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BeitragVerfasst: 20.12.2009, 23:28 
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Magere Pferdeweiden als Problemlöser?

Freizeitreiter der VFD sind allgemein in Fragen der Pferdehaltung und Weidebewirtschaftung gut unterrichtet. Die Stammtische bieten ein gutes Forum für Informationen. Viele VFD-Mitglieder legen sich im Laufe der Jahre eine solide Bibliothek an. Und dennoch ist kaum bekannt, welche rasante Entwicklung das Weideland in den vergangenen Jahrzehnten durchgemacht hat.
Nur wenigen Pferdehaltern ist bewusst, dass Grünland für Pferde anders gestaltet sein muss als für Milchkühe. Daher muss ich als Pferdehalter zuerst wissen, wie das mir angebotene Grünland beschaffen ist und wie es in seinem Zustand gefestigt wird, bevor ich entscheiden kann, ob dieser Aufwuchs und der dazu notwendige Boden für Pferde geeignet ist oder verändert werden sollte.

Künstliche Dünger gibt es erst seit 1913. Mit der Entwicklung des „Haber-Bosch-Verfahrens“ wurde es möglich Luftstickstoff großindustriell nutzbar zu machen. Doch bis zum Ende des zweiten Weltkriegs war Stallmist billiger. Das Pferd war bis dahin als Arbeitstier unersetzlich. Die Industrialisierung verdrängte mit Maschinen das Pferd.

In den Siebzigern glaubte man, das Pferd würde aussterben und höchstens als Zootier überleben. Freizeitreiter konnte sich damals kaum einer vorstellen. Das Grünland wurde benötigt für die Ernährung der Rinder. Die Wirtschaft verlangte immer höhere Leistungen vom einzelnen Tier. Die Haltung vieler leistungsschwacher Tiere war unrentabel. Wer seine Landwirtschaft nicht aufgeben wollte, musste mitziehen. Die Milchleistung wurde züchterisch enorm gesteigert. Damit die laktierenden Milchkühe nicht verhungerten, waren qualitativ extrem hochwertige Grassaaten notwendig. Der Preisdruck diktierte die Zucht von Rindern und Gräsern, die mit ursprünglichen Wildformen nur noch äußerliche Ähnlichkeiten haben. Um diese Qualitätsgräser kultivieren zu können, mussten die Böden entsprechend verbessert werden. Pflegemaßnahmen zur Qualitätssicherung des Grünlandes waren und sind unabdingbar.

Bedürfnisse von Rindern und Pferden

Die unterschiedlichen Ansprüche von Rind und Pferd äußern sich bereits im Umgang des Tieres mit seiner Lebensgrundlage. Wird das Rind als leicht trittschädigend eingestuft, ist das Pferd deutlich schädigend.
Im Fressverhalten zeigt das Pferd einen klar selektiven Einfluss, bedingt durch seine Anatomie (Lippen, Zähne und Zunge, Verdauungstrakt). Rupfen Rinder die Grasbüschel recht hoch ab, so verbeißen Pferde die Grasnarbe sehr tief. Diese drastische Einwirkung vermindert die Artenvielfalt auf den Flächen. Entsprechend lässt man Pferde ohne Schädigung des Grünlandes nur auf ebenen, trockenen Flächen mit recht gutem Nachwuchsvermögen (Futterertrag hoch) laufen.

Vergleicht man Angaben über die Qualität, die Raufutter für Milchvieh und Freizeitpferde aufweisen soll, so stellt man fest: Pferde sollen Heu mit einem höheren Rohfasergehalt bekommen, weniger Rohprotein, einer insgesamt geringere Verdaulichkeit und entsprechend im Energiegehalt niedrigeren Werten. Andererseits findet man bei Pferden eine geringere Verdaulichkeit der Rohfaser als bei Rindern, eine höhere Verträglichkeit bei Zucker, Stärke und Fetten. Verträglichkeit ist nicht gleich Verdaulichkeit, sondern kann heißen, dass aufgrund einer schlechteren oder anderen Verdauung keine oder andere Probleme auftreten als beim Rind. Rinder haben als Wiederkäuer große Mengen an Mikroorganismen als symbiontische Helfer der Verdauung gleich am Anfang des Verdauungstraktes in den Mägen, während das Pferd als Enddarmfermentierer entsprechende Gärkammern im Grimm- und Blinddarm am hinteren Ende des Verdauungskanals aufweist.

Zudem können Rinder mit Hilfe eines Harnstoff-Recyclings (ruminohepatischer Kreislauf) über längere Zeit mit eiweißarmem Futter überleben, indem sie den Harnstoff in den Pansen zurück bringen, anstatt ihn über den Harn auszuscheiden. Diese Anpassung an extreme Standorte ist ebenso bemerkenswert wie die deutlich höhere Effektivität beim Aufschließen „wertlosen“ Futters (Rohfaser, Lignin). Ungeeignete Futtermittel können in den Mägen des Rindes zu überstürzten Gärvorgängen führen, so wie beim Pferd in den Gärkammern des Enddarmes.

