Teil 2 - und wieder Rehe...
Zwei weitere Jahre hatte ich noch meinen Offenstall, dann musste ich umziehen. Fast zur gleichen Zeit wurde mein anderer Hafi Seppi schwer krank und ich musste ihn einschläfern lassen. Winnie stand alleine in seinem Teil des Offenstalls, während die anderen zwei Pferde einer Freundin auf die Weide durften, teilweise auch außer Sichtweite. Winnie sah ganz traurig aus und ich hatte eine weite Anfahrt an den Stall. Also zog auch Winnie um.
Er steht nun seit knapp 4 Jahren auf einem Bauernhof mit einer Stute zusammen. Die beiden haben eine große Box, von der aus sie auf einen kleinen, gepflasterten Außenbereich können, dahinter ist noch ein kleiner, unbefestigter „Paddock“. Im Winter stehen die beiden dort, im Sommer ist das Tor zur angrenzenden Weide offen.
Die Weide ist für Winnie perfekt. Der Boden ist sehr steinig und lehmig, dementsprechend wächst dort nicht allzuviel Gras. Das, was dort wächst, ist ausgesprochen mager.
Im zweiten Sommer hab ich’s mich getraut Winnie ohne Fresskorb auf die Weide zu schicken. Den hatte er da nur im Frühling an. So habe ich das dann auch letztes Jahr gehandhabt, und es hat super geklappt. Winnie hatte keine Probleme mit Rehe und fett wird er dort auch nicht.
Leider hustet er seit 1 ½ Jahren, zuletzt so schlimm, dass man ihn nicht mehr reiten konnte. Ich hab immer den TA gerufen, aber der Husten ging einfach nicht dauerhaft weg. Heu einweichen ist dort etwas schwierig. Die andere Einstellerin, meine zwei RB‘s und ich teilen uns die Arbeit am Stall (füttern, misten etc). Allerdings sind wir alle 4 inzwischen durch Job oder Familie recht eingebunden. Man kann nicht immer so, wie man gerne würde…
Der Bauer bot uns Anfang Januar diesen Jahres an, uns Heulage statt Heu zu fahren, welche wir von da an wirklich in Maßen verfütterten. Gleichzeitig fing ich an, eine Mischung aus Schwarzkümmelöl, Anisöl, Eucalyptusöl, Thymianöl, Minzöl und Bitterfenchelöl zu füttern, der ganze Chemiekram vom TA hatte ja nun keinen Erfolg gebracht. Der Husten verschwand und Winnie war endlich wieder reitbar und quietschfidel.
Am 7. Februar (also 5 1/2 Jahre nach dem letzten Reheschub) lief Winnie vorne steif. Eigentlich war mir da schon alles klar. Die TÄ kam und diagnostizierte Rehe. Sie meinte es wäre ein leichter Schub. Auf meinen Wunsch hin machte sie Winnie einen Aderlass, spritzte ihn danach und ließ mir Equipalazone da. Die Heulage sollten wir mit Stroh mischen, könnten wir aber trotzdem weiter verfüttern war ihre Aussage. Winnie lief zwar recht steif, aber weder das, noch sein Gesichtsausdruck waren mit dem ersten Schub vor knapp 6 Jahren zu vergleichen.
Nach einer Woche hatte sich weder etwas verbessert, noch verschlechtert. Die TÄ kam zum zweiten Mal. Wieder Equipalazone und angeblich ein Hufgeschwür, dass sie beim letzten Mal nicht erkannt hätte. Ihrer Meinung nach könnte die Rehe auch eine Überlastungsrehe sein, weil Winnie das „Hufgeschwür-Bein“ wahrscheinlich entlastet hätte. Wenn, dann würde das Geschwür aber sehr weit oben sitzen und sie wollte es nicht eröffnen. Also Antibiotika.
…Aha!? Hab ich ja noch nie gehört…
Doch, doch, das Geschwür würde dann mit ein bißchen Glück ausheilen.
…Ok!? Aber da ist doch dann wahrscheinlich ein Fremdkörper im Huf!?
Der wächst dann irgendwann mit raus.
Naja. Was soll ich sagen. Ich bin nunmal kein TA, war zwar skeptisch, aber hab sie machen lassen. Also auch noch Antibiotika ins Pferd.
Es dauerte nochmal eine Woche bis Winnie wieder etwas besser lief. Nochmal gut 1 ½ Wochen später war der Spuk vorbei.
Die Kräuterölmischung haben wir übrigens direkt vom ersten Tag des Reheschubs an weggelassen.
Bis zum 25. März bekamen Winnie und seine Kumpanin noch Heulage mit Stroh. Ungefähr eine Woche vorher fingen beide leicht an zu husten. Weil die andere Einstellerin bei Husten Schüsslersalze gibt und damit recht ansehnliche Erfolge erzielt hatte, habe ich Winnie dann auch Schüsslersalze besorgt und gegeben.
