Hmm, da kommt ja einiges gerade bei euch zusammen.
Respekt, dass Du so rechtzeitig die Alarmsignale erkannt und sofort gehandelt hast! Es ist definitiv art- und pferdegerechter, einem Futterübermaß gegenzusteuern und keine Rehe zu riskieren, als ein vermeintlich glückliches Pferd im Gras zu lassen. Über eine Fressbremse hattest Du ja schon nachgedacht, richtig? Hattest Du auch bereits einen Versuch gewagt?
Ich finde prinzipiell Deine Entscheidung, Deinen Hafi in eine Paddockbox zu stellen, sehr gut und richtig. Aber er ist eben auch schon 27 und hatte sich an sein vorheriges Zuhause gewöhnt. Da fällt so eine Umstellung durchaus schwer und Dir damit umso deutlicher auf. Jedenfalls war das vor einem Jahr bei mir mit meinem 24jährigen so. Es ist definitiv für ihn eine Verbesserung gewesen, aber er hat lange gebraucht, um anzukommen, und das hat mich genau wie Dich bekümmert (bei früheren Stallwechseln waren wir beide robuster). Meiner Erfahrung nach sind tatsächlich 6 Monate realistisch, um spürbar anzukommen. Insofern ist es toll, dass Du anhand der Flecken das beginnende Einleben ablesen kannst. Ich freu mich auch immer über solche Mistflecken.
Bei den Stallgesprächen ist es meiner Erfahrung nach so, dass selbst wenn man sich passende Gesprächspartner sucht (die Unqualifizierten und Besserwisser lasse ich mal gleich außen vor), diese nicht immer komplett im Bilde sind oder manchmal auch einfach bei einem anderem Pferd nicht so an den Details interessiert sind. Echtes und anhaltendes Interesse ist aber eigentlich die Voraussetzung, um ein gutes Gespräch zu führen. Ansonsten bleibt es eben eher oberflächlich und damit auch das Verständnis, warum man einige Dinge anders regelt. Aber das regelt sich hoffentlich bei Dir auch mit der Eingewöhnung. Wenn man erst einmal die Menschen und ihren Umgang besser einschätzen kann, wird es einfacher.
Die Stürze und deren Folgen klingen heftig, da würde ich mir auch Sorgen machen. Kathis Ausführungen klangen für mich recht schlüssig, ohne das selber mit Erfahrungswerten einschätzen zu können. Mir kamen direkt noch zwei Gedanken. Könnte es auch sein, dass ihn die Umstellung angestrengt hat und er einfach zu müde ist? Oder ist das vielleicht etwas weit hergeholt und eventuell bei einem Fluchttier gar nicht möglich? Der andere Gedanke war eine Borreliose, weil ich damit Narkolepsie als erstes in Verbindung bringe. Ich will Dich da auf gar keinen Fall beunruhigen, sondern mehr was für den Hinterkopf, falls es weiterhin Probleme und keine passende Erklärung geben sollte.
Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass unabhängig von Stallwechseln oder alten/neuen Krankheiten das Altern einfach fortschreitet und sich auch ab einem bestimmten Punkt immer deutlicher zeigt. Ich hatte damit massiv in den vergangenen Monaten und Jahren zu kämpfen und lasse mich Stück für Stück darauf ein, den Alterungsprozess meines Pferdes zu begleiten. Ich hadere damit und bin ganz bekümmert, wie viel weniger sein Pferdeleben in meinen Augen wird, aber er hat damit keine Probleme. Er nimmt die Dinge wie sie sind. Wer weiß, vielleicht würdest Du genauso jetzt Veränderungen bemerken, selbst wenn ihr noch im alten Stall wärt. Es kommt leider oft vieles zusammen und es ist gar nicht so leicht, damit umzugehen und zu verstehen, was im einzelnen gerade passiert.
Ein kleines Beispiel: Ich habe die letzten Monate immer wieder danach geschaut, wie viel Muskeln mein Pferd abgebaut hat. Dann kam eine vermeintlich heftig schmerzhafte Fissur und hat ihn über Wochen zum Stillstand genötigt. Tja, die Schmerzen waren v.a. ein verborgenes Hufgeschwür und nicht die Fissur, und jetzt sehe ich erst, wie viele Muskeln vorher doch noch eigentlich da waren. Aber was solls? Er ist munter und hat auf einmal einen Wahnsinns-Schritt drauf, den ich mir vorher manchmal gewünscht habe.
Halt durch und mobilisiere Deine strapazierten Nerven. Ich finde es toll, dass Du den Stallwechsel gewagt und ihm mehr Freiraum verschafft hast. Ich bin mir sicher, egal wie langwierig und anstrengend die Umstellung wird, es lohnt sich und er würde sich vermutlich noch schwerer mit einem Zurück ins alte Boxenleben tun. Es ist und bleibt trotzdem immer ein Kompromiss, denn man wird es nicht schaffen, dass alles optimal passt. Es geht meinem Oldie jetzt im Offenstall sehr gut, aber ich glaube, wir vermissen beide die Vorteile, die einem eine Box auch bieten kann. Dennoch würde ich mich nicht mehr anders entscheiden und versuche eben, jetzt das Beste rauszuholen.
Achso, noch zu den Zähnen. Da bin ich ganz bei Kathi. In dem Alter und bei bekanntem Wackelzahn ist für mich 1 Jahr als Kontrollintervall ein Muss, abhängig von der Entwicklung und ggf. Beobachtungen zu Schwierigkeiten auch früher. Vergiss nicht, dass Pferde Schmerzen oft nicht zeigen. Bei usn am Stall hatte ein Pferd mehrere vereiterte Zähne und hat sich das nicht anmerken lassen. Ein Schnuppertest könnte helfen, falls die Futterreste nicht ohnehin ständig zu Geruch führen sollten. Du kannst auch von außen an der Kauleiste abtasten, ob er irgendwo auffällig wegen Unwohlsein zuckt.