Um die Unterschiede zwischen Rind und Pferd zu verstehen, und so die unterschiedlichen Ansprüche ans Grünland, lohnt es sich, den Verdauungstrakt zu betrachten. Hat das Pferd eine Darmlänge, die dem Zehnfachen seiner Körperlänge entspricht, so ist es beim Rind das 20-fache. Das Pferd weist einen im Verhältnis zur Körpermasse sehr kleinen Magen auf (je nach Rasse acht bis 20 Liter). Die Gärkammern Blinddarm (30 bis 40 Liter) und Grimmdarm (bis 96 Liter) liegen am Ende des Verdauungstraktes. Insgesamt kann ein großes, schweres Pferd bis zu 212 Liter Verdauungsinhalt mit sich herumtragen. Beim Rind machen bereits die Wiederkäuermägen je nach Rasse 110 bis 230 Liter Fassungsvermögen aus. Neben dem Volumen der Verdauungsflüssigkeit und der mikrobiellen Effektivität ist die Dauer entscheidend, die zur Verwertung zur Verfügung steht.

Schiebt ein Pferd den Nahrungsbrei in 35 bis 52 Stunden durch seinen Körper, darf der Brei beim Rind sogar 80 Stunden zur Verwertung verweilen. Damit wird verständlich, warum Rinder lignifizierte Luzernefaser zu 70 Prozent verdauen können, Pferde aber nur zu 50 Prozent. Da Mikroorganismen viele Gifte entgiften können, sind Rinder dem Pferd auch hier überlegen.

Hieraus wird deutlich, warum ein Pferd im Gegensatz zum Rind pausenlos Futter aufnimmt und dieses wie auf einer Autobahn weiterschiebt. Was nicht vor Ort verdaut werden kann, darf nicht länger verweilen. Der kleine Magen zwingt zur Futteraufnahme, will das Pferd nicht verhungern. Bei falscher Befüllung des Verdauungstraktes kommt es leicht zu Fehlgärungen, insbesondere in den Gärkammern. Das Rind hingegen kann seine Pansen nicht beliebig füllen, ohne zu pausieren und durch gründliches Wiederkäuen für neuen Platz zu sorgen.

Pferde wurden im Gegensatz zur Milchkuh auf Leichtfuttrigkeit bei hoher Arbeitsleistung gezüchtet. Pferde bewegen sich mehr als Rinder, benötigen nur wenig Energie bei Erhaltungsbedarf und sind auf genug Raufaser angewiesen, soll die Verdauung nicht entgleisen. War die Besatzdichte mit Rindern auf dem Qualitätsgrünland mit zwei Tieren pro Hektar schon hoch im Vergleich zu naturbelassenen Flächen, so sind viele Landwirte erstaunt, wie viel mehr Pferde vom gleichen Grünland satt werden. Wäre die Bodenverdichtung nicht katastrophal und der tiefe Verbiss der Ruin der Grasnarbe, wäre das Pferd so etwas wie eine goldene Kuh. Doch die Zerstörung der Grasnarbe bei zu hohem Besatz oder die Verfettung der Pferde bei vernünftigeren Besatzdichten scheinen die Pferdehaltung auf modernem Grünland schier unmöglich zu machen.

Entwicklung unseres heutigen Weidelands

Grünland für Milchvieh muss energie- und eiweißreich sein. Der Rohfasergehalt darf nicht zu hoch sein, kann die Milchkuh doch nicht beliebig viel in ihren Pansen füllen. Bedenkt man, dass Rinder ursprünglich dank einer Anpassung an extrem eiweißarme Biotope wenigstens zeitweise völlig eiweißfrei gehalten werden können, und in der Verwertung von Rohfasern dem Pferd weit überlegen sind, macht Folgendes den Zuchterfolg deutlich: Eine Kuh, die 7000 Liter Milch im Jahr gibt, benötigt am Tag 21 Kilogramm Trockenfutter, aufgeteilt je zur Hälfte in Heu und Pellets. Angestrebt wird übrigens die 16000-Liter-Kuh. Trotz bester Grünlandqualität benötigt diese Kuh Zusatzfutter mit eiweißhaltigem Soja. Extensivgrünländer in Naturschutzgebieten können zur Ernährung solcher Milchkühe nicht genutzt werden!

Zucht auf hohe Energiegehalte im Gras erhöht auch den Anteil an Fruktanen. Bei kaltem Klima wurden Werte von deutlich über 200 Gramm pro Kilo Trockenmasse Gras in Leistungsgräsern gemessen. Diese Gehalte führen bei ungebremster Futteraufnahme schnell zum Überschreiten des für Pferde als kritisch geltenden Wertes.

Die intensive Bewirtschaftung führt nicht nur zu hohen Erträgen, sondern ermöglicht durch den hohen Biomassezuwachs eine sehr hohe Besatzdichte. Ungedüngte, extensiv genutzte Böden ernähren selten mehr als ein Stück Großvieh (eine Großvieheinheit GV entspricht 500 Kilogramm Lebendgewicht) pro Hektar aufs Jahr gerechnet. Meist kann man nur maximal 0,6 GV pro Hektar in Naturschutzgebieten rechnen. Die intensive Nutzung bewirkt durch den hohen Vertritt eine enorme Bodenverdichtung, verbunden mit Staunässebildung, mangelnder Bodenbelüftung sowie Schädigung der Grasnarbe und eventuell Erosion speziell an Hängen. Damit wird verständlich, warum Zeigerpflanzen für (Stau-) Nässe, Bodenverdichtung, Lücken und Düngerzeiger auf den Flächen Fuß fassen.

