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BeitragVerfasst: 02.08.2021, 18:41 
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Hey ihr Lieben!

Ich habe seit ca drei Monaten eine fünfjährige Ponystute, welche vorher beim Schlachter stand. Ihre Hufe sahen schlimm aus und es war klar, dass sie mehrere Reheschübe gehabt haben muss, die nicht behandelt wurden. Dementsprechend hatte sie Schnabelhufe und Röntgenbilder haben gezeigt, dass beide Hufbeine in den Vorderhufen rotiert sind. Sie hatte jedoch bei mir noch keinen Reheschub und unmittelbar vor dem Kauf auch nicht. Sie macht gerade Diät und steht auf einem Sandpaddock.

Nachdem sie ca 2 Wochen bei mit war, hat sie angefangen, stark zu lahmen und Wendeschmerzen zu zeigen, was sich jedoch mit Hufverbänden in den Griff bekommen ließ. Ihre Hufe werden aktuell regelmäßig behandelt, damit das Hufbein wieder in seine korrekte Position zurückwachsen kann und mittlerweile haben die Hufe wieder eine normale Form. Das Problem ist, dass die Fühligkeit und teilweise Lahmheit nicht verschwinden. Wenn die Verbände drauf sind ist es ok, jedoch wird es wieder schlimmer, sobald die Verbände ab sind. Der Tierarzt meinte, das liegt wahrscheinlich daran, dass das Hufbein auf die Sohle drückt und hat einen Beschlag empfohlen, der die Hufsohle entlasten soll, was wir jedoch erstmal nicht gemacht haben.

Meine Frage ist: Ist das normal, dass ein Pferd so lange lahmt/ fühlig läuft, obwohl dem kein akuter Reheschub vorangegangen ist? Das zieht sich mittlerweile schon über Monate hin und langsam mache ich mir Sorgen. Ich kann ihr auch nicht monatelang Hufverbände anlegen.

Über Gedanken und Ideen würde ich mich sehr freuen!


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BeitragVerfasst: 02.08.2021, 19:58 
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Hallo und herzlich Willkommen im Forum :hallo:

Zunächst möchte ich dir meinen Respekt aussprechen das du die arme kleine Socke in deine Obhut genommen hast :2daumenhoch:
Zuerst werden sie falsch gehalten und ernährt, als Rasenmäher und Kinderponys missbraucht um sie dann, wenn sie "Kaputt" sind mit Schmerzen zum Schlachter und nicht selten auf Schlachttransporte zu geben.

Als Shetty ist sie leider für eine IR (Insulinresistenz) prädisponiert. Das heißt Shettys haben dieses an sich geniale Phänomen, genau wie alle Robustrassen und Spanier, in die Wiege gelegt bekommen was ihnen in freier Wildbahn das Überleben in Kargheit sichert, unter zu reichlicher oder "Falscher" Fütterung schnell ins Krankhafte kippt.

Falsche Fütterung habe ich bewußt in "" gesetzt weil ein Heu das über 10% Gesamtzucker enthält schon als ungeeignet anzusehen ist, wird es dann zudem evtl. ad lib oder über Bedarf gefüttert kippt der Kohlenhydratstoffwechsel, die Glukose und das Insulin steigen dauerhaft an und schwächen die inneren Hufstrukturen bis eine Hufrehe zu beklagen ist.

Selbst bei einer nicht akuten sondern chronischen Hufrehe kann eine Fühligkeit durchaus darin begründet liegen.

Desweiteren sind unzureichende Hufzubereitungen, da meistens allen voran schnabelnde oder zumindest zu lange Zehen und untergeschobene Trachten, häufig ein Grund die Hufrehe mechanisch zu unterhalten.
Wird die Hornkapsel nicht annähernd parallel zum Hufbein geraspelt um eine physiologische Hornkapsel anzustreben die ein runterwachsen in Anbindung überhaupt erst möglich macht, wird der Hufbeinträger bei jedem Schritt gezerrt was nicht nur schmerzhaft ist sondern auch einer Gesundung im Wege steht.

Eine Hufbeinsenkung kann auch zu dauerhafter Fühligkeit führen, je nachdem wie dick die Sohle noch ist und wie weit das Hufbein abgesunken ist.

