Erste Fragen vom Cushing-Neuling.
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Scor von Marie

09.11.2011, 07:41

Hallo Eddi,
dann werde ich mal mein "Cushi" vorstellen:
Er heißt Scor und ist 29 Jahre alt. Seine Mama war ein Welsh-Cop, der Papa ein Deutsches Reitpony (heißt es). Sein Stockmaß beträgt ca. 145 cm, er ist also ein großes Pony bzw. ein Kleinpferd.
2006 wurde, nachdem er mehrmals Hufrehe hatte, durch den Dexamethason-Hemmtest ESC festgestellt.
Nachdem die akute Hufrehe abgeklungen war, habe ich das Pergolide eingeschlichen und bin erstmal bei der Dosierung von 1mg geblieben. Er kam gut damit zurecht. Die Röntgenbilder ergaben leider, daß alle Hufbeine gesenkt und rotiert waren. Der Schmied tat seine Arbeit, am Anfang orthopädische Eisen, dann ging er wieder gut ohne Eisen. Mein Tierarzt meinte allerdings, es wäre besser das Pferd nicht mehr zu reiten, da der Huf instabil wäre. Scor wurde dann "nur" noch als Kinderreitpony auf weichem Hackschnitzelplatz eingesetzt.
Irgendwann im Verlauf hab ich das Pergolide auf 0,5 mg reduziert, dann wieder auf 0,75 mg erhöht und bin bis zu diesem Sommer dabei geblieben.
Scor lebt in einer Mini-Herde mit zwei Haflingern und einer Trakehnerstute und ist, obwohl der kleinste und älteste, immer noch der Boß.
Im August war nun der letzte Reheschub, nicht so heftig, und relativ schnell wieder gut. Es wurden wieder Röntgenbilder gemacht, die Hufe entsprechend bearbeitet, und eine Blutprobe entnommen, um den ACTH-Wert zu bestimmen. Der war so schlecht, dass ich die Dosis verdoppeln sollte. Nun ist mein Kleiner wieder fit, galoppiert auch mal auf der Weide herum, das Fell ist wieder so wie es sein soll. Und ich hoffe, daß es so bleibt!

Wie lange geben denn die anderen hier im Forum schon das Pergolide? Mußte noch jemand die Dosis so drastisch erhöhen?

Soviel erstmal von uns,
LG Marie

Re: Scor von Marie

09.11.2011, 07:50

Puh, das ist ja echt ärgerlich mit dem erneuten Reheschub.

Wie hoch war denn der ACTH-Wert?
Die Höhe des ACTH steht m.W. nicht in Relation zur Dosishöhe.

Hier im Forum gibt Keiner solch eine hohe Dosis, allerdings gibt es in den USA zwei Einstellungen des Medikamentes und es werden zum Teil über 4mg pro Tag gegeben.

Wenn Dein Pferd das gut verträgt ist das :daumenhoch:

Gibst Du sie einmal täglich oder aufgeteilt?

LG Eddi

PN ist unterwegs

Re: Scor von Marie

09.11.2011, 16:43

Mein Haflinger, 1,44m Stock, kommt im Sommer mit 1mg aus, seit September musste ich erhöhen, erst auf 1,25, dann seit 14 Tagen 1,5mg.
Letzten Winter ging es ihm auch mit 1,5mg am besten.

Re: Scor von Marie

15.11.2011, 19:56

Wie hoch war denn der ACTH-Wert?
Die Höhe des ACTH steht m.W. nicht in Relation zur Dosishöhe.