Da die Qualitätsgräser hohe Ansprüche an den Boden stellen, muss ständig für optimale Ernährungsverhältnisse gesorgt werden. Besonders Stickstoff fördert das Wachstum der so genannten „düngefreudigen“ Gräser und ermöglicht ihnen einen Vorteil vor Konkurrenten wie Weißklee. Tatsächlich kann man heute die gewünschten Gräser dank einer optimierten Grünlandpflege auf quasi allen Böden und Standorten kultivieren – ein landwirtschaftlicher Erfolg, von dem man vor wenigen Jahrzehnten nicht zu träumen wagte.

Hohe Gehalte an Kohlenhydraten, die von Milchsäurebakterien verwertet werden können, machten die Gräser besonders silierfähig, eine Voraussetzung der Konservenherstellung für den Winter. Neben einfachen Zuckern sind auch Oligo- und Poly-Fructosyl-Zucker, allgemein als Fruktane bezeichnet, zu Milchsäure umsetzbar. Der auf Futtertabellen angegebene Energiegehalt der Gräser spiegelt unter anderem diese Verbindungen wieder.

Die ursprünglichen Wildformen der für diese Zucht geeigneten Gräser stammen aus feuchten bis nassen, nährstoffreichen Biotopen. Hochwüchsige, mastige und schmackhaft süße Gräser finden sich ursprünglich in nährstoffreichen Auenwäldern, Flutrasen der Flüsse und Küsten oder im Verlandungsbereich nährstoffreicher Seen. Das moderne, aus diesen Grasarten gezüchtete Grünland verdrängte weniger produktive, aber artenreiche Wiesen und Weiden. Die Zuchtgräser können auf drainierten, also vertrittfesten und befahrbaren Böden nur mit Hilfe der modernen Bewirtschaftung gedeihen, denn „Stickstoffdünger ersetzt Wasser“ (macht den Wasserverbrauch der Pflanze effizienter) und „Stickstoffdünger ersetzt Sauerstoff“ (gleicht schlechte Wurzelbelüftung aus). Damit können diese Gräser fast überall kultiviert werden, vom Moor über Lehm bis zum Sand.

Bei schlechter Bewirtschaftung geraten die Zuchtgräser auf den nicht ursprünglichen Biotopen jedoch unter Stress. Für Birkenpollen ist bekannt, dass in der Schale der Pollenkörner Eiweiße gefunden werden, die hochgradig Allergien auslösen – wenn die Birke unter Stress stand. So verwundert vielleicht die Tatsache nicht mehr, dass Weidelgräserpollen als die Gräserpollen gelten, die besonders häufig Allergien verursachen.

Während Stickstoff aus Böden bald ausgewaschen wird, bleiben die Phosphor- und Kaliumgaben auch ohne Nachdüngung jahrelang in vielen Böden vorhanden, wodurch der Stickstoff zum Minimumfaktor wird. Ungedüngt und ungepflegt geraten die Zuchtgräser unter Stress und drohen auf lange Sicht von Kräutern und „Ungräsern“ verdrängt zu werden. Klee liebt ehemalige Intensivweiden mit Stickstoffmangel, kann er doch mit Hilfe der Knöllchenbakterien Luftstickstoff nutzbar machen und ist somit optimal versorgt.

Was heißt „Extensivhaltung“?

Pferde sind eindeutig Grasfresser. Wenn dem so ist und die gesündeste Haltung in ganztägigem Weidegang der Pferdeherden zu sehen ist, stellt sich die Frage, wie der Pferdehalter seinem Pferd eine gesunde Haltung bieten kann. Sind magere Weiden wirklich „besser“ für Pferde?

Sehr wenig Fläche bei vielen Pferden (mehr als zwei Großvieh pro Hektar) kann nur eine Intensivwirtschaft zulassen. Um der Erkrankung der empfindlichen Tiere vorzubeugen, muss der Aufenthalt hier regelmäßig zeitlich begrenzt werden.

„Mager“ wird häufig verwechselt mit überweidet, ausgebeutet, verunkrautet oder jahrelang ungedüngt ohne Kontrolle. Doch: Weder kurzgenagte Flächen mit Greiskräutern noch Kleewiesen oder ehemalige Winterausläufe sind als Magerweiden einzustufen oder für Pferde geeignet. Solche Flächen sind ökologisch wie gesundheitlich bedenklich. Sie entstehen nach übermäßigem Besatz aus schlecht gepflegten Intensivgrünländern. Magere Weiden ernähren nur sehr wenig Vieh. Oft sind mehr als zwei Hektar nötig, um ein Großvieh ganzjährig zu ernähren. Insofern sollte niemand von naturnaher Haltung auf Magerwiesen träumen, der nicht über entsprechende Flächen verfügt!
„Magerweide“
darf nicht verwechselt werden mit Flächen, die überweidet, ausgebeutet, verunkrautet oder jahrelang ohne Kontrolle ungedüngt waren.
Weder kurzgenagte Flächen mit Greiskräutern noch Kleewiesen oder ehemalige Winterausläufe sind als Magerweiden einzustufen oder für Pferde geeignet.
Solche Flächen sind ökologisch wie gesundheitlich bedenklich!

