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Also ich glaube nicht, dass dies ein Thread werden soll, was nun richtig ist.
Schön wäre das, wenn ein Thread uns Gewissheit bringen könnte. Aber diese Frage werden wir kaum lösen können, wie auch, wenn wir alle durch die Bank weg selbst da Zweifel haben wo Versuchsreihen stattgefunden, und Ergebnisse labortechnisch belegt wurden. Klar, ich weiss, hinter den Versuchsreihen steht üblicherweise die Industrie die ein finanzielles Interesse am Ausgang der Untersuchungen hat
aber es ist nicht nur die Futtermittelindustrie die dahinter steht und uns etwas verkaufen möchte, viele Versuche werden auch im Sportbereich mit dem Hintergedanken der Leistungsoptimierung gemacht. Moralisch nicht weniger fragwürdig, aber immerhin nicht rein aus dem Gedanken heraus etwas unnützes an die Frau zu bringen. Der Vergleich unserer Hauspferde, denen mehr oder weniger viel Leistung abverlangt und deren natürliches Fressverhalten von uns reglementiert wird, mit Pferden in freier Wildbahn, hinkt meiner Meinung nach aus verschiedenen Gründen. Zum Einen war das Pferd wohl ehedem Fernwanderwild. Das heisst es kam ein bisschen herum, konnte auf felsigen Hochlagen, in saftigen Bachtälern, auf Steppenflächen, in Auwäldern...aus dem Futterangebot wählen. Diese Nahrung war wirklich vielfältig aber soetwas kann wohl keiner von uns bieten. Ob - und wenn ja - welche Mängel diese Pferde vielleicht trotzdem hatten oder ob sie in der Lage gewesen wären bei dieser Ernährung zusätzlich eine Arbeitsleistung zu bringen, das wissen wir nicht. Die Arbeitspferde früher...nun, die Leisungen der Trakehner auf der Flucht sind belegt. Aber mein Opa war Dorfschmied und hat später auch im Krieg Pferde Beschlagen und betreut. Und seiner Überzeugung nach war ein Pferd mit 10 Jahren deutlich auf dem absteigenden Ast und mit 12 richtig alt, lag das an der schweren Arbeit? Oder an der qualitativ schlechteren Ernährung? Ich weiss das nicht. Meiner ist 17, hat sein Leben lang Mineralfutter bekommen, mehr als das Durchschnittsfreizeitpferd gearbeitet, hatte Rehe, hat wohl EMS - aber er ist nicht Alt. Sein Kollege ist 15, hat sein Leben lang Mineralfutter bekommen, ist noch leichtfuttriger, hat immer weniger gearbeitet, hat aber bei gleichem Futtermanagement keine Rehe gehabt. Kann ich daraus etwas ableiten?
Ich lasse relativ regelmässig Blutuntersuchungen beim Pferd machen. Ich halte das für sinnvoll. Stellen wir einen Mangel fest ohne ein zugehöriges Symtom zu finden tue ich nichts dagegen. Finden wir einen Mangel und ein dazu passendes Symtom Ergänzen wir. Als die Symtome zum Selenmangel passten haben wir ein Selenpräperat gefüttert. Als der Mangel laut Blutbild behoben war haben wir die Substitution eingestellt und ich habe anschliessend das Mineralfutter gewechselt, Eines gewählt das mehr Selen enthält. Dem Pferd geht es gut, das nächste Blutbild zeigte Selenwerte im mittleren Normbereich. Meine TA ist, aufgrund ihrer Erfahrung vielleicht, meiner Meinung nach sehr schnell mit Selenpräperaten bei der Hand. Auch ohne vorherige Blutuntersuchung. Das halte ich persönlich für gefährlich und dewegen für falsch, aber kein von ihr betreutes Pferd in meinem Bekanntenkreis hatte jemals nachgewiesener Maßen Probleme durch zuviel Selen. Ein paar hatten aber tying-up und es trat nach der, (dauernden), Zufütterung von Selen eine Besserung ein. Kann ich nun sagen das es falsch ist, hier bei uns, in dieser Region, Selen zu ergänzen? Oder sind Erfahrungswerte, von Leuten die sich beruflich damit beschäftigen, eben doch einfach "wertvoller" als mein Laienwissen? Und wie fühlt sich ein Pferd, das wirklich einen Magel an was-auch-immer hat? Kriegen wir das immer rechtzeitig mit? Verstehen wir das Pferd immer ? Oder ordnen wir Wiedersetzlichkeit, Unlust, fehlende Motivation oder Konzentration falsch zu? Von mir, nicht absolut, aber überwiegend vegetarisch Ernährt, mit einer Abneigung gegen Soja und Eier und einer Laktoseunverträglichkeit gesegnet - kenne ich vor allem Vitamin B Mangel. Führt bei mir zu Müdigkeit, allgemeiner Schwäche, Konzentrationsverlust bis hin zur Unfähigkeit mir die normale Reihenfolge des Anziehens zu merken - nur von aussen betrachtet lustig wenn man sich nicht mehr erinnern kann ob man normalerweise erst die Schuhe oder die Hose anzieht, ehrlich
und was bin ich froh das es die Möglichkeit zur gezielten chemischen Ergänzung gibt und das Die auch wirkt. Ich könnte dem Mangel natürlich vorbeugen wenn ich wollte, aber ich erlege mir aus verschiedenen Gründen selber Beschränkungen auf, freiwillig zwar, aber ähnliche Beschränkungen wie Die, die ich meinem Pferd auferlege weil ich gelernt habe das es nicht alles in beliebiger Menge essen kann. Und das ist doch der Knackpunkt? Wir alle hier haben doch Pferde, die aus den verschiedensten Gründen eben nicht "natürlich", ernährt werden können? Die nicht die Möglichkeit haben aus einem reichen Nahrungsangebot selektiv auswählen zu können? Die, warum auch immer, eine bestimmte Diät einhalten müssen? Und die deswegen darauf angewiesen sind zumindest zeitweise spezielle Nahrungsergänzungen zu erhalten? Sie sind uns und unserer Fürsorge ausgeliefert. Der Eine meint nun er wäre schlauer als die Futtermittelindustrie und tut sein Möglichstes es besser zu machen, der Andere verlässt sich auf das Wissen und die bisher stattgefundene Forschung. Wer richtig liegt - wir werden es hier vermutlich leider nicht klären können....