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 Betreff des Beitrags: Unterscheidung von PSSM zu EPSM
BeitragVerfasst: 10.07.2009, 10:17 
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Neue Ergebnisse zur Erkrankung und Diagnose PSSM / EPSM
Unterscheidung von PSSM zu EPSM
PSSM oder Polysaccharde Storage Myopathie (übersetzt Mehrfachzucker Speicher Muskelerkrankung) wird bei Dr. Stephanie Valberg von EPSM (Equine Polysaccharde Storage Myopathie) unterschieden, obwohl die Erkrankung selbst den gleichen Ursprung hat. PSSM wird den amerikanischen Pferden (sprich Quarter Horses und dessen Varianten) zugeschrieben und EPSM den Kaltblütern wie z. B. Pecheron oder Belgisches Kaltblut. Im Unterschied zu den Quarters fallen bei den Kaltblütern öfters größere Schwäche oder auch Festliegen mit gleichzeitig nur leicht erhöhten CK*1 und AST*2 Werten auf. Beides Werte, die bei an PSSM erkrankten Pferden deutlich erhöht sein können.
*1=Creatinkinase: Dieses Enzym gilt als Kontroll-Parameter bei Verdacht auf Muskelzerfall. Es kann zusätzlich verschiedenen Geweben zugeordnet werden: der Skelettmuskulatur (CK-MM), der Herzmuskulatur (CK-MB) und dem Gehirn (CK-BB).
*2 = Aspartat-Amino-Transferase: Dieses Enzym kommt (unter anderem) in der Leber vor und gilt als Labormarker bei einer stärkeren Schädigung der Leber (zusammen mit GLDH).
Pathologie von PSSM
Als PSSM Anzeichen gilt zum Beispiel auch Schwitzen, Strecken der Hinterhand als wenn uriniert werden müsste, Muskelveränderungen, Stolpern aber auch Steifheit, Kurzatmigkeit bis hin zu (in extremen Fällen) das Unvermögen zu Stehen, ohne sich im Liegen erholen zu können*3. Die CK Werte können hierbei konstant erhöht sein, auch nach langen Ruhephasen.
*3 =Weitere Symptome können sein: Muskelatrophien, Muskelschwäche (insbesondere in Schulter und Hinterhand), Hahnentritt, steifer Gang (insbesondere beim Rückwärtstreten bzw. Wendungen), erhobener Schweif, Stoß oder Krampf in der Hinterhand, bevor es stampfend abgesetzt wird (insbesondere nach Rückwärtsgehen oder beim Anheben der GM im Stand), Zittern, insbesondere nach der Arbeit, Tying up Syndrom, Myoglobinurie, allgemein ein dem Training nach ungenügendes Gangbild, Wiederwille beim Hufe geben, Kolikähnliche Symptome (insbesondere nach der Arbeit), Leichte Steifheit im Gang, kurze Schrittfolge der Hinterhand
Bei PSSM Pferden kann die Glykogenkonzentration in der Skelettmuskulatur bis zu vierfach höher sein als in gesunden Pferden. Ebenfalls wurde festgestellt, dass PSSM Pferde nach einer stärkehaltigen Fütterung Glukose schneller aus dem Blut abrufen als gesunde Pferde. Sie weisen eine erhöhte Insulinsensibilität auf und bei Verabreichung von Insulin fällt ihr Blutzucker immens. Zusätzlich speichern PSSM-Pferde einen größeren Anteil der Glukose in der Muskulatur als gesunde Pferde, während der Glukose-Transport in die Muskulatur selbst nicht wie bei gesunden Pferden funktioniert. Diese Problematik erklärt viele der PSSM-Symptome wie zum Beispiel der des Tying Up Syndroms (Kreuzverschlag). Die Erkrankung kann in unterschiedlichen Schweregraden auftreten und fällt oftmals erst nach weiteren Auslösern wie zum Beispiel Narkosen, Fieberschüben usw. auf.