Von einer Magerweide kann man erst sprechen, wenn typische Magerkeitszeiger die Nährstoffzeiger verdrängen. Ist die typische Düngeweide als Weidelgras-Weißklee-Gesellschaft ausgesprochen artenarm (Monokultur), so zeigen alte, ursprüngliche Dauergrünländer und echte Magerstandorte eine hohe Artenvielfalt. Neben vielen verschiedenen Gräsern kommen Kräuter vor. Der optimale Zeitpunkt für eine Heumahd kann bei artenreichen Wiesen um bis zu acht Wochen verschoben werden, ohne dass die Qualität leidet. Dadurch kann ungünstiges Klima umgangen werden, während auf Intensivweiden oft nur die Silierung das Erntegut vor dem Verregnen rettet.
Da Mineralstoffmessungen an Gras aus Extensivgrünland deutlich höhere Werte zeigen bei einem günstigeren Kalzium-Phosphorverhältnis als an Gras aus Intensivgrünland, ist Ersteres aus gesundheitlichen Gründen wertvoller. Neben dem Rohfasergehalt ist auch der Kieselsäureanteil höher. Es lohnt sich also, Heu aus Naturschutzflächen zu kaufen, vorausgesetzt es wurde trocken geworben und enthält keine Giftpflanzen. Da im Naturschutz einschürige Mahd zum Ende der Grasblüte oder später erfolgt, um Pflanzensamen und Tierwelt zu fördern, ist dieses kräuterreiche Heu besonders rohfaserreich.

Wie verändere ich meine Weide?

Verarmung ist ein Prozess, der je nach Boden Jahre bis Jahrzehnte dauert, selbst wenn vier Heumahden im Jahr ohne Düngung durchgeführt werden. Sandböden sind dabei leicht und schnell zu verarmen (aushagerbar). Tonhaltige Böden und mächtige Humusschichten speziell von Böden, die von Natur aus fruchtbar sind, halten Nährstoffe fest oder zeigen sogar Selbstdüngeeffekte. Solche Böden auszuhagern ist nicht sinnvoll!

Weidelgräser zu verdrängen ist nicht einfach, denn die sind auf Kampfkraft gezüchtet, also sehr konkurrenzstark. Man muss sie aushagern. Ohne Düngung bei vier Mahden auf normal fruchtbaren Böden ist das in fünf bis acht Jahren möglich, bei Sand schneller, auf sehr guten Böden quasi aussichtslos. Auf Flutrasen wachsen Weidelgräser von Natur aus. Ob da allerdings die Zuchtsorten per Pollenflug die Fruktane nach Kreuzung steigern, das wurde noch nicht untersucht!

Wenig bekannt bei Pferdehaltern sind die Probleme, die im Naturschutz bei der Renaturierung von zuvor intensiv genutzten Flächen bestehen. Es gibt bisher kein zuverlässiges Renaturierungskonzept, das Erfolg garantiert. Die zum Teil verzweifelt anmutenden Maßnahmen im Naturschutz reichen von Abtrag des Oberbodens bis hin zur Düngung mit Holzspänen oder Zuckerlösung aus dem Güllewagen. Insofern darf niemand glauben, mit ein bisschen weniger Düngung den gewünschten Zustand zu erreichen.

Aufdüngen von Böden ist weit schneller möglich als Aushagern, und Letzteres ist schwer zu kontrollieren, da viele Bodeneigenschaften mitwirken. Daher sind ursprüngliche Biotope umso wertvoller und schützenswert. Sie bieten nicht nur Raum für eine hohe Artenvielfalt, sowohl für Pflanzen als auch für Tiere, sie sind gleichzeitig wertvolle Futterlieferanten. Ihre Zerstörung durch moderne Intensivierung ist nicht ohne weiteres wieder rückgängig zu machen, teilweise sind die Flächen unwiederbringlich verändert.

Fruchtbare Böden erfordern immer Weidezeitbegrenzung
Je nach Boden sind also unterschiedliche Strategien notwendig. Auf fruchtbaren, von Natur aus produktiven Böden sollte altes, artenreiches Dauergrünland stehen. Da dieses Futterangebot für leichtfuttrige Rassen oft zu üppig ist, sollte die Vegetation auf keinen Fall kurzgenagt werden, um die Futtermenge zu reduzieren. Das würde die Artenzusammensetzung stark negativ beeinflussen und Weideunkräuter begünstigen.
Stattdessen sollte die Stundenzahl begrenzt werden und die Pferde möglichst erst auf das überständige Gras (abgeblüht) gelassen werden, weil dann der Rohfasergehalt hoch und der Fruktangehalt niedrig ist. Warmblüter sind meistens (aber nicht immer!) weniger leichtfuttrig und auf produktivem, altem Dauergrünland gut zu halten.

