Fragen zur artgerechte Haltung mit Weidemanagement von Pferden und Ponys allgemein und im speziellen mit Hufrehe
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Fruktangehalt im Gras von Pferdeweiden

21.10.2007, 16:00

Sandra Dahlhoff

Fruktangehalt im Gras von Pferdeweiden
während der Weidesaison 2002


http://elib.tiho-hannover.de/dissertati ... _ws03.html

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Zusammensetzung des Weideaufwuchses während der Weidesaison darzustellen. Dazu wurden in einem typischerweise auf Pferdeweiden vertretenem Gras-Kräuter-Leguminosengemisch die Nährstoffgehalte bestimmt und eine Differenzierung der Kohlenhydrate vorgenommen. Ein besonderes Interesse galt dabei dem Fruktangehalt im Gras. Eine hohe Fruktanaufnahme wird in Verbindung gebracht mit der Auslösung der Hufrehe des Pferdes. Die verschiedenen Einflussfaktoren auf den Fruktangehalt wie Jahreszeit, Wetter und Weidemanagement wurden eingehend betrachtet.

Im Rahmen dieser Studie wurden zehn Pferdebetriebe (Anzahl Pferde pro Betrieb 15 - 170) im Münsterland von Mai bis November 2002 in einem 4-wöchigen Rhythmus zu festgelegten Zeitpunkten aufgesucht und beprobt. Die standardisierte Entnahme der Grasproben erfolgte in jedem Betrieb von stets der gleichen Weide zur jeweils gleichen Uhrzeit, um tageszeitliche Schwankungen im Fruktangehalt auszuschließen.

Die aktuellen Weidebedingungen wie Besatzdichte mit Pferden und Weidezustand sowie die vor Ort herrschenden klimatischen Bedingungen wurden während jeder Probenentnahme detailliert protokolliert. Zusätzlich wurden vom Deutschen Wetterdienst stammende Daten zu Lufttemperatur, minimaler täglicher Bodentemperatur, relativer Feuchte, Bedeckungsgrad, täglicher Sonnenscheindauer und Niederschlagsmenge verwertet.

In den gewonnenen Grasproben erfolgte die Bestimmung des Fruktangehaltes, der organischen Rohnährstoffe (Rohprotein, Rohfett, Rohfaser), der Gerüstsubstanzen NDF (neutral detergent fiber), ADF (acid detergent fiber), ADL (acid detergent lignin) sowie der Mengen- und Spurenelemente. Die stickstofffreien Extraktstoffe, die Zellulose und die Hemizellulose wurden regelgerecht kalkuliert.



Folgende Ergebnisse wurden erzielt:

- Die mittleren Fruktangehalte im Gras lagen zwischen minimalen 18,3 g/kg TS im August und maximalen 56,6 g/kg TS im Mai. Es war eine signifikante jahreszeitliche Variation der Fruktangehalte im Verlauf der Weidesaison erkennbar (p < 0,05), die mit höheren Werten im Frühjahr und Herbst und niedrigeren in den Sommermonaten einherging (Mai 56,6 ± 16,5 g/kg TS, Juni 38,2 ± 16,8 g/kg TS, Juli 30,4 ± 19,8 g/kg TS, August 18,3 ± 7,5 g/kg TS, September 31,0 ± 19,7 g/kg TS, Oktober 42,0 ± 10,2 g/kg TS, November 41,7 ± 11,4 g/kg TS).

- Von den untersuchten Rohnährstoffen standen die stickstofffreien Extraktstoffe, die Rohfett- und die Rohproteingehalte (% TS) in einem signifikanten Verhätnis zum Fruktangehalt (y = Fruktangehalt (% TS); y = 0,1754 x NfE – 3,8335, r = 0,54, p < 0,01, N = 10; y = -1,3928 x Rfe + 7,7102, r = -0,50, p < 0,01, N = 10; y = -0,2135 x Rp + 7,5294, r = -0,52, p < 0,01, N = 10).

- Die Gehalte der verschiedenen Faserfraktionen betrugen im Durchschnitt: Rohfaser 22,2; NDF 45,2; ADF 25,7; ADL 3,1; Zellulose 22,7 und Hemizellulose 19,5 % TS.

