Schon lange denke ich darüber nach, ob ich meine Erfahrungen in Sachen Barhufumstellung zur Verfügung stellen soll oder nicht. Nun habe ich eben mal wieder auf einer Barhufseite gelesen und bin nun schlussendlich zu dem Entschluss gekommen, meine/unsere Geschichte auf den Bildschirm zu bringen.
Vorweg sei gesagt, dass meine Erlebnisse in Sachen Barhuf nur meine Erfahrungen mit meinem Pferd sind und ich auf keinen Fall eine Allgemeingültigkeit in Anspruch nehmen möchte!
Ich kenne mein Pferd (Araber-Norweger-Mix, geb 1990) seit seiner Geburt. Einjährig hab ich ihn gekauft. Im seinem ersten Lebensjahr wurde an seinen Hufen meines Wissens nach nichts gemacht (großer Fehler, wie ich heute weiß). Er blieb bis ca. 4-jährig barhuf, wurde auch barhuf eingeritten, mied bei Ausritten aber Asphalt. War damals kein Problem, wir wohnten im Sandbodengebiet. Nun war zu der Zeit aber mein Wunsch, mit ihm Distanzen zu gehen. So richtig lange. Also sprach der Schmied, er brauche dafür einen Beschlag (von Hufschuhen war damals keine Rede, es gab keine). Also wurde er beschlagen und blieb dies auch bis 2007. Er lief prima, war gut drauf, rannte durchs Gelände (die Distanzen sind wir aus verschiedenen Gründen leider nie gegangen), übte mit seinen großen Kumpels den Mitteltrab im Gelände (also die Kumpels mussten den üben, er nicht
) und alles war prima.
Dann lernte ich 2007 die Hufreheforen kennen und da war immer die Rede von barhuf. Also fing ich an zu lesen, was das Zeug hält. Informierte mich hier, informierte mich dort, ich verschlang alles über Hufe, was ich finden konnte. Und wagte 2008 den Versuch! Immerhin hat er fürchterlich hebelnde Innenwände vorne, steht hinten zu flach und die Zehe ist immer zu lang. Das musste doch hinzubekommen sein. Die Eisen kamen runter. Er lief bescheiden und alles, was dieses Tier ausmacht war verschwunden. Seine Lauffreude, seine tollen Gänge, seine Mitarbeit, er war nicht mehr mein Pferd. Ich probierte bis auf Strasser viele Methoden, habe teilweise die Hufe selber geraspelt. Allerdings immer unter Anleitung und Nachkontrolle durch eine NHC-Hufbearbeiterin, von der ich sehr viel halte. Immer hab ich gehofft, es klappt und ich bekomme mein "altes", freudiges Pferd wieder. Manchmal war es besser, daher hab ich soooo lange weiterversucht. Geritten wurde er mit Hufschuhen, damit ging es, aber es war nicht das gleiche wie früher. Aber ich war natürlich auch bereit, auf die Hufe Rücksicht zu nehmen, daher passte ich die Geländeritte seinen Hufen an. Bei der Hallenarbeit schob ich Steifigkeit und Unlust auf viele Dinge, aber nie auf die Hufe
.
Es sei noch erwähnt, dass wir 1998 hier in dieses Gebiet gezogen sind und damit auch den tollen Sandböden den Rücken gekehrt haben. Hier herrscht steiniger, befestigter Boden auf den Wegen vor, oder aber Lehmboden (daher sind die Befestigungen der Wege nötig).
Ich versuchte auch verschiedene Varianten an Hufschuhen. Richtig gut waren keine für ihn. Zweimal hab ich ihn zwischendurch kurzfristig beschlagen lassen: einmal hätte er nur hinten einen Beschlag gebraucht wegen Spatproblemen, er bekam alle viere (vorne Duplos, hinten eben Spatbeschlag); das andere Mal weiß ich garnicht mehr, warum ich ihm vorne Duplos verpassen ließ. Und das waren die Momente, wo ich mein Pferd wiederhatte. Mein "altes", lauffreudiges, mit dem Schalk im Blick rennendes Pferd. Aber es machte nicht richtig klick bei mir
. Ich versuchte weiterhin, ihn barhuf zu bekommen. Es musste doch funktionieren, verdammt. Ich las weiterhin sehr viel, fuhr mit o. g. Hufbearbeiterin mit, versuchte noch mehr zu lernen und umzusetzen. Die Zeit wird es bringen, dachte ich.
Aber sie brachte es nicht. Die Wände hebeln weiterhin, die Zehe wächst nach wie vor zu lang (teilweise habe ich wöchentlich eine Mustangroll angebracht) und ein Sohlengewölbe hat er vielleicht in der gesamten Zeit für 4 Wochen mal angedeutet. Und nun hab ich aufgegeben, es kann nicht richtig sein für ihn.
Seit 7 Wochen hat mein kleiner Großer nun vorne einen Alubeschlag und benimmt sich wie ein 5-jähriger mit seinen 24 Jahren. Gerade heute ist er gerannt wie in alten Zeiten. Wir haben einen tollen 1-stündigen Ritt gemacht. Und ich sitze nur noch strahlend auf ihm, wenn er nicht gerade Dönekens mit mir oder meiner Tochter anstellt. Wobei ich ihm nie lange böse sein kann, ich bin so froh, nach nächtelangem Hin- und Herwälzen diese Entscheidung für ihn getroffen zu haben. Er arbeitet in der Halle super mit, bietet sich an, ist locker und geschmeidig. Was war er während der Barhufzeit verspannt. Das fällt mir erst jetzt auf. Auch habe ich wieder Lust zu reiten. Die war nämlich komplett abhanden gekommen, weil ich keine Lust hatte, wieder nur durchs Gelände zu schleichen.
Am Dienstag kommt der Schmied wieder und ich denke, ich werde ihn auf einen normalen Eisenbeschlag umstellen. Die Alubeschläge halten nicht so lang auf unseren Böden, obwohl ich natürlich weiterhin den Grasstreifen nutze, wenn der vorhanden ist und nun nicht über die harten Böden donnere. Mal sehen, was der Schmied dazu sagt.
Was ich mit diesem Bericht, den ich auch noch mit Bildern ergänzen kann, wenn Zeit zum Heraussuchen ist, eigentlich nur sagen möchte: nicht jedes Pferd kann auf Barhuf umgestellt werden. Ich würde es bei evtl. neuen Pferden immer wieder versuchen, aber es gibt anscheinend Pferde, bei denen es nicht geht. Warum auch immer. Vielleicht kann ich hiermit dem ein oder anderen, der vielleicht in einer ähnlichen Situation ist, eine Entscheidungshilfe geben.
Im übrigen ist der Beschlag auch mit dem Barhufbearbeiter, der ihn 2 Jahre jetzt betreut hat, besprochen worden. Auch er war der Meinung, dass eine echte Umstellung bei ihm wohl nicht möglich ist. Er betreut weiterhin meinen Kleinen und freut sich immer, wenn er den Großen mit seinen vor Lebensfreude blitzenden Augen sieht.