Maßnahmen zur Weideveränderung

Auf armen Böden kann bei genug vorhandener Fläche eine langsame Verarmung versucht werden. Nicht düngen ist hier oft nicht ausreichend. Bodenproben sollten den Vorgang begleiten. Ungünstige Verschiebungen müssen gegebenenfalls durch gezielte Maßnahmen ausgeglichen werden. Neben gezielter Düngung beziehungsweise Kalkung bei zu einseitiger Veränderung des Bodens, und dadurch der Vegetation, können Pflegemaßnahmen wie Abäppeln, Mulchen oder Mahd den Vorgang gezielt beeinflussen.
Mulchen führt auf Dauer zu einem deutlichen Nährstoffaustrag, wirkt also verarmend.
Werden die Pferde mit Futter versorgt, das nicht von den Flächen stammt, führt dies zur Düngung der Flächen.

Wurmkuren behindern Abbau des Mistes

Schließlich muss bei hohen Besatzdichten auf die unnatürlich hohe Verwurmung hingewiesen werden. Wie nützlich Mischbeweidung oder wechselnde Beweidung von Rindern und Pferden ist, ist bekannt. Die extremen Besatzdichten, die moderne Grünlandbewirtschaftung zulässt, führen zwangsläufig zu starker Verwurmung, was häufigen Einsatz von Entwurmungsmitteln verlangt. Nicht umsonst steht auf dem Beipackzettel mancher Wirkstoffe, dass Pferde nach der Entwurmung nicht in der Nähe von Gewässern oder in Wasserschutzgebieten weiden dürfen.

Es ist Pferdehaltern wenig bekannt, dass die Entwurmungsmittel teilweise über Monate hinaus die Besiedlung und Zersetzung der Kotballen durch Würmer und Insektenlarven verhindern. Speziell die großen Mistkäfer, deren Larven sich im Kot entwickeln, sind wiederum im Frühjahr und Herbst wichtige Beutetiere der Fledermäuse. Vor und nach der Winterpause sind diese auf fette Nahrung angewiesen. Geringere Besatzdichten und weniger Gebrauch von Parasitiziden wären also auch ein Beitrag zum Schutz aller Insektenfresser.

Problemfeld Giftpflanzen

Dürfen sich Gebüsche in die Weide ausdehnen und werden vom Vieh an den Rändern verbissen, so ist das förderlich für viele Singvögel, für Spinnen ebenso wie für Insekten.
Selbstverständlich gilt: Je weniger Fläche und Futterangebot den Pferden zur Verfügung steht, desto sicherer müssen die Zäune sein, und desto mehr muss auf Giftigkeit von Pflanzen geachtet werden.

In Naturschutzgebieten, in denen ganzjährig Grasfresser wie Koniks und Galloways die Landschaft pflegen, stehen selbstverständlich Giftpflanzen wie Besenginster, Traubenkirschen und vereinzelt Greiskräuter. Diese Pferde und Rinder wachsen in der Landschaft auf, sie lernen, was in welcher Menge gefressen werden kann, und sie verbeißen in verträglichen Maßen sogar den Besenginster ohne Schaden zu nehmen. Diese Tiere stehen aber auf Flächen, auf denen man stundenlang nach ihnen suchen kann, ohne je ein Tier zu Gesicht zu bekommen.

Derartige so genannte „halboffene Weidelandschaften“ sind mit normalen Pferdehaltungen nicht vergleichbar. Weil unsere Pferde durch Zäune geschützt und durch Zäune begrenzt aufwachsen, müssen wir als Kehrseite der Medaille auch die Verantwortung übernehmen. Wer nicht bereit ist stundenlang sein Reitpferd zu suchen, sondern ein greifbares Pferd bevorzugt, darf nicht erwarten, dass das Pferd die Fähigkeiten eines wilden Pferdes entwickelt und weiß, was es unbeschadet fressen darf.

NEU
Vanselow, R. (Herbst 2005)
Pferdeweide - Weidelandschaft:
Kulturgeschichtliche, ökologische und tiermedizinische Zusammenhänge.
Ein Leitfaden und Handbuch für die Praxis.
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Zitat:
Pilze im Gras – freundliche Symbiose oder Gefahr für Weidetiere?

Weidelgräser (Lolium-Arten) und Schwingel (Festuca-Arten), also die Haupt-Leistungsgräser unserer Weiden, sind nicht nur extrem nahe miteinander verwandt und beliebig kreuzbar (Hybridisierung). Sie gehen auch von Natur aus gerne eine für beide Seiten nützliche Zweckgemeinschaft mit Pilzen ein, die dann im Gras leben (endophytische Symbionten).

Es sind verschiedene dieser Pilze bekannt. Von ökologischem und wirtschaftlichem Interesse ist beispielsweise der Pilz Neotyphodium lolii, der in Gemeinschaft mit Lolium perenne lebt. Früher hat man die Besiedlung als Infektion betrachtet, heute wird sie als Symbiose eingestuft. Die Verbreitung findet über infizierte Grassamen statt.

Nachlesen kann man das in einem Gutachten, das für das Umweltbundesamt erstellt wurde und das man kostenfrei über das Internet herunterladen kann: http://www.umweltbundesamt.de, Texte 08/02, ISSN 0722-186X,
Biologische Basisdaten zu Lolium perenne, Lolium multiflorum, Festuca pratensis und Trifolium repens, von Lenuweit et al. 2002 (Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung mbH, GfN, Bayreuth). In der Langversion des Textes wird man in Kapitel 1.10 "Pathogene und Symbionten" auf S. 29 ff. fündig.

