Hier konnen allgemeine Fragen zum ECS gestellt und diskutiert werden.
12.09.2013, 11:46
Hallo alle miteinander,
ich bin hier heute schon einige Stunden unterwegs und habe schon viel gelesen. Falls ich also trotzdem einen Thread zu dem Thema übersehen habe wäre ich für einen Link dankbar
Also: die Frage mit der ich mich im Moment beschäftige haben schon viele geäußert. Ich überlege, ob ich mein Pony eindecken soll.
Er ist 20 Jahre alt und wird jetzt seit zwei Jahren mit Prascend behandelt, auf das er auch gut reagiert. Er ist 1,25m, hat ca 250-300kg und bekommt 0,5mg. Neben dem ECS hat er, und deshalb mache ich mir die Gedanken, eine chronisch veränderte Lunge. Er hat wohl mal eine verschleppte Erkältung gehabt und jetzt hat er z.B. im Sommer wenn es warm ist und eine hohe Luftfeuchtigkeit ist Probleme mit der Luft. Außerdem hustet er bei Bewegung immer ab, also etwas Schleim ist immer da. Ab und an bekommt er eine Kur Venti, aber viel mehr kann man halt nicht machen.
Da er aber letztes Jahr wirklich sehr langes Fell hatte und grundsätzlich immer lieber im Regen und Wind als in der Box steht mache ich mir etwas Sorgen, dass ihm das einfach nicht gut tut. Ich habe hier jetzt auch schon gelesen, dass bei langem Fell schneller die Unterwolle feucht werden kann, es einfach nicht so dicht ist.
Vielleicht habt ihr Meinungen/Erfahrungen dazu!?
Vielen Dank und viele Grüße
12.09.2013, 12:40
Deine Befürchtungen sind nicht unbegründet.
Das hat jetzt allerdings nicht generell etwas mit dem längeren Fell zu tun sondern mit der Fellstruktur bei den Cushis.
Es gibt da schon einige welche da trotz der Felllänge Probleme haben.
Das sollte man halt genau im Auge behalten und im Zweifel dann eindecken.
LG Eddi
12.09.2013, 17:28
Hallo.
Ich deck mein Mädl auch ein. Sie hat jetzt ne Übergangsdecke drauf. Mache das seit 2 Jahren. Es tut ihr gut. Ich merks einfach. Sie is nicht mehr so stocksteif und das Fell wird a nicht so dick. Dadurch schwitzt sie kaum beim reiten.
Grüssle
12.09.2013, 19:13
Vielen Dank für eure Antworten.
Ja ich hatte mir das schon gedacht. Aber manchmal hat man als Mensch ja das Gefühl der MUSS doch frieren, obwohl es gar nicht so ist
Da ich ihn allerdings eh im Frühling immer scheren muss wäre es natürlich schon ein Vorteil wenn er dann gar nicht erst so super dickes Fell bekommt.
Ich werde es einfach im Auge behalten
13.09.2013, 11:02
Kleiner allgemeiner Denkanstoß zum Thema:
Das wohlbehütete Pferd, ein Artikel aus „Bayerns Pferde" 2002 von Dr. Maximilian Pick, Pferde-Fachtierarzt, Buchautor, Tierschützer.
Schlägt man einen Katalog für Reitsportutensilien auf, dürfte ein "normaler" Mensch, der nicht mit dem Reitsport und der Pferdehaltung befasst ist, aus dem Staunen nicht herauskommen: Teuerste Sättel, die so viel kosten wie ein einfaches Freizeitpferd, eine Unzahl von Sattelunterlagen, die dem Reiter vorgaukeln, dass der komfortable Sitz mitgekauft werden kann, Bandagen und Gamaschen, die das Pferd davor bewahren sich selbst zu verletzen und dem Reiter ein rücksichtsvolles Reiten ersparen, Kopfstücke, Zaumzeug, Ausbinder in alle Richtungen machen es angeblich - einfach, das Pferd zu beherrschen. Wozu noch Reiten lernen, wenn man alles im Laden kaufen kann? Wer noch mit einer einfachen Wassertrense das Pferd an die Hilfen stellen will oder gar ein Pferd artgerecht halten möchte, geht nicht mit der Zeit.
