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BeitragVerfasst: 15.12.2010, 20:16 
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Mir geht es auch so (sagte ich schon in dem anderen Thread). Der Hase hatte von der Geburt bis zum 10. Lebensjahr 7 Besitzer, 4 davon waren in den Papieren eingetragen. Ich muß ihm immer wieder bestätigen, dass er nur mit den Füßen voran sein Zuhause verlassen wird. Er wälzt sich heute noch nach dem Putzen im dicksten Dreck, damit er nicht "schön" aussieht, verzieht sich in die äußerste Ecke wenn ihm unbekannte Menschen bei uns zu Besuch sind und flüchtet nahezu wenn Bekannte mit dem Pferdeanhänger erscheinen. Das alles sind für mich unmißverständliche Zeichen, dass er sein Zuhause nicht missen möchte.

Gypsy, die ja jetzt eh krank ist, haben wir seit sie sieben Monate alt ist. Ich würde sie ebenfalls nicht abgeben (mal abgesehen davon, wer nimmt ein krankes Pferd?). Sie ist so liebevoll und sie ist Skippers Frau Nummer eins :mrgreen: .

Debbie, frei gekauft aus verdammt schlechten Verhältnissen, ebenfalls als Baby. Hat hier eine ruhige Bleibe gefunden, die ihr Sicherheit und Vertrauen in die Menschen gegeben hat. Als sie kam kannte sie keinerlei menschliche Zuwendungen, wich jeder Berührung panikartig aus.... eine kleine gequälte Kreatur. Und Skippers Frau Nummer zwei. :mrgreen:

Die drei leben wie eine Familie, kommunizieren untereinander und trotz mancher Streiterei unter den Damen, möchte keiner ohne den anderen sein. Ich würde es nicht übers Herz bringen, sie untereinander und von uns zu trennen. Alle unsere Tiere sind in unseren Testamenten als Vermächtnis aufgeführt.

Klingt vielleicht etwas albern, aber sie sind unsere Familie und wir lieben jeden einzelnen auf seine ganz individuelle Art und Weise, "nutzbar" oder nicht, jeder hat seine Daseinsberechtigung in unserem Leben.


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BeitragVerfasst: 15.12.2010, 22:31 
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sabinek hat geschrieben:
Ich bitte nochmal um Präzision, denn bei den meisten, die hier polemisch von Abschieben sprechen, bedeutet dieser Begriff ganz allgemein, sich von seinem Pferd zu trennen, wenn es den Ansprüchen nicht mehr genügt. Und das ist ein ziemlich naiver Standpunkt.
Denn Abschieben heisst für mich einzig und allein, sein Pferd dahin wegzugeben, wo es ihm schlechter als bei mir geht.

Denn, wenn ich mein Pferd "weggebe", also verkaufe, weil es meinen Ansprüchen nicht oder nicht mehr genügt, sei es wegen Krankheit oder mangelnder Eignung, dann bedeutet es sehr oft für das Pferd, dass es sich woanders "verbessert", da der neue Besitzer das Pferd nach seinen Möglichkeiten nutzt und hält. Dh. er verlangt keine dressurmäßige oder anderweitige sportliche Leistung, sondern will nur freizeitreiten - oder er braucht z.B. kein voll belastbares Pferd, weil er nur ab und zu leicht spazierenreiten will - alles im Gegensatz zu mir. Dh. das Pferd hat keinen Leistungsdruck mehr, denn es nicht erfüllen kann. Und - mal so ganz nebenbei - ich erhebe nicht den Anspruch, dass nur und ausschließlich ich mein Pferd liebhaben und richtig halten kann!

Und noch etwas - das, was Ihr von Sport- und Turnierreitern zu wissen glaubt, weiß ich - leider ganz sicher - von den meisten Freizeitreitern. Die begegnen mir nämlich täglich bei meiner Arbeit als Reitlehrer, und zwar weit weit mehr als Turnierreiter. Da werden die Pferde vielleicht nicht ganz so schnell "abgegeben", aber was ist ein langes Pferdeleben bei ein und demselben Besitzer wert, wenn der es zwar ab und zu mal knuddelt, aber ihm regelmäßig beim Reiten Schmerzen zufügt? Sicher, ohne es zu wollen, aber auch ohne da mal drüber nachzudenken...


