Ich weiß, klingt etwas seltsam und leider muss ich auch ein wenig ausholen. Also danke ich jedem vorab, der sich die Mühe macht, sich durch den nun folgenden sehr langen Text zu wühlen.
Ich bin ein wenig ratlos, habe Bedenken, "den richtigen Moment" zu verpassen und möchte einfach ein paar Denkanstöße.
Es geht um einen mittlerweile 16jährigen Warmblutwallach, Dunkelfuchs mit recht viel Weiß, seit 12 Jahren in meinem Besitz und bis vor einigen Jahren auch sehr erfolgreich im Amateursport bis M/B (Dressur) eingesetzt.
2002 (also zehnjährig) hatte er eine Griffelbein-OP hinten links, 2005 im Januar (dreizehnjährig) eine recht dramatische Kolik-OP aufgrund eines Lipoma Pendulans (Fettgeschwulst, die sich an einem Bindegewebsfaden um den Dünndarm geschlungen hat), bei der drei Meter Dünndarm entfernt wurden.
Die folgenden Berichte stammen aus einem kleinen privaten Forum, ich wollte einmal die ganze Krankengeschichte zusammentragen, daher ist es ein etwas lachser Wortschwall, aber ich mochte nicht alles nochmal zusammenschreiben. Der Professor ist mein Pferd.
Letzten März nahm das Drama seinen Lauf. Angefangen hat es mit leichter Lahmheit vorn Links - TA hat abgespritzt, da war er rechts lahm - da auch abgespritzt, dann hinten links leicht, hab ich aber als das schlechte Bein abgetan. Gut, als Hufgelenksentzündung vorn links und Fesselgelenksentzündung vorn rechts. Hatten zu dem Zeitpunkt einige Pferde im Stall, das war als es im Frühjahr so schweineheiß und die Böden so knochentrocken waren. Wurde konventionell behandelt, Hyaluronsäure und Entzündungshemmer ins Gelenk (Danke an Dr. Korn aus der Klinik Brems, er ist klasse und ich kann ihn nur jedem empfehlen).
Abschlussuntersuchung war auch ohne Befund und ich hatte das ok zum Reiten. An dem Tag, als ich es versucht habe, stand er nach dem Versuch auf drei Beinen mitten auf dem Hof und bewegte sich nicht mehr. Hinten links war er nur am Austreten, der ganze Rücken war verkrampft und er konnte sich nicht bewegen. Zum "Glück" war eine TÄ am Stall. Sie behandelt den Professor normalerweise nicht, aber das war ja wirklich akut, also hab ich sie um Hilfe gebeten. Sie hat dann gemeint, das sei sicher ein Kreuzverschlag, denn er war ja so lang gestanden und überhaupt. Naja, hat ihn dann mit Spritzen vollgepumpt (180 Oschen hat mich der Abend gekostet *grmpf*) und ein großes Blutbild gemacht. Ergebnis: Muskelwerte ABSOLUT ok, keine Entzündung mehr im Pferd aber leicht erhöhter Selenwert.
Ich also meine gesamte Umwelt kirre gemacht, der Professor hat eine Selenvergiftung. Nach etwas Nachforschen und einem netten Telefonat mit Frau Hallmann vom iWest wurde mir aber gesagt, dass der Wert gar nicht SO dramatisch wäre...
Ich also in meiner Verzweiflung NICHT den armen Dr. K. angerufen, sondern den TA, den ich in Bamberg hatte, weil der ja das Pferd kennt und überhaupt blabla. Der kam dann auch, und sagte sofort, es wäre ein Hufgeschwür. Wochenlanges Einweichen, Hufverband und eine durchlöcherte Sohle später die Gewissheit - Hufgeschwür ist es nicht.
Dann haben wir durchgeröngt - der ist röntgenologisch für ein 15jähriges Pferd, das dazu noch leicht sportlich eingesetzt wurde, mehr als gut, die Bilder sind fast besser, als die vor 5 Jahren (haben die Unsummen an Zusatzfuttermitteln für die Gelenke sich wenigstens bezahlt genmacht). Diagnose hatte ich immernoch keine, aber den Kommentar, dass egal, was er jetzt habe, die beste Therapie Ruhe sei.
Jetzt hab ich mir das noch zwei Wochen angeguckt, konnte nimmer hinsehen. Er geht gradeaus im Schritt und Trab recht gut, aber akuter sehr starker Wendeschmerz und pendelt mit dem Bein beim Vornehmen leicht nach außen. Ich also reumütog Dr. Korn kontaktiert und die ganze Story gebeichtet und vorgestern Abend dann die nächste Untersuchungssession.
