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BeitragVerfasst: 24.08.2007, 22:23 
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Wohnort: Herzgt. Lauenburg
Banjo`s Story:

Meine Freundin Jinie (Tagebuch Vanessa) hat mich gebeten die Geschichte von meinem Pony Banjo aufzuschreiben, um anderen, die ein Rehe-Pferd besitzen Mut zumachen. Banjo ist ein Hafi-Schleswiger-Mix Wallach und mittlerweile 14 Jahre alt. Ich hatte ihn seit er ein halbes Jahr alt war bzw. seit dem Zeitpunkt habe ich ihn kennen und „lieben“ gelernt. Es stand sehr sehr schlimm um Banjo. Mittlerweile erfreut er sich aber wieder bester Gesundheit. Er lebt jetzt in Bad Oldesloe auf einem Hof, wo mehrer Rehe-Pferde leben. Hier in der Umgebung war nichts, was ich zumutbar gefunden hätte und deshalb haben wir ihn dort hin gegeben. Wir haben aber immer noch regelmäßigen Kontakt. So, nu aber die Geschichte von Banjo

Am 26.05.2003 bin ich mit meinem Mann noch einmal los, um bei den Pferden nach dem Rechten zu gucken. Ich sollte nämlich am 28.05.2007 per Kaiserschnitt meinen ersten Sohn zur Welt bringen und ich wollte sicher gehen, dass es den Pferden gut geht, bevor ich mich ins Krankenhaus aufmache. Ich habe schon von weitem gesehen, dass etwas mit Banjo nicht stimmt, da er relativ weit weg von der Herde stand. Und als er dann nicht kam, als wir riefen, war mir klar, dass er sehr krank sein muss. Als wir ihn erreichten und ich sah wie er stand habe ich nur zu meinem Mann gesagt: „Das ist Rehe. Hundert pro!“ Er wollte mich noch beruhigen, hatte natürlich Angst, da ich hochschwanger war. Und als Banjo dann versuchte zu laufen, brach ich in Tränen aus. Wir haben sofort den Tierarzt gerufen und angefangen Banjo vorsichtig in Richtung Stall zu befördern. Als dann die Tierärztin kam und ihn untersuchte bestätigte sich mein Verdacht. HUFREHE! Für mich brach eine Welt zusammen. Ich wollte mich weigern ins Krankenhaus zu gehen, weil Banjo mich jetzt brauchte. Als er dann zur Ader gelassen wurde, bin ich fast zusammen gebrochen und meine Eltern und meine Schwester (die mittlerweile auch eingetroffen waren) haben mich dann erstmal ins Auto gebracht. Die Tierärztin hat ihm dann Schmerzmittel gespritzt und Entzündungshemmer dagelassen.

Bevor ich am nächsten Tag ins KK bin, ist mein Mann mit mir noch am Stall gewesen. Es ging Banjo etwas besser und ich habe mich jeden Tag nach ihm erkundigt. Alle sagten es gehe ihm von Tag zu Tag besser. Als ich dann aus dem KK raus war, habe ich einen TA kontaktiert, weil mir das alles nicht geheuer war. Tja, und wie sollte es anders sein??? Die andere TÄ hätte angeblich viel zu wenig Aderlass gemacht und außerdem hätte dringend ein Rehebeschlag gemacht werden müssen, aber woher soll man das wissen, wenn man das erste Mal ein Rehe-Pferd hat. Also kam der Hufschmied und hat einen Rehebeschlag gemacht.

