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Fructosamine im Plasma von Rehepferden
Labordiagnostik: Erhöhte Fructosaminwerte sind ein Hinweis auf eine gestörte Kontrolle des Blutzuckerspiegels und können zu einem nützlichen klinischen Indikator bei der Hufrehe werden.
Die Pathogenese der Hufrehe ist immer noch in weiten Teilen ungeklärt. Dabei erfährt die Rolle von endokrinen Dysfunktionen und insbesondere der Insulinresistenz in letzter Zeit erhöhte Aufmerksamkeit. Charakteristisch für die Insulinresistenz ist eine Hyperinsulinämie bzw. eine ungewöhnliche glykämische und insulinämische Reaktion auf Glukose- oder Insulinverabreichungen. Die genaue molekulare Ätiologie ist noch unbekannt. Hyperglykämie wird beim Pferd mit Dysfunktionen der Hirnanhangdrüse in Verbindung gebracht, nicht jedoch mit dem equinen metabolischen Syndrom. Die Diagnose der Insulinresistenz ist problematisch, da die anerkannten Methoden entweder Provokationsproben mit anschließenden engmaschigen Untersuchungsintervallen oder kombinierte Glukose-/Insulinproben erfordern und allesamt unter Praxisbedingungen zu aufwendig sind.
Fructosamin ist durch Glykierung an Plasmaproteine gebundene Glukose. Diese Reaktion ist nicht enzymvermittelt. Das heißt, zur Entstehung von Fructosaminen ist lediglich die Anwesenheit von Eiweiß und Glukose erforderlich. Aufgrund der langen Halbwertszeit (19 Tage) ermöglicht die Bestimmung der Plasmafructosamine Rückschlüsse auf den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel über einen längeren Zeitraum. In der Pferdemedizin sind Fructosamine bislang nicht besonders beachtet worden. Es gab bisher keine Studien zur Plasmakonzentration von Fructosamin bei Rehepferden.
Aus diesem Grund untersuchten Wissenschaftler aus Großbritannien 1) die Fructosaminkonzentration im Plasma von Rehepferden im Vergleich zu gesunden Pferden sowie 2) den Zusammenhang von Plasmafructosaminwerten bei der Aufnahme der Rehepferde in die Klinik mit a) Einzelprobenmarkern für die Insulinresistenz und b) dem Krankheitsverlauf. In der Studie wurden 30 Rehepferde und 19 gesunde Pferde untersucht. Die Blutproben wurden jeweils zwischen 7:00 und 9:00 Uhr vor dem ersten Füttern aus der Jugularvene entnommen. Es wurden die Fructosamine, Seruminsulin und Plasmaglukose bestimmt.
Es konnte festgestellt werden, dass Rehepferde deutlich höhere Fructosaminwerte haben als gesunde Pferde. 13 der 30 Rehepferde hatten im nüchternen Zustand eine Hyperinsulinämie. Ein Zusammenhang zwischen Fructosaminwerten und Glukose, Insulin, RISQI und MIRG ließ sich jeweils belegen. Der Zusammenhang zwischen den Fructosaminwerten am Anfang der Hufrehe und dem klinischen Verlauf, insbesondere einer prognostischen Aussage über den Ausgang der Erkrankung, erreichte keine statistische Signifikanz.
Die Autoren der Studie sehen im Serumfructosamin einen potenziellen klinischen Marker für mittelfristige Anomalien im Blutzuckerhaushalt.
Quelle:
Knowles EJ, Withers JM, Mair TS (2012):
Increased plasma fructosamine concentrations in laminitic horses. Equine Vet J 44: 226–229.
Quelle:
http://vetline.de/fructosamine-im-plasm ... 3252/68201