Die positiven Effekte der Symbiose werden für das Gras folgendermaßen angegeben:
Erstens: erhöhtes Wachstum und vermehrte Triebentwicklung;
zweitens: erhöhte Toleranz gegenüber abiotischen Stressfaktoren, insbesondere Trockenheit;
drittens: erhöhte Herbivorenresistenz gegenüber Säugetieren und Insekten.

Dazu ist anzumerken, dass Dürre und Frost für die Pflanze in weiten Bereichen identischer Stress ist (so genannte Frosttrocknis). Erreicht werden diese positiven, von den Graszüchtern erwünschten Eigenschaften, die deshalb Gegenstand intensiver Forschung und Zucht sind, durch Produktion und Einlagerung ungiftiger wie giftiger Substanzen. Es werden vier Gruppen (Alkaloide) von sekundären Pflanzenstoffen aufgeführt, die abschreckende oder giftige Wirkung zeigen: Ergot-Alkaloide, zum Beispiel Ergovalin; tremorige Neurotoxine wie Lilitrem B und Paxillin; Pyrrolopyrazin Peramin sowie gesättigte Aminopyrrolizidine (Loline).

Auf Weidetiere wirken alle vier Alkaloidklassen außer Peramin. Die Vergiftung mit Lolitrem B ist beispielsweise verantwortlich für die Weidelgras-Taumelkrankheit. Diese Erkrankung ist schon seit dem Altertum bekannt und wurde vor allem vom heute fast ausgestorbenen Taumellolch (Lolium temulentum) verursacht. Dieses dem Deutschen Weidelgras sehr nahe verwandte Gras ist mit diesem gut hybridisierbar, was in der modernen Züchtung genutzt wird. Die Pilzpartner zeigen eine Variationsbreite in der Ausprägung ihrer Alkaloidprofile. Nicht jeder Pilzpartner verursacht also Erkrankungen.

Ob die Gifte bei Pferden Hufrehe oder atypische Myoglobinurie auslösen, wurde bisher nicht untersucht. Zurzeit wird erforscht, welche Gifte für das Weidelgrasfieber verantwortlich sind.

Europäische Wildpopulationen sind ebenso von Natur aus mit den Endophyten infiziert wie ein Viertel des Saatgutes. Keineswegs verwunderlich, stellt die Symbiose doch einen klaren Konkurrenzvorteil für das Gras dar. Lenuweit et al. (2002) stellen fest, dass die wirtschaftlich positiven Wirkungen der Resistenz gegen Insektenfraß gegenüber den negativen Auswirkungen (Vergiftungen von Weidetieren) zu überwiegen scheinen. In Neuseeland wird deshalb zunehmend infiziertes Saatgut verwendet.

Wohlstandskrankheiten bei Pferden?

Pferdehaltern sollte die Gesundheit ihres Pferdes der Maßstab sein. Sind die „Wohlstandserkrankungen der Pferde“ Realität? Wenn ja, so muss man fragen: Sind in wenigen Pferdegenerationen nach Jahrhunderte langer Zucht die Pferde seit dem Zweiten Weltkrieg plötzlich genetisch degeneriert, oder haben sich die womöglich Haltungsbedingungen einschließlich des Futters grundlegend geändert?

Als Beispiel soll hier die Hufrehe durch Grünland dienen. Im Pferd kommt es zu folgenden Prozessen:
Das Pferd nimmt im Tagesverlauf große Mengen von Gras auf, das hohe Mengen an Fruktanen enthält. Diese Kohlenhydrate dienen in der Pflanze unter anderem der Speicherung und dem Transport, sind aber für Pferde nur schwer verdaulich. Bei Stress wie Trockenheit oder Kälte bilden Gräser besonders viel Fruktane. Die körpereigenen Enzyme des Dünndarmes können die Fruktane nur unvollständig zerlegen. Daher gelangen sie in den Dickdarm mit seinen Gärkammern. Dort stören die Fruktane das dortige ökologische Gleichgewicht der Mikroorganismen: Einige dieser Symbionten können sich massenweise vermehren, weil sie die Fruktane verwerten können. Sie bauen sie zu organischen Säuren ab. Der pH-Wert des Darmes sinkt von normal 6,5 auf bis zu 4,0 ab. Das bewirkt ein Massensterben von Mikroorganismen. Die Darmschleimhaut wird durch den sauren Wert geschädigt.

Schließlich können schädliche Abbauprodukte und Zellwandbausteine der toten Mikroorganismen über die geschädigte Darmwand in die Blutbahn gelangen. Das Immunsystem ist in Alarm, es kann zu schockartigen Zuständen kommen, die Durchlässigkeit der Blutgefäße verändert sich. Feine Blutgefäße werden verstopft. Betroffene Gewebe schwellen an, in der Huflederhaut kommt es zur so genannten Hufrehe. Es findet eine allergische Sensibilisierung statt, die für die weitere Haltung des Pferdes problematisch ist.

