Böse Stimmen am Stall
Gestern war ich tieftraurig. Filou hat beim rausbringen über seine Boxenwand hinweg ein anderes Pferd gebissen. Das Problem, dass er giert, wenn die anderen vor ihm rauskommen, ist bekannt, warum trotzdem nicht darauf geachtet wurde, weiß ich nicht.
Die Besitzerin des gebissenen Pferde klagte mir ihr leid. Mein Kommentar: " Passiert halt.....". Ich mein, was soll ich machen? Filou eine Woche hausarrest verordnen? Auf die Knie fallen und um entschuldigung betteln? Das sind Pferde und jeder weiß, wie mein Pferd auf bestimmte Pferde reagiert, wenn sie vor ihm raus dürfen. Die beste Möglichkeit ist zwischen Box und Pferd zu laufen. An Menschen geht Filou nicht ran, aber das weiß auch jeder....
Naja, jedenfalls wurde dies als Anlass genommen um, in meiner Abwesenheit, mal gründlich meine Fütterung zu diskutieren. Wäre ja kein Wunder, dass Filou so reagiert, der bekommt ja auch nichts mehr zu fressen.
" Ein Pferd braucht doch Kraftfutter, der bekommt gaaaaar nichts mehr!"
" Die übertreibt mit ihrem Diätwahn, in Wirklichkeit hat sie Ihn nur auf Sägespähne gestellt, damit er kein Stroh frisst. Mich würd ja nicht wundern, wenn der eines Tages auch die Spähne frisst......"
"Diese Maulkorbaktion, wie dämlich ist das bitte? Wenn man sein Pferd gescheit arbeitet und reitet, braucht man im Futter nicht kürzen......!"
" Jetzt kürzt die auch noch das Heu, der bekommt ja nur noch ein Händchen voll....., kein Wunder, dass der dann nicht läuft"
" Ja, die widerspricht sich massiv. Erst hieß es 'man kann nicht zu viel Heu füttern' und Hafer ist das beste Kraftfutter. Und jetzt kürzt sie Heu aufs minimum und Hafer gibts keinen mehr......"
usw. usw.
Ich hab eine nette Stimme, die mir das mitteilte und ernergisch den Damen mit den Argumenten " Filou ist krank, der hat ein Stoffwechselproblem und wenn sie das so macht, dann hat das schon seine Gründe......" ins Gespräch fuhr.
Stoffwechselkrankheit, eine schöne unsichtbare Krankheit die man ständig vorschieben kann. Vielleicht ist es zu viel des guten, von vermeintlich gesunden Pferdebesitzern, die sich nie mit alternativer Fütterung als der 0815 Fütterung - Pellets + Gerste+ Hafer + Heu- beschäftigt haben zu verlangen, dass sie sich auch mit alternativen auseinandersetzen. Wieso auch? Die Pferde laufen ja augenscheinlich.
Und ja, ich widerspreche mir. Filou hat im letzen Jahr tägl. fast ein Liter Hafer bekommen und ja, ich war und bin immer noch Freund von Heu-zum-abwinken. Heu ist DIE Futterquelle schlecht hin. Bei einem Haflinger nur leider nicht realisierbar, denn der Zeitpunkt zum Abwinken kommt spät, sehr spät.
Ich habs für einen Erfolg gehalten, wenn morgens in Filous Box noch Heu lag. Das fand ich immer ausgesprochen toll, weil ich mir sicher sein konnte, dass Filou ausreichend Heu hatte und dass er trotzdem einen natürlichen Hungerstopp hat.
Was bei einem Warmblut klappt, geht bei einem Haflinger nicht.
Meine derzeitige Einstellung: Das sind Überlebenskünstler, diese Robustpferde. Die ziehen aus dem wenigsten vom wenigen das zehnfache von dem, was ein Warmblut verstoffwechseln könnte. Entsprechend muss es gedrosselt werden.
Jahrelang hab ich immer gelesen: 1- 1,5 KG Heu Pro 100g Pferd.
Was ich nie auch nur im Ansatz bedacht habe ist, dass davon alles zusätzliche abgezogen werden muss. 1-1,5kg Heu - X KG Kraftfutter- X KG aufgenommene Masse Weidegras.
Bleibt nach Adam-Riese nicht viel von 1- 1,5 KG Heu übrig. Natürlich darf man nicht 1 KG Heu mit 1 KG Hafer gleichsetzen, aber trotz entsprechender Umrechnung, bleibt vom Heu nicht viel.
Hat man dann noch einen Überlebenskünstler kann man das ja theoretisch alles durch zwei Teilen. Zumindest Theoretisch.
Da ich ein Heufanatiker bin und bisweilen garantiert meine 5-6 KG Heu verfüttert habe
- war für mich klar,wenn ich Heu beibehalten will, muss ich Kraftfutter kürzen. Da Robustkugel, Kraftfutter weg.
Will/Muss ich Gras beibehalten, muss Heu gekürzt werden.
Folglich 1 KG ( da Überlebenskünstler) Heu pro 100 KG LG --> 5 KG Heu.
Da er die 500 KG LG nicht halten soll, sondern ich eher die 400 anstrebe --> 4 KG Heu.
Nun bekommt er Wiese. Momentan zwar nichtr die fetteste der Fetten, aber für eine Robustkugel ausreichend.
Bei einer Weidezeit von 2 bis 3 Stunden im "satten Grün" nimmt ein Warmblutpferd mit 600 kg/LG mindestens 4 kg Gras auf; bei 6 Stunden sind es wenigstens 7 - 8 kg Gras.
Quelle Masterhorse
Nun habe ich einen Gras-Killer, kein sattes Grün, er muss also zuppeln und keine 600 KG.... und er steht seine 8-9 Stunden draußen......... also bestimmt 5 KG Gras.
Pauschal hab ich dafür 2 KG vom Heu abgezogen, was zum Ergebnis führt, dass abzüglich aller Dienstreisen, Firmenwagen und unerlaubter Apfelnascherei rund 2 KG Heu fürs Pferd bleiben.
Und augenscheinlicjh ist es wirklich nicht viel, was da in seinem engmaschigen - 7 KG- Heunetz baumelt. Aber Filou gibt mir recht.
Vorgestern auf dem Stoppelfeld waren erstmals - zugegeben nicht flüssige- aber schemenhafte Seitengänge im Trab drin, ein zulegen ( ich meine auch ein Tritte verlängern) im Trab über die Länge eines Stoppelfeldes mit herrlich hergebenem Rücken, und eine vielzahl absolut korrekter einfacher Galoppwechsel auf der Graden, bei einem absolut motivierten Pferd.
Gestern bin ich mit Halsring auf unserem eingezäunten Viereck geritten. Ich hatte die absolute Energiebombe unterm Hintern, die elastisch wie ein Gummiball mit mir Wendungen und Hakent und das nur über Gewichtshilfen geschlagen hat. ( Kommentar unserer Westernreiterin: Geil, den will ich fürs nächste Barrelrace haben)
Ein Pferd, dass man zum durchparieren ermahnen, anstatt zum weiterlaufen animieren musste. Ein Pferd das beim Gedanken an "trab" antrabte. Das klingt bescheuert, aber es war herrlich.
Und da soll nochmal jemand behaupten, dem Pony würde es schlecht gehen........
Trotzdem, die bösen Stimmen haben mir wirklich weh getan und mich ernsthaft an meinem Konzept zweifeln lassen.