Ich weiss jetzt gar nicht wohin mit meinem Beitrag weil das Thema sich so zersplittet hat
Grundsätzlich und theoretisch fände ich es auch besser mein Pferd mit natürlichen Dingen zu ernähren. Praktisch stehe ich dabei aber vor allerlei Problemen.
Ich nehme als Beispiel mal Selen. Gesetzt den Fall ich wollte einen bestehenden Selenmangel ausgleichen oder verhindern das mein Pferd einen Selenmangel bekommt und würde dabei auf industriell hergestellte Futterergänzungen verzichten wollen.
Dann würde ich hier also lesen das Leinsamen, Sonnenblumenkerne und Sesamsaat hohe Gehalte an Selen aufweisen und überlegen was ich davon meinem Pferd anbieten wollte. Sesamsaat, mit dem höchsten Gehalt, wäre für mich nur im Reformhaus zu beziehen, wäre relativ teuer und würde deshalb ausscheiden. Mit Sonnenblumenkernen habe ich mich nie beschäftigt, habe aber irgendwo im Hinterkopf gespeichert das sie oft stark pestizidbelastet sind und zum Teil sehr viel Aflatoxin enthalten. Also auch keine Option. Leinsaat ist relativ einfach zu bekommen, preiswert, enthält zusätzlich Schleimstoffe = 2 Fliegen mit einer Klappe = erste Wahl. Erste Frage: welche Menge Leinsaat wäre angemessen um einem drohenden Mangel vorzubeugen? Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Ich habe zwar den Mittelwert des Gehaltes vorliegen aber mehr nicht.( Gut, mehr hätte ich auch nicht wenn ich ein fertig mineralisiertes Ergänzungsfutter nehmen würde, aber da hätte ich zumindest eine Herstellerempfehlung auf der Dose
) Ich entscheide mich also jetzt einfach mal aus dem Bauch heraus dafür das 100G/Tag eine angemessene Menge wären.
100 Leinsamen liefern 1,45 Megajoule Energie. Das entspricht ca. 200 Gramm Heu. So streng muss die Diät bei meinem Pferd inzwischen nicht mehr sein das ich gleich 200Gramm Heu von der Gesamtration abziehen müsste. Aber ich brauche vielleicht noch andere kalorienreiche Ergänzungen um die Ration zu optimieren, muss dann mehr Heu einsparen, bin schnell bei einem Kilo und bei einem Kilo fehlen mir schon 40Minuten Kauzeit? Ausreichend lange Kauzeit, bzw. kurze Nahrungskarenzzeiten sind mir extrem wichtig in der Rationsplanung - aber egal erstmal, den Punkt schiebe ich vorerst zur Seite. Leinsamen enthält cyanogene Glycoside, umgangssprachlich sagt man er enthält Blausäure. Bis 80 Gramm/Tag sollte man an Ponys ungekocht verfüttern können ohne das Gefahr besteht, allerdings muss er frisch gequetscht/geschrotet sein damit das Pferd die Körner aufschliessen kann. Habt ihr schonmal versucht mit haushaltsüblichen Geräten Leinsamen zu schroten? Ich ja, ist umständlich, dauert lange, aber gleich geschrotet kaufen oder auf Vorrat schroten geht auch nicht weil die Fettsäuren oxidationsempfindlich sind und wir ja gelernt haben das dieses ranzig gewordene Fett im Körper viel Vitamin E verbraucht und wie um Himmels Willen soll ich das wieder ausreichend zuführen? Vielleicht koche ich den Leinsamen also besser? Kochen führt dazu das das Pferd die heilen Körner verdauen kann und inaktiviert ausserdem ein Enzym das die stoßweise Freisetzung der Blausäure verhindert. Ich habe dann zwar immer noch die gleiche Menge Blausäure im Pferd, aber wenn Sie nicht auf einmal freigesetzt wird ist das weniger schlimm. Das Schlechte daran ist aber das dadurch der Selengehalt vermutlich abnehmen wird weil Selen sich beim Erhitzen teilweise verflüchtigt. Um wieviel nimmt der Selengehalt ab? Wieviel mehr Leinsamen müsste ich deshalb füttern? Und wieviel Blei, Arsen und Cadmium = Stoffe die in der Regel im Leinsamen auch reichlich enthalten sind, bringe ich damit wieder in mein Pferd? Was lösen diese Stoffe in welcher Menge aus? Steigt der Bedarf an bestimmten Mineralien/Vitaminen wenn mein Pferd sich mit Blausäure und Schwermetallen rumschlagen muß? Wenn ja, an Welchen? Und wie bringe ich die hinein? Und überhaupt, ist Leinsaat in grösseren Mengen und regelmäßig gefüttert überhaupt natürlich für Pferde? Fragen über Fragen....
Es geht mir hier weder darum Leinsaat madig zu machen, noch die Idee der natürlichen Ernährung oder gar Fertigmischungen zu lobpreisen, ich finde nur das jedes Ding, ( mindestens), zwei Seiten hat. Auch ich traue der Futtermittelindustrie nicht blind, aber Vieles ist so kompliziert das ich mich nicht unbedingt in der Lage fühle abzuwägen was das kleinere Übel für mich ist.