Fruktane, in botanischer Literatur teilweise auch als Laevane bezeichnet, sind in Gräsern völlig normale Bausteine. Es handelt sich dabei um einen Sammelbegriff, der unterschiedlich lange Fructosyl-Zucker bezeichnet. Bekannt sind der Phlein-Typ in Gräsern und der Inulin-Typ in Korbblütlern (Dahlie, Topinambur, Löwenzahn, Chicoree). Entscheidend ist die Menge, in der diese schwer verdaulichen Kohlenhydrate vorkommen. Die Konzentration ist nicht konstant, sondern abhängig von Grasart, Zuchtsorte, Boden und Klimabedingungen, also Temperatur, Sonneneinstrahlung, Niederschlag und Luftfeuchtigkeit, und kann beträchtlich schwanken.

Einige Beispiele:
Knaulgras enthält pro Kilo Trockenmasse Gras nur 8 Gramm bei Wärme (11 bis 25 Grad Celsius) 130 Gramm bei niedrigen Temperaturen (5-10 Grad Celsius). Wiesenschwingel enthält bei warmen Temperaturen kein Fruktan, bei 5 bis 10 Grad Celsius 220 Gramm; Deutsches Weidelgras enthält 10 bis 210 Gramm; in Lieschgras konnten Konzentrationen von 2 (Wärme) bis 111 Gramm (Kälte) pro Kilo Grastrockenmasse nachgewiesen werden.

Wie sind diese Werte für Pferde einzustufen?
Als Auslöser klinischer Hufrehe rechnet man mit 7,5 Gramm Fruktan pro Kilogramm Lebendgewicht (LG) des Pferdes, als kritisch gelten bereits 5 Gramm/Kilogramm LG. Ein Pferd frisst pro Tag ca. 2 bis 2,5 Prozent seines LG als Trockensubstanz. Frisches Gras enthält etwa 20 Prozent Trockensubstanz.

Angenommen, ein Pferd wiegt 500 Kilogramm und frisst am Tag 500 mal 2,5 Prozent = 12,5 Kilogramm Trockensubstanz Gras, entsprechend 62,5 Kilogramm frischem Gras. Bei ungebremster Fressleidenschaft in 24 Stunden durchaus ein möglicher Wert.
Dann hätte dieses Pferd bei dem Weidelgras aus der Tabelle unter kalter Witterung 12,5 x 210 : 500 = 5,25 Gramm Fruktan pro Kilogramm LG aufgenommen und liegt dann im kritischen Bereich. Zwar frisst das Pferd diese Menge über 24 Stunden verteilt und nicht auf einen Schlag. Doch gibt es unterschiedlich empfindliche Tiere und unterschiedlich effektive Verdauungstypen.

Bekannt ist, dass hochleistungsfähige tetraploide (verdoppelter Erbgutsatz, entsprechend wie bei den Getreiden) Weidelgräser im Schnitt höhere Fruktanwerte zeigen als normale diploide Sorten.
Von Bedeutung für das Pferd ist, dass kurzkettige Fruktane von den Mikroorganismen des Darmes schneller verarbeitet werden können, während langkettige nur langsam aufgeschlossen werden. Daher sind Erstere besonders gefährlich in Bezug auf Hufrehe.
Auch Rinder können Klauenrehe bekommen, die bei ihnen jedoch zumeist die Hinterbeine betrifft. Doch haben Rinder ihre Gärkammern mit den Mikroorganismen bereits zu Beginn des Verdauungskanals, in den Mägen, die für die Verwertung offensichtlich gerüstet sind.

Deutlicher Hinweis durch Vergleichsflächen
Interessant sind Beobachtungen von Naturschutzflächen, die heute zur Offenhaltung der Landschaft mit Rindern und Pferden in ganzjähriger Freilandhaltung gepflegt werden. Die Flächen stammen teilweise aus Truppenübungsplätzen, die nachweislich nie der modernen Landbewirtschaftung unterworfen waren und eine Vegetation aufweisen, wie sie vor über hundert Jahren auf entsprechenden Standorten normal war. Andere Flächen waren unter intensiver Nutzung und sollen in einen ökologisch guten Zustand überführt werden. Auf letzteren Flächen trat Hufrehe auf, während die Pferde auf dem Truppenübungsplatz ganz in der Nähe auf entsprechendem Boden gesund blieben. Der Unterschied in der Vegetation bestand im Vorkommen von Weidelgras. Es handelte sich weitgehend um sandige Böden. Das Klima war geprägt von einem trocken-kalten Frühjahr mit trockenem Frühsommer, der kurz vor Erntebeginn anfing zu verregnen.

Die Hufrehe entstand zu Ende der Trockenperiode oder mit einsetzendem Regen.
Weidelgräser stammen ursprünglich aus nährstoffreichen Flutrasen. Die Trockenzeit und die Kälte dürften als Stressfaktoren zu einer hohen Fruktanspeicherung geführt haben, möglicherweise in Form von langkettigen Fruktanen. Mit einsetzendem warmem Regen konnte schlagartig der Speicher von den Gräsern verwendet werden. Vielleicht werden für den Transport zu Wachstumszonen kürzerkettige Fruktane gebildet, die besonders verdächtig in Bezug auf die Auslösung von Hufrehe sind.

