Hallo,
bin mit erneuter Forenanmeldung hierher zurück gekommen, weil ich absolut nicht mehr meine Login-Daten weiß. Hier ist Anja.
Als erstes muss ich einmal etwas Allgemeines schreiben.
Jan Christ ist einer von 4 Anlaufstellen in Deutschland für Pferde mit Hufproblemen und Lahmheiten. Er arbeitet das 5. Jahr mit Kollegen im Team zusammen, um so schwer kranken Pferden in seinem Einzugsgebiet eine möglichst gute Betreuung gewährleisten zu können. Sein Arbeitskreis erstreckt sich etwa 50 km Rund um Frankfurt. Mädy gehört
eigentlich nicht mehr dazu, da sie 58 km (eine Fahrt) von ihm weg liegt.
Es ist keine böse Absicht, solche Anfrage abzulehnen, sondern hat etwas damit zu tun, das man sich nicht mal eben so ins Auto setzen kann und schnell beim Tier ist, wenn es dringend Hilfe braucht. Da sind 50 km schon verdammt grenzwertig (und wird auch oft abgelehnt).
Es war Goodwill, das ich samstags hingefahren bin und nach dem Shetty geschaut hatte und es war auch einzigst der Grund, warum ich helfe, gewesen, weil ich einen kleinen rehegerechten Offenstall vorgefunden hatte, wo ich gesehen hab, Besitzerin tut alles für ihr Pony, das es auch gute Chancen hat, mit ihrer Krankheit "gesund" alt zu werden.
Ich kann nichts dafür, das eine finanzielle Notlage entstanden ist. Aber Jans Firma lebt leider nicht von Luft und Liebe. Kalkulatorisch hat er seine Preise, weil diese Firma sich tragen muss. Für jemanden, der sein Fachgebiet bei Hufproblemen und Lahmheiten hat, bedeutet das, das er zwei voll ausgestattete Firmenwagen stehen hat. Einen "kleinen" T5 und einen großen Crafter, die beide komplett mit allen möglichen Beschlagssystemen, Maschinen, unterschiedlichen Polstern usw gestopft sind. Wenn man bei solch einem Auto den Schlüssel umdreht und den Motor anmacht, dann muss es Geld verdienen, ohne das der Mensch, der drinnen sitzt auch nur einen Handschlag getan hat.
Nun tun Jans Kollegen viel Geld in ihre Fortbildungen stecken. Das sind allesamt keine normalen Hufbearbeiter, sondern gehen mehrfach im Jahr auf GUTE Fachfortbildungen, um ein höheres Niveau zu erreichen und halten zu können. Das kostet auch Geld.
Was bei Rehepferden dabei herum kommt, wenn man als "normaler" Hufbearbeiter an Rehehufe geht, weiß man nur zu gut. Alle Foren, Gruppen und Teile deutschlands sind voll mit solchen Fällen.
Was ich zu Mädys Besitzerin zu diesem Thema sagen kann ist:
das, was sie bei ihrem Pony bewegt hat, bekommt selbst ein Rehepferd von gut betuchten Menschen selten geboten. Und das war der ausschlaggebende Grund, warum ich gesagt habe, wir
versuchen es trotz der Entfernung.
Ich war ja nun persönlich dort gewesen.
Nun möcht ich das aus meiner Sicht auch hier schreiben und bitte darum, das es hier niemand persönlich nimmt. Denn ich weiß, das hier vielen betroffenen Besitzern von Rehepferden sehr sehr gut geholfen wird.
Bei Mädy sieht es so aus, als wäre es ein typisches Beispiel, wie man es zu 95% bei allen Rehepferden vorfindet. Es gibt einmal einen richtigen üblen Reheschub und der Rest ist von mechanischer Natur.
Nun hat Mädy großes Glück, das sie ein Shetty ist. Die stecken vieles so gut weg, wo andere Rassen von Rehepferden schon längst tot oder mit großen irreparablen Schäden daliegen würden.
Ich hab ihr als erstes locker 4 cm Trachten weggezwickt, das sie einigermaßen gut stehen konnte und "blind" (ohne Röntgenbilder) die Kapsel korrigiert. Anhand des Narbenhornes und des Sohlenbildes sah man, das sie kurz vor einem
Sohlendurchbruch vor der Strahlspitze stand und das das Hufbein zur Seite verkippt war. Die Hufbeinsenkung war von mir zu dem Zeitpunkt eine Vermutung und resultiert einfach aus Erfahrung heraus.
Die Röntgenbilder zeigen das auch. Auch wenn nun die Markierungen fehlen, weiß ich das so genau, weil ich Samstag dort war, Hufe bearbeitet und mit einem Rehepolster/Verband gesichert hatte. Leider kann man nur nicht das komplette Ausmaß auf mm genau erkennen. Aber es reicht erst einmal für mich.
Nächste Röntgen werde ich versuchen dabei zu sein. Und dann setzen wir mit Bariumpaste die Markierungen.
Das wird hoffentlich dauern und noch einige viele Wochen/Monate nicht notwendig sein.