Irgendwie widersprichst du dir da gerade selbst :roll:

Erstmal möchte ich drauf hinweisen, dass ich das was ich hier schildere, nicht "zu wissen glaube" sondern das sind einfach Fakten. Dinge die ich selbst so erlebt habe, wo ich dabei gewesen bin, also keine Hörensagen. Und für mich klangen die Geschichten von den anderen auch nicht gerade danach, sondern auch eher wie selbsterlebtes.

Natürlich heißt "Abschieben" das Pferd irgendwo hin zu geben, wo es ihm vermutlich schlechter geht als bei mir. Ich gehe aber auch erstmal vor allem davon aus, dass es meinen Schützlingen bei mir ziemlich gut geht. Damit will ich nicht ausschließen, dass es ihnen anderswo nicht auch evtl. gut geht oder noch weniger, dass es andere Pferde bei anderen Leuten nicht auch total gut oder evtl. sogar besser haben, aber erstmal sehe ich es als meine Pflicht an, es meinen Ponies so gut wie möglich gehen zu lassen. Und das immer zu jedem Lebensabschnitt, also auch im Falle, dass sie nicht mehr genutzt werden können. Mir ist das Wohlergehen meiner Schützlinge deutlich wichtiger als irgendwelche reiterlichen/sportlichen Ambitionen.

Dann zu deinem Widerspruch: Einerseits willst du dein Pferd an einen Freizeitreiter abgeben, der nicht so hohe (reiterliche) Ansprüche hat (wie du). Der das Pferd wenn es seinen Ansprüchen nicht mehr genügt dann auch wieder weiter gibt (Wanderpokal). Andererseits ziehst du über die Reitkünste eben solcher Reiter her, sagst sogar, dass diese sehr häufig ihren Pferden schmerzen zufügen. Und so jemanden willst du dein Pferd anvertrauen? Wer ist hier jetzt der Polemiker?!?

Es geht hier ja auch gar nicht darum, ob sich vllt. jemand anderes besser um ein Pferd kümmern kann. Ich halte es für die verdammte Pflicht eines jeden Pferdebesitzers sich so gut und lange es eben möglich ist, um seinen Schützling zu kümmern, auch wenn dieser nicht mehr "brauchbar" ist.

_________________
lg, snow

Namira
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subKUHtan - Soviel Kuhltur muss sein.


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BeitragVerfasst: 15.12.2010, 22:49 
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Natürlich muss unterm Strich jeder selbst wissen, was er tut, aber als ich meine Pferde gekauft habe, habe ich für mich entschieden, dass sie bis zu ihrem letzten Atemzug bei mir bleiben werden. Klingt vielleicht doof, aber wenn mein Mann mal nicht mehr so funktioniert, wie ich ihn "brauche", gebe ich ihn ja auch nicht einer anderen Freu weiter, in der Hoffnung, dass es ihm bei ihr besser geht...*lach* Okay, ich geb's zu, der Vergleich hinkt, denn mein Mann könnte selbst entscheiden und mir mitteilen, was meine Pferde vielleicht nicht so können (na ja, oder sie können es, und ich würde sie halt nur nicht verstehen)...

Ich kenne nicht viele Rentnerpferde und kaum Turnierreiter (genauer gesagt kenne ich eine, die aber erst 16 ist und Pferde wie Socken wechselt, aber diese eine ist ja nicht repräsentativ...). Das eine Rentnerpferd, das ich kannte, gehörte einer Bekannten von mir, reine Wald- und Wiesenreiterin, ist gerne mal einen Orientierungsritt oder ne Rallye (wie schreibt man das?) mitgeritten. Als ihr Hotti dann so 25 war, hat sie beschlossen, er ist nun alt, er hat genug getan, nun reicht's und von da an stand er nur noch auf der Wiese (zusammen mit meinen Rössern) und die Besi beschloss, nun, wo sie ihn nicht mehr reitet, kann sie ihn auch gleich ganz in Ruhe lassen. Das führte dazu, dass ich mit meinen Rössern auf der Wiese nicht mal mehr kuscheln konnte, weil sich der Rentner sofort dazwischen drängte. Wenn wir sie auf eine andere Wiese gebracht haben, hat sich die Besi vom Rentner draufgesetzt und meist noch eins von meinen beiden als Handpferd genommen - und der Rentner blühte wahnsinnig auf! Kaum saß sie drauf, schien er sich irgendwie "zusammenzuschieben" und das alte "Schlachtross" sah aus wie ein Turnier-WB und zeigte noch richtig Temperament!!! Ich fand immer (mein ganz persönlicher Eindruck), dass sie ihm keinen Gefallen damit tut, ihn so wegzustellen... Letztes Jahr hat er uns nach einer Kolik verlassen und die Besi hat bittere Tränen geweint um jeden Tag, den sie mit ihm verpasst hat in den letzten Jahren - na ja, wie ernst das gemeint war, vermag ich nicht zu beurteilen...

