Update unsererseits, ist ja nun wieder bissi her...
Auf Anraten meines TA setzten wir das P. kurz nach meinem letzten Eintrag ab.
TA war aus anderen Gründen im Stall, ich bat ihn anschließend um eine Zahnkontrolle bei Hrókur. Als er ihn sah, war er erschrocken über den dünnen Körperzustand. Einzige Aussage: "Setz sofort das P. ab! Der is' ja fast kachektisch!" ...und an den Zähnen lag's nicht, die waren in guten Zustand (minimale Spitze auf einer Seite, die mit 2-3 Raspelschlägen Passé war). Okay, also war P. tatsächlich nicht das Mittel der Wahl...
Ich sollte ihn beobachten, ob sein Körpervolumen in den nächsten Tagen bis Wochen wieder etwas aufholt.
Eines abends, Ende Oktober, stand Hrókur im Offenstall vor mir, nassgeschwitzt, Hufe lauwarm. Ich holte ihn an den Anbinder, um ihn genauer kontrollieren zu können. Als ich dort angekommen war (keine 30m), waren die Hufe wieder kühl.
Ich telefonierte trotz allem mit meinem TA, ob er sich darauf einen Reim bilden könnte. Nein, konnte er nicht...
TA: "frisst er?"
Ich: "Ja, die Heulage wird gut gefressen, das Kraftfutter hat er, bis auf wenige Krümel, verschmäht." (Ich muss dazu anmerken, dass Hrókur immer mal wieder Phasen hat, in welchen er beim Kraftfutter nur angewidert die Nase rümpft. Am Tag drauf ist er meistens wieder sehr gierig.)
TA: "Warte mal ab, wenn's morgen nicht besser ist, ruf nochmal an."
Gut, also gewartet.. und am nächsten Tag, bei der morgendlichen Kontrolle, lag er im Unterstand.
Er schaute mich müde an, stellte sich kurz auf (schwankend), stand 5 Min und legte sich dann wieder hin.
Die Hufe waren nun richtig warm. Ich holte das Fieberthermometer, welches mich mit 40,2°C auf dem Display anpiepste.
Griff zum Telefon - TA!
Ich: "Ich muss leider Alarm schlagen, Hrókur hat Fieber. Die Hufe sind auch warm. Ich glaube, er hat einen Reheschub."
TA: "Okay...in 1h bin ich da. Hol ihn in die Box, mach ihm Hufverbände mit Kühlung, nix zu fressen geben."
Habe also Hrókur in die Box geführt - und dabei fiel mir auf, dass er einen sehr wackeligen Gang hatte. Fast wie besoffen. Mit seinem Kopf stützte er sich an meiner Körperseite ab.
Sein Gewicht konnte er entsprechend beim Verbandanlegen kaum halten. Musste mehrfach neu ansetzen, da er mir sonst vermutlich umgefallen wäre...
Irgendwann war es dann vollbracht, alle 4 Hufe dick einbandagiert und mit Wasser gekühlt. Prompt legte Hrókur sich wieder hin. Zwischendurch kippte er in Vollage auf die Seite und "krampfte". Sollte es vielleicht eine Kolik sein? Zusätzlich?!
Ich maß nochmal Fieber - unveränderte Temperatur. Mir fiel auf, dass er beim Messen den Anus nicht zusammenkniff, sondern ihn offen stehn ließ. Ich hätte vermutlich das Thermometer einfach mit einem Finger reinschubsen können, so wenig Gegenwehr... Da ich nicht hoffte, dass das Thermometer mir einen üblen Streich spielte, maß ich bei Katja zur Kontrolle nach. Sie hatte ebenfalls 40°C Fieber, aber sonst keine Symptome. Vielleicht etwas müder wie sonst, aber freundlich zugewandt und gierig wie immer. Nochmal eine Kontrollmessung, diesmal bei unserem Großen - er lag im Normbereich.
Also - Katja ebenfalls in eine Box gepackt, beiden eine Abschwitzdecke aufgelegt und mich zum liegenden Hrókur in die Box gesetzt. Zum Glück kam dann direkt der TA.
Er untersuchte, drückte die Hufe mittels Hufzange ab (keine Äußerung wie bei Hufrehe), spritzte Antibiotika, nahm Blut und einen Nasenabstrich ab, und gab beiden Ponys Flunidol. 10 Min nach der Flunidolgabe fing Hrókur wie wild an zu hyperventilieren, am ganzen Körper zu beben und Sturzbäche zu schwitzen. Das Bild werde ich mein Leben lang nicht vergessen...