Hallo Eddi,
wie hoch der ACTH-Wert war weiß ich gar nicht, nur daß er sehr hoch war und die Tierärztin dann meinte, die Dosis müsste mindestens verdoppelt werden, ich solle mir keine Sorgen machen, in den USA oder irgendwo würde oft ein vielfaches der hier üblichen Dosis verabreicht und gut vertragen (hast du ja auch geschrieben). Sehr beruhigend fand ich das nicht, bei den hohen Kosten...
Was besagt denn der ACTH-Wert überhaupt? Und wie oder anhand von was wird die Dosierung festgelegt? Nur nach Gewicht bzw. der "Klinik"?. Du sagst, niemand hier im Forum gibt so eine hohe Dosis? Aber die Hilde doch schon! Ist das wirklich so ungewöhnlich? Und was hat es damit auf sich, dass manche zu unterschiedlichen Jahreszeiten unterschiedliche Dosen geben? Hängt nicht mit Weidegang zusammen, oder?
Scor bekommt die Tablettendosis bis jetzt auf einmal, und zwar abends, weil es da "geschickter" ist. Er wird großteils von der Freundin versorgt, in deren Stallgemeinschaft er lebt.
Habe heute das Rezept vom Tierarzt angefordert, die Sprechstundenhelferin hat zwar etwas gestutzt und nachgefragt, mir dann aber freundlich zugesagt, das Rezept zu schicken!
Bin gespannt wie´s weitergeht.
Liebe Grüße, Marie

Re: Scor von Marie

16.11.2011, 07:15

Grundsätzlich steckt die Forschung ziemlich in den Kinderschuhen und es gibt keine befriedigende Lösungen warum welche Entgleisungen auftreten.
Da greifen zu viele- unerforschte- Mechanismen ineinander über.Zum Beispiel ist der Hohe ACTH-Wert die Hauptentgleisung beim Hypophysären Cushing und dieser wird für einige der weiteren Entgleisungen verantwortlich gemacht.
Ziel der Therapie ist es den ACTH-Wert in normale Grenzen zu bekommen.

Jetzt als Erfahrungswert des Forums:die erfolgsversprechende Dosis liegt zwischen 0,8mg und 1,4mg pro 500kg Pferd und ist nirgendwo in Abhängigkeit mit dem zuvor getesteten ACTH-Wert beschrieben.
Deshalb gibt es aus Fachkreisen die Empfehlung den ACTH-Wert zur Therapiekontrolle im Auge zu behalten ebenso wie in der Einschleichphase.

Das Hormonsystem ist äußerst Komplex und steht auch in einem Zusammenhang mit dem Serotonin.
Eine Serotoninmangelerscheinung ist beim Menschen die Winterdepression.

Nun wieder Erfahrungswerte: Viele Pferde kommen mit einer Dosishöhe gut zurecht und bleiben dabei, einige Pferde benötigen im Laufe der Behandlung eine Dosisanpassung nach oben, andere Pferde reagieren so empfindlich auf das Medikament und eben den Serotoningehalt durch die Tageslichtlänge sodass fast ständige Dosisanpassungen im 0,1mg Bereich stattfinden müssen.

Desweiteren wirkt der Wirkstoff Pergolidmesilat, es ist KEIN Medikament welches den ACTH-Spiegel aktiv senkt, keine 24 Stunden sondern m.W. <8 Stunden.
Eine Aufteilung der Enddosis in 2 Portionen bringt m.M. nach keinen Erfolg weil es dann keine Wirkstoffspitzen gibt sondern eben nur 2 mal ein bisschen.

Eine Fragestellung: Würde eine 2-malige Gabe der "Enddosis" die Situation verbessern?
Das würde dann auch die sehr hohen Dosen in den USA erklärbar machen.
Deutsche Cushing-Forscher empfehlen die einmalige Gabe.

LG Eddi

Re: Scor von Marie

26.01.2012, 15:20

Hab weiterhin gelesen, daß manche die Dosis in 0,1 mg Schritten verändern. Kann man da einen Unterschied erkennen? Und wie teilt ihr die Tabletten? In fand es schon schwierig die Tabletten zu vierteln und hatte meistens viele Brösel dabei. Hab bei meinem Pferd die Dosis vor ein paar Monaten von 0,75 auf 1,5 mg erhöht. Ihm gehts ganz gut, trau mich aber nicht die Dosis zu verändern. Würd aber schon gern weniger geben, auch wegen den Kosten. Wie macht ihr das?

Liebe Grüße Marie

Tja, die Sache mit der Dosishöhe. Leider besitze ich keine Kristallkugel die da weiterhelfen könnte und bin somit auf weitere Angaben angewiesen.Insgesamt fällt aber auf dass du die Dosis schon recht deutlich hoch und heruntergefahren hast ohne die Stoffwechsellage tatsächlich zu kennen.
Bei einem akuten Hufreheschubkann ich das durchaus nachvollziehen.