Ich finde, solange es dem Pferd WIRKLICH gut geht, ist es manchmal sogar besser, sich von seinem Rentner zu trennen - ehe es nicht mehr richtig versorgt wird, nicht mehr liebgehabt wird usw. Egal, ob reiner Busch- oder Turnierreiter, dem Pferd sollte es immer so gut wie möglich gehen und ich denke, wenn man ein Pferd kauft, dann ist es die miterworbene Pflicht, dafür zu sorgen, dass es dem Tier bis zu seiner Reise auf die Regenbogenbrücke gut geht!!!

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Tagebuch Haikon
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BeitragVerfasst: 16.12.2010, 13:50 
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Beiträge: 450
GabyBeetsy hat geschrieben:
Klingt vielleicht etwas albern, aber sie sind unsere Familie und wir lieben jeden einzelnen auf seine ganz individuelle Art und Weise, "nutzbar" oder nicht, jeder hat seine Daseinsberechtigung in unserem Leben.


Klingt für mich absolut nicht albern, denn wir handhaben das auch so. Und jedes Tier (bei uns Hunde und Ponys) hat auch so seine Persönlichkeit, die ich nicht missen möchte.

Klar werden Leute wie wir für bekloppt erklärt, was mich aber schon lange Zeit nicht mehr kümmert. Ich sehe das wie ihr, wir sind es den Tieren schuldig, für ihr Wohlergehen zu sorgen, denn sie können es selber in unseren Haltungen nicht.

Leider muss ich aber sagen, dass auch ich kaum Turnierreiter kenne (und durch den hiesigen Verein kenne ich ganz viele), die ihre Pferde bis zum bitteren Ende behalten. Sobald sie ihren Ansprüchen nicht mehr genügen, werden sie verkauft. Manche machen das auch auf dem Höhepunkt der Leistung - klar es geht nur ums liebe Geld.

Aber ich kritisieren diese Leute nicht ständig, denke mir meinen Teil und mache es halt anders. Wenn ich von einem Weiterverkaufen höre, versuche ich immer, diesem Pferd noch ein passendes Zuhause zu vermitteln, damit es nicht vom "Regen in die Traufe" kommt. Geht nicht immer, aber oft.

Mein Motto: Wer denn, wenn nicht wir! bestätigt sich mittlerweile ganz oft. Irgend einer muss sich darum kümmern. Leider ist auch hier Selbstinitiative gefragt.

Und bei den Rentnerpferden ist das auch so. Es gibt viele Tiere, die kommen in anderen Herden gut zu Recht, andere mit dem Rentnerdasein nicht. Für die ist es besser, sich noch eine RB zu suchen, die es noch ein bisschen auslasten kann, sie wollen auch mal was anderes sehen, als nur Stall und Wiese. Aber auch hier machen sich wenige Menschen diese Mühe. Sicherlich liegt der Unterschied auch in der Persönlichkeit des Tieres.

Bei meiner Freundin ist in der Nähe ein "Rentnerhof". Die Tiere leben in großen Gruppen, werden gut gefüttert, Offenstallhaltung, große Wiesen. Sie sagte mir, wie oft da der Abholwagen kommt - ganz schrecklich. Die Tiere fühlen sich bei aller Versorgung abgeschoben und übrig, denn es fehlt der menschliche Bezug. Sie sind diesen doch über Jahre so gewohnt und dann im Alter wird er ihnen entzogen. Nicht alle schaffen es, sich umzustellen, dass sie sich nur noch auf die Herdenkumpel konzentrieren können. So schön es aussieht, diese große Pfedegruppe, ich bin davon überzeugt, dass die Tiere lieber im alten Stall bei mehr menschlicher Betreuung gelieben wären.