Fotos haben wir nicht gemacht. Normalerweise tue ich immer fotografieren. Aber, es war nicht einfach Mädy die Hufe zu machen, weil ich sie zur Hälfte mit Hilfe ihrer Besitzerin mit anheben musste. Das Pony hat einfach zu große Schmerzen gehabt und da hebt man nur so viel wie notwendig.
Wir holen das Freitag nach.
Ganzheitliche Betrachtung:
Mädy ist so ein typisches Beispiel für "Zu viel des Guten". Muss man leider sagen.
Das Pony ist in keiner guten gesundheitlichen Verfassung.Es macht zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn, ein Blutbild zu machen. Es macht auch keinen Sinn, zum jetzigen Zeitpunkt den ACTH-Wert zu bestimmen, denn Mädy hat brutale Schmerzen durch die Hufe, was den Wert für eine Anpassung von Prascend und dergleichen zulassen würde...
Wir arbeiten jetzt das zweite Jahr mit Tierärzten zusammen, die auf dem Sektor Hufrehe Spezialisten sind.
Aufgrund deren Erfahrungswerte hab ich angewiesen, das bei Mädy die ganzen Zusätze
inkl das nasse Heu abgesetzt werden und das die Kleine normal mit Heu gefüttert wird.Anm.: Administration:Dieser Rat wird dieses Pony mit den uns bekannten Blutwerten schlicht und ergreifend umbringen!!!!! (zumal die so wichtige Bewegung auch fehlt)
Wir blicken diesbzgl. auf 8 Jahre erfolgreiche Arbeit zurück immer in Verbindung und auf der Basis von Dr. Kellon!
Oder sollte sich ein diabetiker mit Sahnetorte und Schoki ernähren?
dieser Rat kann nur richtig sein wenn das Heu einen Zuckergehalt von unter 10% nach Analyse hat.
also bitte solch fatal gefährlichen Ratschläge NIEMALS pauschalisieren.Warum?
Es ist bekannt, das sämtliche im Blut messbare Parameter sich deutlich verbessern, wenn ein Rehepferd täglich 20 Minuten gezielt und stramm läuft, weil sie dabei ihren Stoffwechsel ankurbeln. Das sind dann die Pferde, die offensichtlich wegen ihrer körperlichen Verfassung nach Rehepferd (EMS/Cushing) aussehen, aber es im Blut nicht nachweisbar ist oder von den Fällen her nur minimal anzeigen.
Mädy kann aber mehr schlecht als recht laufen wegen der desolaten Hufe. Ergo sind die Blutwerte nicht in Ordnung.
Außerdem trinkt sie zu wenig.
Viel zu wenig.Und das ist für ein Pferd gesundheitsschadend, denn so kann ihr Organismus - insbesondere Leber und Niere - keinen "Müll" entsorgen.
Ein Problem vom nassen Heu ist, das die Pferde auf Dauer hin ihr Futter nicht genügend Einspeicheln. Es wird zu wenig Speichel produziert und die Verdauung eines Pferdes so verändert. Das birgt Kolikgefahr bishin zu einer schlechten Darmfunktion. Magen und Darm können somit nur halbherzig die für sich benötigten Stoffe aus der Nahrung ziehen.
Wenn wir ein Rehepferd mit übernehmen, dann brauch ich verwertbare Informationen, die ich aktuell bei Mädy nicht komplett habe. Ich habe die Hufe jetzt gut abgedeckt.
Der Rest schwebt in der Luft.
Um einen guten Parameter setzen zu können, hab ich dazu geraten alles abzusetzen.
Nur Prascend weiter zu verabreichen und trockenes Heu zu füttern (mit dem Auge gefüttert und die Menge dazu eben angepasst), das sie anfängt besser zu trinken.
Wieviel Mädy trinkt, kontrolliert ihre Besitzerin und ich bekomme regelmäßig die Info, wie es dem Pony geht.
Ich werde auch mit dem behandelnden Tierarzt drüber sprechen.
Wenn Mädy 3 bis 4 Wochen absolut schmerzfrei gelaufen ist, dann werden wir ein Blutbild machen und den ACTH neu bestimmen. Vorher ist es unsinnig. Das Geld kann man sich sparen.
Schmerzmittel/Entzündungshemmer sollte Mädy nur bekommen, wenn es absolut notwendig ist. Da es ihr nach meinem ersten Besuch deutlich besser ging und sie inzwischen auch mehr trinkt, wünscht man sich noch die "Erbse" im Schuh. Die Hufe sind fast ein Totalschaden. Oben sind nur wenige mm, wo am Hufbein angewachsen sind.
Mädy soll schon wissen, das ihre Hüfchen nicht in Ordnung sind, das sie keine großen Dummheiten macht.
Röntgenbilder. Vorn links hab ich die Position des Hufbeines betreffend Winkel nicht gut genug getroffen. Das ist der hauptsächliche Grund, warum ich Freitag wieder beim Pony bin. Da müssen die Trachten noch etwas gekürzt werden.
Dann erhält Mädy nochmal Rehepolster und bekommt einen Kunststoffverband drum, der die Hufe ruhig stellt und das sie besser laufen kann.
Wir machen Bilder. Und dann kann man mehr sagen, wie es weiter geht.
Liebe Grüße
Anja