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Ernährung Esel | Drucken |
Man nehme einen Taschenrechner und ein Maßband und messe den Brustumfang des Esels und die Länge von Schulter bis Sitzbein und füge die Längen in eine Formel ein, die uns das Lebendgewicht errechnet. In der Tabelle können wir nun den Nährstoffbedarf unseres Esels ablesen. Die zur Verfügung stehenden Futtermittel sollte man analysieren lassen, die Daten möglichst einem Computer füttern, der uns dann genau die Ration berechnet. Falls der Esel dann leider abnimmt füttern Sie bitte etwas mehr... ?!
Eine Rationsberechnung im oben beschriebenen Stil bringt immer einige Probleme mit sich, da wir wie bei uns Menschen auch Esel kennen, die unterschiedliche Futterverwerter sind und zudem sind uns die genauen Närstoffgehalte der hofeigenen Futtermittel, mit Ausnahme der Fertigfutter, nicht genau bekannt.
Um den Artikel nicht zu theoretisch werden zu lassen, versuche ich mich auf praktische Ratschläge im Zusammenhang mit der Fütterung zu beschränken .
Von Natur aus ernähren sich Esel von Gräsern, Laub, Kräutern und nach Bedarf auch von Ästen und Rinde der Sträucher und Bäume. Diese Grundnahrung ist sehr Rohfaserreich und hat dazu geführt, daß sich der Verdauungsapparat und der Stoffwechsel darauf angepaßt haben. Das fängt mit einer gründlichen Zerkleinerung durch das abbeißende und zermahlene Gebiß und den dazugehörigen kräftigen Kaumuskeln an. Da die Equiden keine Wiederkäuer sind muß das aufgenommene Futter direkt möglichst fein zermahlen werden um eine große Angriffsfläche für die Verdauungsenzyme und Bakterien im Magen - Darmtrakt herzustellen.
Deshalb ist es sehr wichtig immer auf eine gute Zahngesundheit zu achten, denn was nutzt das beste Futter, wenn es durch unzureichende Zerkleinerung nicht ordentlich verdaut werden kann!
1. Grundfutter
Von den natürlichen Nahrungsquellen der Wildesel leitet sich als Grundfutter ein Raufaserreiches Heu oder ein oberständiges "hartes" Gras ab.
zum Heu:
Bei der Heuernte ist darauf zu achten, daß das Gras erst geschnitten wird, wenn es fast schon beginnt am Halm zu dürren, das ist abhängig von der Gegend in der Regel im Juli der Fall. Am besten eignen sich für Eselheu kräuterreiche Wiesen, die möglichst noch ein oder mehrere Jahre brach gelegen haben.
Doch Vorsicht mit Heu schlechter Qualität! Bei der Suche nach rohfaserreichem Heu wird dem unerfahrenen Eselhalter gerne mehrfach verregnetes Heu untergejubelt. Doch das Beregnen der gemähten Gräser bewirkt natürlich keine Erhöhung des Rohfasergehaltes, sondern hat zur Fölge, daß wichtige Nährstoffe und Mineralien aus dem Halm ausgewaschen werden und weil in der Feuchtigkeit Bakterien weiterleben können, werden durch sie und durch Hefen und Schimmelpilze Nährstoffe, wie Kohlenhydrate und Eiweiße abgebaut. Bei der anschließenden Trocknung bleiben dann Schimmelpilzsporen zurück, die sich im Heustaub wiederfinden und zu Husten und Allergien führen können. Deshalb gilt als Grundregel, daß Grasschnitt, der mehr als zwei Mal beregnet wurde nicht mehr verfüttert werden sollte.
Wenn wir aber nun zur Fütterung unserer Esel nur sehr feines und rohfaserarmes Heu zur Verfügung haben, können wir uns behelfen, indem wir Futterstroh aus Weizen oder Hafer untermischen und zur freien Verfügung bereitstellen. Um weiterem Bedürfnis an Rohfaser und am Kauen zu befriedigen sollte man ein paar Birkenäste oder Holzstämme mit Rinde anbieten.
Zur Weide:
Im Prinzip gelten hier die gleiche Grundsätze wie beim Heu. Da wir im Frühjahr in Deutschland jedoch sehr weiches saftiges Gras auf den Weiden vorfinden ist es äußerst wichtig die Zeit auf der Weide stark einzugrenzen und für ausgleichendes Raufutterangebot zu sorgen.
