Hallo Marlis, auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum
Nimue hat schon vieles geschrieben und auch die für uns wichtigen Fragen gestellt damit wir uns ein umfassendes Bild der Gesamtsituation machen können.
Der Haflinger als Robustrasse ist in der Tat vom Stoffwechsel her genetisch nur bedingt für Weidegang "geeignet" weil diese die Kargheit gewohnte Rasse die Insulinresistenz zum Überleben in freier Wildbahn bei geringem Futterangebot braucht. An sich also ein völlig geniales Phänomen das nur gerne mal ins Krankhafte kippt wenn mehr Energie und Zucker ins Pferdchen hineinkommt als durch Arbeit auch verbraucht wird.
Das hätte dir dein TA aber etwas netter und vor allem genauer erklären können statt ein paar Brocken an vorwurfsvollen Standartsätzen um sich zu werfen.
Nun mach dir keine Vorwürfe das es deinen Liebling mit Hufrehe erwischt hat sondern sieh nach vorn und stecke deine Energie das alles jetzt passend zu managen.
HIER macht dir niemand Vorwürfe, letztlich sind wir alle hier mal irgendwann gelandet weil wir Ähnliches erlebt haben.
Eine Hufrehe kann man tatsächlich nicht im Blut erkennen, lediglich mögliche Auslöser wie Nimue schon schrieb die Hinweis auf Insulinresitenz, EMS oder auch ECS geben können.
Da auch jüngere Pferde Cushing haben können (meine beiden Halbgeschwister- Ponys hatten es bereits dreijährig) und es oft Jahre dauert bis klassische Symptome wie Hirsutismus, atrophierte Rücckenmuskulatur, häufige schlecht therapierbare Infekte usw. ersichtlich werden ist es immer sinnvoll auch darauf einen Blick mit Hilfe des
EMS/ECS Gesamtprofiles zu werfen.
Wenn man nämlich weiß das es die Insulinresistenz nicht nur als eigenständige Erkrankung oder Rassebedingt sondern auch als häufiges Symptom des ECS und EMS gibt schaut man erst Recht darauf um den Auslöser für die Hufrehe zu finden und an den daraus resultierenden Blutwerten Ergebnisorientiert das künftige Gesamtmanagement ableiten zu können.
Das sollte also zeitnah beauftragt werden.
Solange Schmerzmittel gegeben werden, Pulsation fühlbar und die Hufe überwämt sind sollte so wenig Bewegung als möglich zugestanden werden.
Wenn das Pferd wieder schmerzfrei läuft kann mit Geradeausspaziergängen von 5-10 Minuten tgl. begonnen werden, bei bleibendem Wohlbefinden der Hufe kaann dies wöchentlich um weitere 5-10 Minuten gesteigert werden.
Der Huf braucht etwa ein Jahr mit guten Bedingungen (Unterstützung, Rehegerechte Hufzubereitung) bis er einmal gesund in Anbindung herunter gewachsen ist, bis dahin sind schnellere Gangarten, longieren, Sprünge ein absolutes no go.
Um die Hufe dann nach dem aktuellen schmerzhaften Schub Rehegerecht zuzubereiten und evtl. mit einem Rehebeschlag unterstützen zu können sind für den Hufschmied aktuelle Röntgenbilder unerlässlich.
Da Haflinger schwere Tiere sind und das Hufbein wegen des ge oder sogar zerstörten Hufbeinträgers (elastische Verbindung zwischen Hufbein und Hornkapsel, unten als weiße Linie zu sehen) quasi haltlos in der Hornkapsel liegt birgt jeder Schritt ohne Unterstützung die Gefahr von Hufbeinabsenkung und/oder Rotation.
In der akuten Phase kannst du jetzt mit Eiswürfeltüten die Hufe dauerhaft kühlen, einfach mit einem Bändchen locker um die Hufe wickeln und sie abfallen lassen wenn sie aufgetaut sind.
Um die empfindliche Hufbeinspitze aus der Last zu nehmen sollte jetzt ein Hufpolster angelegt werden das die Zehe schwebend stellt.
Schau mal
HIER.
Also sofortige Maßnahmen wären jetzt für dich:
* Hufrehepolster anlegen
* Hufe kühlen
* EMS/ECS Gesamtprofil beauftragen, siehe im ABC meiner Signatur. Pferd darf gerne Heunüchtern sein weil Nahrungskarenz beim Dauerfresser zu Stress führt der seinerseits Werte verfälschen kann. Lediglich auf Kraftfutter und Weidegang, Leckerlies sollte 12 Stunden zuvor verzichtet werden. Das versteht sich aber bei einer Rehe von selbst das dies aktuell sowieso nicht auf dem Plan steht. Lediglich bei Funktionstests ist eine Nahrungskarenz angezeigt und die braucht es nicht und sind bei einem Rehelein auch nicht sinnnvoll.
*konsequent Notfalldiät anbieten mit abgewogenem, einstündig gewaschenem Heu
* Pferd weich und separat stellen damit es einen komfortablen Untergrund hat und sich entsprechend schmerzreduzierend stellen kann und nicht durch andere Herdenmitglieder zur Bewegung animiert wird.
Und besonders wichtig:
*
Kopf nicht hängen lassen, das lohnt nicht denn unter passendem Gesamtmanagement hat man eigentlich schnell wieder alles im Griff