das half wenigstens) - ohne Diskussionen.
Auch da ging es ihr schubweise besser und schlechter - sie hatte Wochen und Monate, da hatte sie Kotwasser, Bauchschmerzen, war steif und maulig beim Reiten. Das schob ich immer auf die Darmprobleme und ließ sie akupunktieren, energetisch behandeln, physiotherapeutisch, auch der Chiropraktiker kam nochmal. Meistens bewirkte das garnichts, manchmal ein wenig, aber das hielt nicht an.
Glaubt mir, das Reiten hat mir all die Jahre nur sehr sehr selten mal Spaß gemacht. Meistens war sie maulig, ließ sich nicht fallen und immer musste man sie treiben... Ich konnte sie alles reiten, Seitengänge, fliegende Wechsel, aber halt völlig lust- und schwunglos, besonders die Traversale nach rechts ging irgendwann gar nicht mehr - dann wieder gab es Tage, da ging sie nicht mal geradeaus vorwärts-abwärts.
Vor 2 Jahren zog ich mit ihr um nach Rheinland-Pfalz - sehr schweren Herzens verließ ich den Western-Stall - ich hatte in meinem Reiterleben selten so eine tolle Stallgemeinschaft erlebt! Und auch die Paddockbox ließ ich ungern zurück - sowas gibt es hier nämlich nicht...
Dort brach nach 2 Monaten auch wieder alles zusammen. Der dortige TA war etwas findiger als die bayerischen TAe und behandelte auf Magenschleimhautreizung, das hatte guten Erfolg. Aber auch das nur kurzfristig, weiterhin ging es auf und ab. Vor 1 1/2 Jahren wurde dann die Rittigkeit so schlecht, dass ich uns als Kur nur noch vorwärts-abwärts-reiten für 2 Monate verordnete und sie fast vor jedem Reiten versuchte, locker zu massieren. Nudels Muskeltonus war ständig sehr hoch, das war auch durch verschiedene Massagetechniken nicht zu beheben - es war ihr auch eigentlich eher unangenehm. Ich war völlig verzweifelt, weil ich bei anderen Pferden da immer Erfolge hatte, nur beim eigenen Pferd versagte.
Vor einem Jahr dann war der Höhepunkt erreicht, sie wollte nicht mehr vorwärts nur noch in kleinen kurzen Schritten laufen, egal ob an der Longe oder unter dem Sattel, ob Schritt oder Trab. Ich ritt dann gar nicht mehr, machte mit ihr nur noch Tteam-Bodenarbeit, weil ich mir dachte, wenn sie jeden Tag ohne Belastung über Stangen gehen muss, wird sie vielleicht wieder beweglicher. Nach 2-3 Monaten wurde es langsam wieder besser und ich fing wieder an zu reiten und sie langsam aufzubauen. Ich fütterte ab da Mag + B12 und Leinkuchen, außerdem erhielt sie da noch ca. 1 kg Hafer, und viel Heu.
Im letzten Winter wurde sie wieder schlechter und unmotivierter und im
Dezember 08 stieß ich bei meiner Recherche bezüglich Shivering und dem ganzen Drama der Steifheit auf Ingwer und beschloss, das einfach mal zu probieren. Kurz darauf las ich das erste Mal etwas über PSSM - und zwar auf dieser Seite:
http://www.dai-shodan.de/Shodan-Erfahru ... pferd.htmlDas war die Sensation, es passte alles! Ich schrieb sofort an Frau Förster-Schüring und sie riet mir zum Experiment der Futter-Umstellung. Also kaufte ich Wiesencobs und Öl und drückte es meinem SB in die Hand, den Leinkuchen und Mag B12 fütterte ich weiter, ebenso Bierhefe, das war
Anfang Januar 2009.
Und glaubt es oder nicht, hatte schon der Ingwer nach ein paar Tagen eine belebende Wirkung, richtig raketenartig ging es ab, nachdem der Hafer und Leckerlis verbannt waren. Nach 2 Wochen war das Pferd nicht wiederzuerkennen: Statt einer Einlaufphase von mindestens 20 min. steifen Zuckeltrab, trabte sie beim ersten Antraben elastisch los, wurde von Tag zu Tag lockerer, leichter in der Hand und ließ sich wieder stellen und biegen.
Im
Juni oder Juli 09 war das glaube ich, hatte sie nochmal übel Kotwasser und flehmte und scharrte, wenn sie abends von der Weide reinkam - so richtig kolikartig. Ich gab ihr Colosan und ließ sicherheitshalber den Ingwer weg. Das Kotwasser hielt noch ca. 2 Wochen an, aber seitdem war nichts mehr - im Gegenteil, sie hat kaum noch Blähungen und auch die Verstopfung, die sie immer so gequält hatte, dass sie beim Reiten nicht vorwärtsgehen konnte, bevor sie nicht gemistet hatte, ist auch weg.
Das heisst also, dass durch die stärkefreie und fettreiche Ernährung langfristig der Darm saniert wurde.
Fortsetzung folgt..
@Mods:
Wenn die ganze Geschichte nicht gewünscht ist - bitte gerne den ersten Teil streichen! Ich will ja, dass die story von vielen gelesen wird!