Bei Katja war's nur ein klein wenig Schweiß, der zum Vorschein trat. Sonst nichts.
Damit die Lunge geöffnet bleibt bekam Hrókur noch Ventipulmin in Gelform ins Maul gespritzt. Ventipulmin, so erklärte mein TA, regt ein wenig den Appetit an. Ich solle beiden Ponys kleine Heuportionen mehrfach täglich anbieten und immer wieder Wasser aus einem Eimer reichen. Tatsächlich, noch im Beisein des TA fing Hrókur an, an einigen Heuhalmen zu nagen. Der TA musste dann doch weiter, sagte aber, dass ich anrufen solle, wenn was ist. Sein Verdacht: Vergiftung, die warmen Hufe kämen vom Fieber.
[Wie sich später rausstellte, waren die Heugaben ein Fehler... aber dazu weiter unten mehr.]
Ich blieb also bei den Ponys, mit Argusaugen bewachend. Immer wieder Wasser und Heu.. und nebenbei noch die eine oder andere Schubkarre voll abäppeln.
Dann, nach einer 3/4h, klingelte mein Handy. TA war dran.
TA: "Ich glaub ich weiß, was es ist... du sagst, sie haben Heulage bekommen? Nur die beiden?"
Ich: "Ja."
TA: "Botulismus. Der Verdacht ist zumindest da. Schau, dass sie Heu fressen und genügend trinken. Gib ihnen am besten mit einer Spritze zum Abführen etwas Öl ins Maul, und weiterhin das Ventipulmin! Heute Abend nochmal Flunidol. Dann warten wir mal, ob das Labor noch was ausspuckt."
Der Nachmittag verging mit füttern, beobachten, wieder füttern, tränken, Hufe kühlen, weiter beobachten, füttern, tränken.. und fiebermessen, fiebermessen, fiebermessen.
Nebst der Recherche über Botulismus. Bei dem, was ich da las, DURFTE es das nicht sein!!!
Abends nochmal eine Gabe Flunidol, trotz geringer Dosis fing bei Hrókur wieder der Wasserfall an Schweiß an. Auch pumpte er, wenngleich schwächer wie am Mittag.
Unnötig zu erwähnen, dass es eine durchwachsene Nacht für mich war..
Am nächsten Tag musste ich arbeiten, schaute jedoch morgens nochmal wie gewohnt bei den Ponys rein. Alles beim Alten, inkl. Fieber. Getrunken hatten beide wenig, auch einiges Heu lag noch da. Sorgenvoll machte ich mich zur Arbeit, telefonierte jedoch nochmal mit dem TA. Er versprach, im Lauf des Morgens nochmal nach ihnen zu sehen (und informierte mich über das, was er getan hat).
Nachmittags kamen dann die Ergebnisse von Blutprobe und Nasenabstrich. Die ohnehin bestehende Anämie hatte sich verschlechtert, insgesamt bestätigte das Blutprofil eine Vergiftung. Im Nasenabstrich fanden sich erhöhte Konzentrationen an Pilzsporen
und zwar solche, wie sie sich nur im sauren Milieu vermehren. Heulage!
Sofort, als ich von der Arbeit daheim war, schaute ich wieder nach den Fellnasen. Naja, etwas wacher vielleicht, aber Hrókur war immer noch Häufchen Elend. Zu meiner Erleichterung hatte er weiter gefressen und getrunken.
Auf Anraten des TA sollten wir 5 Min spazieren gehn. Zum Glück kam meine Freundin, und gemeinsam marschierten wir, jeder mit einem Pony bewaffnet, über den Hof. Schwankend, torkelnd, Hrókur wieder mit seinem Kopf an meiner Körperseite abstützend. Mehr wie 5 Min bekamen wir auch nicht hin, da die Ponys drohten, bei kleinsten Boden-Unebenheiten zu fallen.
Wieder eine durchwachsene Nacht. Eigentlich wollte ich im Stall übernachten, aber mein Freund überredete mich mit Engelszungen, doch eher das heimische Bett aufzusuchen.
Am nächsten Tag: deutliche Besserung. Etwas erleichtert konnte ich zur Arbeit und abends wieder in den Stall. Aber: Hrókur hatte, trotz Futteraufnahme, nicht geäppelt! Mein TA empfahl, mit ihm 15 Min. herumzulaufen, da der Darm durch das lange Stehen vermutlich "ermüdet" sei. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits schwarze Nacht draußen, trotzdem packte ich Hrókur und eine Taschenlampe und marschierte los. Plötzlich ein Ruck am Strick: Pony stand. Felsenfest. Und sagte: "Du planst doch was..?!"