Wie schon erwähnt verdrängten einige wenige besonders anbauwürdige, sprich leistungsfähige Gräser eine Vielzahl von weniger produktiven Gräsern, die noch vor sechzig Jahren als ansaatwürdig galten. Diese früher genutzten Arten hatten oft Nachteile wie geringe Schmackhaftigkeit, mangelnde Vertrittfestigkeit, geringe Erträge bei wenig Düngefreudigkeit, besondere Standortansprüche an Boden und Klima, schlechtes Narbenbildungsvermögen oder frühe Alterung mit Verholzung und derben, kieselsäurehaltigen Strukturen. Je ärmer die Böden waren, umso derber und unattraktiver war zumeist das Futterangebot.

Um die modernen Gräser kultivieren zu können, mussten die Böden entsprechend aufgedüngt werden. Summiert man die Überschüsse von 1950 bis 1986 auf, so ergibt sich ein durchschnittlicher Überschuss von 2000 Kilo pro Hektar an Kalium, 900 Kilo Phosphor pro Hektar und etwa 2400 Kilo Stickstoff je Hektar. Die Eutrophierung der Böden stellt auch heute in der Renaturierung von Naturschutzflächen aus ehemaligen Intensivflächen ein großes Problem dar. Die Verarmung der Böden (Aushagerung) kann je nach Bodengüte auch ohne Düngung bei bis zu vier Mahden jährlich Jahre oder Jahrzehnte dauern, wenn sie überhaupt sinnvoll und aussichtsreich ist.

Savanne oder Steppe – und die Konsequenzen

Im Naturschutz werden heute für Pferdehalter sehr interessante Hypothesen diskutiert. Interessant deshalb, weil die Konsequenz und Umsetzung der Hypothesen die Zucht und Haltung von Pferden in einem völlig neuen Licht beleuchtet. Pferde und Rinder weiden heute als Landschaftspfleger für den Naturschutz, um ehrenamtliche Pflege der zunehmend großen Flächen zu ersetzen und Steuergelder bei der Pflege zu sparen. Aus der Not wurde insofern eine Tugend, als sich völlig neue Einblicke in die gegenseitige Beeinflussung von Weidetier und Weidelandschaft ergaben.

Ging man bisher davon aus, dass große Teile Europas ohne menschliche Besiedlung ein Buchenurwald (Klimaxvegetation als Endstadium einer Sukzessionsreihe) mit fruchtbaren Waldböden und recht eintöniger Vegetation wären, so gibt es heute nicht wenige, die von der „Megaherbivorentheorie“ überzeugt sind. Diese Theorie besagt, dass Riesen-Pflanzenfresser (Nashörner und Elefanten) sowie große Grasfresser (Pferde, Rinder, Riesenhirsche) sich in den vergangenen Warmzeiten des Quartär ihre eigene savannenähnliche Landschaft schufen und das auch heute täten, wären sie nicht ausgestorben oder verdrängt worden. Mit dem Ende der letzten Eiszeit verschwanden diese hier eigentlich heimischen Tiere und der moderne Mensch besiedelte das Land.

Savannenböden gehören zu den ärmsten Böden, wie auch viele Steppen- oder Heideböden. Sie stellen ein sensibles Gleichgewicht aus einem zeitlichen und räumlichen Mosaik von Vegetationsformen und Arten dar (Rasen, Wiese, Dorngestrüpp, Schirmbäume, Wäldchen). Die heute stark vom Aussterben bedrohten „lichtliebenden Hungerkünstler“ wie Arnika, Orchideen oder Enzian sind auf nährstoffarme und offene (viel Licht) Flächen angewiesen. Wer an den Buchenurwald glaubt, für den haben diese Tiere hier auf Dauer kein Auskommen und das Aussterben der seltenen Pflanzen wäre zwar traurig aber zwangsläufig. Einer Aufdüngung der Landschaft wäre nichts entgegenzusetzen, sind doch auch Böden unter Laubwald von Natur aus fruchtbar. Glaubt man stattdessen an die Megaherbivorentheorie, wären die von den Steinzeitmenschen gemalten Tiere hier als heimisch zu betrachten, die Landschaft eine sehr abwechslungsreiche europäische „Savanne“ mit Verwaldung in nassen und gebirgigen Bereichen. Die Böden wären teilweise als natürlich arm zu betrachten und genug Möglichkeiten zum Vorkommen von für heute seltenen Pflanzen vorhanden.

Der Erfolg im Naturschutz und Erfahrungen mit derartigen Weidelandschaften wird viele wissenschaftliche Einblicke bringen. Hypothesen dienen der Erklärung von Tatsachen. Der Erfolg einer Hypothese kann ein Hinweis auf ihre Richtigkeit sein.

Für uns Pferdehalter stellt sich die Frage:
Sind Pferde Steppentiere? Oder waren zumindest einige Urformen Savannenbewohner? Sind sie also Klimawiderständler, oder hatten sie die Möglichkeit Schutz vor Witterung und Wind zu finden? Wie ernähren, wie verhalten sich Pferde in derartigen Biotopen? Was können wir zur Gesunderhaltung unserer Pferde daraus lernen?



aus Pferd & Freizeit (2006/2)
VFD-Verbandszeitschrift

Autor: Dr. rer. nat. Renate U. Vanselow
Redakteur: Nicole Fersing (18.09.2006)


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BeitragVerfasst: 21.12.2009, 18:37 
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interessanter bericht..mussi nochmal in ruhe durchlesen,danke :wink: :)

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