hallo,
ist ein recht verzwickter fall, wie mir scheint...
um´s mal etwas aufzudröseln,
mir ist noch nicht ganz klar, was nun genau den ersten schub vor zwei jahren ausgelöst hatte. du schreibst ja von kortison, davon hab ich aber bei deiner beschreibung des klinikaufenthaltes nichts gelesen. auch bricht eine rehe aufgrund von kortison i.d.r. nicht nur an einem huf aus, meist schon garnicht an einem hinterhuf.
da könnte man evtl. eher davon ausgehen, daß das eine mechanisch initiierte rehe war, also eine belastungsrehe.
dann schreibst du von einem neuen reheschub diesen april. weiß man, was hier der auslöser war? das cushing wird doch behandelt...
wäre nicht ganz unwichtig, hier etwas mehr klarheit zu bekommen, weil es hinweise vor allem für die prognose gibt, aber auch die bearbeitung beeinflussen kann.
dann wäre auch noch die frage, hast du bilder von dem huf von vor dem abszess? evtl. auch aussagefähige bilder der hufsohle?
ist ansonsten sehr schwierig, da einigermaßen zielsicher zu diagnostizieren...
hier also lediglich meine vermutungen:
die ersten bilder nach dem abszess zeigen eine recht sauber von oben nachschiebende zehenwand.
das ganze scheint dann im letzten halben jahr ziemlich drastisch entglitten zu sein.
problem könnte sein, wenn nicht durchgängig wirklich stützend (wie von einigen anderen hier schon beschrieben) gepolstert wurde, zieht´s das hufbein durch die spannung des bandanteils der tiefen beugesehne bei belastung der gliedmaße peu a peu immer steiler, hier ist ja keine hufwand an der zehe mehr vorhanden, die richtig an das hufbein angebunden wäre, sich am untergrund abstützen könnte und so dieser schleichenden abwärtsrotation entgegenwirken.
dumm an der sache ist nun, daß sich der genannte bandanteil u.u. bereits verkürzt hat und man dann das hufbein nicht einfach über entsprechendes bearbeiten des hufes (trachten kürzen) wieder in die richtige winkelung zum untergrund bringen kann, ohne noch mehr druck auf den vorderen hufbeinrand auszuüben.
hier muss man zunächst testen, inwieweit sich diese bandstruktur verkürzt hat, um danach die bearbeitung auszurichten. das geschieht am besten, indem man die gliedmaße hochnimmt, so daß die hanke gebeugt ist (wie bspw. beim aufhalten für den schmied) und dann versucht, das hufgelenk bei ansonsten gestreckter zehenknochenachse nach vorne zu überstrecken. dabei merkt man schnell, ob hier noch raum ist für kürzung der trachten, oder ob die bandstruktur bereits im jetzigen zustand mit dem gebeugten hufgelenk fest gegenhält.
wenn hier noch genügend "reserve" ist, wäre eine recht schnelle korektur der trachtenhöhe anzuraten, um den druck am hufbeinrand vorne zu minimieren, ist das band bereits verkürzt, darf nur sehr vorsichtig, wenn überhaupt, eine solche korrektur erfolgen.
in beiden fällen ist es jedoch zwingend erforderlich, nun eine richtige stütze einzubauen, die der weiteren rotation entgegenwirkt und die körperlast vom vorderen bereich des hufes und dem vorderen hufbeinrand weg nach hinten verlagert. es muss also ein tragfähiges, dauerelastisches polster geformt werden (bspw. ein zweikomponentiges knetpolster, gibt´s in jedem hufbeschlaghandel, die meisten schmiede haben sowas sowieso immer im auto), je nach derzeitiger symptomatik und ggf. schmerzempfindlichkeit der hufsohle aus weicherem material (weniger stütze, aber besser bei entsprechender empfindlichkeit geeignet) oder härterem material (bessere stützfunktion) und je nachdem weiter nach vorne gelegt oder weiter zurück.
diese polsterung sollte möglichst durchgängig vorgenommen werden, bei dem vorliegenden schaden am hufbein ist sie wahrscheinlich dauerhaft nötig.
wie das polster am huf fixiert wird, hängt wiederum von etlichen faktoren ab, ob also bspw. mit schuh oder, in der weiteren folge evtl. auch mit beschlag / bekleb gearbeitet werden kann...
auf jeden fall muss auch die noch vorhandene zehenwand wieder parallel zum hufbeinrücken zurückgearbeitet werden, denn so staucht die degenerierte, in die völlig falsche richtung "weglaufende" wand zum einen in den kronsaum hinein und verringert durch die daraus folgende mangeldurchblutung des saumes das wachstum der zehenwand (ist dir ja selbst auch schon aufgefallen, daß die trachten schieben und vorne nix kommt..
), zum anderen leitet diese knolle das nachwachsende horn immer wieder in die falsche richtung ab.
bzw. ist anhand des röbis durchaus zu vermuten, daß dadurch die lederhautzotten, die für das zehenwandwachstum verantwortlich sind, mittlerweile aus ihrer parallelen lage zum hufbeinrücken rausgedrückt wurden und nun eher von huf wegzeigen und so auch die hornröhrchen wieder in die falsche richtung "schicken".
für die genannten maßnahmen brauchst du auf jeden fall einen echten rehespezialisten mit sehr viel feingefühl am huf vor ort, denn sowohl ein bisserl zu viel als auch nur ein bisserl zu wenig des guten, sowohl bei der bearbeitung, als auch bei der polsterung, kann entweder keinen effekt bewirken oder bereits wieder zu neuen problemen führen..
gruß,
ag