Aus vor kurzem gemachter Erfahrung kann ich dir sagen das Rehehufe die im kurzen Intervall rehegerechte Maßnahmen wie Beklebe/ Beschläge oder Polster bekommen trotzdem immer auf Erfolg mittels RöBis kontrolliert werden sollten.
Ein Rehehuf befindet sich im permanenten Wandel und was aktuell gut und richtig ist kann nächste Woche nachteilig sein.

Das heißt nicht das man wöchentlich RöBis machen lassen sollte, aber spätestens dann wenn bisherige Maßnahmen nicht gegriffen haben (wie bei euch jetzt) sollte man nochmal schauen wie es innen aussieht.
Auch kann man daran gut erkennen ob die Hufzubereitung adäquat genug ausgeführt ist oder hier und da wichtige Optimierungen erforderlich sind.

*Du hast Röntgenbilder machen lassen? Die würden wir hier gerne sehen, genau wie Hufbilder die du bitte gemäß der Anleitung im ABC meiner Signatur anfertigst.
Empfehlenswert ist nochmals Bilder anfertigen zu lassen, siehe obige Erklärung zum Warum.

*Sind im Rahmen der Ursachenforschung für die Hufrehe Blutwerte (EMS/ECS Profil) genommen worden? Daran kann man ein EMS, ECS und eine IR ablesen, man hat also einen Stoffwechselüberblick der unerlässlich ist will man eine Verbesserung erreichen.
Man muß die Ursache wissen und der begegnen, alles andere ist ein puscheln an den Symptomen und nicht zielführend.
Das Profil kannst du auch im ABC nachlesen, ist es bisher nicht gemacht sollte dies zeitnah nachgeholt werden.

*Was wiegt die Maus und wieviel Heu bekommt sie?
Um einen Gewichtsverlust zu erreichen ändert man die Raufutterernährung auf 2% des Idealgewichts (Zielkörpergewicht) oder eben auf 1,5% des aktuellen Gewichts (je nachdem, was größer ist).
So ist sicher gestellt das das Pferd gesund abnimmt und nicht wegen einer negativen Energiebilanz in eine Hyperlipämie gerät.

*Bekommt sie nur Heu oder auch Ergänzungsfuttermittel oder Mineralien, wenn ja welches und wieviel jeweils?

* Sandpaddock ist sicher relativ befestigt und kein tiefer trockener Mullersand und als Separee für dein Shetty angelegt?
Ein weicher verformbarer Untergrund (z.B. Sandkistensand, Späne, Torf, aufgeweichte Holzpellets, Stroh ist eher ungeeignet weil es nicht punktuell nachgibt) ist ein unbedingtes Muss damit das Pony seine Hufe komfortabel darin stellen kann.
Bitte keine erzwungene Bewegung sondern nur die Eigenbewegung!!!

*Bekommt dein Shetty Schmerzmittel oder bekam es welches und welches war/ist es?
Shettys vertragen häufig den Wirkstoff Phenylbutazon nicht, reagieren mit Hufrehe oder eine Bestehende wird dadurch unterhalten.
Bitte in dem Fall den Wechsel auf ein anderes Präparat mit dem TA besprechen, es wurde oft beobachtet das dann ein Reheschub endlich endete.

Eine Hufunterstützung wie Rehebeschlag/Bekleb ist eine tolle Sache, allerdings unter einem akuten Geschehen zumindest ein Beschlag schwer umzusetzen.
Es gibt mittlerweile Kleber die nicht mehr heiß werden sodass ein Bekleb durchaus aktuell einsetzbar wäre.
Voraussetzung dafür sind aber Brandaktuelle Röntgenbilder wonach zuerst die Hufzubereitung durchgeführt und dann der Bekleb aufgebracht wird


Ich möchte dir gerne die folgende PDF ans Herz legen deren Inhalt dich über Vorgänge im Huf und erforderliche Maßnahmen umfassend aufklärt.
Der Verfasser des Fachbeitrages ist der Entwickler des RB Carbon und Mitentwickler des Reheduplo und DER Hufrehefachmann schlechthin!
http://www.die-hufschule.de/SHR15.pdf

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LG Kathi
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BeitragVerfasst: 03.08.2021, 06:52 
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Auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum!
Was hast Du denn für ein Pony und ist sie noch zu dick oder schlägt die Diät bereits an? Hast Du schon einmal Blutwerte überprüfen lassen?
PanJaeris hat geschrieben:
Das Problem ist, dass die Fühligkeit und teilweise Lahmheit nicht verschwinden. Wenn die Verbände drauf sind ist es ok, jedoch wird es wieder schlimmer, sobald die Verbände ab sind. Der Tierarzt meinte, das liegt wahrscheinlich daran, dass das Hufbein auf die Sohle drückt und hat einen Beschlag empfohlen, der die Hufsohle entlasten soll, was wir jedoch erstmal nicht gemacht haben.