Mir fiel ein Stein vom Herzen. SO kenne ich mein Pony, den alten Sturkopf!
Trotzdem zottelte ich ihn die 15 Min um den Block. Hrókur erklärte mich für bescheuert...
Wieder im Stall angekommen: der Bauch gluckerte! Und am nächsten Tag lagen 3 wunderbare Haufen in der Box!
Die Tage darauf verbesserte sich der Gesundheitszustand deutlich. Schließlich befürwortete der TA, dass die beiden - stundenweise - wieder auf den Paddock zu unserem Großen und der Gaststute dürfen. Gesagt - getan. Katja warf sich erstmal voller Enthusiasmus in den nächsten Dreck - Hrókur marschierte schnurstracks auf den Heuballen zu, welcher auf dem Paddock lag, und fing an zu fressen. Der Große und die Gaststute kamen neugierig heran, die GS quietschte mürrisch - und Hrókur zeigte beiden, im übertragenen Sinne, den Mittelhuf!
Von da an ging's weiter aufwärts!
[Die letzte Rechnung des TA traf mich dann wieder wie ein Amboss auf offenem Feld...]
Haben die Heulage dann auch stichprobenartig von der Lufa testen lassen. Das Ergebnis besagte beste Qualität. Also, woher die Vergiftung?
Der TA tippte im Nachhinein, da Botulismus sich nicht bestätgte, auf Aflatoxine. Vermutlich lag IRGENDWO auf dem Paddock oder im Stroh vom Unterstand etwas Heulage oder so, was gerade umgekippt war. Eine andere Erklärung haben wir nicht. Und dass den Ponys jemand was gegeben haben könnte glaub ich auch nicht... (so blöde sind die Nachbarn nicht).
Zwischenzeitlich versuchten wir es noch mit einer Eigenblutbehandlung gegen die Allergien. Jeweils 1x pro Woche eine Injektion mit einem passenden Homöopathikum, versetzt mit seinem Blut, über 10 Wochen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen - es scheint ihm viel besser zu gehen.
Und einen Inhalator (Air One) haben wir uns angeschafft. Pony schnorchelt nun zufrieden sein Emser-Salz, die Atemfrequenz geht dabei auf ca. 12-14 tiefe Züge pro Minute runter.
Nun die Krux mit dem Heu: Hroki ging Anfang Januar wieder so seltsam humpelig. Und dieses Humpeln kam mir unangenehm bekannt vor...
TA war also wieder da (überlege, ob ich ihm ein Gästezimmer einrichten soll...); Diagnose: Reheschub! Sprich: die im Heu enthaltenen Fruktane sind schon zu viel für seinen Körper...
Haben die Ponyfüße auf Styrodurkeilen geparkt, dicke Verbände drum (wie bei Equivetinfo beschrieben) und Metacam gegeben. 3 Tage Boxenruhe, dann schauen, wie er läuft, ggfs. das Metacam dann ausschleichen.
In diesem Zusammenhang haben wir nochmal ein ECS/EMS-Profil erstellt.
ACTH: 10,6pg/ml
Glucose: 4,6mmol/l
Insulin: 18,1yU/ml
Macht einen Quotienten von 4,57 - kompensierte IR.
Besser wie vor einem Jahr, aber immer noch zu schlecht. Und so im Nachhinein könnte ich mich in den Ar*** treten, dass wir ihm wieder normales Heu gegeben haben...
Habe die Huftechnikerin über den Zustand informiert. Sie wies mich an, wie ich die Hufe bearbeiten könne (da ich das mittlerweile schon mehrmals unter ihrer Kontrolle getan hab, vertraut sie mir darin). Auf Beschlag wollten wir 3 (TA, HT und ich) erstmal verzichten - stattdessen Hufschuhe ausprobieren.
Kaufte daher ein Paar Easyboot Trail und legte Teppich hinein (halbmondförmig wie bei den Styrodurplatten). Was soll ich sagen: damit ging/geht es von der ersten Minute an super!
Im Moment bekommt er tagsüber Heulage, abends gewaschenes Heu mit etwas Stroh vermischt. Dazu Kwikbeets, stab. Reiskleie, gelben Leinsamen, sein Lungenkraut und Bierhefe OT.
Mit dem Pony wird's nicht langweilig!