Seitenweise werden auch Pferdedecken angeboten, die das Pferd vor allen möglichen Schädlichkeiten schützen sollen: Vor Regen schützt die Regendecke, dem schwitzenden Pferd hilft die Abschwitzdecke, die Nierendecke bewahrt das Pferd vor Nierenerkältungen, beim Ausreiten hat man die Ausreitdecke, der modebewusste Reiter kann wahlweise mit einer Lodendecke oder einer Baumwolldecke ausreiten. Die Fliegendecke schützt das seiner
Dreck-(Schutz)-Schicht entkleidete, evtl. sogar gewaschene und säuberlich frisierte Pferd vor den lästigen Insekten. Die Stalldecke ist für den Stall, und das kleine Fohlen gewöhnt sich rechtzeitig an den perversen Deckenkult mit einer Fohlendecke. Wer jetzt glaubt der Autor dieser Zeilen wurde übertreiben, der muss nur einen entsprechenden Katalog aufschlagen.
Welchen Zweck haben aber die Decken nun wirklich? Es kann doch nicht sein, dass alle Welt Decken benutzt, ohne dass ein vernünftiger Grund dahinter steckt.
1. Grund:
Die Erkältungskrankheit
Ein Pferd, welches im Wind oder in der Zugluft steht, vielleicht gar nass ist, sei es vom Regen oder vom Schweiß, wird sich erkälten. So behaupten die selbsternannten "Pferdekenner". In den 40 Jahren seiner tierärztlichen Pferdepraxis hat der Autor aber kein einziges erkältetes Pferd erlebt! Gewiss, es gibt Infektionskrankheiten, Heu- und Stroh-Stauballergien und Lungenprobleme durch schlecht belüftete Stallungen u.ä. Diese Pferde helfen sich mit Husten als Abwehr und Heilmaßnahme. Erkältet sind sie nicht, ganz im Gegenteil, wären sie in frischer - kalter - Luft gestanden, würden sie nicht in dem Maße an Atemwegserkrankungen leiden. Bei einer vernünftigen Stallung sind Decken überflüssig: die Pferde stehen nämlich hier jeden Tag und bei jedem Wetter auch auf der Weide und haben deshalb auch kaum Atemwegserkrankungen. Sie haben einen gut trainierten Thermoregulationsmechanismus.
Wenn also der Grund der Erkältung nicht stichhaltig ist, dann muss doch ein anderer Grund das Eindecken der Pferde rechtfertigen.
2. Grund:
Das Winterfell
Auch hier sagt der Deckenfetischist: Deckt man die Pferde im Herbst nicht rechtzeitig ein, bekommen sie ein stärkeres Winterfell und schwitzen beim Reiten sehr stark. Hier kann man nur sagen: Na und ... ? Es ist richtig, dass manche Pferde - vor allem die alten - im Winter ein relativ dichtes Winterfell bekommen. Zum Glück, denn bei einer artgerechten Haltung sollten sie auch im Winter tagsüber auf der Koppel sein und hier brauchen sie einen Kälteschutz. Das heißt aber nicht, dass sie nicht auch im Winter gearbeitet werden können: Die Dressurarbeit oder das Springtraining kann auch mit einem Winterfell unverändert weitergehen. Natürlich schwitzen die Pferde schneller und intensiver. Aber sie trocknen schneller wieder, wenn man ihnen anschließend keine Decke auflegt. Am schnellsten trocknen sie auf der Weide. Innerhalb von wenigen Minuten sind Fell und Haut trocken. Nicht so die eingedeckten Pferde: diese schwitzen unter Umständen noch nach einer Stunde. Geradezu schädlich sind die Solarien. Hier dauert der Trocknungsprozess noch länger. Letztendlich will die Natur die innere Körpertemperatur, die durch Winterfell und Arbeit schnell gestiegen ist, durch Schwitzen wieder abbauen. Natürlich ist es unreiterlich, ein Pferd intensiv zu arbeiten und es übergangslos in die Box oder auf die Koppel zu stellen. Jede Arbeit ist mit einer längeren Schrittphase abzuschließen. Das Pferd sollte den Reiter nicht nur als fordernden, sondern auch als entspannten, freundlichen und lobenden Freund kennen lernen. In diesem Zusammenhang ist es als Gipfel einer fehlenden horsemanship anzusehen, die Pferde zum "Trocknen" an eine Führanlage zu "hängen", die die psychologisch wertvolle Schritt-Abschlussphase ersetzen soll.
Aber keineswegs ist es erforderlich, die Pferde so lange Schritt zu reiten, bis sie ganz trocken sind. Auch ein noch feuchtes Pferd wird sich in Wind und Wetter nicht erkälten.
