Hi GabyBeetsy,
der Auslöser, mich mit diesem Thema zu beschäftigen, war Sprucy. Sie ist ja auch hier unterwegs. Ich hätte nie gedacht, dass Tucker mal ein Rehekandidat werden könnte. Und wenn man zum Thema Prävention das Internet durchforstet, findet man nicht so viel. Klar, ich könnte die Jungs jetzt völlig von der Wiese nehmen und ggf. das Paddock vergrössern. Auf der anderen Seite leben zwei von ihnen schon seit Jahren so und sie lieben nun mal die Wiese. Tucker liebte auch seine Wiese und hat sie jahrelang unbeschadet vertragen. Da fängt man schon mal an, nachzudenken.
Vielleicht erzähle ich "kurz" mal etwas zur Historie der Jungs in der Hoffnung, dass Ihr meine Gründe für die aktuelle Haltung ein bißchen versteht.
Joker kam im November letzten Jahres zu mir. Er stand erst einen Monat in einem Boxenstall mit Beritt und handelte sich da prompt einen Husten ein. Der wurde besser als er zu mir in den Offenstall kam. Seit Januar lahmt Joker immer wieder mal. Der Ausdruck "lahmen" ist vielleicht schon zu hoch gegriffen. Er läuft eher "unrund", "tickt" im Trab. Im Februar wurde ein Hufgeschwür diagnostiziert. Es wurde geschnitten, nichts mehr gefunden, zu tief geschnitten und danach hatte 4 Wochen Boxenhaft mit Verband. Februar und März waren hier sehr eisig, so dass wir maximal Spaziergänge an der Hand unternahmen. Dann kam das Frühjahr und ich begann wieder mit dem Reiten. Er tickte immer wieder mal, lief sich aber häufig nach ein paar Runden ein. Wurde es schlimmer, bekam er mal eine Woche Pause, die Tierärzte fanden nix. Einmal wurde eine leichte Pulsation an einem Bein geahnt und sollte mit kühlender Salbe behandelt werden. Es wurde besser für ein paar Tage und ging dann wieder los. Ein Ostheopath hat ihn behandelt, fand auch nicht viel und tippte auf eine Blockade im Karpalgelenk. Er löste sie und es war für ein paar Tage besser. Danach tickte er wieder. Im Frühjahr wurden beide Jungs von einer unabhängigen Futterberaterin begutachtet. Sie fand Bandit deutlich zu dünn. Joker war ganz ok, brauchte aber etwas mehr Muskeln. Ein schwieriges Unterfangen, wenn er ständig tickte. Von ihr bekam ich den aktuellen Futterplan. Joker bekommt danach pro Tag 200g Heuhäcksel, 100g Hafer, 25g Gerstenflocken, 25g Maisflocken, Mineralfutter und ein paar Möhren/Äpfel. Im Juni habe ich geheiratet und die Wochen vorher hatten die Jungs Pause, weil ich einfach nicht auf's Pferd kam wegen der Vorbereitungen. Danach tickte er immer noch und ich hatte die Faxen dicke. Ich rief den Tierarzt und bat um Röntgenbilder. Aufgrund der Bilder tippte sie auf eine Hufrollenentzündung und schickte mich in eine Klinik. Dort wurde das Gelenk teilanästhetisiert und eine Huffehlstellung diagnostiziert. Der Huf steht zu flach. Er sollte mit Keilen, Platte und Polster höher gestellt werden. Mein Schmied, dem ich sehr vertraue, war damit nicht glücklich und wir einigten uns mit dem Tierarzt auf eine Platte , die in der Mitte ausgeschnitten ist. Joker bekam eine Spritze mit Schmerzmittel, die wohl rd. 3 Wochen vorhalten sollte. Nach einer Woche lahmte er wieder. Ich rief eine Huforthopädin der Difho hinzu, die sich mit meinem Schmied die Röntgenbilder nochmal ansah. Beide waren der Ansicht, dass die Keile die Trachten wegdrücken würden und der Beschlag kontraproduktiv sei. Es wurde ein weiterer Tierarzt befragt (der damals beide Pferde ostheopatisch behandelt hatte) und nun hat er einen neuen Beschlag ohne Keile, dafür mit Platte und Polster. Er lahmt aber immer noch. Aktuelle Diagnose: Ein zu flach gestellter Bockhuf rechts und eine Arthrose links.
Bandit kam im Februar zu mir. Er wurde von der Futterberaterin als deutlich zu dünn eingeschätzt. Beide Jungs haben im Winter an sehr kalten Tagen bis zu 15 kg Heu vernichtet. Bandit bekam eine Futterempfehlung, die sich aus 400g Heuhäckseln, 150g Hafer, 50g Gerstenflocken, 50g Maisflocken und Mineralfutter zusammensetzt. Möhren und Äpfel bekommt er kaum, da er ein Kotwasserproblem hat. Im Frühjahr hatte ich den Eindruck, dass mit seinem Rücken etwas nicht stimmt. Er hatte da einen kleinen Hubbel am Ende der Wirbesäule (die Verkäuferin sagte, der würde von allein weggehen und sei das Ergebnis von einem Biss). Der Ostheopath hatte an Bandit eine Menge Arbeit, aber seither läuft er deutlich besser und der Hubbel ist weg. Seine Wirbelsäule hatte am Ende des Winters eine ausgeprägte Dachform. Da konnte kein Sattel mehr passen ohne starken Druck auszuüben. Also haben wir uns monatelang mit der Doppellonge gequält. Doppellonge und der tägliche Weidegang bewirkten, dass er zunahm und heute eine Figur hat mit der er wieder reitbar ist und vielleicht im nächsten Winter nicht wieder so arg abbauen wird. Sein Rücken ist seitlich der Wirbelsäule immer noch nicht ganz grade, aber das werde ich vermutlich mit ihm auch in diesem Leben nicht mehr schaffen. Mit Hilfe einer Satteldruckmessmatte, die in sämtlichen Gangarten getestet hat, hat er nun ein anatomisch geformtes Sattelpad mit Einlagen. Damit läuft er prima und wir arbeiten wieder vermehrt vom Sattel aus. Einmal pro Woche kommt aber dennoch die Longenarbeit zum Einsatz, weil ich nicht weiss, ob ich im Sattel immer alles so richtig mache. Meine Trainerin, bei der wir bislang einmal wöchentlich Unterricht hatten (zukünftig nur noch alle 14 Tage) ist sehr zufrieden mit seiner Entwicklung. Die Futterberaterin war kürzlich nochmal hier und ist ebenfalls super zufrieden mit Bandit. Sie will mir noch ein paar Tips zusammen stellen, damit er auch im Winter einigermassen rund bleibt.
Insgesamt glaube ich, dass nicht nur der letzte Winter an den Jungs gezehrt hat sonder auch der Umzug. Nochmal würde ich so einen Umzug im Winter einem Pferd sicher nicht zumuten. Aber hinterher ist man ja immer schlauer
Jetzt suche ich noch ein paar Bilder der Jungs raus.