Hallo,
irgendwie bin ich gerade in meinem persönlichen Alptraum gelandet, 2 meiner 6 Pferde sind an Rehe erkrankt und ich bin gerade ziemlich verzweifelt. Ich habe seit ca. 5 Jahren einen eigenen Stall, mit großen Koppeln, einem Offenstall für 8 Pferde und einen Boxenstall mit sehr großen Boxen ( 16qm ) auch für 8 Pferde. Jeder Stall bildet eine eigene Herde.
Jedes Jahr zu Beginn der Weidesaison, haben wir unsere Pferde behutsam angegrast, über einen Monat hinweg, täglich gesteigert und dann auf die hochstehenden Koppeln geschickt, wenn möglich Tag und Nacht. Wenn die Boxenpferde mal rein mussten, wegen der Hitze tagsüber oder Gewitter nachts, gab's ordentlich Heu ( 12-18kg ), dann wieder morgens auf die Koppeln mit viel Gras. Im Winter hatten die 8 Boxenpferde 2 große Heuballen, die in 2 Raufen standen zur Verfügung. Nachts dann wieder Heu in der Box. Kurz um, Futter bis zum Umfallen.
Dieses Jahr im Frühjahr, kam das große Umdenken bei mir. Ich hab mir meine Pferde angeschaut ( die auch immer zu wenig Bewegung unter dem Reiter haben ) und mir an den Kopf gehauen. Irgendwie war ich stockblind, 4 meiner Pferde waren absolut übergewichtig und mussten dringend abspecken. Allen voran mein Andalusier, der locker 100 kg zuviel auf den Rippen hatte, aber auch der Quarter und die 2 Shettys mussten Diät halten.
Gesagt, getan. Heu auf dem Winterauslauf gab es ab sofort nicht mehr, nur in der Box am Abend, gab es angepasst an jedes Pferd, 1,5kg-2kg pro 100kg Körpergewicht ( die dicken ca. 6-7kg und die normalgewichtigen um die 10-11kg ). Als dann die ersten Koppeln Gras hatten, habe ich den Koppelgang mit 10 min. täglich begonnen und nach 1,5 Monaten war ich dann auf ca. 3 Stunden täglich. Allerdings nicht auf offenen Koppeln, sondern es wurde täglich ein kleines Stück weitergesteckt. Es war toll zu sehen, wie die Pfunde purzelten und wie agil der Spanier plötzlich wieder war. Die, die mir zu schlank wurden, bekamen dann abends mehr Heu zur Verfügung und etwas Müsli zugefüttert. Der Spanier hat mit Sicherheit seit Februar 50 kg abgespeckt, der Quarter ca. 30kg. Ich war schon ein bisschen stolz auf mich, weil ich diesen hungrigen Pferdeaugen so schlecht widerstehen konnte, die ganzen Jahre. Aber mir ist klar geworden, dass ich so nicht weitermachen konnte, wenn ich noch länger Spass an meinen Jungs haben wollte.
Dann Ende Mai der Schock!!!!
Diagnose bei meinem Spanier: HUFREHE!!
Alles veranlasst was notwendig war! Tierarzt kam gleich ( meine Tochter macht eine Ausbildung in einer Pferdeklinik, mit wirklich unglaublich tollen und engagierten Tierärzten ).
Es wurde sofort gehandelt: Röntgenbilder, Heparin, Hufverbände das ganze Prozedere.
Röntgenbilder waren nicht auffällig, keine Rotation erkennbar. Blutbild in Ordnung. Es wurde weiterhin strikte Diät und erstmal Boxenruhe verordnet ( was bei dem Andalusier allerdings ein wirkliches Problem ist, da er sehr an der kompletten Herde klebt ). Er tobte in der Box und ist wie wild umhergesprungen. Klar, die Schmerzen hielten sich ja, dank Phynylbutarim in Grenzen. Nach Absprache mit dem Tierarzt, durften wir ihm ein kleines Paddock abstecken, ohne auch nur den geringsten Grasbewuchs, neben der Herde. Da gab er dann Ruhe und hat sich mit seinem 1kg Heusack begnügt. Das Heu wurde nochmals reduziert, auf 4,5 kg am Tag. Nach 2 Wochen schon, durfte er einen Rehebeschlag bekommen, ging absolut lahmfrei, die Röntgenbilder waren immer noch ohne Befund. Die anderen Pferde in der Herde, mussten sich mit noch weniger Gras begnügen, weil ich schon Panik hatte, dass noch ein Pferd betroffen sein könnte.
Alle Pferde, insbesondere der Spanier, haben stetig an Gewicht verloren und sahen wirklich wieder gut aus, ohne dass man Sorge hatte, die platzen einem gleich. Der Spanier blieb weiterhin auf seinem Paddock und die anderen durften weiterhin ein wenig Gras geniessen ( über eine Breite von ca 25m, haben wir ca. 0,75m weitergesteckt täglich, das Gras was dort gerade wächst ist wirklich schon braun, weil es zur Zeit nur wenig regnet bei uns ). Alles fing wieder an seinen gewohnten Lauf zu nehmen, bis letzte Woche dann unser Quarter mit einer Rehe auf der Koppel stand.
Tierarzt wieder angerufen, der sofort kam und Röntgenbilder machte, wieder Bilder ohne Befund! Blut war auch in Ordnung. Der Quarter pulste ordentlich auf 4 Füßen. Also Hufverbände, angießen, Boxenruhe, kein Gras etc. Den Spanier habe ich ihm dann gleich in die Nachbarbox gestellt. Wir haben dann, nachdem er nach 6 Tagen immer noch pulsierte, einen Aderlass gemacht, der gar nichts brachte
. Pulsiert lustig weiter vor sich hin und hat dauernd Hunger.
Beide Pferde also in der Box, der Spanier wurde nach Rücksprache mit den Ärzten wieder bewegt ( 10 min täglich an der Longe, Schritt und kurze Trabeinlagen, und ein bisschen freie Bewegung auf dem Platz, wenn er nicht zu sehr tobt ). Der Quarter muss weiterhin stehen. Ich habe wirklich alles befolgt, was mir geraten wurde. Das Heu wird von mir genauestens abgewogen und gewässert. Gestern morgen dann der Vorschlaghammer, der Spanier kann fast nicht aus der Box, weil er wieder einen Schub hat. Tierarzt kam 3 Stunden später und es war schon wieder deutlich besser, ohne dass ich Schmerzmittel gegeben habe ( ist das normal? ) Pulsation war auch deutlich am morgen, beim Tierarzt wesentlich weniger. Selbst die Eisen konnten drauf bleiben. Er bekam wieder Buta (iv) und heute morgen war der Spuk vorbei. Er wird jetzt die Tage in die Klinik gebracht um einen EMS Test zu machen.
Vielen Dank fürs Lesen. Vielleicht erkennt ja jemand aus meinem Bericht, was genau ich falsch mache und hat Tips für mich. Vielleicht kann mir auch jemand erklären, warum die Pferde jetzt, nachdem ich die Fütterung umgestellt habe und alles deutlich reduziert habe, diese Rehe bekommen. Die Jahre zuvor hätte ich es verstanden, weil es 24 Stunden Gras und Heu gab.
Danke schon mal für Eure Unterstützung.
Liebe Grüße
Roostix