Hallo an alle,
ich bin neu hier und habe mich (wie bestimmt viele) aufgrund des ersten Reheschubes meines Wallachs hier angemeldet. Ich bin völlig neu in der Materie und habe die letzten Tage versucht, mir so viel Wissen wie möglich anzulesen. Schwierig ist dabei, dass sich (wie immer in der Pferdewelt) auch gerne komplett widersprochen wird.
Ich lege hier nun einmal ein Tagebuch für meinen Frodur an in der Hoffnung, dass die Profis hier vielleicht den einen oder anderen Tipp für uns haben, und um einen Überblick für mich über unseren Verlauf zu haben.
Frodurs Daten:Geboren: Mai 2008
Rasse: Konik (Vater) - Haflinger (Mutter) - Mix
Stockmaß: 1,45m
Letztes gewogenes Gewicht (Sommer 2021): 485 kg
Haltung: Ganzjahresweide in großer, altersgemischter Hengst-/Wallachgruppe, im Winter mit Heu und Stroh, im Sommer (ab April) wechselnde Weidestücke dazu
Zusatzfutter: Gurbe Prebiotic, Kristallkraft Nr. 2, Marstall Force, Olimond BB
Arbeit: wenig, die letzten Wochen nahezu gar nicht
Vorerkrankungen: hochgradig Hufknorpelverknöcherung beide Vorderhufe, Probleme LSG/ISG
Was ich aus dem Hufrehe-Buch von K. Rasch gelernt habe, welches ich nun durchgelesen habe:
Warnzeichen, die er hat:Fester Mähnenkamm mit Kammfett, insbesondere seit der Öffnung des letzten Weidestückes einen Tag vor dem Schub
Fettdepots am Rücken ("Nierenpartie"), Schulter, Schweifansatz
Futterrillen an den Hufen
Bisheriger Reheverlauf:Montag d. 22.05.2023:
Mein Mann und ich haben Frodi mit auffälligem, aber uneindeutigem Gangbild von der Weide geholt. Er trat vorne kürzer, war gehunwilliger als sonst, lief insgesamt unnormal. Pulsation konnten wir nicht fühlen, die Hufe waren nicht warm.
Beim Vorführen Schritt und Trab auf Asphalt vor der Weide fiel mir eine deutliche Trachtenfußung auf und Wendeschmerz, sowie festgehaltener, unwilliger Trab und die kurzen Schritte.
Nach dem Führen zum Stallgelände hat sich das Bild in kurzer Zeit deutlich verschlechtert und eindeutiger in Richtung Rehe entwickelt - der Wendeschmerz zeigte sich noch viel deutlicher, eine Stallfreundin meinte, leicht Pulsation zu fühlen, Frodi stellte sich in der Wartezeit auf den TA in die "Zehen-Entlastungsstellung", insbesondere mit dem linken Vorderbein.
Beim TA-Besuch (20 Min. später) fühlte der TA dann deutlich Pulsation und stellte ein rehetypisches Gangbild fest. Auf die Zange reagierte er nicht. Er hatte aber deutliche Probleme, beim Anlegen der Verbände ein Huf längere Zeit vom Boden zu heben und den anderen somit stärker zu belasten. Mein Mann musste schließlich stützen, damit der rechte Verband angelegt werden konnte.
Der TA hat beim ersten Besuch die besagten Verbände angelegt, Heparin gespritzt, Finadyne gegeben, strikte Boxenruhe auf dicker Späneeintreu und Diät verordnet (8 kg eingeweichtes Heu, sonst nichts). Wir haben noch Finadyne für die Tage Dienstag bis Freitag bekommen. Desweiteren sollten wir die Verbände am Dienstag- und Mittwochabend mit Wasser, in welches er eine Art Seife (?) gegeben hatte, angießen zur Kühlung. Er erklärte außerdem, dass Frodur sehr viel zu dick ist und dringend abnehmen muss. Als Auslöser der Rehe könnte die Kombination Schmied am Freitag, neues Weidestück am Sonntag und schwieriges Wetter (27°C schwülwarmfeucht) am Sonntag sowie Übergewicht vermutet werden.