Meine Frage ist: Ist das normal, dass ein Pferd so lange lahmt/ fühlig läuft, obwohl dem kein akuter Reheschub vorangegangen ist? Das zieht sich mittlerweile schon über Monate hin und langsam mache ich mir Sorgen. Ich kann ihr auch nicht monatelang Hufverbände anlegen.

Deine Beschreibung liest sich für mich so, dass die Hufe einer Polsterung bedürfen. Statt eines Beschlages könnte auch ein Hufschutz geklebt werden. Da wirst Du bei dem Link von Kathi einiges zu finden.

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Gordo

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BeitragVerfasst: 03.08.2021, 09:08 
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wäre nicht auch ein Strahlpolster Plus Hufschuhe denkbar?

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BeitragVerfasst: 16.08.2021, 12:08 
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Hey,
vielen Dank für die vielen Rückmeldungen! Sie läuft jetzt tatsächlich seit ca zwei Wochen nicht mehr fühlig, was gut ist, da wir so langsam mit etwas Bodenarbeit angefangen können, damit sie abnimmt. Keine Angst, sie kennt noch nicht viel, daher wird es sowieso nur leichte Bodenarbeit sein. Sie stand vorher beim Schlachter und wurde gemästet, daher die Rehe. Bei ihr handelt es sich um eine Dülmener Stute. Ich kann noch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob die Diät anschlägt und tatsächlich habe ich ihr Heu noch einmal auf vier Kilo pro Tag reduziert. Ich weiß leider nicht, wie viel sie wiegt. Außer dem Heu bekommt sie vorerst nichts weiteres, bis die Diät anschlägt. Die Blutwerte habe ich noch nicht überprüfen lassen, obwohl ich selber auch schon den Verdacht hatte, dass sie EMS haben könnte. Allerdings wäre bei EMS die Behandlung ja die gleiche wie das, was ich aktuell mit ihr mache (Diät und Bewegung), oder? Schmerzmittel hat sie zu keinem Zeitpunkt bekommen, da ich dem Lahmen mit Hufverbänden besser Herr werden konnte und ich ihren Körper nicht zusätzlich mit Schmerzmitteln belasten wollte.

Mit der Hufbearbeitung bin ich eigentlich zufrieden. Was die Hufbearbeitung betrifft, bzw dem Umgang mit Beschlägen etc. halte ich mich gerne an die Huforhtopädie um Konstanze Rasch. Ich glaube, die Hufe brauchen einfach Zeit, bis das Narbenhorn herausgewachsen ist und die Hufe nach und nach in ihre natürliche Form zurück gewachsen sind. Die Sohle wurde wahrscheinlich durch das Hufbein gereizt und ich könnte mir vorstellen, dass das nach dem nächsten Schmiedbesuch auch wieder kurz der Fall sein könnte. Ihre Hufe waren recht lang und sie hatte typische Schnabel-/Knollhufe entwickelt. Ich könnte mir vorstellen, dass der Schmied die Hufe zu schnell zu stark beschnitten hat, damit sie eine normale Form haben und ihre Sehnen und wie gesagt die Sohle das nicht so gut vertragen haben.

Bei Interesse kann ich euch gerne weiterhin auf dem Laufenden halten!

Liebe Grüße


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BeitragVerfasst: 16.08.2021, 13:00 
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Beiträge: 11660
Natürlich würden wir gerne auf dem Laufenden gehalten werden.

