WIRKSUBSTANZEN
Was tun Blutegel mit uns
Zunächst einmal: der Biß eines Blutegels ist nicht schmerzhaft. Verständlich, denn Egel haben in der freien Natur kein Interesse daran, überhaupt bemerkt zu werden. Ob zur Schmerzlinderung ein Anästhetikum im Speichel enthalten ist, ist umstritten. Die Bisse werden wie "Brennesselstiche", "Mückenstiche", "ein leichtes Ziehen" oder "Einstiche von Injektionsnadeln" oder sogar als völlig schmerzfrei beschrieben. Ein im folgenden Verlauf mögliches, leichtes Jucken - ähnlich wie bei einem Mückenstich - geht auf histaminähnliche Su bstanzen zurück. Der Biß ist auch durch die Biss"technik" wenig schmerzhaft: 3 sternförmig angeordnete Sägeleisten mit jeweils ca. 80 Kalkzähnchen raspeln sich vorsichtig durch die Haut, um zum Ziel der Wünsche - dem Blut - zu gelangen. Zwischen den Kalkzähnchen sind Öffnungen, durch die die SALIVA, der Blutegelspeichel abgegeben wird.
Wirksubstanzen
Die SALIVA enthält folgende bisher identifizierte Substanzen:
HIRUDIN (der Name ist abgeleitet von Hirudo medicinalis=medizinischer Blutegel):
sorgt für die Hemmung der Blutgerinnung. Bei dem ca. 30 minütigen Saugakt ist es natürlich notwendig, die Wunde offen und das Blut fließfähig zu halten.
CALIN. hemmt ebenfalls die Blutgerinnung. Calin bewirkt nun im Anschluß an das "schnelle" Hirudin die ca. 12 h dauernde Reinigung der Wunde durch Nachbluten. Es kommt zu dem bekannten, sanften Aderlaß.
Währenddessen tritt der"Ausbreitungsfaktor", die HYALURONIDASE, in Aktion: der Weg für die wirksamen (und heilsamen) Substanzen wird vorbereitet.. Eine antibiotische Eigenschaft der Hyaluronidase ist umstritten.
Eine wahrscheinlich histaminähnliche Substanz (vielleicht ist es auch Acetylcholin) wirkt gefäßerweiternd: das Blut strömt zu der "gebissenen" Stelle.
EGLINE, BDELLIN, APYRASE, KOLLAGENASE wirken mit unterschiedlichen Mechanismen bei der Gerinnungshemmung mit: Darüber hinaus haben einige dieser Substanzen entzündungshemmende und weitergehende Eigenschaften.
Darüber hinaus gibt es noch DESTABILASE, PIYAVIT und andere Substanzen, die die natürliche Wirkstoffkomposition abrunden.
Tiertherapeuten haben es in der Regel mit Tieren als Patienten zu tun. Tiere können aber auch Assistenten bei Therapien sein, wie zum Beispiel der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis medicinalis oder Hirudo medicinalis officinalis= Hirudo verbana oder ungarischer Blutegel).
Einsatzgebiete in der Tierheilpraxis sind z.B. bei Pferden akute Erkrankungen wie Hufrehe, traumatisch bedingte Arthritis und Sehnenentzündung, Arthrose, Nackenbeule, bei Hunden Arthrose, Hüftgelenkdysplasie, akute Discopathie etc.. Eine besondere Technik ist die "Hirudinopunktur", bei der Blutegel auf spezielle Akupunkte gesetzt werden; hierüber wurde in den ATM-Nachrichten, Ausgabe 1/95, berichtet. Erwähnenswert ist die Studie von Michalsen et.al. über die heilsame Wirkung von Blutegeln bei Kniegelenksarthrose beim "Tier Mensch" von 2004.
Weiteres unter
www.blutegel.de