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BeitragVerfasst: 02.01.2017, 13:45 
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Hallo ihr Lieben, :helpa:

mein früheres Pferd Winni hatte Cushing, was nach einem Reheschub diagnostiziert wurde. Zu der Zeit war ich häufiger hier im Forum unterwegs und habe hier viel Hilfe gefunden. Das ist aber schon ein paar Jahre her und war noch zu Pergolid-Zeiten, damals fing gerade die Umstellung auf Prascend an.

Nun habe ich meinen jetzigen 19j. Wallach Twister über die THP testen lassen - man wird da einfach sensibel, wenn man einmal einen Cusher gehabt hat.

Sie war extrem erstaunt, denn sie hatte mir vorher Brief und Siegel gegeben, dass
der Test unnötig sein würde, ich habe aber darauf bestanden. Und siehe da, heute das Ergebnis: ACTH 55. Übrigens hat er auch die Zahnkrankheit EOTRH, was wohl den gleichen Mechanismus haben soll = Stoffwechselproblem.

Da Twister bisher keine anderen Symptome hat und vor allem keinen Reheschub hatte, frage ich mich im Moment, was ich am besten tun kann.

Meine THP empfiehlt Mönchspfeffer und ich will nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen, aber ich möchte andererseits mit Cushing nicht spaßen und einen Reheschub riskieren.

Twister steht im Offenstall (20er gemischt) und ist im Sommer ganztägig auf der Weide, nachts auf dem Paddock. Es gibt grundsätzlich 24h gutes Heu.
Er ist seit diesem Jahr eher schwerfuttrig, was ich zunächst auf die Zähne zurück geführt habe und bekommt zZt täglich eine Schepp Agrobs Kraftpaket (Luzerne plus ganze Maispflanzen) sowie ein kleines bißchen Agrobs Mash für den Geschmack, 300g Hafer, HDB Mineral und etwas Bierhefe. Zusätzlich zeigt das große Blutbild eine leichte Anämie und Zinkmangel (den Zinkmangel haben bei uns aber fast alle, muss am Heu liegen).

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir kurz bei ein paar Fragen helfen könntet, weil ich weiß, dass ihr viel Erfahrung habt und meine Erkenntnisse nicht mehr auf dem neuesten Stand sind.
Ich werde natürlich auch im Forum viel lesen, aber wenn ich vorab schon etwas Hilfe bekommen könnte, wäre das großartig..

- Sollte ich nochmal testen lassen, wenn ja Dex-Suppression oder reicht nochmal ACTH?
Kann das aktuelle Ergebnis "falsch positiv" sein? Ich habe extra darauf geachtet, dass er 2h vor Blutabnahme keinen Stress hatte.
- Ist 55 noch Graubereich oder definitiv positiv?
- Was müsste ich an der Fütterung ändern? Was genau war nochmal das, was man vermeiden musste? Wie gesagt, er ist schwerfuttrig und schnell rippig.
- Müsste ich überhaupt etwas an der Fütterung verändern, wenn ich Prascend gebe?
- Was mache ich mit der Wiese? Ich habe Angst, dass er nur noch mit Fressbremse raus kann wie Winni damals oder ich vielleicht sogar den Stall wechseln müsste...? Oder erledigt sich das mit Prascend und alles kann normal weiter gehen?
- Hilft der Mönchspfeffer ausreichend, so dass man Prascend vermeiden könnte?
- Macht der Mönchspfeffer müde oder gleichgültig?
- Wie ist die übliche beste Dosierung von Prascend bei solch einem eher niedrigen Wert?
- Wie komme ich am günstigsten an das Prascend? Könnte mir auch jemand eine PN schicken, falls das noch aktuell ist?

Ich danke euch ganz lieb und wünsche euch alles Gute für euch und eure Fellnasen!

