Hier bin ich hoffentlich richtig mit meinen Fragen - ansonsten ziehe ich gerne auch nochmal um in ein anderes Unterforum. Der Einfachheit halber kopiere ich etwas aus dem Vorstellungsthread:
Ich heiße Dörte, habe früher mal Landwirtschaft gelernt, dann irgendwann sozusagen umgeschult auf Reitlehrer. Seit 19 Jahren führe ich einen Pferdehof mit meist 15-20 Robustpferden auf rund 22ha Fläche im nordwestlichsten Teil Brandenburgs, wo ich meine Vorstellungen von artgerechter Pferdehaltung und gutem Umgang mit den Tieren verwirklichen konnte. Als ich das Land übernahm, war es hoffnungslos mit Stickstoff überdüngt; mit der Zeit habe ich es aushagern lassen, so daß ich seit vielen Jahren die Pferde etwa 12 Stunden täglich weiden lassen konnte. In den vergangenen 3 Jahren habe ich mehrfach Pferde aufgenommen, die eine chronische Hufrehe hatten, und konnte sie ziemlich ohne Schwierigkeiten integrieren und ganz normal mit den anderen weiden lassen - die letzten beiden nahmen sogar in wenigen Monaten 50-75kg ab, trotz des Weideganges, und wurden wieder annähernd normal belastbar. Da habe ich mich ziemlich sicher gefühlt, daß die Haltung, Fütterung und Hufbearbeitung der Pferde hier in Ordnung ist. Tja, zu früh gefreut! In diesem Frühling gehen die Pferde auseinander wie die Hefekuchen - krass! So war das doch noch nie... Und es ist recht wahrscheinlich, daß es bald zu Rehe, Cushing und sonstigen Schweinereien kommen wird, wenn nicht fix was geändert wird.
Ich hole mal etwas weiter aus, damit Ihr besser verstehen könnt, wie es hier aussieht. Wir haben hier ziemlich arme Sandböden mit um und bei 20 Bodenpunkten, dazu ist die Prignitz sehr trocken mit v.a. im Frühjahr wenig Niederschlägen. Die Pferde hier waren und sind überwiegend Robustpferde: Haflinger, Norweger, Schwarzwälder, Lewitzer, Criollo, Reitpony... Während der üblichen Weideperiode gehen sie nachts weiden für durchschnittlich 12 Stunden. Die Koppeln werden dafür in Parzellen unterteilt, zusätzlich wird ein Portionszaun täglich weiter gesetzt, so daß ich die gefressene Grasmenge zumindest annähernd steuern kann. Tagsüber haben die Pferde Paddocks mit Sandboden, teilweise mit Zugang zu einem 1km langen Rundweg um eine der Koppeln. Offenställe selbstverständlich. Sind im Spätherbst meine Wiesen abgefressen, dürfen wir meistens bis Ende Februar die umliegenden Grünlandflächen der Agrargenossenschaft abhüten - dann laufen die Viecher teils auf 25ha großen Flächen, 12-20 Stunden täglich. Da macht Pferdehaltung Spaß! Die Pferde strotzen dann vor Kraft und Lebensfreude mit einer prima Bemuskelung. Sind alle Wiesen und Weiden endgültig gesperrt, gibt es Heufütterung auf den Paddocks. Kein Kraftfutter - wozu? Sind alles Freizeitpferde, die höchstens 3mal in der Woche spazieren geritten werden. Das Heu haben wir bis 2013 in 2-3 Mahlzeiten vorgelegt, dazu gab es Futterstroh.