3. Grund:
Der verspannte Rücken
Es ist unklar, auf welcher Erfahrung die Behauptung beruht, ein nicht eingedecktes Pferd habe schneller Rückenprobleme. Ein guter Reiter wird sein Pferd durch korrektes Reiten im Rücken locker machen. Der schlechte Reiter aber kann sein Pferd auch mit drei Decken eindecken, das Pferd wird trotz dieser Maßnahme bei mangelhafter Hilfengebung und schlechtem Beritt immer verspannt bleiben. Eine Decke als "Beritthilfe"? Diesen Grund kann nur ein unerfahrener und schlechter Reiter vorgeben.
4. Grund:
Der Schmutz
Das Argument des Schmutzes ist wahrlich nicht zu entkräften. Tatsächlich macht es Arbeit, ein Pferd, welches sich auf der Weide gewälzt hat, zu "entkrusten". Aber das Pferd braucht die Dreckkruste auf der Haut als eine Art der Haut- und Fellpflege. Das Pferd hat andere Vorstellungen von Hygiene und andere Bedürfnisse als wir Menschen. Lassen wir doch dem Pferd die Freude des Wälzens im Schlamm, im Sand oder in der Erde. Es wird glücklich sein und auch eine gesunde Haut haben. Auch die lästigen Insekten können so eher abgewehrt werden. Die Zeit von 10 Minuten zum Putzen sollte man vor dem Reiten schon haben.
5. Grund:
Die Wertsteigerung
Wenn Herr Springhoch und Frau Mitteltrab ihr 1oo.ooo,- DM Pferd nach der Arbeit bedeutungsvoll eindecken, so hofft doch auch Lieschen Pferdelieb, dass ihr Doppelpony etwas an Wert gewinnt, wenn es wenigstens eine schöne Decke anhat.
6. Grund:
Das gute Tun
Viele Reiter haben unterbewusst manchmal (oder immer) ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihrem Pferd zu viel abverlangen. Andererseits war das Pferd sehr teuer und sie wollen eine adäquate Gegenleistung von ihrem "Sportgerät". Sozusagen als Entschuldigung oder auch als Dankeschön tun sie dem Pferd nach Abschluss der Arbeit etwas "Gutes": sie legen dem Tier eine schöne Decke auf. Aber sie tun nur sich selbst etwas Gutes!
7. Grund:
Pflegebedürfnis
Pferdepflege ist nicht nur ein Gebot der Hygiene und Gesundheit, sie hat noch wesentlich wichtigere Bedeutung für das Wohlbefinden der Pferdebesitzer. Das Umsorgen, Versorgen, Betreuen, Bemuttern, Verhätscheln, Zufüttern und ähnliches mehr gipfelt irgendwie auch in einer Decke. Sie ist die Krone der Fürsorge. Der Mensch tut sich hier selbst einen Gefallen. Besonders junge Mädchen, die ihre Puppe gerade mit einem Pferd eingetauscht haben, glauben hier ihre Pflege weiter betreiben zu müssen. Dem Pferd wird man mit dieser naturfremden Betreuung sicherlich nichts Gutes tun.
8. Grund:
Tiermedizinischer Notfall
Dies ist wirklich einer der wenigen vernünftigen Grunde für eine Decke: Im Schock - sei es nach einem Unfall, bei der Kolik, bei starkem Blutverlust oder ähnlichem kann es von großer medizinischer Bedeutung sein, das Pferd vor einem weiterem Temperaturverlust zu bewahren. Hier ist eine gute warme Decke absolut vernünftig und gerechtfertigt.
Nun könnte der aufmerksame Leser meinen, die Aufregung des Autors über Decken wäre völlig überflüssig, da sie doch keinen Schaden am Pferd ausrichten können. Dem ist jedoch nicht so: Das Thermoregulationszentrum des Pferdes wird nur durch Temperaturschwankungen in der Umgebung des Pferdes trainiert. Wenn es schon eine Forderung der Stallhygieniker ist, dass die Stalltemperatur an die Außentemperatur angeglichen werden soll, so gilt dies auch für die unmittelbare Luftschicht in direkter Umgebung zu der Pferdehaut. Auch kann die Bedingung einer artgerechten Weidehaltung nicht erfüllt werden, wenn die Pferde nachts eingedeckt im Stall stehen und tagsüber ohne Schutz auf der Weide. Oder sollten die Pferde vielleicht mit Decke auf die Weide kommen? Eingedeckte Pferde auf der Weide aber sind der Gipfel der Unvernunft. Artgerecht gehaltene Pferde haben die geringsten Risiken einer Atemwegsinfektion, einer Kolik und vieler anderer Krankheiten. Im Übrigen ist es doch eigenartig, dass die oben erwähnten selbsternannten Pferdefachleute es weitgehend tolerieren, wenn Pferde in den ersten drei Jahren ohne Decken im Gestüt auf die Weide gehen und nach Abschluss ihrer sportlichen Karriere wieder in die "Unbillen" der Natur in den sogenannten "Gnadenhof' entlassen werden.
