Nun habe ich mich auch endlich entschlossen alle Beiträge in ein Tagebuch zu fassen ...
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Junitas Lebensgeschichte....
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Epilog.
Junita kam zu uns vor etwa 7 Jahren.
Sie ist eine reine Haflinger Zuchtstute, und wurde eigentlich laut
Verkäufer nur gefahren.
Wir haben Sie vom Schlachter geholt, weil Sie wohl für die Zucht zu alt war.
Der erste Versuch sie an die Kutsche zu spannen endete katastrophal
(Deichsel hin... Sie war damit durchgegangen)....
wir merkten ziemlich schnell, dass irgend etwas nicht stimmte.
Junita war sehr schreckhaft, vielleicht in der Vergagnenheit schlecht
behandelt worden, oder sowas... wer weiß das schon.
Ich war damals 15 oder 16 als wir sie bekamen - bessergesagt,
der Bauer, dem der Hof gehörte, auf dem wir Mädchen
tobten und die Pferde pflegten bekam sie.
Meine Reitkameradin N. hatte sich ein eigenes Pferd gekauft
und sozusagen im Austausch gegen die Stallmiete Junita für
unseren Bauern, Phille gekauft.
Dass wir immer und überall bei der Stallarbeit und auf den Feldern
halfen verstand sich von selbst.
Eines Tages waren wir mal mehr Leute als Reitpferde, also habe
ch mich einfach ohne Sattel auf Junita gesetzt
und siehe da... Sie war wohl doch eingeritten, entgegen der
ursprünglichen Behauptungen.
Ich ritt Sie immer öfter, da unsere Stallälteste, Anja sich langsam
aber sicher den Ruhestand verdient hatte.
Alleine mit Junita ins Gelände zu gehen war teilweise sehr enttäuschend,
weil Sie plötzlich in Panik durch ging und einfach
blindlings los nach hause gallopierte - Gegenwehr unmöglich.
Es gab wirklich Tage, an denen ich das Selbstvertrauen
beinahe verloren hätte, weil ich wiedermal so einen Kampf
verloren wissen musste.
Ich arbeitete viel mit Junita und probierte einfach immer wieder
neue Dinge, nicht selten kam es vor, dass ich abstieg um sie
zu führen, wenn sie mir unterm Sattel nicht traute...
Bsp: Fußballfelder oder flatternde Elektrozäune...
aber es kam auch gelegentlich vor, dass Sie stieg, mir die Zügel
aus der Handriss und nach hause galloppierte - die längste deshalb
von mir zu Fuß zurückgelegte Strecke belief sich auf 6km....
meistens aber kamen die andern Hofbesucher / Bewohner um mich
einzusammeln - wann immer ein Pferd ohne Reiter kam, war das ein Alarmsignal.
Ich hatte Junita auch eigentlich mit der Zeit richtig gut unter
Kontrolle und man merkte, sie arbeitete gerne mit mir.
Hin und wieder sprangen wir auch über wilde Hindernisse,
wie umgefallene Bäume - nicht all zu selten im Schwarzwald.
Alles in allem wurde aus Ihr ein super Verlass-Pferd. N. beschloss
irgendwann ihre kleine Schwester auf Junita zu setzen,
welche natürlich keine Ahnung vom reiten hatte und schwer
in den Sattel fiel und am Zügel riss, aber ich hatte keine Chance
das zu unterbinden, und da N. aufgrund der Zuckerkrankheit des
Bauern nun (dank Hauptschulabschluss und Halbtagsjob) fast alle
Arbeiten auf dem Hof erledigte, erlangte Sie Bestimungsgewalt.
Solange ich jedoch mindestens 3mal die Woche kam um zu misten,
zu reiten und den Hufschmied und Co zahlte, war es ok...
Eines schönen Wintertages ritten wir gegen 15Uhr aus... es zog
unterwegs ein frischer Wind auf und schwarze Wolken
erschienen am Horizont, was bei uns soviel heißt wie: Schneesturm
im Anmarsch...Es waren nurnoch 2km bis nachhause. N galloppierte an.
Junita hielt eine ganze Weile mit, aber mit einem Araber kann ein
Haflinger nicht Schritt halten. ...
Die beiden verschwanden in der weißen Wand.
Junita bekam Panik und ließ sich nicht mehr aufhalten...
ich merkte wie Ihr Körper förmlich bebte und Ihre Atmung bedenklich
schwer wurde, aber Sie rannte weiter und ließ sich nicht zügeln...
oh Gott... die Hauptstraße... Ich sprang vom Pferd, mit den Zügeln
in der Hand und stemmte mich gegen den Boden.
Sie riss mich von den Füßen... es war die wohl dümmste Idee, die ich je
hatte, aber Junita lief einen Kreis um mich und wurde langsamer...
ich versuchte Sie zu beruhigen, aber Sie trippelte wie wild...
Wir liefen die restlichen 200 Meter zum Stall. Als ich sie anbinden wollte
überrante sie mich - rannte in Ihre Box und kippte um.
In der nächsten Sekunde schweißnass - das konnte nichts Gutes bedeuten.
