Axel Lumpe: Am Montag wurde im US-amerikanischen Chattanooga eine Bande krimineller Pferdetrainer zu Geld- und Haftstrafen verurteilt. Einer der Angeklagten hat dem Richter dabei jene ,Hilfsmittel' gezeigt, die beim Horse-Soring verwendet werden.
Der... Horse-Soring-Prozess im US-Bundesstaat Tennessee hatte seit Monaten unter Pferdefreunden auf der ganzen Welt für Entsetzen und Ekel gesorgt. Beim Horse-Soring werden Pferden vorsätzlich Schmerzen zugefügt, um ein möglichst spektakuläres Gangbild zu erreichen und dadurch höhere Wertnoten bei Shows zu bekommen. Sieben Monate lang hatte das US-Landwirtschaftsministerium unter Generalinspektorin Julie McMillan gegen die Bande ermittelt und deren üble Machenschaften sogar mit versteckter Kamera gefilmt. Dem 39-jährigen Barney Davis aus Lewisburg, dem 26-jährigen Christen Altman aus Shelbyville, dem 35-jährigen Paul Blackburn und dem 33-jährigen Jeffery Bradford, ebenfalls aus Lewisburg, wurden schwere Verstöße gegen geltendes Tierschutzrecht und den ,Horse Protection Act' in mehreren Fällen vorgeworfen. Das Beweismaterial war so erdrückend, dass sich alle vier in ihrem Prozess am 8. November schuldig bekannten. Davis gab außerdem zu, Zeugen zu Falschaussagen angestiftet zu haben.
Am Montag, den 27. Februar, wurden vom zuständigen Bezirksrichter Harry Mattice in Chattanooga/Tennessee die Urteile gefällt. Alle vier Angeklagten wurden wegen der erwiesenen Anwendung von Horse-Soring schuldig gesprochen. Christen Altman, Paul Blackburn und Jeffery Bradford wurden zu 12 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung sowie zu einer Geldstrafe von je 1.000,– US-Dollar verurteilt. Als Teil ihrer Bewährungsauflagen müssen Altmann und Bradford jene Methoden und Praktiken publik machen, die sie im Zuge des Horse-Sorings angewendet haben. Lt. Richter Mattice soll die Öffentlichkeit erfahren, welche kurz- und langfristigen Folgen Horse-Soring für Pferde hat, sie sollen zudem jene Menschen namhaft machen, die mit derartigen Trainern zusammenarbeiten und aufzeigen, wie weit verbreitet Horse-Soring in der Gangpferdeszene ist.
Haupttäter Barney Davis, der seit Juli 2011 in Untersuchungshaft sitzt, wurde zu einer unbedingten Gefängnisstrafe von 12 Monaten sowie einer Geldstrafe von 4.000,– US-Dollar verurteilt. Nach seiner Entlassung im Juni dieses Jahres wird er drei Jahre lang unter besondere Aufsicht gestellt. Auch er wurde vom Gericht angewiesen, die Öffentlichkeit in geeigneter Form darüber zu informieren, welche Methoden beim Horse-Soring angewendet werden, welche Folgen sie für die Pferde haben und wie man erkennt, ob Pferde mittels Horse-Soring trainiert wurden.
Einen ersten Schritt dazu hat Davis bereits am Tag des Urteils getan. Er zeigte dem Richter Holzblöcke, Keile, Metallketten, Bolzen und Unterlegscheiben – Utensilien, wie sie beim Horse-Soring verwendet werden. Er erklärte, wie er und andere Gangpferdetrainer diese Dinge einsetzen, oft zusammen mit ,Senföl', einer Mixtur aus Säure, Kerosin und anderen Chemikalien, um die Pferdehufe und Fesseln zu verätzen und so schmerz- und druckempfindlich zu machen. Das Ziel dieser grausigen Methoden ist immer das gleiche: Die Pferde im Showring sollen ihre Beine noch höher vom Boden wegheben, damit ihre Besitzer gewinnen. All diese Methoden sind Tierquälerei und selbstverständlich illegal – aber, so Barney Davis, nahezu jeder Trainer in der Gangpferdeszene wendet sie an. „Jedes Walking Horse, das einen Showring betritt, ist gesored. Sie müssen gesored werden, damit sie so gehen. Es gibt keinen guten Weg, um das zu erreichen – so ist das“, meinte Davis vor dem Richter.
Auf diese schweren Vorwürfe hat Marty Irby, der Präsident der Tennesse Walking Horse Breeder's and Exhibitor's Association (TWHBEA) nicht direkt geantwortet. Er hat jedoch – nach Bekanntwerden des Urteils – eine schriftliche Erklärung abgegeben, in der u. a. zu lesen ist: „Wir als TWHBEA sind klar und eindeutig in unserem Standpunkt, dass Gewalt und Mißhandlungen an Pferden niemals toleriert werden dürfen. Wir unterstützen eine rigorose, aber gerechte Anwendung des Horse Protection Act“, so Irby.
Ob diese Worte ausreichen werden, um die Wogen der Aufregung zu glätten, bleibt abzuwarten. Nach dem Prozess in Chattanooga und den Aussagen von Barney Davis steht jedenfalls der Verdacht im Raum, dass er und andere Trainer nicht nur vereinzelte schwarze Schafe sind, sondern dass eine ganze Industrie mit dem Horse-Soring-Virus infiziert. Es wird nicht zuletzt an Verbänden wie der TWHBEA liegen, diesen Generalverdacht zu entkräften und entschieden gegen Horse-Soring in den eigenen Reihen vorzugehen – offenbar ist es höchste Zeit dafür....
Quelle: facebook - Wittelsbuerger.com (Axel Lumpe)
|