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 Betreff des Beitrags: Futterwert gleich Zuckergehalt?
BeitragVerfasst: 11.02.2021, 09:03 
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Hallo ihr Lieben!

Gehe ich richtig in der Annahme, dass der Futterwert einer Pflanze (Gras) nicht wirklich etwas über den Zuckergehalt aussagt?!

Habe das hier gefunden als Beschreibung zu Futterwert : Futterwert, wird bestimmt durch den jahreszeitlichen Gang von verwertbarem Rohprotein, umsetzbarem Energiegehalt und In-Vitro-Verdaulichkeitswert von Futterpflanzen. In Kombination mit der Regenerationsfähigkeit nach Schnitt oder Beweidung sowie der Schmackhaftigkeit bzw. Akzeptanz ergibt sich daraus der Futterwert, ausgedrückt in Futtereinheiten.

Ich bin darauf gekommen, weil das Timothee - Heu doch Wiesenlieschgras ist, das eigentlich einen recht hohen Futterwert hat, nämlich 8. Dennoch wird es verkauft als besonders zuckerarm.

Ich habe eine Ponystute mit Insulinresistenz und frage mich zudem in diesem Zusammenhang, ist es vorallem der (kurzkettige - also Einfach-, Zweifach und Mehrfachzucker, jedoch nicht Vielfachzucker) Zucker, der für ihren Stoffwechsel so problematisch ist und nicht unbedingt die reinen Kalorien? Andererseits soll fetthaltiges auch Gift sein für die IR. Und Fett wiederrum hat viel mehr Kalorien als Zucker (Wikipedia "Zucker").

Ich habe ihr im Sommer/Herbst das Heu gewaschen, was ihr m.E. sehr gut getan hat. Da werden ja die Einfach-, Zweifach und Mehrfachzucker rausgewaschen.

Andererseits ist zuviel Stärke ja auch problematisch für IR - Stärke, das wären Vielfachzucker, wie sie allerdings auch Cellulose ist .. (Wikipedia "Kohlenhydrate").

-- Könnte mich da nochmal jemand aufklären?

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 Betreff des Beitrags: Re: Futterwert gleich Zuckergehalt?
BeitragVerfasst: 11.02.2021, 16:33 
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Richtig, der Futterwert für sich betrachtet gibt dir keine pauschalen Rückschlüsse auf den Gesamtzuckergehalt.
Man kann die FWZ sowieso allenfalls als Richtschnur sehen denn der Wert variiert von Tierart zu Tierart (z.B. Wiederkäuer vs. Equiden) weil sie unterschiedliche Verdauungsorgane haben. Zudem haben die Tiere auch unterschiedliche Geschmäcker weshalb man Pferde z.B. auf Kuhweiden nachweiden lassen kann.
Was dem einen schmeckt verschmäht nämlich u.U. der andere.

Timothe ist ein vielseitig verwendbares, anspruchsloses Gras. Es verholzt aber schon vor dem Erscheinen der Blütenstände. Neben dem ersten Aufwuchs neigen auch die Folgeaufwüchse zur Verholzung da das Timothe mehrmals im Jahr Blütenstände bildet.
Quelle:
https://www.agrarforschungschweiz.ch/wp ... 1_2243.pdf

Alleine das erklärt mir persönlich den geringen Zuckergehalt im Timothe schlüssig denn wie wir wissen hat spätes Heu z.B. einen höheren Lignozellulose Anteil und somit weniger Zucker als Blattreiches weshalb wir gerade für metabolisch kranke Pferde einen späten, ersten Schnitt als Heu haben möchten weil die Wahrscheinlich damit unter 10% Gesamtzucker zu liegen dann am größten ist.

Die einzigen Zucker die für ein IR-Pferd von Bedeutung sind sind solche die verdaut werden und einen Insulin-Peak verursachen können.
Dies beschränkt sich auf die kurzkettigen ein oder zwei Zuckereinheiten, Zucker wie Glucose und Saccharose.
Fruktan wird übrigens nicht verdaut oder anderweitig in einfachen Zucker zerlegt.
Der Grund das Ponys und Pferde mit IR / EMS anfällig für Hufrehe sind ist also der einfache Zucker- und Stärkegehalt im Gras.

Stärke ist ein Kohlenhydrat und gehört zu den Polysacchariden, den sogenannten Vielfachzuckern und ist den von EMS/IR-lern verträglichen 10% Gesamtzuckergehalt zuzurechnen.

Unstrukturierte Kohlenhydrate sind wasserlösliche Kohlenhydrate die im Dünndarm zu Glukose verdaut werden.
Dies schließt Stärke und Zucker ein und sind die Kohlenhydrate, die die Glukose erhöhen und eine Insulinreaktion verursachen.
Ballaststoffe und Fruktane sind zwar ebenfalls Kohlenhydrate, verursachen jedoch, wie bereits weiter oben erwähnt, keine Insulinspitzen.

Herausgewaschen werden bei einstündigem Waschen lediglich bis zu 30% dieser unstr. Kohlenhydrate was aber erklärt das metabolisch kranke Pferde mit EMS/IR davon durchaus profitieren und sich eine IR darunter schneller relativiert (ein parallel moderates Bewegungsprogramm vorausgesetzt).

Nahrungsergänzung mit Fett ist bei IR-lern mit Bedacht einzusetzen da es das Fünffache der Kalorien von durchschnittlichem Grasheu und das Dreifache von normalem Hafer liefert und eine IR verstärken kann.
Die einfachen Zucker- und Stärkegehalte in Leinsamen sind allerdings niedrig und als weitgehend sicher für insulinresistente / hyperinsulinämische Tiere anzusehen.
Leinsamen wirken durch die wasserlöslichen Ballaststoffe präbiotisch, enthalten die Aminosäuren Lysin, Leucin und sind eine sehr gute Quelle für Methionin, Magnesium, Kupfer, Zink, Omega-3 Fette und Protein.
Lediglich das Calcium/Phosphorverhältnis ist ungünstig weil andersherum als es sein sollte (1 zu 2), dies wird aber durch die Heufütterung ausgeglichen.
Wenn also eine Fettzufütterung angedacht ist bietet sich da der Leinsamen an.

[b]Du siehst weder Zucker noch Fett ist per se gut oder schlecht, man muss es differenzierter sehen.[/b]

Ich möchte hier einmal betonen das ich weder Biologe noch Futterberater bin sondern mich auf fundierte Fachberichte und Studien zum Thema stütze.

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 Betreff des Beitrags: Re: Futterwert gleich Zuckergehalt?
BeitragVerfasst: 13.02.2021, 13:58 
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Lieben Dank! Das kann man gar nicht oft genug durchdenken - Zucker / Stärke / Fett / Kalorien .. und die Auswirkung auf EMS und IR.

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