- Bei den Gerüstsubstanzen bestand lediglich zwischen dem Hemizellulosegehalt (% TS) und der Fruktankonzentration eine schwache, positive Beziehung (y = Fruktangehalt (% TS); y = 0,1174 x Hemizellulose + 1,3982, r = 0,24, p = 0,049, N = 10).

- Die mittleren Gehalte der Mengen- und Spurenelemente während der Weidesaison betrugen: Ca 5,9; P 4,1; Mg 1,9; Na 1,0; K 32,9; Cl 12,1 g/kg TS und Cu 9,0; Zn 41,2; Fe 616,7; Mn 86,1 und Se 0,09 mg/kg TS. Chlorid, Magnesium, Calcium, Phosphor, Kalium (g/kg TS) und Kupfer und Zink (mg/kg TS) korrelierten signifikant negativ mit dem Fruktangehalt. Eine besonders enge Beziehung zur Fruktankonzentration zeigten der Phosphor- und der Kaliumgehalt (y = Fruktangehalt (% TS); y = -1,2427 x Phosphor + 8,8342, r = -0,44, p < 0,01, N = 10; y = -0,1158 x Kalium + 7,4928, r = -0,48, p < 0,01, N = 10).

- Steigende Temperaturen gingen mit einer Abnahme des Fruktangehaltes einher. Der engste Zusammenhang bestand zwischen der Fruktankonzentration und der Lufttemperatur in den zwei Tagen vor der Entnahme der Grasproben (y = Fruktangehalt (% TS); y = -0,1378 x Lufttemperaturwerte + 5,6125, r = -0,40, p < 0,01, N = 10) sowie der minimalen Temperatur am Boden in den drei Tagen vor der Probenentnahme (y = Fruktangehalt (% TS); y = -0,1772 x Bodentemperaturwerte + 4,8873, r = -0,45, p < 0,01, N = 10).

- Die weiteren Klimadaten wie tägliche Sonnenscheindauer, Bedeckungsgrad, relative Feuchte und Niederschlagsmenge standen in keinem signifikanten Zusammenhang zu dem Fruktangehalt im Gras.

- Auch zwischen der aktuellen Besatzdichte der Weide und der Fruktankonzentration konnte keine statistisch abgesicherte Beziehung nachgewiesen werden.



Den Weidemanagementfaktoren kommt eine Bedeutung hinsichtlich der Fruktangehalte im Gras und einer möglichen Auslösung der fütterungsbedingten Hufrehe des Pferdes zu. Betriebe, die sich durch eine intensivere Düngung und Nutzung ihrer Weiden auszeichneten, fielen in der Regel durch niedrigere Fruktangehalte im Gras auf.

Der Einfluss der Pflanzenart auf den Fruktangehalt konnte in der vorliegenden Arbeit aufgrund einer nahezu identischen pflanzlichen Artenvielfalt auf den untersuchten Weiden nicht deutlich gemacht werden. Die lediglich geringen Unterschiede in der botanischen Zusammensetzung der Weiden beeinflussten den Fruktangehalt im Gras nur in sehr engen Grenzen. Nach Angaben der Literatur spielt die Pflanzenart jedoch eine wichtige Rolle hinsichtlich der Fruktangehalte im Gras.

Bedeutung erlangten die Fruktane im Hinblick auf die Auslösung der häufig zu Beginn der Weidesaison auftretenden, durch frisches Gras bedingten Pododermatitis diffusa aseptica des Pferdes. Die kalkulierte Fruktanaufnahme, die auf den im Beobachtungszeitraum im monatlichen Rhythmus ermittelten Fruktangehalten basiert, liegt deutlich unterhalb der Fruktanmenge, mit der experimentell eine Hufrehe des Pferdes ausgelöst werden konnte. Inwieweit unter hiesigen Weidebedingungen grundsätzlich das Risiko einer durch Fruktane bedingten Hufrehe des Pferdes besteht, bleibt offen und bedarf weiterer Untersuchungen.
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