Es ist nicht verkehrt das der HS die Hufe in eine physiologische Form bringt um ihnen das Herunterwachsen in Anbindung dadurch überhaupt erst zu ermöglichen.
Das sollte aber immer in Verbindung mit Röntgenbildern geschehen weil sonst alle Maßnahmen am Huf auf Kristallkugeldiagnostik basieren was schnell fatal werden kann.
Darin kann auch die besondere Fühligkeit nach der Hufzubereitung begründet liegen.
Eigentlich sollte ein Rehepferdchen nach der Hufzubereitung gleich gut oder besser laufen können. Ist das nicht der Fall liegt i.d.R. ein Problem vor das unberücksichtigt geblieben oder unpassend angegangen worden ist.

Wenn sich bereits ein lamellarer Keil gebildet hat das die typische schnabelnde Zehe hervorruft wächst dieser von alleine nicht raus sondern begünstigt, nicht zuletzt wegen seiner Minderqualität, aufsteigende Infektionen und die Ausheilung weil der Hufbeinträger immer wieder neu zerreisst und geschwächt wird.

Gerade bei einer metabobischen Rehe, die ja offensichtlich bei deiner Stute vorliegt, ist Bewegung das A und O um den Kohlenhydratstoffwechsel wieder in die Spur zu bringen.
Aber ohne Huf kein Pferd.
Soll heißen das die Hufe das auch hergeben müssen weshalb die Bewegung zwingend reguliert und angepasst ausfallen muß um bisher Erreichtes nicht zunichte zu machen

Die Raufutterreduktion auf aktuell 4 Kilo (das wäre bei der angestrebten 1,5% Regel für Diät ein 266 Kilo Pferd) scheint dem Durchschnitts Dülmener Gewicht von 240 -300 Kilo angemessen.
Unter dem sollte das Raufutter aber nicht liegen um keine Hyperlipämie zu riskieren was bei adipösen Tieren durch plötzliche Hungersnot wegen einer Negativbilanz schnell passieren kann.

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LG Kathi
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BeitragVerfasst: 17.08.2021, 07:04 
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Registriert: 09.01.2019, 23:07
Beiträge: 2233
Wohnort: im schönen Norden
PanJaeris hat geschrieben:
Sie läuft jetzt tatsächlich seit ca zwei Wochen nicht mehr fühlig, was gut ist, da wir so langsam mit etwas Bodenarbeit angefangen können, damit sie abnimmt. Keine Angst, sie kennt noch nicht viel, daher wird es sowieso nur leichte Bodenarbeit sein.
Prima, dass es ihr besser geht und etwas Bodenarbeit möglich ist. Es ist ja auch schon hilfreich, wenn der Kopf beschäftigt wird und es so positive Fresspausen gibt. Lässt sie sich denn schon gut führen?

PanJaeris hat geschrieben:
Sie stand vorher beim Schlachter und wurde gemästet, daher die Rehe. Bei ihr handelt es sich um eine Dülmener Stute. Ich kann noch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob die Diät anschlägt und tatsächlich habe ich ihr Heu noch einmal auf vier Kilo pro Tag reduziert. Ich weiß leider nicht, wie viel sie wiegt. Außer dem Heu bekommt sie vorerst nichts weiteres, bis die Diät anschlägt. Die Blutwerte habe ich noch nicht überprüfen lassen, obwohl ich selber auch schon den Verdacht hatte, dass sie EMS haben könnte. Allerdings wäre bei EMS die Behandlung ja die gleiche wie das, was ich aktuell mit ihr mache (Diät und Bewegung), oder? Schmerzmittel hat sie zu keinem Zeitpunkt bekommen, da ich dem Lahmen mit Hufverbänden besser Herr werden konnte und ich ihren Körper nicht zusätzlich mit Schmerzmitteln belasten wollte.
Das klingt nach einer schlimmen Geschichte und keinem vertrauenserweckendem Kontakt zum Menschen. Wie ist sie denn im Umgang mit Dir? Stammt sie aus dem freilebenden Verband?
Dein Vorgehen klingt ansonsten erstmal passend: langsame Diät und möglichst wenig Zusätzliches. Ich würde so bald wie möglich das Blut untersuchen lassen, nicht nur wegen des Stoffwechsels, sondern auch wegen Mineralien & Co. Einfach, um einen Überblick über ihren Zustand zu bekommen, nachdem sie ja definitiv krankmachend gehalten wurde vorher.

PanJaeris hat geschrieben:
Bei Interesse kann ich euch gerne weiterhin auf dem Laufenden halten!
Na klar, Interesse ist da! :2daumenhoch:

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Viele Grüße
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