Am 25. März abends wollte ich die letzten Reste von dem Heulageballen geben, und sehe, dass die letzte Rippe untendrunter etwas schimmlig ist. Man hat davon vorher nichts gesehen und gerochen hat die Heulage auch gut. Den Rest hab ich natürlich weggeworfen. Der Bauer hatte keine Heulage mehr, also hat er uns dann Heu gefahren.
Am 28. März fängt Winnie wieder an zu tickern. Der TA kommt (selbe Praxis wie vorher, allerdings arbeitet die TÄ vom letzten Mal dort jetzt nicht mehr) und diagnostiziert den nächsten Reheschub. Die Pferde haben da nur Heu bekommen und waren mit Stroh eingestreut. Winnie bekam seine Schüsslersalze und Mineralfutter, sonst nichts. Mit dem Anweiden haben wir auch noch nicht angefangen.
Der TA hat Winnie gespritzt (Blutverdünner) und ab dem nächsten Tag zunächst je 2 Beutel Equipalazone und eine halbe ASS angeordnet, außerdem hab ich ihm die Hufe in Wassereimern gekühlt. Das hat er sich allerdings nur am ersten Tag gefallen lassen, danach meinte er, er müsste die Eimer umwerfen oder Blödsinn mit seiner Unterlippe und dem Wasser machen.
Stehen geblieben ist er jedenfalls nicht darin, so sehr ich’s auch probiert hab. Die Schüsslersalze hab ich vorsichtshalber abgesetzt, der Husten war aber eh wieder weg.
Gelaufen ist er noch freiwillig, wenn auch nicht gut.
Am 31. März hat der Dicke die Hufe schon wieder ganz gut gegeben.
Am 1. April wurden Röntgenbilder gemacht.
Ab dem 2. April je ein Beutel Equipalazone morgens und abends plus die ASS.
Am Montag drauf, also am 4. April, kam dann das Ergebnis vom Röntgen. Eine Rotation in beiden Vorderhufen von 9,6 Grad, eine Absenkung von 1 cm.
Der Schmied war am selben Tag am Stall und hat sich Winnie angeschaut. Nachdem er sich mit dem TA kurzgeschlossen hatte, haben er und ich dann ausgemacht, dass wir für den 11. April, also gestern einen Termin für einen Rehebeschlag machen. Winnie konnte letzte Woche die Hufe noch nicht lange geben.
Nach Absprache mit Schmied & TA hatten wir am Stall einfach die Box ganz dick eingestreut. Beide waren der Ansicht, dass das reicht, weil Winnie wirklich nicht so arg schlecht lief, und ebenfalls beide der Ansicht waren, dass Rotation und Absenkung nicht von diesem Schub kommen, evtl. sogar von dem schlimmen Schub von vor 6 Jahren.
Bis gestern lief Winnie sogar schon wieder so gut, dass man kaum gesehen hat, dass da was nicht in Ordnung ist. In den Wendungen sah man es noch deutlich, ansonsten kaum noch.
Seit gestern hat der Dicke nun Duplos mit ner Polsterung drauf. Das Beschlagen hat wunderbar geklappt und beim Vorlaufen danach ist der Dicke sogar von alleine angetrabt. Mal schauen, wie er damit zurecht kommt. Vorher lief er seit ca. 7 Jahren barhuf, war aber nie ein besonders gutes Barhufpferd…
Falls sich jemand bis hierher durchgekämpft hat, nun zu meinen Fragen.
Ich würde gerne schauen, ob ich das Schmerzmittel absetzen kann. Ich bin eigentlich kein Fan davon, das Pferd länger als nötig mit Medikamenten vollzupumpen. Ob ich das wagen kann?
Wie sieht das mit den ASS aus? Sollten wir die weitergeben? Oder Gingko aus der Apotheke? Falls ja, wie dosier ich das?
Außerdem meinte der TA, dass man sagen würde, Pferde sollten ab einer Rotation von 10 Grad nicht mehr geritten werden, und Winnie läge da an der Grenze. Wie seht ihr das? Nur, dass mich keiner falsch versteht, falls er nicht mehr reitbar wäre, wäre das natürlich auch in Ordnung, aber ich bin mir da jetzt so unsicher.
Ach ja. Ein Termin um auf EMS und Cushing zu testen ist gemacht. Außerdem hat Winnie gestern Erde gefressen (das erste Mal, dass ich das in 18 Jahren bei ihm gesehen hab). Mineralfutter hat er die ganze Zeit bekommen, aber scheinbar fehlt ihm ja trotzdem irgendwas!? Ich habe auch das Formula4Feet bestellt, das sollte heute ankommen. Das kann ich bedenkenlos geben, oder?