Dr. Stephanie Valberg konnte zusammen mit ihrem Team einen direkten Zusammenhang zwischen PSSM und der Genveränderung GYS1 A nachweisen. Diese Genveränderung GYS1 A hat vermutlich einen einzigen Ursprung und ist vor ca. 1200 bis 1500 Jahren bei nur einem Pferd entstanden. Sie hat sich in über 140 bis 180 Pferdegenerationen bis heute insbesondere in den Westernpferderassen Quarter Horse, American Paint, Appaloosa und ihren Kreuzungen, aber auch in verschiedenen Kaltblutrassen, vielen Warmblutrassen sowie auch im Morgan Horse, Mustang und Rocky Mountain Pferd, Arabischen Vollblutpferd, Standardbred, Tennessee Walking Horse und beim Haflinger verbreitet.
Die Genveränderung wird dominant weitervererbt, d.h. dass nur ein Genträger (Stute oder Hengst) nötig sind, um diese Genveränderung weiter zu geben. Die Höhe der Wahrscheinlichkeit, dass ein Fohlen ebenfalls das GYS1 A ererbt, lässt sich wie folgt darstellen:
Hengst
Stute
N / N
P / N
P / P
N / N
0 %
50 %
100 %
P / N
50 %
75 %
100 %
P / P
100 %
100 %
100 %
N = kein Genträger, P = Genträger
N/N = Stute oder Hengst sind keine Genträger
P/N = Stute oder Hengst haben eine Genveränderung ererbt (von Vater oder Mutter)
P/P = Stute oder Hengst haben zwei Genveränderungen ererbt (von Vater und Mutter)
Genträger müssen zur Verhinderung weiterer Erkrankungen lebenslang eine speziell angepasste Fütterung und Bewegungsmanagement erhalten. Doppelgenträger für PSSM haben nach bisherigem Wissenstand immer sehr schwere Krankheitsschübe.
Diagnose von PSSM
Bei Verdacht ist das Messen der Muskelenzymwerte im Blut möglich. Hierzu wird einmal in Ruhe Blut abgenommen, um den für dieses Tier physiologischen Wert der Serum-Creatinkinase zu bestimmen. Dieses Muskelenzym kann als Ausdruck der Muskelzellintegrität bei erkrankten Pferden bereits im Ruhezustand erhöht sein und ist unter Belastung um ein Vielfaches höher als dies unter physiologischen Bedingungen der Fall ist (Valberg und Dyson, 2003). Daher sollte sich der Patient nach der ersten Blutbabnahme ca. 15 bis 20 Minuten im Trab oder ähnlich Anstrengendem bewegen. Die weitere Blutabnahme erfolgt dann nach ca. 4 bis 6 Stunden.
Als einzig sicheres Diagnoseverfahren galt bisher die Muskelbiopsie des M. semimembranosus, da nur hier der wirkliche Gehalt an Glucose oder Zellanomalien festgestellt werden konnte. Durch die Menge an eingelagerter Glucose ist das Gewebe viel dunkler einfärbbar als gesundes Muskelgewebe und die Muskelfaserung weniger gleichmäßig ausgeprägt.
Gesund PSSM
Die Biopsie kann in der Klinik unter Sedierung am stehenden Pferd vorgenommen werden.
Dank Dr. Valberg und ihrem Team kann nun die klassische Variante von PSSM Typ 1 (ist in ungefähr 90 % der erkrankten Pferde vertreten) über die Genveränderung GYS1 A nachgewiesen werden. Die Bestätigung des PSSM Typ 2 ist zur Zeit auch weiterhin nur per Muskelbiopsie möglich.
Dieser Gentest kann bisher nur an dem Veterinärmedizinischem Labor der Universität von Minnesota, USA, durchgeführt werden. Hierzu wird entweder EDTA-Blut oder Haarbalgproben benötigt. Er ist ebenfalls bereits beim jungen Fohlen von wenigen Monaten möglich. Er sollte jedoch aus Sicherheitsgründen nach einem Jahr wiederholt werden, da sie vorher noch nicht unbedingt abweichende Polysaccharide-Werte entwickelt haben
Therapie
Die Kohlenhydratzufuhr muss drastisch beschnitten und die Energie über Fette zugeführt werden. In Zahlen ausgedrückt: Nicht mehr als 10 – 15 % der täglichen Kalorien darf aus Stärke und Zucker bestehen und mindestens 20 – 25 % der täglichen Kalorien sollten aus Fetten kommen*4 =.