Ich persönlich denke, dass eine solche Entscheidung, wie halte ich mein Rentnerpferd, auch eine Lebensphilosophie ist.

_________________
Liebe Grüße
Birgit

http://www.islandpferde-in-not.de.tl und http://www.shetty-in-not.de.tl

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BeitragVerfasst: 16.12.2010, 14:54 
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Registriert: 03.11.2008, 20:49
Beiträge: 314
Zitat:
Zitat:
" Für die ist es besser, sich noch eine RB zu suchen, die es noch ein bisschen auslasten kann, sie wollen auch mal was anderes sehen, als nur Stall und Wiese. Aber auch hier machen sich wenige Menschen diese Mühe. "



Apropo Reitbeteiligung:
Ist ne tolle Sache, wenn..... JA WENN man mal eine Vernünftige findet!!!!
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wahnsinnig schwer, bzw. unmöglich es ist, eine gute RB zu finden.

LG
Sabine


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BeitragVerfasst: 15.06.2011, 14:35 
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Registriert: 10.06.2011, 11:36
Beiträge: 28
Hallo an alle, ich bin ja noch ein absoluter "Frischling" hier, wollte mich aber frechreweise zu diesem Thema auch einmal melden. Ich gehöhr(te) auch zu der bösen Rasse "Turniereiter"! Meine "Sportgeräte" habe ich seit sie Baby`s waren und sie leben seit dem bei mir im Offenstall. Meine Chefin ist heuer 25 geworden und immer noch so zickig wie am ersten Tag. Sie hat sich allerdings auch "frühzeitig" aus dem Busch-Sport verabschiedet um ihre Beinchen zu schonen. Auf den Gedanken sie jeweils aus den Händen zu geben bin ich noch nie gekommen (weil die hätte eh niemand genommen) :grin: Frau D. ist heuer 21 geworden und war bis zu ihrer Hufrehe im letzten Sommer auch noch aktiv im Einsatz gewesen. Jawoll, Busch-Pferde bleiben bis ins hohe Alter fitt! Sie werde ich aber nach der kompletten Ausheilung wieder versuchen anzutrainieren natürlich dann nur noch Schongang! Und ich habe auch noch so ein " armes abgeschobenes, nicht reitbares Pferdchen (Sattelzwang und balla in der Birne)" aufgenommen. Das wird genauso behätschelt und betätschelt wie meine Sportgeräte! Das ganze geht aber nur weil ich die Pferde in Eigenregie habe, was die Kosten aber nicht wirklich geringer macht! Solange meine Oldies gesundheitlich ein pferdegerechtes Leben haben können muss der"Sport" halt ohne mich auskommen!
Ich glaube viele "böse Turnierreiter" zumindest von denen die ich kenne, würden ihre "ausgediehnten Sportgeräte" gerne behalten aber oft ist das bei den Gegebenheiten in einem Sportstall nicht möglich. Aber ein Sportpferd, dass in der Regel bisher nur Box und wenig Koppel kannte wird plötzlich in einer Herde und dann auch noch mit Handycap, nicht immer glücklich werden. Ausnahmen bestätigen die Regel. Warum sollen hier nicht Pferd und ein "Freizeitreiter" der sich auch kümmert glücklich werden? Das muss wirklich jeder für sich entscheiden!

_________________
Was sagt ein Dressurreiter wenn auf dem Hallenboden ein Strohhalm liegt? "Sprung frei Bitte"!


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BeitragVerfasst: 03.04.2018, 10:51 
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Beiträge: 11626
Zufällig im WWW entdeckt und mir so sehr aus der Seele gesprochen weshalb ich es anderen Usern nicht vorenthalten will.....

….aber er ist doch mein Seelenpferd!
"Seelenpferde" wünschen sich viele Reiter - zumindes solange sie reitbar sind und keine Umstände verursachen.


:-)Seelenpferde kann man kaufen!
Ich bin gerade dabei ein Pferd zu finden, was bedeutet, dass ich nicht direkt suche, sondern mal gucken, was auf dem Markt so los ist. Rasse, Geschlecht und Farbe sind dabei völlig egal, eine gewisse Größe sollte es haben und nicht ganz blutjung sein. Gleich in der ersten Anzeige stolpere ich über das Wort: “Seelenpferd“!