Allerdings ist eine Erhöhung von 0,75 auf 1,5 echt krass!

Einen medizinischen Rat darf ich an dieser Stelle nicht geben. Ich überlege was ich an Deiner Stelle wohl täte und das müsstest du dann mit dem behandelnden TA besprechen.

Da Cushing mit dem Serotoningehalt im Zusammenhang steht und es einige Pferde gibt die im Sommerhalbjahr weniger Medikament benötigenfängt eine für Cushis relativ ungefährliche Zeit an.
ich würde wahrscheinlich LANGSAM auf 1mg gehen, mein Pferd genauestens beobachten und nach gefühlten 4 Wochen ACTH, Insulin,Glukose,Fruktosamine und Triglyceride (EMS-Profil) testen lassen und dann weitersehen.

Wie wird denn Dein Pferd gefüttert und speziell in der Zeit vor der Rehe.
Die Insulinresistenz als Reheauslöser ist ein Symptom vom Cushing und kann auch eigenständig auftreten.

LG Eddi

Re: Scor von Marie

29.01.2012, 13:27

Hallo Eddi,
deine Antwort macht mir Angst! Trotzdem Danke dafür.
Was mach ich denn mit den Werten, wenn ich die ganzen Tests machen lasse?
ACTH, Insulin,Glukose,Fruktosamine und Triglyceride, sind das lauter einzelne Tests, oder wird das eh zusammen gemacht? Sorry, komm mir total dumm vor, und ich dachte immer mein Tierarzt wäre gut, aber das hat er mir noch nicht empfohlen!
Scor bekommt Heu, im Winter etwas Mineralfutter und eine Handvoll gequetschten Hafer.
Im Sommer versuchen wir einen kontrollierten Weidegang hinzubekommen.

Marie

Re: Scor von Marie

29.01.2012, 15:42

Hallo Marie,Angst musst Du nicht haben, allerdings solltest und musst du Dir über diese Erkrankung Wissen aneignen um Dein Pferd dauerhaft optimal zu managen.
Leider hängt man diesbzgl. sehr in der Luft weil es halt ein Spezialgebiet ist in der sich ein TA einarbeiten müsste, dafür fehlt meist die Zeit :(.
Das ist bei den Menschen ja nicht anders.
Aus diesem Grund sind Foren sehr effektiv da dort meist das aktuellste Wissen vorhanden ist.
Zum EMS-Profil:
Leider ist auch dies eine Angelegenheit die man nicht einfach so zwischen Tür und Angel machen kann. Die Blutprobe für ACTH und Insulin ist schon sehr empfindlich und am einfachsten in der Praxis zu veranlassen.
Blutproben ACTH und Insulin müssen sofort abzentrifugiert und dann tiefgefroren werden, sonst ist der Test wertlos.Stabilisierte Röhrchen verlängern die Zeit ein wenig, trotzalledem muss der TA nach Blutabnahme das Blut umgehend in die Praxis bringen.

Diese beiden plus Glukose sind halt diese Werte, hinter den Fruktosaminen versteckt sich der Langzeitzuckerwert und Triglyceride sind Blutfette.

Und das wird in einmal gemacht. ;)
Und Dein Pferd braucht nicht nüchtern zu sein sondern sollte seine normale Heumahlzeit genossen haben, sonst aber Nichts.

Warum dieses Profil so wichtig ist:
Ein häufiger Hufreheauslöser ist die Insulinresistenz (ähnlich Diabetes Typ 2).
Die Insulinresistenz/EMS kann einzeln auftreten, kann aber auch ein Symptom vom Cushing sein.
Wenn bei Deinem Pferd eine IR vorliegt kann durchaus ein gehaltvolles Heu für einen erneuten Hufreheschub verantwortlich sein, Hafer wäre in dem Fall auch gefährlich.
Kannst du uns bitte ein aktuelles Seitenbild einstellen mit Pferdenase auf dem Boden und ohne Mähne?
Häufig gibt es schon optische Anhaltspunkte die in eine Richtung weisen.

LG Eddi
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