Ein großer Fehler wird oft darin gemacht, Esel einfach auf der Pferdeweide mitlaufen zu lassen und auch wie Pferde mengenmäßig zu füttern. Durch die höhere Futterausnutzung der Esel, die ca. 30 % über der Futterausnutzung der Pferde liegt, kommt es bei wenig arbeitenden Eseln sehr leicht zu Übergewicht und Erkrankungen durch Überfütterung, wie Hufrehe etc. .
2. Kraftfutter
Im Allgemeinen kann und sollte der Grundnährstoffbedarf eines Esels über das oben beschriebene Raufutter gedeckt werden, ob als Heu oder Gras und in Verbindung mit Sroh. (Durchschnittlicher Bedarf eines ausgewachsenen ca. 150 Kg schweren Esels: 2 - 3 Kg gutes Heu + 3 - 4 Kg Futterstroh )
Wie der Name schon sagt handelt es sich bei Kraftfutter um konzentrierte Futtermittel mit höheren Gehalten an Energie und Eiweiß zur Deckung von höherem Bedarf z. Bsp. bei Arbeit, Wachstum, Milchbildung oder Hochträchtigkeit.
Als Kraftfutter stehen einmal die verschiedenen Getreidesorten zur Verfügung, wobei Hafer, Gerste und Mais in erster Linie eingesetzt werden oder aber komplette Kraftfuttermischungen in Pellet- oder Müsliform. Außerdem können auch gut Zuckerrübenschnitzel eingesetzt werden.
Die einzelnen Getreide können sowohl ganz als auch gequetscht gefüttert werden. Der Mais wird meist gebrochen oder als Flocken verfüttert. Da die Getreide ein ungünstiges ( zugunsten des Phosphor verschobenes ) Calzium / Phosphor - Verhältnis aufweisen ist es erforderlich ein Mineralfutter mit einem hohen Calzuim / Phosphor - Verhältnis zuzumischen. Bei den fertigen Kraftfuttermischungen ist das Mineralfutter und die Vitamine direkt mit eingemischt. Das hat zwar den Vorteil, daß man nicht das Mineralfutter extra zugeben muß, der Nachteil besteht jedoch darin, daß die Mineral - und Vitamingabe für meinen Esel immer an die Kraftfuttermenge gekoppelt ist, deshalb kann es bei sehr geringen Kraftfuttermengen trotzdem noch erforderlich sein ein Mineralfutter zusätzlich einzusetzten.
Bevor man bei Eseln zu Kraftfutter greift um den Energie- und Eiweißgehalt des Futters zu erhöhen, schöpft man alle Möglichkeiten aus, diesen Bedarf durch gehaltvolleres Raufutter zu decken. Zum Beispiel ersetzt man Futterstroh durch Heu und setzt Heu mit höheren Nährstoffgehalten ein. Doch das hat sicher seine Grenzen, deshalb hat auch Kraftfutter besonders bei Arbeitstieren seinen Platz in der Fütterung. Als Faustregel kann man ca. 400 g eines Pony - Kraftfutters bei einem mittleren Esel mit einer Stunde Arbeit am Tag annehmen.
3. Ergänzungsfutter
Um eine ausreichende Mineral-, Spurenenelement- und Vitaminzufuhr sicherzustellen oder um spezielle Bedürfnisse zu decken werden Ergänzungsfuttermittel eingesetzt.
Beim Kraftfuttereinsatz ist schon zur Sprache gekommen, daß die Getreidefütterung eine geeignete Mineralfuttergabe erfordert, damit ein vom Körper für die Resorption vorrausgesetztes Verhältnis von Calcium zu Phosphor nicht unterschritten wird. Vom Futtermittelhandel werden dafür geeignete Mineralfuttermittel angeboten . Das Verhältnis von Calzium zu Phosphor sollte zwischen 1:3 und 1:5 liegen.
Da der Vitamin- , Mineral- , Spurenelement- und Vitamingehalt im Grundfutter schwer konstant sichergestellt werden kann, hat sich die Zufütterung eines qualitativ hochwertigen Mineral- Ergänzungsfuttermittel vor allem im Winter sehr bewährt.
Nach unserer Erfahrung eignet sich z.Bsp. das Präparat "Biroka Ursonne für Pferde" der Firma Schaette, Bad Waldsee sehr gut für Esel.
Im Grundfutter können natürlich auch nur die Spurenelemente enthalten sein, die im Boden in ausreichender Konzentration vorkommen. Deshalb sollte man sich am besten beim Landwirtschaftsamt erkundigen, ob man eventuell in einem Spurenelement - Mangelgebiet lebt ( z.Bsp. Selen ) und besondere Futtermaßnahmen erforderlich sind.