Es zog erisigkalt durch den Stall und das Pferd zitterte am ganzen Leib.
Wir haben Sie zu dritt soweit gedreht, dass ich den Sattel runterbekam...
Tierarzt... keiner erreichbar (es war der 2. Weihnachtsfeiertag 2004) wir
besorgten alte Decken um das Pferd warm zu halten, denn es wurde immer kälter.
Sie lag da, so hilflos... und wir saßen außenrum... genauso hilflos...
Als Sie auf die Beine Sprang, nahm ich sie sofort am Halfter und lief los...
ich hab mir beinahe alles abgefroren, aber ich bin einfach gelaufen....
weiter und weiter... nichts... die Mähne war schon voll mit kleinen Eiskügelchen,
ebenso wie mein Haar... nichts... es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit... es war dunkel als ich zurückkehrte... und so kalt... Ich konnte nichts tun, noch immer kein Tierarzt erreichbar...
Meine Mutter stand in der Tür und bestand darauf mich jetzt mit nach hause zu nehmen,... mit Tränen in den Augen umarmte ich das Pferd noch einmal...
und schloss die Tür zur Box. Gute Nacht Junita.
Ich bin am nächsten Tag nach der Schule mit dem Bus hingefahren und hab
mich noch 3km durch den Schnee geschlagen, aber das war es wert.
Da stand Sie, putzmunter und wieherte mir zu... ich hab mich selten so über
ein Wiehern gefreut.
----2006---------------------------------------------------------------
2006 habe ich mein Abi gemacht und bin im Anschluss daran als AuPair
nach England gegangen, wo ich sehr viel neues über Pferde gelernt habe
und meine eigenen Reitlehrerin, Penny hatte. Wir haben jeden morgen
zusammen trainiert und Sind oft ausgeritten durch die wunderschöne
Landschaft von Hampshire... Die beiden Pferde, die ich dort reiten durfte
waren Bob ein 4 jähriger Cob (Tinker) und Pokey ein 16.3 hands Irish Hunter,
der für die Fuchsjagdt trainiert war...
Ich hatte sehr viel Spaß, vorallem mit dem ungezogenen Bob.
Währen ich in England war verletzte sich Junita und stand 9 Monate,
4 davon auf Ei-Eisen.
---Mitte 2007------------------------------------------------------------
Als ich wiederkam musste ich feststellen, das Phille aufgrund seiner Diabetes ein
Bein verloren hatte und nichtmehr in der Lage war irgendetwas für den Hof zu tun.
N. s Freund hatte den Hof gepachtet, damit die Behörden Phille nicht enteignen konnten. Sie selbst war nun der uneingeschränkte Herrscher...
---------------------Einschub--------------------------------------------
N. hat keine Ahnung von Pferden, sie würde kaum eine Krankheit erkennen, geschweigedenn potentielle Risiken oder gar Verletzungen, wenn Sie nicht OFFENSICHTLICHST vorhanden sind....
Außerdem versteht sie aucn nichts vom Reiten / passenden Sätteln, soll heißen,
dass Sie sich von jedem Verkaufskatalog besser beraten fühlt, als von meiner
Meinung.... ("da steht aber: Haflingersattel")
Ergo: lässt sich von mir nichts sagen.
------------------Einschub Ende----------------------------------------------
Für mich begann im Oktober 2007 dann das Studium und ich musste nach Stuttgart ziehen - was zur Folge hatte, dass ich vielleicht noch einmal monatlich vorbei kommen konnte.
----2008---------------------------------------------------------------------
Im August 2008 Starb Phille, an einem Herzinfarkt... Testament gab es keines,
er war nichtmal 40....
Die Raffgierigen Erben haben und den Hof genommen, die Wiesen, die Koppeln,
die Maschinen... alles.
Sie hätten die Pferde wahrscheinlich geschlachtet.
N.s Freund erklärte sich bereit nur den Stall zu pachten, zu einer horrenden Summe.
N. selbst wurde schwanger und konnte sich kaumnoch kümmern,... Ihr freund machte
es sich leicht, machte den Stall zum Offenstall und stellte einen Ballen Silo in die Mitte, so musste er nicht Tag und Nacht ans Futter denken.
Das Übel begann.
Auch nach der Geburt Ihres Kindes hatte N kaum Zeit sich um die Tiere zu
kümmern, denn schließlich hatte Sie ja jetzt ein Kind zu umsorgen.
Die Pferde standen also... manchmal Monate lang, außer wenn ich mich
erbarmt habe kurz vorbei zu kommen eines zu satteln und zu reiten.
Ich hatte länger schon das Gefühl, dass mit Junita etwas nciht stimmte,
aber N tat es immer ab.
Eines Tages kratzte ich Junita die Hufe aus und ein scharfer Metallgegenstand
hatte sich hineingebohrt... Sie machte keine Anstalten, als ich versuchte Ihn
heraus zu ziehen, aber ich brauchte beide Hände...
Ich bat N. danach zu sehen und wenn nötig den TA zu rufen. Ich hatte Ihr
auch angeboten es zu übernehmen.