(Meinem Mann und mir fiel ein, dass wir bereits Sonntagabend 3 auffällig kurze Schritte bei Frodi gesehen haben auf dem Sandweg beim Wegbringen, danach lief er auf der Weide aber wieder "normal".)
Dienstagabend d. 23.05.2023:
Am Dienstagabend kam erschwerend eine Kolik hinzu (Behandlung: Krampflöser+Schmerzmittel gespritzt, Wasser+Paraffinöl über Nasenschlundsonde, ausgeräumt - Darminhalt erstaunlich weich, "cremeartig" von der Konsistenz her), wonach Frodi sich geweigert hatte, zu trinken. Wir vermuten, er hatte schon seit Montagabend, als er in die Box kam, nichts mehr getrunken. Als Notlösung haben wir auf Anraten der Klinik 3x tgl. 300 gr Heucobs mit je 4 l Wasser gefüttert, und insg. 1 kg Heu von der erlaubten Tagesportion dafür abgezogen. Ab Sonntag trank er wieder und wir konnten die Heucobs wieder schrittweise reduzieren (gestern gab es nur noch 50 gr).
Freitag d. 26.05.2023:
Letzte Schmerzmittelgabe, Verbände abgenommen.
Mittwoch d. 31.05.2023:
Der TA kam zur ersten Kontrolle. Er war sehr zufrieden mit Frodurs Gangbild - er lief freudig, motiviert und um Welten besser als am Montag. Keine Pulsation mehr. Ich meine, noch eine leichte Fühligkeit gesehen zu haben, der TA meinte, das wäre zu erwarten und normal, aber die Entwicklung sei extrem gut in dieser kurzen Zeit. Wir durften dann ab dem 01.06.2023 wieder anfangen, zu führen. Die Diät soll beibehalten werden, wir dürfen aber einen Teil des Heus auch trocken füttern (da es uns ab nächsten Montag nicht mehr möglich sein wird, selber 3x tgl. in den Stall zu fahren aufgrund der Arbeit, und der Fütter-Service für mit Mittagsmahlzeit nur ohne Einweichen geht. Morgens und abends füttern wir selber und werden diese Portionen weiter einweichen so lange es uns möglich ist.)
Röntgen werden wir kurz vor dem nächsten Schmiedtermin.
Zum Führen meinte der TA, wir sollen ruhig zügig hochgehen mit der Zeit und mit 20 Minuten starten. Das haben wir uns nicht getraut und mit 5 Minuten gestartet. Gestern dann 10 Minuten. Die Bewegung tut Frodi sichtlich gut, er läuft kräftig und motiviert, aber im Vergleich zu vorher noch vorsichtiger, sagt mein überängstliches Gefühl.
Meine aktuellen Fragen:- wie habt ihr alle die Führzeiten gehandhabt? Wir wollten jetzt erstmal bis nächsten Donnerstag noch bei 10 Minuten bleiben, und wenn er das gut macht und keine Verschlechertung auftritt, dann vielleicht auf 15 oder 20 Minuten gehen?
- ich habe für Frodi Hufschuhe (die Equine Fusion Active) und wollte die ihm eigentlich zur besseren Polsterung zum Führen anziehen. Der TA riet von Hufschuhen ab mit der Begründung, das gäbe Druckstellen. Ich bin verwirrt - wir haben die Schuhe seit 4 Jahren und hatten nie Probleme. Zieht ihr euren Pferden Schuhe an zum Führen? Was für Druckstellen sind bei einem Rehehuf im Vergleich zum normalen Huf zu erwarten? Ich habe ihn jetzt ohne Schuhe geführt, täte es aber lieber mit.
- ab wann habt ihr eure Pferde wieder stundenweise auf's Paddock gelassen? Ich wollte da erstmal mit einer Stunde unter Aufsicht starten (optimalerweise mit Schuhen), und gucken, ob er die Ruhe bewahrt.
- wo bekommt ihr Weidenzweige / Birkenzweige her, um die Fresspausen etwas abzumildern? Die darf man ja nicht einfach "frei Schnauze" abschneiden, nehme ich an?
Falls jemand sich das alles durchlesen mochte und Tipps zu meinen Fragen hat - vielen lieben Dank!