Er hat nochmal konsequent von vorn angefangen, vortraben lassen mit und ohne Beugeprobe und abgespritzt. UND im Gegensatz zu Dr. H auch das Knie geröngt - und siehe da: Starke Dehnung des Kniebandes (sorry, fragt mich grade bitte nicht welches) mit "deutlicher Ausziehung des Bandansatzes. Ernst, aber nicht dramatisch oder ultimativ.
Wurde jetzt geblistert (durchblutungsförderndes Zeug gespritzt) und wird Schritt geritten, damit sich die leichte Flüssigkeitsansammlung zurückbildet und das Bein durchblutet. Muss zwar mit Sicherheit wiederholt werden, weil die Dehnung so stark ist, aber wenigstens weiß ich nun, was Sache ist. Und im Offenstall darf er auch stehen bleiben, weil er so klug und umsichtig ist und so gut auf sich aufpasst.
Soweit, so gut, dann lief er ein paar Wochen und es ging von vorne los. Einmal Anfang Dezember ging er wieder ganz schlecht und wir haben erneut eine Spritzenkur begonnen. Ging täglich besser bis letzten Freitag. Da kam er mir - entschuldigt den Ausdruck - megaplatt entgegen.
Habe am Freitag abend ein hochgradigst lahmes Pferd aus dem OS gezogen, das dem TA fast die Tränen in die Augen getrieben hat. Die gute Nachricht - das Knie ist es nicht. Beugeproben erhaben: Muss aus dem Fesselgelenk oder noch tiefer kommen, haben ab Fesselgelenk abwärts anästhesiert und geröngt.
Samsta mittag dann die für mich niederschmetternde Nachrich: Das Hufbein hat sich hinten links deutlich abgesenkt. Da wir das Fesselgelenk geröngt haben, ist das Hufbein nur zum Teil drauf. Das heißt, wir müssen nochmal aussagekräftigere Aufnahmen machen und auch Vergleichsaufnahmen rechts.
Das Lahmheitsbild vom Freitag (das übrigens gestern um mindestens 75% besser war und am Freitag nach der Anästhesie um 90%) passt ÜBERHAUPT NICHT zu den Röntgenbildern.
Ich habe den TA auf dem Weg zu einem Notfall erwischt, der hat Wochenenddienst und kommt entweder heute oder am Dienstag zu den Aufnahmen. Deshalb konnte ich nicht ausführlich mit ihm sprechen, er meinte etwas von Rehebeschlag hinten links und hörte sich so erstmal nicht ultimativ an.
Meine Theorie ist folgende (ohne jeglichen wissenschaftlich abgesicherten Hintergrund): Der Bamberger TA hat ihm ja im Sommer auf der Suche nach einem angeblichen Hufgeschwür links die komplette Sohle abgesäbelt und ihm so eine Fetzen Huflederhautentzündung beschert. Er hat am Huf eine deutliche Einkerbung, die sich nach unten herauswächst. Er zeigte jetzt ab und an wieder eine deutliche Trachtenfußung, was wohl rehetypisch ist? Kennt sich damit jemand aus? (hab mich da auch erst gestern etwas einlesen müssen). Unterhalb dieser Einkerbung wölbt sich die Zehe sichtbar nach vorne, diese Wölbung wächst aber auch deutlich nach unten heraus.
Der Prof ist eigentlich an allen vier Beinen eher steil gefesselt. Meine Theorie ist (oder mein Hoffnungsschimmer), dass die Winkel vom linken und rechten Hufbein nahezu gleich sind, aufgrund dieser seltsamen Vorwölbung dort ein Ungleichgewicht herrscht.
Eine ganz liebe Miteinstellerin, deren ehemaliges Pony drei Reheschübe hatte, meinte aus ihrer Sicht könne eine deutliche Hufbeinsenkung nicht innerhalb weniger Stunden passieren. Sie hatte den Prof. mittags noch zum Füttern rausgeholt (am Freitag) und da lief er ganz normal. Erst am Abend ging es so katastrophal schlecht.
Gestern (Dienstag, 5. Februar) wurden nochmal Bilder gemacht, die ich nachher mit dem TA bespreche. Anschließend wird die weitere Therapie (Beschlag, vorsichtige Bewegung) festgelegt.
Ich weiß, dass diese Geschichte sehr ungewöhnlich ist. Ich bin nur einfach vollkommen ratlos, wie ich mit meinem Pferd umgehen soll, ob ich es durchziehen soll, ihn ein weiteres Mal einer langwierigen und schmerzvollen Therapie auszusetzen, ob er dort bleiben soll, wo er jetzt steht oder in Rente gehen soll. Ich hab keinerlei Erfahrung mit Rehepferden. Ich stehe vor einer großen breiten Mauer und sehe im Moment keinen Weg vorbei oder drüber. Würde mich also sehr über ein paar Gedanken freuen.
|