Nach vier Wochen musste wir Udo aber wieder rufen, da aus einem Eisen der Steg raus gebrochen ist. Udo kam und es kam die nächste Schockdiagnose. Sohlendurchbruch! Als Udo dann meinte, da hilft nur einschläfern, war ich einem Nervenzusammenbruch nahe. Mein Tierarzt konnte leider nicht kommen, da er in Kiel bei einem Patienten war und es hätte zwei Stunden gedauert bis er da wär. Da war guter Rat teuer. Eine Freundin von mir, kam dann und meinte, dass sie in der Nähe eine Hufschmiedin kennt, die sich auf Rehe spezialisiert hat. Also da angerufen und los nach HH. Da angekommen, haben die erstmal die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen. Warum noch nicht geröngt wurde usw. Sie bestätigte dann auch, dass Banjo einen Sohlendurchbruch hatte, nur leider nicht nur auf dem einen Bein, sondern auf beiden Vorderbeinen. Ich war am Ende! Nur am Heulen! Aber sie meinte, man könne es versuchen, je nachdem wie die Röntgenbilder aussehen und ob sich durch den Sohlendurchbruch schon etwas entzündet hat und wie weit die Entzündung schon vorgedrungen ist. Ich habe eingewilligt unter der Bedingung, dass er, wenn die Schmerzen zu schlimm werden, wohl oder übel eingeschläfert wird.

Tja und dann begannen die schlimmsten Wochen/Monate meines Lebens. Er musste wochenlang in HH bleiben. Wir sind jeden zweiten Tag zu ihm gefahren. Bei ihm wurden zweimal am Tag Verbände an den Hufen gewechselt, er wurde geröngt, wo zu Tage kam, dass sich sein Hufbein bis ein Milimeter über die Sohle absenkt hatte. Und durch den Sohlendurchbruch, ist Dreck in die Hufe gekommen und es haben sich richtige Eiterkanäle gebildet, zum Glück aber noch nicht das Hufbein angegriffen haben. Somit mussten die Hufe auch aufgefrähst werden, damit der Eiter ablaufen konnte. Banjo konnte kaum laufen, aber er war so tapfer und ich hab in seinen Augen diesen Lebenswillen und Kampfgeist gesehen, und nur aus diesem Grunde habe ich gesagt, dass wir es weiter versuchen. Trotz der Schmerzen wieherte er mir immer entgegen, wenn ich zu seiner Box kam. Wir durften immer ein paar Schritte mit ihm auf dem Reitplatz laufen, aber keine unkontrollierten Bewegungen zulassen.

Was kam dann noch. Er bekam vom vielen Liegen offene Stellen an den Beinen, die nicht wieder verheilen wollten. Da kam dann eine Tierheilpraktikerin und hat Akupunktur gemacht, damit die Stellen heilen, er sich entspannt und der Bluterguss aus seinen Knien raus geht, die er durch das falsche Stehen bekommen hatte. Zusätzlich wurden dann noch Blutegel über den Hufen angesetzt, damit die die Entzündung raussaugen. Als es ihm besser ging, durften wir mit ihm im Schritt im Wald spazieren gehen. Er hatte immer noch Verbände, und zum Schutz der Sohle eine Kunststoffplatte. Und was soll ich sagen, es hat ihm richtig Spaß gemacht. Und da wusste ich, dass sich dieser lange, aber schmerzhafte Kampf lohnt. Nach 8-10Wochen haben wir Banjo endlich wieder mit nach Haus bekommen. Allerdings gab es für seine großen Hufe keine Spezialeisen, aber da meine Eltern eine Firma im Metallbereich besitzen, hat mein Vater kurzerhand diese Eisen selber hergestellt. Die Löcher im Huf konnten mit Kunsthorn zu gemacht werden. Alle sechs Wochen sind wir zum Beschlagen mit ihm nach HH gefahren. Jedesmal wurde der Huf wieder aufgefrähst und und und. Ich war nur total unglücklich, dass er nicht mehr mit meinen anderen Beiden zusammen stehen konnte und er nur einen total kleinen Paddock hatte auf dem er sich gerade zweimal drehen konnte. Aber hier in der Gegend gab es nichts anderes.