*4 =Fett ist als Energielieferant viel effektiver als Kohlehydrate. Beispiel: Um einen Bedarf von 4.000 Kalorien zu decken, benötigt man 500 ml Öl oder 2 Kilo Hafer, Kraftfutter oder pelletiertes Futter. Man rechnet pro 450 kg Körpergewicht ca. 450 ml Öl. Dieses kann man z.B. über Heucobs geben. Mittlerweile bieten auch einige Firmen spezielles PSSM-Futter an (übrigens auch für Rehepferde interessant). Bei schweren Krankheitsschüben kann jedoch auch dieses Futter zu viele Kohlehydrate haben). Gras und Heu können problemlos gefüttert werden, da diese nicht genügend Stärke haben, um innerhalb dieser High-Fat-Diät ein Problem zu bilden. Eine Proteinunterversorgung dürfte bei der ausschließlichen Fütterung mit Heu zusammen mit Öl ebenfalls nicht auftreten. Das gleiche gilt für Calcium und Phosphor. Problematisch könnte es mit Vitamin E und Selen sein. Im Zweifel sollte eine Mineralanalyse veranlasst werden (am besten 6-8 Wochen nach Fütterungsumstellung mittels eines Fell-Screens). Die allgemein verbreitete und von Beth A. Valentine, dem College of Veterinary Medicine at Cornell und der Oregon State University Therapie sieht wie folgt aus: 150 bis 500 ml Öl jeden Tag, viel Heu (ad libitum), keine bzw. stark reduzierte Zufuhr von Kohlehydraten, evtl. Zugabe von Vitamin E oder Selen (Achtung, Selen kann überdosiert toxisch sein). Ebenso viel Bewegung – am besten Weide, bei Beschwerdefreiheit angepasstes, tägliches Training,
Desweiteren weist Dr. Valberg in aller Deutlichkeit darauf hin, dass ein tägliches Bewegungsmanagement besonders wichtig ist. Am besten geschieht dies, indem das Pferd sich so schnell wie möglich wieder frei bewegen kann. Dies ist in einer (guten) Offenstallhaltung natürlich am einfachsten zu regeln. Je länger der Aufenthalt bzw. die Ruhe im Stall, umso mehr kann die Muskulatur geschädigt werden. Ebenfalls sollte das gewohnte Training nach Krankheitsschüben langsam wieder aufgenommen werden. Stress ist zu vermeiden.
In ihren Untersuchungen konnte Dr. Valberg und ihr Team herausfinden, dass sich bei einer ausschließlichen Umstellung der Ernährung nur 50 % der erkrankten Pferde wieder regenerierten. Bei gleichzeitiger Haltungsanpassung (Weidegang bzw. freie Bewegung mindestens 12 Stunden, besser mehr) stieg der Prozentsatz der wieder voll nutzbaren Pferde auf über 90 %, die also keine weiteren bzw. sehr seltenen Krankheitsschübe wie z. B. Tying Up aufwiesen.
Es kann sich innerhalb von wenigen Wochen eine deutliche Besserung zeigen. Es kann jedoch auch bis zu 6 Monaten dauern. Ebenfalls wichtig: Je früher die Therapie gestartet wird desto größer ist die Wahrscheinlichkeit eines beschwerdefreien Lebens für das erkrankte Pferd.
Quellen:
 Stephanie Valberg DVM PhD and James Mickelson PhD
 College of Veterinary Medicine, University of Minnesota, St. Paul
 Dr.agr. Dr.agr. habil. Ines von Butler-Wemken, Wittelsbürger Expertenforum
 „PSSM oder EPSM Equine Polysaccharide Storage Myopathie“ von Michaele Pütz (siehe Online-Archiv http://www.inderscheune.de/presse.htm)
Stand 2008


Quelle: http://www.inderscheune.de/images/PSSM% ... r%20HP.pdf


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