18 Jahre lang hat das hervorragend geklappt auf diese Weise. Natürlich gibt es immer Perioden, in denen die Pferde moppelig geworden sind, aber es folgten immer Zeiten, in denen es sich wieder reguliert hat. Eine Futterrehe hatten wir nie. Während der Heu-Zeit nahmen die Pferde immer deutlich ab, so daß sie schlank in das Frühjahr gingen. 2013... ein schreckliches Jahr! Erst dieser furchtbar lange Winter, dann ein nur 5 Tage dauernder Frühling (in den wenigen Tagen hatte dann auch kein Bauer Zeit, mir den Kompost auf die Wiesen zu schmeißen), dann keine Niederschläge ab Ende Juni bis Oktober. Das führte dazu, daß die Pferde ab Mitte September auf Winterfutter waren. Die einzelnen Mahlzeiten machten die Tiere nicht zufrieden - ich stellte die Fütterung also radikal um auf Dauerfraß an Heunetzen, bevor sie sich aus lauter Frust Sandkoliken anfutterten wegen ständigen Graswurzel-Gebuddels. Alle paar Tage wurde jetzt ein Heuballen (gute, überständige Pferdeheuqualität von eigener Biowiese: erst Anfang Juli gemäht) in die Raufe gerollt und mit 40mm Maschen-Netz abgedeckt. Da standen die lieben Tiere fortan bis April und bewegten nur noch die Nasen und Kiefer... Muskulatur? Wird völlig überbewertet... Anfang des Jahres habe ich dann auch den Zugang zu den Raufen "begrenzt" auf täglich 15-16 Stunden, bei dem milden Wetter war es einfach zu viel Futter sonst. (Dabei hatte mir die Heunetz-Firma gesagt, daß die Pferde keinesfalls satt werden könnten bei so kleinen Maschen.) So sind die Pferdchen schon gut genährt auf´s Frühlingsgras gekommen. Das ist der offensichtlichste Punkt, der anders ist als in den Jahren vorher. Was könnte noch anders sein? Ich zerbreche mir seit Wochen den Kopf... Etwa 2 Monate mußte ich konventionelles, wenn auch grobes Heu füttern, da das eigene nicht reichte. Da ist natürlich viel mehr an Nährstoffen drin als in meinem "alten Zeugs", wie die Bauern hier immer spötteln. Seit etwa 1,5 Jahren füttere ich anderes Mineralfutter als früher: Derby und Eggersmann im Wechsel. Hat der milde Winter das Gras "versüßt"? Fressen die Pferde sich so sinnlos voll, weil die Winterfutterzeit so abartig und ungewohnt lang war? Macht evtl Spitzwegerich Pferde empfindlicher für Rehe & Co? Meine Weiden sind nämlich durch die Dürre inzwischen reich besetzt mit dem Zeug. In diesem Frühling war wieder Gelegenheit, Kompost auszubringen. Das sieht man natürlich am Aufwuchs. Hatte früher aber keine negativen Auswirkungen auf die Pferde. Im Winter haben wir an den Paddockrändern Bäume runtergenommen und eine Zeit lang liegenlassen, so daß die Pferde entrinden konnten. Das waren hauptsächlich Pappeln - schaden die?
So weit zur Ursachenforschung - nun zur Schadensbegrenzung: was kann ich tun, damit mir nicht alle Pferde demnächst mit Rehe oder Cushing umfallen? Die Weidezeit könnte ich begrenzen, indem ich eine Zeitschaltuhr ans Weidetor mache, die z.B. morgens um 4Uhr öffnet. Dann kann ich um 8Uhr wieder nach Hause treiben. Aber was passiert dann abends??? Eine zweite mehrstündige Weidezeit geht eigentlich nicht, weil spätnachmittags geritten wird; das würde dann kollidieren. Außerdem reichen 2mal ein paar Stunden sicher nicht aus, die Pferde darmgesund und bei Laune zu halten. Also wieder Heunetze? Fressen die sich daran nicht auch wieder sinnlos voll? Engmaschigere Netze? Hat hier jemand Erfahrungen mit 30mm? Was ist mit Maulkörben - funktionieren die nicht nur für kurzes Gras? Ich würde aber lieber auf überständigem Gras weiden lassen... Eine Computerfütterung kann ich mir nicht leisten. WAS IST ZU TUN?
Au weia, bei mir dreht sich Alles wild im Kopf. Hoffentlich habt Ihr ein paar Ideen/Denkanstöße für mich, daß hier wieder Ordnung rein kommt...
Vielen Dank schon mal fürs Lesen, war ja nun doch ne längere Epistel. Und im Voraus Dank für´s Mitdenken!
Beste Grüße, Dörte.
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