Eine Woche später äußerte ich zum ersten mal den Verdacht auf Rehe.
Ich bekam die Antwort: beim letzten mal hat der Hufschmied aber nix gesagt... (klasse!
)
Ob sie den Schmied einbestellen könnte? - Ein grummeln kam zurück - (Nov2008)
Als ich N einige Monate später wieder antraf, sollte ich recht behalten. Es war Rehe. SO der Tierarzt...(Jan 2009)
Ich bat Sie Junita weniger Kohlenhydrathaltiges zu füttern und das Silo und
KraFu ganz weg zu lassen. (WIESO KRAFTFUTTER? Sie stand doch meist?!?!)
Außerdem versuchte ich sie immer wieder zu einer Maßnahme zu drängen.
Mir war klar, dass Rehe behandelt werden muss.
Seit dem habe ich N nichtmehr angetroffen - was hauptsächlich daran liegt,
dass Sie laut Arbeitsamt wieder arbeiten muss und sich mit Kind natürlich
nicht viel Zeit ergibt zu der sich Ihre und meine Besuche auf dem Hof
überschneiden könnten, und Absprache mit Kind... unmöglich.
Vorgestern (2.06.09) war ich malwieder dort... und stellte fest, es gab
nurnoch 4 eingestreute Boxen... ich hatte einen Kloß im Hals...
Ich fuhr mit dem Auto rüber zur Koppel... Junita?
Ja Sie war noch da... aber Anja nicht.
(Anja war vor Jahren an Arthrose erkrankt und nun war es
wohl an der Zeit gewesen, Sie ... fort zu schicken *schnief*)
Ich sah 2 Leute auf der Koppel, ich kannte diese Menschen aber nicht,
und Sie mich nicht.
Ich erklärte Ihnen wer ich sei und mein Anliegen.
Sie bestätigten meine schlimmsten Befürchtungen:
zwar hatte N sich endlich erbrarmt Junita zu röntgen, aber das Bild
sah nicht gut aus. "Kurz vor dem Durchbruch..:" war das letzte was ich
verstand, bevor ich in Tränen ausbrach, zu meinem Pferdchen über die
Koppel rannte und Ihr die Arme um den Hals warf.
Junita war in Ihrer gewohnt ruhigen Art auf mich zugekommen und
suchte mit dem Kopf schutz unter meinem Arm und ließ sich streicheln.
- Ein Herz aus Gold....
Sabine - so hieß die Frau, die mir alles erklärte - sagte Sie kämen von nebenan,
eine Straße weiter und hätten sich der Pferde angenommen, weil N total
überfordert sei... "warum hat Sie mich denn nicht angerufen?" schluchzte ich.
Das konnten Sie mir nicht beantworten. Junita liege vornehmlich nurnoch
und täte sich schwer mit der Bewegung. Ich konnte es nicht beobachten,
weil Sie dort auf der Koppel einfach nur stand, und sich von mir streicheln ließ.
N würde immer alles bis zuletzt hinauszögern - Sie redeten schon auf N ein,
damit Sie Junita wenigstens erlöse, bevor es zum durhcbruch käme, aber sie
stelle sich stur.
Ich war so wütend, traurig, verzweifelt... und hilflos.
Sabine versprach mcih zu informieren, wenn es etwas neues gäbe... ich hielt es
nichtmehr aus, ich sah mir Junitas Huf an, sie gab ihn mir freiwillig,
aber ich merkte, dass es Ihr unangenehm war, als ich vorsichtig dagegen drückte...
der Huf sah furchtbar aus...deformiert.
Ich konnte nichtmehr, ich musste weg... ich wollte schreien, ganz laut,
vor Wut und Ohnmacht.
Ich fuhr zu meinen Eltern, und las mich durch viele viele Internetseiten,
und so bin ich schließlich hier gelandet.
Ich habe schonwieder Tränen in den Augen.. wenn ich das hier schreibe.
Wie kann man nur so ignorant sein... und warum leiden immer die,
die sich nicht wehren können?
Gestern Abend habe ich N eine SMS geschrieben, dass Sie Junita unbedingt
von der Koppel nehmen müsse und Sie auf den Notfalldiät Plan verwiesen
- zurück kam...: "Wenn es dir so wichtig ist, dann nimm Sie doch mit!"
Jetzt stehe ich hier, mit einer Entscheidung, die mich mein Studium und
viiiiiieeeel Geld kosten könnte.
Bitte helft mir, wie kann ich erfahren, was auf mich zu kommt?
Ich hätte u.U. einen Stall hier bei dem ich Junita unterstellen könnte (Preis muss verhandelt werden). Kann man bei TAs einen Kostenvoranschlag beantragen?
- Was für Medikamente brauche ich? - Was kostet Spezialbeschlag und wie oft
muss der gemacht werden? Oder soll ich Sie aufgeben? Macht das Sinn?
Ein 24 Jahre altes Pferd retten zu wollen?
- wie könnte ich denn eine Freundin so einfach zum Schlachter führen?!-
ich bin gerade total fertig mit den Nerven....
eure AnyOne
und Junita
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