Ich finde , das ist ein beeindruckender Vergleich in Sachen Schmiedekunst in der Rehehufbearbeitung!
hallo birgit,
ich antworte in diesem thread, da ich von einem der forumsmitglieder darum gebeten wurde, meine meinung dazu zu äussern.
kurz zu mir: ich bin staatlich geprüfter hufschmied und mit dem thema hufrehe und rehehuf sehr speziell befasst.
bitte fasse alle meine kommentare und deutungen als das auf, was sie sind: keine diagnose, sondern aufgrund der unkenntnis der lage vor ort und des genauen verlaufes lediglich hinweise ohne anspruch auf richtigkeit!
so, zunächst würde ich deine deutung der ursache für die hufbeinsenkung und -rotation mit übernehmen, es wird sehr wahrscheinlich an dem zu starken auswirken bzw. schwächen der sohle auf der suche nach einem abszess, ohne ausreichend stützende massnahmen (wurde überhaupt danach versucht, das ganze zunächst mal abzupolstern?) gelegen haben, dass das hufbein seine lage innerhalb der hornkapsel verändert hat.
leider ergeben sich aber daraus in etwa dieselben orthopädischen folgen wie beim "echten" rehehuf, d.h., es muss auch in etwa mit denselben orthopädischen mitteln dagegen angegangen werden.
dass dies bislang nicht in adäquatem masse passiert ist, wiewohl auch die hufsituation selbst (noch ohne klärende röntgenaufnahmen) im vorfeld nicht richtig erkannt und gedeutet wurde, ist leider sowohl anhand der hufaufnahme, als auch aufgrund des röntgenbildes sehr offensichtlich.
der huf befindet sich in schönster rehehuf-knollhuf-form, aus der er schnellstens wieder zu einer einigermassen normalen form und stellung zurückgeführt werden muss, mittels korrekt angepasster polsternder massnahmen muss auch die gesamtrotation und senkung zurückgeführt werden.
dein glück: da es sich augenscheinlich nicht um "echte" rehefolgen handelt, dürfte die heilung des hufes durchaus noch im bereich des möglichen liegen, was ansonsten aufgrund des recht stark abrotierten hufbeins (dies wahrscheinlich bereits über einen längeren zeitraum) und den demzufolge bereits im verkürzen begriffenen bandanteil der tiefen beugesehne als eher schwierig zu prognostizieren wäre.
allerdings sollte die folgende hufbearbeitung / hufbeschlag nunmehr von einem wirklich sehr guten und reheerfahrenen (der im umkehrschlusse deshalb noch lange kein fachidiot sein muss...
) fachmann mit sehr viel feingefühl durchgeführt werden, denn in diesem stadium kannst du mit der richtigen arbeit noch viel zum guten wenden, mit falscher arbeit jedoch auch quasi alles zum teufel schicken und das pferd mehr oder weniger dauerhaft zum rehekrüppel machen.
wiewohl beispielsweise die massnahme des trachtenhochstellens mittlerweilen insgesamt sehr umstritten ist, in diesem fall würde sie in höchstem masse kontraproduktiv auf die bereits stark verschobene lastgeometrie, der huf & hufbein unterworfen sind, einwirken.
fehlende oder fehlerhafte polsterung und falsche beschläge können in diesem "degenerationsstadium" kurz- bis mittelfristig durchaus zum sohlenprolaps (hufbeindurchbruch) führen.
notabene: dies soll noch kein urteil über deinen derzeitigen schmied darstellen, denn so ganz genau habe ich nicht herauslesen können, seit wie lange er dein pferd nun betreut, allerdings spricht schon das äussere des hufes bände, die ein guter huffachmann eigentlich auch entsprechend "lesen" können sollte...
gruss,
ag