Unabhängiges Hufrehe Forum um die Pferdekrankheiten Hufrehe, Metabolisches Syndrom, Cushing Syndrom, Borreliose und weiteren Erkrankungen vom Pferd, Pony, Esel und Muli
Fragen zur artgerechte Haltung mit Weidemanagement von Pferden und Ponys allgemein und im speziellen mit Hufrehe
Wie ich in der Vorstellung kurz angeschnitten habe, bekomme ich heute mein erstes Pferd. Er ist ein 8 jähriger Tinkerwallach, der 6 Jahre seines Lebens als Hengst leben durfte. Luan wurde erst vor dreieinhalb Wochen aus England importiert und steht bis heute beim Händler/Reitstall. Er wurde dort seit einer Woche angeweidet, auf Weiden, die für Pferde ausgelegt wurden. Bei mir wird er, vorerst, auf einem Bauernhof stehen, mit den Vorzügen eines Sandreitplatzes, luftigen Boxen, einer gemischen 6 köpfigen Herde und als Weiden stehen momentan eine abgegraste und eine überständige Weide zur Verfügung. Die Weiden waren vor Jahren für Kühe gedacht. Ich habe ihm ein ca 12 x 10 m großes Areal abgezäunt (auf der überstandigen Weide), damit sich alle kennenlernen können aber ohne gleich über einander herfallen zu können. Und nun meine Fragen: Wie würdet ihr ihn eingewöhnen, wie lange würdet ihr ihn draußen lassen, soll er sonst auf den Platz, soll er vllt lieber eine Fressbremse bekommen, soll ich zusätzlich Heu geben etc.? Wäre euch sehr dankbar, wenn ihr mir da einige Tipps geben könntet. Schreibt doch mal, was euch so einfällt. Vielen Dank dafür schonmal. Achso, melde mich deshalb so spät und spontan, da ich mich erst durch viele Artikel und Seiten im Net gelesen habe, bis ich euch gefunden hab. Luan ist übrigens 1,50 m groß und kein besonders schwerer Typ. Zumindest jetzt nicht.
Freue mich schon auf Bilder! Also, ich persönlich bin kein Fan von 24 Stunden Weide, so magere Weiden sind kaum zu finden und Übergewicht mit all seinen Gefahren ist dann vorprogrammiert. Was bei Deinem Pferd möglich ist musst -du ausprobieren, es hängt ja auch mit der Bewegung/Arbeit zusammen. Mit Heu vorweg ist das so eine Sache, manche Pferde sind dann satt und fressen langsamer, den Meisten ist das eher egal und nehmen die Heumahlzeit zusätzlich. Ich habe bei meinen Pferden festgestellt dass 4 Stunden Weide anstatt einer Mahlzeit zu einer Gewichtszunahme trotz Reitens führt.
Ich lese gerade Paddock Paradise und im ersten Kapitel wird beschrieben, wie der Alltag einer amerikanischen Mustangherde aussieht. Die haben quasi ein oder zwei große Wasserlöcher in ihrem Revier und ansonsten wandern sie stetig auf bestimmten Pfaden durch ihr gesamtes riesiges Gebiet. Dies besteht zum großen Teil aus steinigem trockenen Boden, wo mehr oder weniger karges trockenes, aber kräuterreiches Gras wächst, das sie im Vorbeigehen fressen. Und jetzt kommt das Entscheidende: Dichtes saftiges grünes Gras, das maulvollweise verschlungen werden kann, gibt’s dort nur ganz selten und wenn, dann ist sowieso alles Raubtiergebiet, wo sie sich eh nicht so lange an einer Stelle aufhalten können.
Zeiten und Mengen wurden nicht genannt, aber es liegt an uns, wie wir mit dieser Information in unseren Saft-Grün-Gras-Land umgehen.
Ich persönlich habe ein Rehepferd und ein gesundes Pferd. Das gesunde Pferd frisst mit dem Rehepferd zusammen das Gleiche (kleine Ausnahme: Der gesunde darf 2 x 1 h pro Tag aufs Gras). Sie leben im Sandpaddock mit Heu.
ich arbeite daran, den Paddock größer und abwechslungsreicher (a la Paddock Paradise) zu gestalten. Und so im Nachhinein mit meinem einen Rehepferd denke ich, dass die Weidehaltung für Pferde, wie sie oft als artgerecht deklariert wird, nicht wirklich artgerecht sondern einfach nur bequemer für den Menschen ist. Und natürlich sind die Pferde glücklich auf der Weide, eben wie ein Kind in einer Schokoladenburg.
Leider kannst Du als Pensionsgast nicht einfach einen Paradiespaddock aus der Weide Deines Stallbetreibers machen. Das muss der schon selber einsehen und wollen. Das Buch kann ich aber empfehlen, obwohl ich erst das erste Kapitel gelesen habe. Ich habe die englische Originalversion, es soll es auch inzwischen übersetzt geben.
da Du das Pferdchen auch überhaupt noch so garnicht kennst in Bezug auf sein Fressverhalten und ob er schwerfuttrig oder leichtfuttrig ist, ist es natürlich auch recht schwierig, hier für Euch evtl. passende Tipps zu geben. Ich habe einen Mischling (Araber-Norweger), der jahrelang 24 Stunden auf der Weide stand. Glücklicherweise ist nie was passiert. Heute bin ich geheilt und glücklicherweise an einer Rehe vorbeigeschrammt. Aber auf so eine lange Weidezeit braucht meiner sich nicht mehr einstellen, die bekommt er nicht mehr. Allerhöchstens ab mittags.
Bei Tinkern muss man auch, genau wie bei Isis und Norwegern oder Arabern, halt auch aufpassen. Die sind nicht dafür gemacht, unser fettes Gras gut wegzustecken. Die neigen wirklich zum Fettwerden und leider wird es oft als rassetypisch (außer beim Araber) angesehen, wenn diese Rassen propper sind.
Mein Tipp an Dich: Versuche die Weidezeit erstmal so kurz wie möglich zu halten (wie lange war er bisher auf der Weide?) und Dich, wenn ihr Euch ein wenig besser kennengelernt habt, langsam an die Höchstdauer ranzutasten. Sei bitte vor allem auch vorsichtig mit "Kraftfutter". Also Müslis und Co. Je nach Arbeitsleistung sind diese Futter nicht nötig, schon garnicht, wenn Gras zu gutem Raufutter gegeben wird. Mach Dich schlau, kauf Dir Bücher über die Fütterung, lies im Netz und versuche, für Euch den richtigen Weg, sprich die richtige Zeit auf der Weide herauszufinden. Es dauert seine Zeit, aber irgendwann weiß, dass man den richtigen Weg für sich gefunden hat.
Bilder würden eine allgemeine Einschätzung natürlich etwas vereinfachen.