LG
Nina und Twister

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BeitragVerfasst: 02.01.2017, 14:38 
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Registriert: 24.02.2012, 15:47
Beiträge: 11657
Hallo Nina, herzlich Willkommen im Forum :hallo:

Der von euch ermittelte ACTH Wert ist nicht einmal Graubereich, ist nicht Beweisführend für ein ECS und rechtfertigt somit so für sich allein betrachtet ein Antherapieren mit Prascend in keinem Fall!
Allerdings muß ACTH zu Beginn der Erkrankung noch nicht dauerhaft erhöht sein und zeigt sich erst zum jahreszeitlichen Hoch im September wenn alle Pferde erhöhtes ACTH aufweisen, das eines unbeh. Cushis aber oft ungleich höher ausfällt.

Wann genau ist eurer Wert ermittelt worden?

Wenn es keine eindeutigen Hinweise in der klinischen Beurteilung auf ein ECS gibt wie z.B. Hirsutismus, sich überlagender oder unvollständiger Fellwechsel, Hufrehe oder Muskelatropie sowie unerklärliches Abmagern würde ich in drei Monaten erneut nachtesten lassen und in jedem Fall im September.

Ob ich jetzt zwingend einen Dexamethason Suppressionstest nachschieben würde weiß ich nicht, es liegt ja kein unbedingter Klärungsbedarf bzw. eine Notsituation vor die einer sofortigen Klärung bedarf.

Zur Erstdiagnostik gehören dann aber bitte immer auch die Werte aus dem Kohlenhydratstoffwechsel weil dieser von einem ECS stark beeinflusst werden kann.
Die Insulinresistenz beispielsweise gibt es nicht nur als genetische Disposition bei Robustrassen oder als eigenständige Erkrankung sondern auch als sehr häufiges Symptom des ECS und EMS.

Da es zudem sich überlagernde Symptome gibt sollten die Stoffwechselerkrankungen ECS, EMS und die IR mittels EMS/ECS Gesamtprofil (Vorsicht bei dem Probenumgang weil ACTH und Insulin nur eine etwa vierminütige Halbwertzeit haben und einen besonderen Probenumgang erfordern um nicht falsch ERNIEDRIGT auszufallen, Näheres dazu im ABC meiner Signatur nachlesen) gegeneinander abgegrenzt bzw. jede für sich diagnostiziert zu wissen.
Das ist letztendlich auch maßgeblich für das Gesamtmanagement das wie du sicher noch weißt gerade im Bereich Futter und Arbeit besonders wichtig ist da nur diese Komponenten eine IR positiv beeinflussen können.

Ohne also die Werte aus dem KH Stoffwechsel zu kennen kann keine Empfehlung zur Fütterung ausgesprochen werden sondern nur allgemeine Futter die weitgehend IR/EMS kompatibel sind aufgelistet werden.
Hierzu zählen z.B. unmel. Rübenschnitzel, Ölsaaten wie SB-kerne oder Leinsaat, treberfreie Bierhefe und wenn es Hochkalorisches braucht um z.B. ein zu mageres Pferdchen aufzufüttern auch stab. Reiskleie.

Von Luzerne sollte insbesondere bei IR-lern zwingend Abstand genommen werden und auch Mais, egal in welcher Form gehört in den Hühnerstall und nicht in den Trog eines Pferdes.
Abgesehen davon hat man im Tierversuch nachweisen können das man mit Mais selbst bei gesunden Pferden eine Hufrehe auslösen kann, und das wollen wir ja alle nicht.

Die erforderliche Dosis um ACTH in die jeweilige jahreszeitliche Referenz zurück zu führen ist absolut individuell und kann nicht an der Höhe des Wertes fest gemacht werden.
Meine Ponys hatten zum Beispiel einen ACTH von 3080, das andere 925 und beide sind innerhalb von 70 Tagen mit 0,001mg/KG KM Prascend in die Referenz gefallen.