Und dann kam im Frühjahr 2004 der Schock. Ein neuer Reheschub! Banjo war vom Paddock abgehauen und hat sich auf der Magerkoppel mit allem möglichen Kram vollgestopft. Da wir kein Risiko eingehen wollten (der TA meinte, noch so einen Schub würde er nicht überleben), sind wir sofort nach HH gefahren und haben ihn zur weiteren Behandlung dort gelassen. Und es konnte schlimmeres verhindert werden. Ja, und dann kam Elke (Hufschmiedin) auf uns zu und meinte, dass sie jemanden kennen würde, der mehrere Rehe-Pferde besitzt und Banjo aufnehmen würde. Elke wusste von meinem Kummer, dass ich total unzufrieden war, dass Banjo so wenig Platz hat und keine Gesellschaft hatte und hier in der Nähe war kein Hofbesitzer bereit ein Rehe-Pony aufzunehmen bzw. der Hof hatte die Voraussetzungen nicht. Und Elke ist regelmäßig auf dem Hof, um die Pferde dort zu beschlagen. Also sind wir hin und haben uns den Hof sehr genau angesehen und auch lange mit der Besitzerin gesprochen. Tja und schweren Herzens (ich hatte Banjo seit er ein halbes Jahr alt war und zu dem Zeitpunkt des ersten Reheschubes war er 10 Jahre alt) habe ich meinen Banjo dann mit einem Schutzvertrag hergegeben. Aber es zählte eben nur, wie es für ihn am Besten ist. Ja, und nu steht er schon seit über drei Jahren in Bad Oldesloe und hat einen super Kumpel gefunden und ist wieder so fit, dass er sogar wieder leicht geritten wird. Und es geht ihm so gut, dass er seine Reiter, wenn er keine Lust mehr hat, einfach runter buckelt.

So, dass war die Geschichte von Banjo. Es kann sein, dass ich zeitlich etwas durcheinander gewürfelt habe, es ist einfach so viel passiert in der Zeit. Also, es lohnt sich zu kämpfen und nicht gleich von Anfang an die Flinte ins Korn zu werfen. Mir ist schon klar, dass es sich nicht jeder leisten kann, soviel Geld in sein Pferd zu stecken (ich kann noch nicht mal sagen, was das alles gekostet hat bei 3.000 Euro habe ich aufgehört zusammen zurechnen) aber es gibt viele, die ihr Pferd gleich bei der Diagnose Rehe zum Schlachter bringen. Und das muss nicht sein. Es stand so schlimm um Banjo, dass eigentlich nur das HS-Team und ich an Banjo geglaubt haben und es hat geklappt.

Also, gebt die Hoffnung nicht sofort auf. Ich war sehr oft kurz davor aufzugeben, aber jedes Mal wenn ich in Banjo´s Augen gesehen habe und diesen Lebenswillen gesehen habe, habe ich neuen Mut gefasst. Einige von Euch werden bestimmt über mich denken „Diese Tierquälerin! Warum hat die ihr Pferd so lang leiden lassen?“ Vielleicht habt ihr Recht. Ich weiß es nicht! Ich kann nur sagen, dass Banjo´s Lebenswillen so deutlich in seinen Augen zu sehen war, dass ich ihn nicht aufgeben wollte und konnte. Allein durch sein Verhalten, seine Ausstrahlung hat er mir zu verstehen gegeben, dass ich ihn nicht aufgeben soll. Erklärt mich für verrückt, dass ich denke, dass es so eine Bindung zwischen Pferd und Mensch gibt, aber ich denke, dass es diese Freundschaft und Vertrauen gibt. Selbst die Hufschmiedin hat gesagt, dass es sagenhaft ist, wie er kämpft und alles mit sich machen lässt und wie er aufblüht, sobald er gemerkt hat, dass ich da bin.

Haltet mich für was ihr wollt, aber ich bin froh und glücklich, dass ich diesen Kampf zugelassen habe. Und dass Banjo es geschafft hat und so doll mit gekämpft hat.

Liebe Grüße Franzi


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