Bei Unsicherheit kann auch eine gezielte Blutuntersuchung Aufschluß geben.
Sommer, wie Winter sollte den Eseln ein Mineralleckstein oder eine Leckschüssel
angeboten werden, hier können sie sich den individuellem Bedarf decken.
Besondere Bedarfssituationen:
Hochträchtigkeit:
Im letzten Drittel der Trächtigkeit erfolgt eine starke Größenzunahme des Fetus mit entsprechender Skelettbildung. In dieser Phase benötigt die Eselstute vermehrt Mineralien, wie Calzium und vermehrt Energie und Eiweiß. Um zu Vermeiden, daß das Calzium aus den Knochen der Stute abgebaut wird, sollte in dieser Trächtigkeitsphase die 1,5 bis 2 - fache Menge Mineralfutter zugefüttert werden. Der erhöhte Bedarf an Energie und Eiweiß wird wegen der eingeengten Verdauungsorgane über Kraftfutter gedeckt. (Mittlere Eselstute ca.: 600 - 700g / Tag, aber aufpassen! Nicht fett füttern !!!)
Wachstum:
Nach dem Absetzten von der Mutterstute erhalten Eselfohlen zur Ausbildung eines stabilen Skeletts Mineralfutter mit ausreichendem Calziumgehalt, wobei das Calzium möglichst in einer gut verfügbaren organischen Verbindung vorliegen sollte . (z.Bsp. Calziumcitrat) . Mit Kraftfutter geht man jedoch sparsam um, damit das Wachstum nicht durch die zusätzlichen Energie- und Eiweißgaben beschleunigt wird. Dadurch könnten nämlich Wachstumsstörungen entstehen.
Alte Esel:
Mit fortschreitendem Alter verschlechtern sich die Vorraussetzungen für eine optimale Verdauung. Das fängt an mit den Abnutzungserscheinungen am Gebiß. Die Backenzähne werden im Laufe des Lebens eines Esels bei Abnutzung nachgeschoben. Früher oder später sind dann die Zähne soweit abgenutzt, daß sie ungleich oder überhaupt nicht mehr nachgeschoben werden und sogar zum Teil ausfallen. Bei regelmäßigen Zahnkontrollen sollten frühzeitig Zahnprobleme erkannt und möglichst behoben oder verringert werden, wenn jedoch die Zahnsubstanz am Ende ist, muß dem Problem unbedingt auch durch angepaßte Fütterung begegnet werden. Da die Verdaulichkeit durch das schlechtere Kauen abnimmt und gleichzeitig im Alter die Aufnahmefähigkeit des Darmes abnimmt, können wir gehaltreicheres Futter anbieten, welches möglichst auch noch einfacher zu kauen ist.
Dazu eignet sich erst einmal weicheres Gras oder Heu bzw. 2. Schnitt. Danach kann gehäckselte Luzerneheusilage und später dann eingeweichte Heu - Pellets verfüttert werden. Es hat keinen Wert zu versuchen den Nährstoffbedarf überwiegend durch Kraftfutter zu decken, da nur eine gute Verwertung des Futters im Verdauungstraktes möglich ist, wenn sich überwiegend Raufutter im Darm befindet!
Auch bei den alten Eseln ist eine erhöhte Mineralfuttergabe auf das 1,5 - fache der Ration für mittelalte Esel erforderlich.
Esel mit Hufproblemen:
Es gibt unterschiedliche Ursachen für schlechte, brüchige Hufe. So haben einige Tiere anlagebedingt eine nicht optimale Hufbildung. Nach Krankheiten kann sich das Hufhorn verschlechtern, besonders natürlich wenn, wie bei Hufrehe zum Beispiel, der Huf direkt von der Krankheit betroffen ist. Ernährungsbedingte Hufprobleme liegen nicht unbedingt an einem Nährstoffmangel im Futter, sondern sind oft die Folge von individuellen Störung der Resorption einzelner Nahrungsbestandteile, wie auch einiger Spurenelemente. Man hat zum Beispiel bei einer großen Anzahl von Pferden mit Hufhornproblemen einen Zinkmangel im Hufhorn und auch im Blut nachgewiesen. Man kann bei Zinkmangel versuchen über die Ernärung einen Ausgleich zu schaffen, doch finden sich nur sehr wenige Präparate auf dem Markt, die dafür geeignet wären. Es sollten nur organische Zinkverbindungen zur Anwendung kommen (z.Bsp. Hesta plus Zink, Mühle Ebert), da die üblicherweise den Biotinpräparaten zugesetzten anorganischen Zinkverbindungen fast gar nicht resobiert werden. Was nutzt da die schöne Inhaltsangabe auf dem Etikett, die uns einen gewissen Gehalt an Zink verspricht, wenn es durch den Kot wieder ausgeschieden wird ? Doch wie schon oben erwähnt findet man in einer Eselpopulation bei gleicher Ernährung unterschiedliche Zinkgehalte in Blut und Horn. Es ist also nicht nur fütterungsbedingt sondern es bestehen individuelle Unterschiede in der Fähigkeit Inhaltsstoffe aus der Nahrung aufzunehmen. Deshalb ist es ganz besonders schwer, diesen Problemtieren die für sie mangelhaft verwertbaren Stoffe so anzubieten, daß sie doch noch ausreichend aufgenommen werden können. Die Aufnahme kann man mit einer Vergleichsblutprobe messen.