Erinnert mich irgendwie an Bilder mit jungen Mädchen oder Frauen in pastellfarbenen oder weißen Kleidchen neben ihren steigenden Schimmelhengsten oder ihren schlafenden Pferden im Morgentau liegend. Wobei sich bei mir immer die Frage gestellt hat, wie ihre Kleider dabei so sauber bleiben. Da ich keine Konfektionsgröße 36 besitze und weiß mich blass macht, gucke ich weiter. Ein paar Anzeigen dahinter:

“Seelenpferd sucht sein Zuhause - ein besonderes Pferd für einen besonderen Menschen...-“ gefolgt von „Braune ältere Stute, absolut zuverlässiges Seelenpferd für Freizeitreiter oder gerne auch als Beistellpferd…“.

Seelenpferd ohne Seelenmensch?
Nun habe ich immer ganz naiv gedacht, dass man sein Seelenpferd bis zum Schluss bei sich haben möchte, also habe ich mal ein wenig genauer gelesen. Auffällig ist dabei, dass diese Pferde fast alle eine Gemeinsamkeit haben, die oft nur zwischen den Zeilen in den Verkaufsanzeigen steht: Sie sind nicht oder nur bedingt reitbar! Mancher Mensch verliert also die seelische Verbindung zu seinem Pferd wenn er es nicht mehr reiten kann? Hat dann einer von Beiden seine Seele verloren? Kann ja nur der Reiter sein, denn das Pferd ist ja laut Anzeige immer noch ein Seelenpferd.

Also ist ein Seelenpferd ein Reitpferd und wenn es nicht mehr reitbar ist, dann soll es doch bitte das Seelenpferd von jemand anderen werden? Natürlich steht das so nicht in den Anzeigen. Da haben sich dann die Lebensumstände geändert oder es gibt gesundheitliche Probleme, der Beruf lässt einem keine Zeit…Kann alles passieren und ich möchte das auch nicht verurteilen! Was ich aber verurteile ist die Tatsache, dass die gleichen Anbieter häufig eine weitere Anzeige geschaltet haben, in der sie ein „Reitpferd“ suchen! Oder das Seelenpferd gerne auch gegen ein reitbares Pferd eintauschen würden!

Seelenpferd? - na aber bitte ohne "Rattenschwanz"!
Interessant ist auch, dass viele Seelenpferde als Beistellpferde inseriert werden, bzw. man eine Weide für sein Seelenpferd sucht-am besten natürlich in Vollpension ohne zusätzliche Kosten und es darf auch ruhig weiter weg sein. Viele Menschen wünschen sich schließlich so ein Seelenpferd, für das sie eine große Weide pachten, das neue Seelenpferd behutsam in die Herde integrieren, dem sie täglich die benötigten Medikamente verabreichen, mit dem sie jeden Tag spazieren gehen, staubfreies Wiesenheu aus dem Allgäu bestellen, es 3 x täglich mit Spezialkraftfutter füttern und natürlich so lange daneben stehen bleiben, bis es alles aufgefressen hat. Schmied, Osteopath und Tierarztkosten - kein Problem, dafür hat man ja ein Seelenpferd bekommen. Mal ehrlich, das sind alles Dinge, die ich für mein altes Pferd gerne mache, aber kaufe ich mir dafür ein Pferd? Ja kaufe! Denn ein Seelenpferd wird natürlich nicht umsonst abgeschoben, äh, in gute Hände gegeben um seinen Lebensabend zu genießen.

Tatsächlich gibt es auch unter den Suchanzeigen den Begriff Seelenpferd. Oftmals von ehemaligen Besitzern besagter Pferde, welche diese abgegeben haben und plötzlich sind diese Pferde nicht mehr auffindbar. Dabei war der „Käufer“ am Telefon doch so nett und suchte ein Beistellpferd für sein altes Pony und der Hänger war auch ganz komfortabel. Blöd nur, dass man sich weder die Weide noch das andere Pferd vorher angesehen hat. Eventuell wäre es ja auch möglich gewesen, das Pferd selber dort hinzubringen? Ach ja, die Kosten, kein eigener Hänger und dann noch der Abschiedsschmerz…. War ja schließlich das Seelenpferd.

