Hallo,
meine Stute hatte im Dezember letzten Jahres, also vor genau einem Jahr, einen Hufreheschub, bei dem sich das Hufbein abgesenkt hat. Die Diagnose 'Hufrehe' zog sich leider etwas hin, da zuerst vermutet wurde, es würde sich nur um ein Hufgeschwür handeln, nachdem sich diese Diagnose dann aber als falsch herausstellte, hieß es dann 'Reheschub inkl. Hufbeinabsenkung' ....
Februar/März hieß es, ich könnte mich schon wieder draufsetzen und Schritt reiten, nachdem ich mich im Internet ziemlich ausführlich über Hufrehe informiert hatte, erschien mir das jedoch zu früh, so dass ich beschloss noch zu warten (im Juni/Juli hätte ich laut Ta sogar schon wieder springen dürfen).
Naja jedenfalls hab ich die 'Schonzeit' dann bis September/Oktober diesen Jahres rausgezögert - die Leute um mich herum fanden das scheinbar ziemlich übertrieben, zumindest hatte ich den Eindruck, aber wie auch immer
Nun ist es so, dass ich seit September immer so 2-3/4x die Woche reite (20 Minuten Schritt / 10-15 Minuten Trab / 10-20 Minuten Schritt - wurde natürlich alles langsam aufgebaut), zwischendurch wird sie Schritt geführt oder auf's Paddock gestellt, zusätzlich geht sie jeden Tag 20 Minuten in die Führmaschine (laut Ta geht das in Ordnung).
Was mich jetzt nur unheimlich verunsichert ist, dass die Leute um mich herum alle annehmen, die Rehe wäre auskuriert und man könnte das Pferd wieder ganz normal antrainieren, so wie nach einer 'normalen' Verletzungspause, aber gerade bei Rehe muss man doch besonders vorsichtig sein, oder?
Eigentlich finde ich unseren Ta sehr gut, nur einige seiner Aussagen (im März schon wieder Schritt reiten, Juni/Juli springen, Führmaschine) klingen für mich irgendwie nicht sehr, ich weiß jetzt nicht wie ich das erklären soll ohne dass es sich blöd anhört, überzeugend. Ich möchte mich mit meinem Laienwissen auch nicht über seine im Studium und im Alltag erlangten Erfahrungen stellen, aber irgendwie widerspricht sich das, was er sagt, ein wenig mit dem, was ich bisher in Erfahrung bringen konnte.
Eine wirkliche Ursache für den Reheschub (bis dato hatte sie noch nie einen) hat er nämlich auch nicht rausgefunden, es wurde zwar vermutet, dass sie eventuell EMS haben könnte (Speckkragen am Hals (....) ), aber es wurden keine Tests o.ä durchgeführt, worüber ich mich jetzt im Nachhinein natürlich sehr ärgere.
Vor dem Reheschub bekam sie 2x täglich Rauh- und 3x täglich Kraftfutter, zusätzlich noch zig Leckerchen (meine Mutter sah nicht ein, dass ein Pferd keine Leckerchen braucht
) sowie 1 kg Möhren/Äpfel.
Bis auf das Rauhfutter wurden alle Futtermittel komplett gestrichen, so dass sich schon bald erste Erfolge einstellten und die Speckansätze verschwanden
Und nun komme ich zum eigentlichen Problem, die Haltung.
Zur Zeit sieht es so aus, dass die Stute 21-23 Stunden in der Box verbringt und keine Sozialkontakte hat (nur zu den Boxennachbarn durch die Gitter, aber das erfüllt wohl kaum die sozialen Bedürfnisse). Ich gucke zwar, dass ich sie so oft wie möglich auf's Paddock stellen kann, aber da wir nur 3 Paddocks für ~ 100 Pferde haben, muss ich wohl nicht erwähnen, dass sie da meist auch nie länger als 1-2 Stunden drauf kann.
Dass so eine Haltung für ein Pferd absolut nicht artgerecht ist, weiß ich, nur das Problem sind meine Eltern.
Sie finden es nämlich vollkommen in Ordnung, dass die Pferde soviel Zeit in den Boxen verbringen und können meine Bedenken in keinster Weise nachvollziehen.
Es gibt bisher eigentlich nichts, was ich nicht schon versucht hätte, aber sie lassen sich von ihrer Meinung nicht abbringen und das obwohl oder vielleicht gerade weil (?) sie absolut keine Ahnung von Pferdehaltung haben.
„Wenn das denn wirklich so schlimm wäre, wie Du meinst, dann wären das ja alles Tierquäler bei uns im Stall“ , ganz nach dem Motto
-Alle handhaben das so, also wird’s schon richtig sein.
Mein Argument, dass man sich doch eher an besseren, vorbildlicheren Maßstäben orientieren sollte, fand keine Beachtung.
Ich hab ihnen zig Seiten ausgedruckt, ein Buch über artgerechte Haltung geschenkt, aber nichts, wirklich gar nichts, konnte sie dazu bringen ihre Sichtweise nochmal zu überdenken.
„ Reite doch einfach 2x am Tag, dann hat das Pferd genug Bewegung“
( …. )
Dass Pferde sich auch mal frei bewegen wollen, finden sie total überzogen. Bewegung ist Bewegung.
Wie es der Zufall denn so will, hab ich hier ganz in der Nähe einen Stall gefunden, in dem die Pferde täglich von morgens bis abends in kleinen Gruppen rauskommen, auch im Winter, es sei denn das Wetter ist extrem (!) schlecht. Es gibt eine Halle, einen Außenreitplatz, schönes Ausreitgelände und sogar Paddockboxen, alles schön und gut, der Stall ist monatlich sogar noch um die 100€ günstiger, aber das Problem sind nach wie vor meine Eltern, die sich so dagegen sträuben.
Ich weiß im Moment echt nicht mehr weiter, früher hielt ich Boxenhaltung und einige Stunden Koppel für völlig ausreichend, ich kannte es zugegebenermaßen auch nicht anders, aber mittlerweile kann ich die Haltung nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren ......
Was mich zusäzlich 'belastet' ist die Tatsache, dass mein Vater meint die Stute könnte wieder problemlos gesprungen werden (1,20m /1,30 m), aber ich kann mir nicht vorstellen, dass so eine starke Belastung gut für die Hufe ist .... besonders da sie durch die Rehe ja eh schon vorgeschädigt sind.
Von allen Seiten höre ich halt immer nur, dass ich das Pferd zu sehr in Watte packen würde und doch einfach mal reiten soll, aber auch was das Springen angeht, wer garantiert mir, dass die Hufe der Belastung standhalten?
- Niemand, aber trotzdem bin ich nach wie vor für mein Pferd verantwortlich und wenn es nach mir ginge, würde ich eben der Gesundheit zuliebe auf das Springen verzichten .... was nur aber niemand versteht, schließlich hat der Ta sein Ok gegeben, aber dadurch, dass er bereits im Dezember meinte, ich könne im Juni/Juli bereits wieder springen, überzeugt mich das nicht so wirklich ....
Der Text ist jetzt unheimlich lang geworden, aber vielleicht hat sich ja doch jemand erbarmt ihn einmal ganz durchzulesen
Liebe Grüße