Fazit:
Die Vermenschlichung der Pferde ist ebenso tierschutzwidrig wie die Missachtung des Pferdes als Mitgeschöpf. Wind, Kälte, Sonne, Regen, Mucken und Schmutz sind für das ehemalige Steppentier Pferd adäquate und gut zu tolerierende Faktoren. Besser jedenfalls als die ausschließliche Stallhaltung und die Pferdedecke.
13.09.2013, 14:50
Mhhh
Nun stellt sich mir aber die Frage gar nicht mehr ob oder ob nicht eindecken. Denn (!)
Wyoming ging im Wetterwechsel stocklahm. Wurde es kalt und sie evt noch mass, so war sie lahm.
Klar gings mit Bewegung schneller wieder weg. Aber manchmal steht son Hotti auch mal und dann hilft auch 1h schôn vorwärts abwärts reiten nix, wenns danach wieder kalt wird am Buggl.
Ich deck ein. Hab ich bei meinen anderen Rössern NIE!
Ich hatte ned mal nen Plan wie ne Regendichte decke sich von ner anderen unterscheidet obwohl ich seit 25 Jahren mit Pferden hantiere. Ich bin/war immer gegens eindecken. Aber bei Wyoming TUT DAS NOT!!!
Komme was wolle!
Jacky
13.09.2013, 17:35
Wirklich ein sehr gelungener Artikel!
Das sollten sich einige Leute mal durchlesen die ihr Tier mit Babyöl und Huffett nerven.
Allerdings gehe ich ja nicht von einem gesunden Pony aus
Meiner steht im Offenstall, immer draußen, alles super, aber hat nunmal Cushing und das Lungenproblem. Und das bringt halt ein paar Probleme mit sich. Würde ihn liebend gerne ohne stehen lassen!
VG
13.09.2013, 17:46
So ist es!
Ich decke meine LisKa auch ein; sie ist ein Ekzemer und baut nicht genug Winterfell auf und friert dementsprechend.
Sie istr sogar bei mir aufgewachsen und bis 5-jährig war auch alles gut.
Sie ist auch empfindlich auf der Lunge aufgrund ihrer Allergie und vor Jahren war es so: ein Regenschauer im Hochsommer, danach sofort eingedeckt, trotzdem am und ab nächsten Tag gehustet...
Dies ist ein wirklich guter Artikel gegen die Eindeck-Mania bei gesunden Pferden die mitlerweile wiklich haarsträubende Extreme aufweist und wirklichnicht mehr artgerecht ist
14.09.2013, 08:03
Und du fährst gut mit dem eindecken?
Tja es ist nunmal so, was für den Menschen schick oder bequem ist, das BRAUCHT das Pferd dann halt
VG und einen schönen Samstag
14.09.2013, 08:38
Ich decke im Winter meinen 34jährigen(in 5 Monaten wird er 35) DR-Wallach ein, dem fehlt leider die Speckschicht und er baut ohne Decke leider stark ab. Er bekommt eine mit 200g Füllung, entweder eine Führmaschinendecke oder wenn es richtig kalt wird die Amigo Medium.
Meinen 40jährigen Shettyopa habe ich letzten Winter erstmals eindecken müssen, weil er ohne Decke dünner wurde. Mal sehen, wie es diesen Winter aussieht. Beide haben gut Pelz eigentlich, aber bei nasskaltem Wetter fangen sie schonmal an zu schlottern, das muss dann nicht sein.
24.11.2015, 13:01
Ich kram das Thema mal wieder vor, weil die Überschrift so gut passt.
Dass grad bei Regen Cushingpferde etwas empfindlich sind ist mir bekannt, aber wie ist es mit Temperaturen knapp über 0C und kälter und Wind aber trocken?
Meiner hat ziemlich dickes Plüschfell und schwitzt schnell beim reiten und trotzdem hab ich das Gefühl, dass eine normale, ungefütterte Regendecke nicht reicht wenn es nicht grad 5C bei Sonne und Windstille sind. Ich dachte immer ich weiß wie "warm" ich ihn anziehen muss, aber mit dem Cushing scheint sich nochmal alles zu ändern
Ich würde mich freuen wenn ihr vielleicht eure Erfahrungen dazu teilt