Im Januar 2005 wurde ich eines Besseren beleert. Kettlingur bekam einen Reheschub. Wir machten ein Blutbild und die Werte waren schlecht. Sehr schlecht. Der Insulinwert lag bei 239!!!!! Diagnose: Metabolisches Syndrom! SCHEISSE!
Wir versuchten ALLES. Schmerzmittel, entzündungshemmende Medikamente, Leber unterstützende Mittel… Eisen rauf, Eisen runter. Nichts half. Er reagierte ganz extrem auf jede Stellungsveränderung der Vorderhufe. Schlussendlich blieb er dann unbeschlagen und ich raspelte jede Woche ein bisschen ab. Die Pulsation kam und ging ohne ersichtlichen Grund. Er lahmte drei Tage, dann einen Tag nicht, dann lahmte er wieder und dann wieder nicht. Und das ging so weiter….
… bis 14. Dezember 2005: Kettlingur lag im Auslauf und wollte nicht mehr aufstehen! Ich rief meinen TA an und bat ihn Kettlingur zu erlösen. Kettlingur lag mit großen, hellen, wachen Augen da. Er wollte nicht sterben. Er wollte kämpfen. Mein TA wollte es noch EINMAL versuchen. Wir beschlossen ihn in die Klinik zu fahren. Sollte nach 5 Tagen keine erhebliche Verbesserung eingetroffen sein, würden wir ihn erlösen.
Der TA machte eine Notversorgung und ich fuhr Kettlingur in die Klinik. Er bekam sofort Infusionen und eine erneute typische Rehebehandlung. Und was soll ich sagen… am 5. Tag ging es ihm schlagartig besser. Er konnte relativ gut gehen und wollte unbedingt aus der Box. Er kam in einen Auslauf und hüpfte rum. Die Medikamente wurden ganz, ganz langsam abgesetzt und Kettlingur –der „Kämpfer“– nahm die Gelegenheit beim Schopf und war ab dem 03.02.2006 ohne Medikamente!!!
Am 01.03.2006 durfte ich ihn dann endlich aus der Klinik abholen. Aber es wäre nicht Kettlingur, wenn alles reibungslos geklappt hätte. Wir hatten auf dem Heimweg einen Unfall und der Hänger ist umgefallen. Kann das sein? Jetzt ist er knapp 4 Wochen ohne Schmerzmittel und kann laufen und dann liegt der Kerl im umgefallenen Hänger auf der B11!!! Ich bin fast gestorben. Als ich zum Hänger lief, war ich auf alles vorbereitet! Blut, Verletzungen….. aber nicht auf das! Ich machte vorne die Tür auf (der Hänger ist Gott sei Dank auf die andere Seite gefallen) und dann steht der kleine Mann auf der Plane, schaut mich an und bleibt wie angewurzelt stehen. Das Anbindeseil war abgerissen und es war weit und breit kein Tröpfchen Blut. So blieb er dann mit mir im Hänger stehen bis die Feuerwehr kam und „uns“ raus geschnitten hat. Als er dann rückwärts raus konnte, ging er zwei Schritte, schaute um, ging zwei Schritte, schaut um… bis er draußen war. Die Feuerwehr stellte den Hänger wieder auf. Ich habe die Klappe aufgemacht und Kettlingur ist wieder eingestiegen!!! Dann haben wir ohne weitere Komplikationen den heimischen Stall erreicht. Wenn das kein Gaedingur ist!!!
Daheim ist er ausgestiegen und hat gewiehert. Die ganze Herde kam angelaufen und hat Kettlingur begrüßt. Anschließend kam er in seine Box, hat Heu gefressen und das war’s…
Kettlingur hatte nun 13 Monate Lahmheit hinter sich. Mit dem Stallbesitzer hatte ich vereinbart, dass Kettlingur bis zur neuen Weidesaison wieder in die Herde kommt. Sobald die Weideperiode anfängt, bekomme ich einen eigenen Sandauslauf mit Unterstand und eine eigene Graskoppel für meine Jungs.
Ich fing an Kettlingur wieder langsam zu arbeiten. Spaziergänge, Bodenarbeit und vereinzelt wieder reiten. Dann war es Ende April…
Leider dauerten unsere Reiterlebnisse nicht lange an! Kettlingur ging es so gut, dass er im Auslauf den „großen Max“ spielen wollte und sich dann sein letztes gesundes Bein (hinten links) vertreten hat. Eigentlich war es keine große Sache – trotzdem wollte ich kein Risiko eingehen. Da Kettlingur schon drei „kranke“ Beine hat, entschied ich mich erneut für Spaziergänge. Nach zwei Wochen war wieder alles gut und Kettlingur war wieder fit. Um wirklich auf Nummer Sicher zu gehen, bin ich einfach noch vier weitere Wochen im Wald spazieren gegangen…
Dann war es Anfang Juni… Kettlingur ging es wieder richtig gut. Er wurde täglich mindestens 40 min. bewegt. Bodenarbeit, Spaziergänge oder Reiten. Alle 2 bis 3 Wochen hat er mal einen Stehtag. Er durfte täglich max. 30 min. auf die Koppel. Er hatte eine super Figur, wir machten Kurse und bildeten uns weiter… Es war Freude pur mit ihm!