Ein Seelenpferd, dass der Mensch behalten möchte ,muss also anscheinend reitbar sein, fotogen, gesund, sollte steigen können und jeden Tag freudig wiehernd seinem Seelenmenschen entgegen galoppieren um danach mit ihm barfuß über eine Blumenwiese zu tänzeln bevor man sich zum gemeinsamen Mittagsschläfchen hinlegt?

Seelentiere im Internet
Das Internet ist sehr auskunftsfreudig und eine bekannte Suchmaschine spuckte mir 508.000 Ergebnisse zum Begriff Seelenpferd aus. Im Vergleich fand ich zu Seelenhund 166.000, und Seelenkatze 29.800 Ergebnisse. Muss also doch irgendetwas mit dem Reiten zu tun haben? Während ich bei der Seelenkatzensuche meist auf Seiten kam, die sich mit dem Sterben und der Trauer beschäftigten, fand ich beim Hund einen Alleskönner, der immer an der Seite des Menschen ist und alles für ihn gibt. Beim Seelenpferd hingegen finde ich entweder Verkaufsanzeigen, Suchanzeigen oder die oben erwähnten Fotos.
Definition von Seelenpferd
Letztendlich gibt es keine Definition für ein Seelenpferd und das ist auch gut so. Aber egal ob Seelenpferd oder nicht, jedes Pferd hat das Recht mit Respekt behandelt zu werden und zwar auch, wenn es nicht mehr reitbar oder fotogen ist. Nur weil ein Pferd alt ist, mehr Pflege braucht, das eine oder andere Gebrechen oder spezielle Bedürfnisse hat , ist das kein Grund es weg- oder abzugeben um sich ein neueres Modell anzuschaffen! Oft höre ich, dass man kein Geld für ein zweites Pferd hat und alles so teuer wäre. Ironischerweise häufig von Menschen, die sich fürchterlich darüber aufregen, dass ein alter Hund mit 16 Jahren im Tierheim abgegeben wurde, weil man ihm nicht mehr gerecht wird oder sich darüber echauffieren , dass der Nachbar seine Frau gegen eine Jüngere ausgetauscht hat….
Seelenpferd oder Sportgerät?
Bei Pferden ist das etwas anderes, denen kann man einen Umzug zu fremden Pferden in einer fremden Umgebung mit ungewisser Zukunft zumuten, weil es für die Zwecke des Menschen nicht mehr nützlich ist. Hauptsache weit weg denn dann hat man ja einen Grund sich nicht mehr kümmern zu müssen und mehr Zeit für das neue Seelenpferd, schließlich will man ja reiten. Pferde sind keine Sportgeräte, die allein aus dem Grund bei uns sind, damit wir auf Ihnen reiten können oder um unseren Ehrgeiz zu befriedigen und die wie ein Auto entsorgt werden können, wenn sie nicht funktionieren , alt oder „rostig“ sind. Für mich sind es fühlende Wesen, die all unseren Respekt verdienen für das was sie für uns getan haben und für das was sie sind! Vielleicht erinnert Ihr Euch daran, wie es sich angefühlt hat, als Euer Pferd zu Euch gekommen ist? Wie war es das erste Mal auf ihm auszureiten? Vielleicht die erste Prüfung mit ihm gewonnen zu haben? Wie fühlte es sich an nach Schulstress, Streit oder Liebeskummer zu ihm zu kommen und sich trösten zu lassen? Auf der Weide zu sitzen und nicht glauben zu können, dass es tatsächlich Euer Pferd ist. Erinnert Euch an alles, was Ihr zusammen erlebt habt und versucht zu fühlen und vielleicht, ja vielleicht seht Ihr dann nicht nur das alte oder nichtreitbare Pferd in ihm, sondern einen Freund, der immer für Euch da war und der nun auch einen Freund gebrauchen kann. Wenn Ihr das nicht wollt oder könnt und das Reiten Priorität im Leben hat, dann erzählt mir bitte nichts von Seelenpferden!


QUELLE

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LG Kathi


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BeitragVerfasst: 03.04.2018, 20:35 
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Registriert: 26.09.2015, 14:42
Beiträge: 671
Sehr treffend geschrieben.
Habe aktuell leider genau so einen Fall vor der Nase :roll:

_________________
* Und wenn mich einer fragt: "Wie kommt es, dass Du nur noch an die Araber denkst, dass Du Dein Herz so an sie hängst?" ,kann ich keine Antwort geben, denn wer es nicht weiß, wird es nie verstehen! *

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