Trockene und spröde Hufe im Sommer lassen sich nicht einfach wegfüttern! Die tragende Hornwand besteht aus Röhrchenhorn, das durch eine Kittsubstanz aus Fettsäuren, Eiweißen und Wasser besteht. Wenn nun Störungen der Kittsubstanz zu spröden brüchigen Hufen führen, kann man versuchen durch dreimal wöchentliches Wässern der Hufe mit anschließendem Einfetten die Elastizität zu verbessern. Die zusätzliche Gabe von ca. einer halben Tasse Mazola Keimöl täglich im Futter scheint die Kur zu unterstützen.
Die wohl allen bekannte Biotin - Zufütterung kann sich bei Störungen der Haar- und Hornqualität auch günstig auswirken. Es sind jedoch sehr hohe Dosen notwendig, so benötigt ein mittlerer Esel 8 mg Biotin täglich über mehrere Monate. Bei Erreichen des Erfolges genügt dann eine Dosis von ca 1 mg täglich. Die Wirkung des Biotins kann sich jedoch nur optimal entfalten, wenn in der Futterration genügend Calzium, die Aminosäure Methionin (ca. 3,5 g pro Tag) und Zink ( ca. 100 mg pro Tag) enthalten sind. Aus diesem Grund wurden auch Kombinationspräparate dieser Komponenten entwickelt, die zum Teil noch mit Hefe, Luzerne, Lecithin, Gelatine, Seealgenmehl und anderem mehr versetzt werden. (z. Bsp. Huf-Vital oder Farriers Formular) . Aber es sei nochmals darauf hingewiesen, nicht der Gehalt einer Substanz auf dem Etikett ist entscheidend für die Resorption, sondern die Verfügbarkeit der Verbindung in der sie vorliegt. Und das schreiben die wenigsten Hersteller auf das Etikett. Also immer gut informieren, bevor man auf Mogelpackungen hereinfällt !
Esel im Fellwechsel:
Im Frühjahr und Herbst jeden Jahres ist der Organismus der Esel damit beschäftigt, ein neues Haarkleid zu produzieren. Haare und Horn bestehen aus schwer zersetzbarem Eiweiß mit hohem Schwefelgehalt. Um die Eiweißproduktion zu erleichtern gibt es sehr viele Rezepte. Im Grunde freut sich der Körper , wenn man ihm in dieser Zeit etwas mehr Energie und Eiweiß in Verbindung mit Mineralien zur Verfügung stellt, aber es nicht übertreibt ! ( z. Bsp. plus 250g Kraftfutter pro Tag ).
Bei Störungen des Fellwechsels können verschiedene Ursachen bestehen. Die oben beschriebenen Informationen zum Huf kann man direkt auf das Fell übertragen, nur übertreiben Sie es bitte nicht mit dem Wässern der Esel !
Die Haare sind ein Spiegel des Organismus, deshalb ist bei Fellstörungen immer der Esel gründlichst auf innere Probleme zu untersuchen !
Eine typische Störung bei alten Eseln ist die Bildung von sehr langem Fell, das auch beim Fellwechsel immer schlechter werdend abgestoßen wird und zum Schwitzen führen kann. Die Ursache dafür kann in einer Störung der Funktion, bis hin zu einer chronischen Veränderung (Adenom) der Hirnanhangsdrüse liegen, die für die Steuerung von Fellwechsel eine bedeutende Rolle spielt.
Quelle:
http://www.pferdepraxis-stoll.de/content/view/14/30/