Allgemein rät man zu einschleichendem Antherapieren weil dies deutlich weniger bis gar nicht Nebenwirkungsbehaftet ist entgegen der Empfehlung im Beipackzettel, wie das aussehen könnte findet sich auch im ABC meiner Signatur unter "Prascend"

Seit wann ist EOTRH bekannt bei deinem Pferd und was wird/wurde als Maßnahmen bisher gemacht? Hat er noch alle Zähne, die Oberen kann ich ja auf seinem Gähnbild noch erkennen?
Habt ihr einen Zahnspezialisten zu Rate gezogen, Röntgenbilder angefertigt worden, sind die Schneidezähne evtl. etwas gekürzt worden um den Druck zu verringern?
Besteht die Möglichkeit das er Schmerzen hat und deshalb eher schwerfuttrig ist?

RICO VON TUC hat ein eigenes EOTRH Tagebuch im Forum, das dürfte vielleicht auch für dich interessant sein.....

Sollte ich nun etwas vergessen haben zu beantworten bitte nochmals nachfragen, ebenso natürlich wenn etwas unklar geblieben ist.

Das leidige Thema Mönchspfeffer:
eff-eins hat geschrieben:
........immer wieder als Prascend Ersatz im WWW und den Köpfen vieler Pferdeleute gehandelt wird.
Nachweislich (sogar durch unten verlinkte Studie belegt) ist ausschliesslich Prascend befähigt ACTH zu senken und gilt als der Goldstandart in der Therapie des ECS.
Auf dem Markt befindliche, viel gelobte und clever beworbene Zufutter können allenfalls als Ergänzungsfutter Erwägung finden wobei auch das wegen der Kontraindikation von Mönchspfeffer bei Hirntumoren (Pferd=ECS=Hypophysenadenom) abzuwägen ist


Der unten angeführte Satz der rot gemarkert ist stammt übrigens aus genau DER von mir genannten Studie !!

XYZ ist allenfalls ein Ergänzungsfutter aber nachweislich keineswegs als Therapeutikum beim ECS einsetzbar, ACTH zu senken und damit das ECS therapiert zu wissen obliegt derzeit einzig dem Goldstandart Prascend.

Mönchspfeffer ist zudem ein sehr starkes "Phytohormon" (es enthält selber keine Phytohormone, dessen Inhaltstoffe Testosteron, Aucubin, und Agnuside üben aber Einfluss auf das hormonelle Geschehen aus, brauchst du das bei deinem Pferd??
Ob man damit nicht auch als Kanone auf einen Spatz schiesst ist fürt mich jedenfalls fraglich!

Mönchspfeffer ist bei ECS (dem liegt beim Pferd zumeist ein Hypophysenadenom zu Grunde) unter Vorbehalt zu betrachten wenn nicht gar kontraindiziert auch wenn das immer wenig Beachtung findet und im WWW noch immer als DIE Alternative zu Prascend rumgeistert.

In USA wird es allerdings in Reinform bei hochdosierten Cushis gegeben wo das Prascend keine weitere Verbesserung erreichen kann.

Bei einem Vergleich mit Pergolid konnte jedoch keine Verbesserung der ACTH-Werte, des Dexamethason-Suppressionstests oder der klinischen Symptome erzielt werden (Beech et al. 2002). Für das Pferd ist in Deutschland derzeit das Ergänzungsfuttermittel XYZ®, Hersteller ABC, Deutschland, auf dem Markt erhältlich, das neben verschiedenen anderen Bestandteilen Mönchspfeffer enthält und zur unterstützenden Behandlung beim PPID eingesetzt wird.
QUELLE

Gegenanzeigen
In welchen Fällen darf das Arzneimittel Mönchspfeffer nicht angewendet werden?
•Das Arzneimittel darf nicht angewendet werden ◦bei Patienten mit östrogenabhängigen Tumoren und Tumoren der Hypophyse (Hirnanhangdrüse).
QUELLE

Da Mönchspfeffer einen Einfluss auf die dopaminsensiblen Rezeptoren haben können, kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen (Östrogene, Antiöstrogene, Dopaminagonisten, Dopaminantagonisten).
QUELLE

_________________
LG Kathi
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